3. Quartal 2019
Mittwoch, 21. August 2019
Warum darf der eine Storch nicht mehr aufs Nest?
In der letzten Phase der Jungenaufzucht übernachten die Storcheneltern meist irgendwo in der Nachbarschaft,. Ist der Nachwuchs dann endgültig abgezogen, kehren die Eltern wieder auf das Nest zurück. Aus Hornbostel (CE) kam nun die Nachricht, dass seit über drei Wochen das Junge weg sei, die Eltern aber allabendlich gemeinsam zurückkehrten. Einer lande auf dem Nest, ließe aber den anderen nicht drauf, und der müsste dann auf der Sirene nebenan übernachten.
Weil für mich dieses Geschehen, wenn es denn so stimmte, undurchsichtig war, machte ich mir gestern Abend vor Ort selbst ein Bild. Um 20.30 Uhr kamen die beiden Störche angeflogen. Und tatsächlich: Der eine landete, wehrte aber den zweiten ab, und der nahm dann Platz auf der Sirene. Des Rätsels Lösung ergab sich beim Blick durch das Spektiv. Beide Störche waren beringt. Bei dem auf dem Nest handelte es sich um DEW 2T 640, das diesjährige Hornbosteler Männchen. Der - oder besser die - auf dem Mast entpuppte sich aber als DEW 4T 459, die Störchin der diesjährigen Neuansiedlung auf dem Jann Hinsch Hof im 5 km entfernten Winsen. Dort wurden sie und ihr Partner aber seit drei Wochen nicht mehr gesehen.
Was aber war mit der Hornbosteler Störchin mit der Ringnummer DEW 1X 389? War sie verunglückt? War sie zusammen mit ihrem flüggen Nachwuchs abgezogen? Das hatte sie vor Jahren schon mal gemacht und sich mehrere Tage in Storchentrupps an der Elbe aufgehalten, war dann aber doch noch mal nach Hornbostel zurückgekehrt. Oder war sie, mit ihren 15 Jahren auch nicht mehr die Jüngste, gar von der Winser Störchin vertrieben worden? Wie dem auch sei: Dem Hornbosteler Männchen ist die Neue wohl nicht ganz unsympathisch. Schließlich sind sie tagsüber gemeinsam unterwegs. Aufs Nest aber lässt er sie nicht. Seine innere Stimme sagt ihm wohl: Eigentlich gehört da doch eine andere hin.
Dienstag, 20. August 2019
Früher Familenabzug
Normalerweise fliegen bei den Weißstörchen die Jungen vor den Alten. Manchmal, insbesondere auch bei Spätbruten, begibt sich gleich die ganze Familie auf die Reise in das Winterquartier. Dies geschah nun auch in Allerbüttel (GF), wo nach vielen Jahren wieder ein Junges groß wurde. Am 12. August war es erstmals vom Nest geflogen. Am 17. August morgens wurden Eltern und Jungstorch zum letzten Mal gesehen. Seitdem ist das Nest leer. Offensichtlich sind sie gemeinsam abgezogen. Ob das gut gehen kann mit nur sechs Tagen Flugerfahrung beim Nachwuchs? Oder wird dieser Jungstorch dann zu den vielen gehören, die das erste Jahr nicht überleben? Vermutlich sind die Eltern Ostzieher, die im mittleren Ostafrika und teilweise sogar in Südafrika überwintern. Bei ihnen ist die Verlustquote bei den Jungstörchen ohnehin wesentlich höher als bei den in Spanien überwinternden Westziehern.
Sonntag, 18. August 2019
Ost- oder Westzieher?
Weißstörche überfliegen bei ihrem Zug von den europäischen Brutgebieten in die afrikanischen Überwinterungsgebiete die jeweils engste Stelle zwischen den beiden Kontinenten. Das ist im Osten der Bosporus und im Westen die Straße von Gibraltar. Immer mehr Westzieher überwintern allerdings in den letzten Jahren nicht mehr in Afrika, sondern bereits in Spanien, Portugal und Frankreich. Da bei den Weißstörchen die Jungen vor den Alten abziehen, stellt sich die Frage, welche Faktoren über die Richtung entscheiden, die sie einschlagen. Siehe dazu den Beitrag vom 14. August 2017: "Wer bestimmt, wo's lang geht?"
Am 13. August 2019 zogen die drei Jungen vom Nest Mylius in Langlingen (CE) ab. Zwei Tage darauf wurde einer von ihnen schwer verletzt 120 km weiter westlich im Kreis Minden-Lübbecke (NRW) aufgefunden. Er musste eingeschläfert werden. Die Langlinger Brutstörche zählen seit Jahren zu den letzten, die im Kreis Celle eintreffen. Ich rechne sie darum zu den Ostziehern. Dieser Jungstorch indes war offensichtlich auf dem Flug gen Westen. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass er später doch noch die Ostroute eingeschlagen hätte. Schließlich sind ja ein - wenn auch kleiner- Teil der NRW-Störche Ostzieher. Ostzieher war 2016 ein Jungstorch des definitiv westziehenden Elternpaares in Triangel. Er wurde auf dem Zug in Polen abgelesen. Ein Jungstorch vom Nest Fallersleben-Düpenwiesen wurde 2012 auf dem Zug in Israel abgelesen. Bei den Eltern handelte es sich hingegen um Westzieher. Ablesungen in den folgenden Jahren bis in den September hinein im Bereich BS-Rieselfelder legen den Schluss nahe, dass er dann vom Ost- zum Westzieher geworden ist (Meldung G. Fiedler) .
Freitag, 16. August 2019
Nun fliegen sie alle
In dieser Woche unternahmen nun auch die Jungstörche in Meißendorf-Breliendamm (CE), sowie in Allerbüttel, Isenbüttel und Ettenbüttel (GF) ihre ersten Abflüge vom Nest. Somit sind nun alle diesjährigen Jungstörche in den Kreisen Celle (39) und Gifhorn (80) flügge geworden. Immer mehr von ihnen sind inzwischen ganz abgezogen. Sie befinden sich derzeit in Sammelzentren wie dem Bereich BS-Rieselfelder, Alba-Deponie und Okeraue oder auch schon direkt auf dem Flug ins Winterquartier. Wann wird dies bei den zuletzt flügge gewordenen Jungen der Fall sein? Nun, rechnen wir normalerweise etwa ab zwei Wochen nach dem ersten Verlassen des Nestes, kann dies bei Spätbruten auch schon eher stattfinden. In solchen Fällen kommt es auch vor, dass dann gleich die ganze Familie abzieht. Normalerweise fliegen ja die Jungen vor den Alten.
Dienstag, 13. August 2019
Störche unterwegs
Seit über einer Woche ist insbesondere die Region BS-Rieselfelder, Alba-Deponie, Okeraue Sammelzentrum und/oder Zwischenstation für den Flug in die Winterquartiere. Auch darüber hinaus mehren sich die Meldungen von durchziehenden Storchentrupps. Da kann es dann schon mal passieren, wie jetzt in Dransdorf (OT Bonn), dass man unerwarteten Besuch auf dem Dach bekommt (Foto Andreas Dyk). Vermutlich sind die ersten Westzieher schon in Spanien eingetroffen.
Auch Ostzieher sind schon unterwegs. Aus Israel (Israel heute) kommt die Meldung, dass bereits rund 31 000 (von erwarteteten 350 000) Störche dort eingetroffen bzw. durchgeflogen sind. In Israel wird der Vogelzug aus Gründen der Flugsicherheit radarüberwacht.
Sonntag, 11. August 2019
Auf uns'rer Wiese sitzet was
Er watet nicht durch die Sümpfe, und er gehet auch nicht auf uns'rer Wiese - nein, er sitzt drauf. Schon zweimal hat mich in den letzten Tagen ein besorgter Anruf erreicht: " Der eine von unseren Störchen sitzt auf der Wiese und ist seit über einer Stunde nicht aufgestanden. Hat er sich vielleicht verletzt? Könnte er krank sein? " Die Antwort: Dass Störche sich auch mal länger hinsetzen - oft auf dem Nest und zuweilen auch auf Wiese oder Acker - ist normal. Sie ruhen sich aus. Über längere Phasen kann dies übrigens nach der Rückkehr aus dem Winterquartier geschehen, wenn der Heimkehrer sich erst mal im Nest von den Strapazen des Rückfluges erholen muss. In dieser Zeit kommt dann auch die Frage: "Kann es sein, dass die Störche schon brüten?" Nein, so schnell nun auch wieder nicht. Wenn später die Jungen gut versorgt sind, gilt für die Eltern: "nach getaner Arbeit ist gut ruhen". Auch Störche in Durchzüglertrupps, die sich ordentlich sattgefressen haben, ruhen sich unterwegs zuweilen aus, indem sie sich einfach hinsetzen.
Übrigens: Sollte sich ein Storch nach etlichen Stunden immer noch an der gleichen Stelle befinden, könnte man die Probe aufs Exempel machen und langsam auf ihn zugehen. Wenn er dann weiter sitzen bleibt oder nur mühsam versucht, sich zu entfernen, hat er vermutlich ein Problem. Dann gilt es zu überlegen, was zu tun ist. Der Storchenbetreuer und das NABU AZ Leiferde sind anrufbar.
Freitag, 9. August 2019
Was macht er, was machen unsere anderen in die Pflege nach Leiferde gebrachten Jungstörche?
- DEW 9T 657, der Westerholzer Güllestorch, befindet sich weiter auf dem Wege der Besserung. Er ist zur Zeit noch in der Quarantänestation, frisst aber schon lebende Mäuse. Tote Eintagsküken hingegen verschmäht er.
- DEW 9T 011 hatte in Nienhagen (CE) einen Sturz vom Nest auf das Zwischendach lebend überstanden (7. Juni) Es stellte sich heraus, dass er sich dabei an einem Flügel einen Grünholzbruch (in der Wachstumsphase unvollständiger Knochenbiegungsbruch, bei dem die umhüllende elastische Knochenhaut erhalten bleibt) zugezogen hatte . Eine Zeitlang wurde er getapet. Jetzt befindet er sich im Freigelände. Ob er mit dieser Knochenverformung fliegen kann, ist offen. Zur Zeit tut er es jedenfalls noch nicht. Sollte sich das nicht ändern, wird er als Dauerpflegling in Leiferde bleiben.
- DEW 9T 602 hatte sich bei einem seiner ersten Freiflüge in Wienhausen in einem Schneegitter verfangen (4. Juli). Schwerere Verletzungen wurden nicht festgestellt. Er kam ins Freigehege. Dort wurde er nun bei einer Kontrolle am 7. August nicht mehr angetroffen. Vermutlich ist er schon ganz aus Leiferde abgezogen.
- DEW 9T 615 muß nach seinem Rätselflug von Klein-Schwülper über Springe, Rehburg-Loccum bis Hildesheim (29. Juli) , bevor er ins Freigehege kommt, noch weiter Gewicht zulegen. Er verschlingt das Futter geradezu - am Mittwoch waren es 30 (!) Eintagsküken. Das ist unnormal. Auch darüber hinaus ist er verhaltensauffällig.
- DEW 9T 625 - im Alter von sieben Wochen und damit noch völlig flugunfähig unter dem Nest in Weyhausen-Süd/Hohe Horst aufgegriffen (10. Juli) - hat das Freigehege verlassen. Am 8. August hat ihn G. Braemer in einer Gruppe von 65 Störchen auf einem gegrubberten Acker nahe der Autobahnabfahrt Watenbüttel abgelesen.
- DEW 9T 644, der von seinem ersten Abflug in Jembke (4. Juli; 10. Juli) nicht mehr zurückfand und in Leiferde mehrfach u.a. Gummibänder ausgewürgt hatte, war ebenfalls nicht mehr im Freigehege. Auch er wird abgezogen sein.
Donnerstag, 8. August 2019
Güllestorch: Zustand stabilisiert sich
Zu dem gestern in Westerholz in ein Güllesilo geratenen Jungstorch teilt die NABU Pflegestation in Leiferde mit: "Noch mag er nicht fressen und bekommt Infusionen, aber er steht, und das sieht schon einmal gut aus. Eine Schädigung durch die Aufnahme von Gülle oder deren Gase durch Einatmen kann momentan nicht ausgeschlossen werden". Das ist ja erst mal eine positive Nachricht. Auf dem beigefügten Foto von heute morgen ist zu erkennen, dass auch schon eine erste gründliche Federreinigung stattgefunden haben muss. Die Wärmelampe ist auch ein stabilisierender Faktor.
Mittwoch, 7. August 2019
Güllestorch DEW 9T 657
Seit dem frühen Morgen war einer der beiden flüggen Jungstörche in Westerholz (GF) vermisst worden. Am frühen Nachmittag wurde er dann gefunden - bis zum Hals im Güllesilo stehend. Dorthin war er gelangt, obwohl das Silo überspannt war, um solche Unglücksfälle zu verhindern. Er wurde sofort geborgen und erst mal gründlich abgespritzt. Anschließend brachte ich ihn dann in die Pflegestation nach Leiferde. Von einem identischen Fall vor zehn Jahren (Jahresbericht Gifhorn 2009 - Westerholz) war bekannt, dass es etliche intensiver Reinigungsprozeduren brauchen würde, bis so ein in die Gülle geratener Storch Storch wieder voll flugfähig sein würde - falls er nicht schon zuvor durch das Trinken der Gülle und/oder das Einatmen gifiger Gase schwere oder gar zum Tode führende Schädigungen davongetragen hatte. Bei der Übergabe wirkte DEW 9T 657 sehr geschwächt. Er bekam dann auch erst einmal eine Infusion zur Stabilisierung. Ob er die Nacht überstehen wird?
Sonntag, 4. August 2019
Nun ist sie doch zurückgekehrt
Das Storchenweibchen DEH HP 244 gehört zum Jahrgang 2014 und stammt aus Vellahn/LWL. Als Vierjährige brütete sie zum ersten Mal 2018 zusammen mit einem unberingten Männchen in Neudorf-Platendorf/Mooreiche. Leider starben die beiden Jungen schon bald. Im Frühjahr dieses Jahres kam sie aber nicht wieder. Statt dessen tauchte sie am 13. Mai in Schönewörde auf - zusammen mit DEW 4T 446, einem aus Kaiserwinkel stammenden vier Jahre alten Männchen. Für eine Brut war es da schon zu spät (nicht auszuschließen ist, dass es zuvor schon einen Brutabbruch gegeben hat). Nach gut fünf Wochen zogen die beiden weiter. Wieder abgelesen wurde DEH HP 244 dann am 26. Juli auf einem Schlafbaum nahe Weyhausen. Seit dem 1. August ist sie nun wieder auf ihrem Vorjahresnest in Neudorf-Platendorf, wo das Männchen nach einem erneuten Brutabbruch in diesem Jahr mit neuer Partnerin nun schon eine Zeitlang solo war. So sind die beiden also doch noch wieder ein Paar - wie schon im Vorjahr.
Freitag, 2. August 2019
Spätere Bruten - aktueller Stand
Die ersten Storchenpaare schritten bereits im letzten Märzdrittel zur Brut. Ihr Nachwuchs ist schon lange flügge und großenteils auch schon ganz abgezogen. Die letzte Paare begannen zwischen dem 1. und 8. Mai. Bei ihnen gab es Brutabbrüche in Neudorf-Platendorf/Mooreiche und Winsen - Jann Hinsch Hof. Bei den anderen späteren Bruten wagen in diesen Tagen ebenfalls Junge ihre ersten Abflüge. Wie schon in vielen Nestern zuvor geschieht dies auch hier oft in einem früheren Alter als in den meisten anderen Jahren. Hauptsächlicher Grund dafür wird die gute Nahrungsgrundlage sein, frei nach dem Motto "Je mehr futtern, um so eher fliegen". Gehen wir sonst von im Schnitt 65 -70 Tagen nach dem Schlüpfen aus, sind es diesmal nicht selten nur 60 bis 65 Tage. Dies trifft jetzt auch auf die ersten der späteren Bruten zu: In Müden-Diekhorst flogen gestern schon mindestens zwei der 3 Jungen (59 Tage alt), in Parsau heute beide (60 Tage alt). Noch keine Anstalten macht der Einzeljungstorch in Allerbüttel (heute 60 Tage). In Isenbüttel (3 Junge, 61 Tage), in Meißendorf (2 Junge, 59 Tage) wird es wohl auch bald soweit sein. Das Schlußlicht wird wohl Ettenbüttel bilden (3 Junge, 55 Tage) . Übrigens: Allen diesen späteren Bruten ist gemeinsam, dass bei ihnen bis auf zwei Ausnahmen (Parsau und Winsen) zumindest in den letzten sechs Wochen kein Junges mehr gestorben ist.
Montag, 29. Juli 2019
Rätselflug 9T 615 beendet
Am Mittwoch lief DEW 9T 615, einer der Jungstörche aus Klein Schwülper (GF), in einem Kleingartengelände in Springe am Deister umher. Am Donnerstag wurde er in einer Biogasanlage in Rehburg-Loccum gesichtet (siehe Bericht 25.07.19), jeweils ohne Scheu vor Menschen. Gestern übernachtete er auf einem Hausdach in einer Bungalowsiedlung am Rande von Hildesheim, um heute morgen an einem Gartenteich zu trinken. Anwohner holten die Feuerwehr. Die fing den Storch ohne Probleme ein und brachte ihn in das Wildgatter Ochtersum. Das ist aber keine Storchenbetreuungs- und Auswilderungsstation. Darum habe ich ihn dann von dort abgeholt und nach Leiferde gebracht. Eine Erstuntersuchung erbrachte zwar keinen in Hildesheim zunächst vermuteten Flügelbruch, wohl aber ein erhebliches Untergewicht. Der Jungstorch wog noch nicht einmal 2 kg. Erstaunlich, dass er doch noch die Kraft gehabt hatte, so weit zu fliegen - und das immer allein. In Leiferde wird er weiter betreut. Storchengesellschaft auch von noch nicht ganz flüggen Jungen hat er hier genug. Wenn sich keine weiteren Krankheiten oder Behinderungen herausstellen und er wieder zu Kräften gekommen ist, könnte 9T 615 sich bald mit anderen nun von dort aus erneut auf die Reise begeben.
Sonntag, 28. Juli 2019
Die ersten Jungstörche sind abgezogen
Täglich werden mehr Störche beispielsweise im Bereich Okeraue-Rieselfelder gesichtet. Sicher sind es nun nicht mehr nur übersommernde Nichtbrüter sowie die Brutpaare in der Region und ihr Nachwuchs. In den letzten Tagen haben auch schon viel weiter entfernt aufgewachsene diesjährige Jungstörche endgültig ihr Nest verlassen. So berichtet Mitbetreuer Georg Fiedler von einem ca. 30 köpfigen Storchentrupp, der heute morgen auf einer gegrubberten Fläche bei Schwanebeck (Landkreis Vorharz, S.A.) nach Nahrung suchte. Darunter waren auch 9T 608 und 9T 631, Jungstörche, die ich in diesem Jahr in Hohne (CE) bzw. Wahrenholz (GF) beringt habe. Offensichtlich haben die insbesondere aufgrund des großen Mäusevorkommens immer noch sehr guten Nahrungsbedingungen diese Jungen nicht dazu veranlasst, deshalb nun noch länger als nötig "zuhause" zu bleiben.
Samstag, 27. Juli 2019
Rätselhafte Familienattacke
Das NABU ASZ Leiferde berichtet von einem doch ungewöhnlichen Geschehen, das vor zehn Tagen dort abgespielt hat: "Im Nest auf dem Mast waren die 2 (schon ausgeflogenen) Jungstörche und ruhten sich aus. Es kamen 2 adulte und ein diesjähriger Jungstorch (alle 3 unberingt) angeflogen (letzterer machte fast eine Bruchlandung) und landeten auf dem Mastnest. Die beiden Jungstörche dort stellten sich tot. Die Adulten und der Jungstorch hackten sehr vehement auf die Jungstörche ein. Kurz darauf flogen alle 3 ab. Die Jungstörche wurden scheinbar nicht verletzt, hockten noch eine Weile paralysiert im Nest und flogen dann ab."
Dass Störche fremde Nester angreifen, um sie zu erobern, ist nicht ungewöhnlich. Dabei können auch Eier zerstört und Junge getötet werden. Dass aber gleich eine komplette Familie einschließlich des eigenen Nachwuchses ein fremdes Nest besetzt und auf die schon flüggen Jungen einhackt, habe ich so bisher noch nicht erlebt. Die unberingten Angreifer müssen von weiter her gekommen sein. Die nächsten Gebiete, in denen nicht beringt wird, sind im Westen die Region Hannover und im Osten in Sachsen-Anhalt. Ungewöhnlich ist auch, dass Storcheneltern zusammen mit ihrem Nachwuchs und auch schon so früh ihr Herkunftsgebiet verlassen haben. Man kann nur rätseln, warum. Echtes Interesse, das eroberte Nest in Besitz zu nehmen, bestand jedenfalls nicht. Die Familie ist ja kurz darauf wieder weitergeflogen.
Donnerstag, 25. Juli 2019
Rätselflug 9T 615
DEW 9T 615 war der bei der Beringung kleinste von vier Storchenjungen im Nest Klein Schwülper-Baum. Flügge geworden sind sie in den ersten Julitagen. Dabei brauchte einer - das könnte 9T 615 gewesen sein - nach seinem ersten Abflug zwei weitere Tage, bis es ihm gelang, wieder zu den anderen drei schon flüggen Geschwistern aufs Nest zurückzukehren. Normalerweise bleiben die Jungen dann noch eine Zeitlang in der Gegend. Zuweilen schließt sich der eine oder andere auch schon früh einem durchziehenden Trupp an. Ob das bei 9T 615 auch so war? Jedenfalls wurde er gestern 62 km von Klein Schwülper entfernt in einem Kleingartenbereich in Springe am Deister entdeckt. Er hatte sich in einem Gebüsch verheddert. Daraus befreit spazierte er durch die Gärten - offensichtlich ohne Menschenscheu. Später flog er dann weiter. Heute nun wurde er 50 km weiter nordwestlich von dem Gelände einer Biogas-Anlage in Rehburg-Loccum gemeldet, wo er zwischen Menschen und Maschinen umherlief. Ungewöhnlich ist an diesem Geschehen einiges: dass dieser Jungstorch so früh seine Geburtsregion verlassen hat, dass er 62 km weiter südwestlich am Deister strandete, um dann am nächsten Tag Luftlinie 50 km weiter gen Nordwesten zu fliegen. Meldungen von einer begleitenden Storchengruppe gibt es nicht. Er ist wohl ganz allein unterwegs. Außerdem ist ungewöhnlich, dass er, der nachweislich nicht in menschlicher Obhut aufgewachsen ist, keine Menschenscheu zeigte. Wir sind gespannt, wohin ihn sein weiterer Weg noch führen wird.
Mittwoch, 24. Juli 2019
Tausche taube Eier gegen lebendes Junges
Seit 2014 gibt es im Storchennest in Gorleben (Lüchow-Dannenberg) ein neues Weibchen. Seitdem brütet das Paar immer auf tauben (unbefruchteten) Eiern, so auch im Vorjahr. Damals wurde in Pevestorf das kleinste von vier Jungen in einem Alter von knapp drei Wochen aus dem Nest geworfen. Es überlebte. Daraufhin startete Storchenbetreuerin Antje Fäseke einen bemerkenswerten Versuch: sie entnahm dem Paar in Gorleben die wiederum tauben Eier und setzte statt dessen das abgeworfene Junge aus Pevestorf ins Nest.
Und tatsächlich: es klappte. Das Junge wurde sofort adoptiert, gefüttert und schließlich auch flügge. Von den drei Geschwistern in Pevestorf hingegen überlebte wegen Nahrungsmangel infolge der langen Trockenheit kein einziges.
In diesem Jahr nun wurde in Hitzacker ein Junges im Alter von gut einer Woche aus dem Nest geworfen. Und wieder wird es jetzt nach Austausch mit den tauben Eiern von den Adoptiveltern in Gorleben aufgezogen. Ich finde dies Geschehen bemerkenswert. Bekannt ist, dass Storcheneltern auch zusätzlich in ihr Nest gesetzte Junge meist problemlos aufziehen. Dass ihr Brutpflegeinstinkt aber auch funktioniert, wenn ihre Eier gegen ein Junges getauscht werden, war mir bisher nicht bekannt.
Freitag, 19. Juli 2019
Stromtod
Auch wenn die Zahl der Todesfälle an Strommasten oder -leitungen aufgrund von Sicherungsmaßnahmen der Stromunternehmen bei uns rückläufig ist, erleiden doch noch weiterhin Störche den Stromtod. Mitte dieser Woche wurde unter einem Abspannmast am Küsterberg in Teichgut (GF) ein Storch tot aufgefunden. Reichhaltige Kotspuren lassen darauf schließen, dass der Storch diesen Standort häufig aufgesucht hat. Außerdem sind die Anfänge eines Nestbaus zu erkennen. Warum ist dieser Storch gestorben? Anhand der Mast-Fotos schreibt Mitbetreuer Georg Fiedler von der AG Stromtod:
"Von einem tödlichen Stromschlag ("Erdschluss") ist auszugehen.
Solange der Storch auf dem Mastkopf stand - wo auch Bekotung erkennbar ist -, geschah nichts. Als aber der Storch Zweige zu verbauen versuchte, muss er die horizontalen Isolatoren überbrückt haben. Dadurch floss der Strom aus dem Leitungsdraht über den - geerdet stehenden - Storch durch den Gittermast in die Erde.
Problematisch sind die horizontalen Isolatoren. Sie sind zu kurz und wurden, wie anderenorts auch, im nachhinein verlängert. Leider erfolgte die Verlängerung durch Metallstäbe, die ihrerseits aus leitendem, also nicht isolierendem Material bestehen!
Man könnte zwar diese unvollkommenen Isolatoren gegen sog. Langstabisolatoren austauschen, welche in gesamter Länge isolieren. Aber das hätte einen Einfluss auf die Länge des Leitungsdrahtes und wäre sehr aufwändig.
Stattdessen werden lieber die Seilklemmen (das ist der Bereich, an dem der Leitungsdraht an parallel verlaufenden Isolatoren gehalten wird und die Halterung auch von Vögeln als Landeplatz genutzt wird) mit isolierenden Abdeckungen ausgestattet."
Solange der Storch auf dem Mastkopf stand - wo auch Bekotung erkennbar ist -, geschah nichts. Als aber der Storch Zweige zu verbauen versuchte, muss er die horizontalen Isolatoren überbrückt haben. Dadurch floss der Strom aus dem Leitungsdraht über den - geerdet stehenden - Storch durch den Gittermast in die Erde.
Problematisch sind die horizontalen Isolatoren. Sie sind zu kurz und wurden, wie anderenorts auch, im nachhinein verlängert. Leider erfolgte die Verlängerung durch Metallstäbe, die ihrerseits aus leitendem, also nicht isolierendem Material bestehen!
Man könnte zwar diese unvollkommenen Isolatoren gegen sog. Langstabisolatoren austauschen, welche in gesamter Länge isolieren. Aber das hätte einen Einfluss auf die Länge des Leitungsdrahtes und wäre sehr aufwändig.
Stattdessen werden lieber die Seilklemmen (das ist der Bereich, an dem der Leitungsdraht an parallel verlaufenden Isolatoren gehalten wird und die Halterung auch von Vögeln als Landeplatz genutzt wird) mit isolierenden Abdeckungen ausgestattet."
Wir werden diese Stellungnahme zwecks Entschärfung der LSW zuschicken. Sie hat sich bisher in ähnlichen Fällen immer kooperativ gezeigt.
Donnerstag, 18. Juli 2019
Start mit Problemen
Immer mehr Jungstörche werden in diesen Tagen flügge. Meistens geschieht dies ohne Komplikationen. Es gibt aber auch Ausnahmen. In Teichgut (GF) verließen am vergangenen Samstag alle drei Jungen 61 Tage nach dem Schlüpfen erstmals ihr Nest. Am Abend waren aber nur noch zwei von ihnen zurückgekehrt. Der dritte ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Ist er bei einem Flugmanöver "abgeschmiert"? Hat er sich irgendwo verfranzt? ? Ist er in eine Hochspannungsleitung geraten? Ist er mit einem Gebäude kollidiert? Fiel er einem der Seeadler zum Opfer, die täglich zum Teichgut kommen? Hat ihn ein Fuchs erwischt? Wir wissen es nicht. Würde in der Nachbarschaft noch ein Nest mit Jungen sein, hätte es auch sein können, dass er dort gelandet und geblieben ist. Das nächste Nest liegt aber 5 km entfernt. Die Aussicht, ihn noch lebend wiederzusehen, ist gering.
In Tappenbeck (GF) flog gestern das erste der beiden Jungen (64 Tage alt) vom Nest und auf die Wiese. Anschließend kam die Nachricht, er würde humpeln. Vor Ort stellte sich heraus: Dieser Jungstorch kann mit dem linken Bein nicht so richtig auftreten. Wenn er steht, lässt er sein linkes Bein etwas angewinkelt (Foto R. Lunde) und schont es so. Beim Gehen knickt er leicht ein, unterstützt sich aber mit den Flügeln. Vermutlich hat er eine Fußverletzung, Fliegen kann er schon gut. Wir werden ihn weiter beobachten.
Vorgestern wurde einer der beiden Jungstörche des Baumnestes in der Innenstadt von Celle, nachdem sie (59+60 Tage) am Wochenende erstmals geflogen waren, auf dem Parkplatz unterhalb entdeckt. Obwohl auf engem Raum von Häusern, Bäumen und einer hohen Hecke eingegrenzt, schaffte es der Jungstorch nach mehreren Versuchen, von dort aufzufliegen. Einige Zeit später stand er wieder neben seinem Geschwister auf dem Nest.
Sonntag, 14. Juli 2019
Storchenkolonien im Osten
Die Elberegion zwischen Werben und Wittenberge (Luftlinie 25 km) ist das Gebiet mit der höchsten Storchendichte in Mitteleuropa. Hier liegen auch die Storchendörfer Werben, Rühstädt und Wahrenberg. Am bekanntesten von ihnen ist Rühstädt. Hier stieg die Zahl der Storchenpaare von 7 um 1970 herum bis auf maximal 44 (1996) an. In den letzten Jahren waren es jeweils zwischen 30 und 35. In diesem Jahr sind es nur noch 25, von denen 16 Bruterfolg haben und 41 Junge groß ziehen (Info Storchenclub Rühstädt). Ebenfalls rückläufig ist der Storchenbestand in Werben. Hier siedelten sich nun nur noch 12 Paare an. 10 sind erfolgreich mit derzeit 16 Jungen (Info Michael Tillmann). Im Vorjahr waren es noch 16 Paare mit 24 flüggen Jungen.
In der vergangenen Woche waren Friedrich Börner und ich wieder zu unserer alljährlichen Weißstorch-Bestandserfassung in Wahrenberg/Elbe (bei Wittenberge). Ergebnis: Die von uns schon im Mai festgestellten 19 (Vorjahr 19) Paare sind weiterhin da, 16 (13) mit Bruterfolg. Derzeit befinden sich 31 (25) Junge in den Nestern. Somit ist Wahrenberg das einzige der drei Storchendörfer, das seinen Bestand in den letzten Jahren gehalten hat. Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich bei den Paaren in der Region um Ostzieher. Deren Bestand ist in den meisten neuen Bundesländern - insbesondere in Mecklenburg Vorpommern - rückläufig. Im Gegensatz dazu hat sich der Bestand in den alten Bundesländern mit überwiegend Westziehern in den letzen zehn Jahren nahezu verdreifacht. Hauptursache dafür ist das veränderte Zugverhalten mit Überwinterungen bereits in Spanien und Frankreich.
Samstag, 13. Juli 2019
Beringungen abgeschlossen
Am gestrigen Freitag habe ich als letzte in diesem Jahr die beiden Jungen des Nachgeleges in Parsau/Ort beringt. Damit erhöht sich die Zahl der diesmal in den Kreisen Celle und Gifhorn beringten Storchenjungen auf 118. So viele in einem Jahr waren es noch nie seit Beginn meiner Beringertätigkeit 2004. 39 davon waren es nun im Kreis Celle - an 14 Neststandorten mit Hilfe der Drehleiter der FFW Celle, in Nienhagen mit der der FFW Wathlingen und in Bleckmar mit einem privaten Hubsteiger.
Von den derzeit 81 Jungen im Kreis Gifhorn konnte der Storchennachwuchs in Hankensbüttel wegen Nichterreichbarkeit des Nestes und in Rötgesbüttel wegen des schon zu weit fortgeschrittenen Alters nicht beringt werden. Haupthilfen bei der Beringung waren mit ihren Hubsteigern die LSW Gifhorn und LSW Wittingen, sowie mit der Drehleiter die FFW Gifhorn. In Knesebeck kam die FFW Wittingen zu Hilfe, in Parsau, Wasbüttel und Weyhausen-Süd/Hohe Horst standen private Hubsteiger zur Verfügung. Alle Hilfeleistungen erfolgten unentgeltlich. Ohne sie wären die Beringungen so nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich auch an dieser Stelle herzlich danken.
Donnerstag, 11. Juli 2019
Je mehr Futter, desto früher flügge
In diesem Storchenjahr ist die Verfügbarkeit an Futter für den Storchennachwuchs iinsbesondere aufgrund starker Mäusevorkommen sehr gut. Dies erschließt sich nicht nur aus den Beobachtungen, daß häufig noch ein Elternstorch auch bei fortgeschrittenem Alter der Jungen mit auf dem Nest oder dem Dach nebenan steht. Es reicht, wenn einer Futter holt. Ein Beleg ist auch, dass seit Wochen kein Jungstorch mehr in meinen Betreuungskreisen Celle und Gifhorn gestorben ist. Nun sind die ersten Jungen flügge. Dabei zeigt sich, dass es diesmal oft eher der Fall ist als in anderen Jahren. Brauchten die Jungen sonst vielfach zwischen 65 und 70 Tagen bis zum ersten Abflug, geschieht es in diesem Jahr häufig bereits im Alter von 60-65 Tagen. Am jüngsten mit jeweils 60 Tagen waren dies in Leiferde das Junge von Fridolin und Mai (seit langem Einzelkind) sowie die beiden im Nest auf dem Mast.
Im Kreis Gifhorn wurden heute beringt die Jungen in Allerbüttel (1), Ettenbüttel (3), Isenbüttel (3), Müden-Dieckhorst (3).
Im Kreis Celle sind nun alle 39 Junge beringt, die letzten beiden am Freitag in der Neuansiedlung Meißendorf-Breliendamm.
Mittwoch, 10. Juli 2019
Sorgenkinder - und was weiter mit ihnen geschah
Seit Juni kommen nun auch Anrufe, die Notfälle bei Jungstörchen melden. Es begann damit, dass eins der vier Nienhagener Jungen aus dem Nest fiel oder gestoßen wurde und nach Leiferde kam (siehe Bericht vom 7. Juni). Dort stellte sich dann heraus, dass ein Flügel bei dem Sturz auf das Dach angebrochen war und getapt werden musste. Inzwischen kann er aber beide Flügel frei bewegen.
Es setzte sich fort am 20. Juni (siehe Bericht) mit dem damals sieben Wochen alte Jungen, das - natürlich - noch flugunfähig unterhalb des Nestes in Weyhausen-Süd/Hohe Horst aufgefunden und nach Leiferde gebracht wurde. Dort hat es sich inzwischen gut weiterentwickelt. Die damalige intensive Schwarzfärbung des Schnabels und das ausgeprägte Schlangenhautmuster an den Beinen sind wohl auf einen schwarzen Pigmentüberschuss zurückzuführen. Anbei die Fotos dazu.
Am 4. Juli (siehe Berichte) gab es gleich zwei Noteinsätze. Der Jungstorch aus Jembke, der nicht zurück zum Nest fand, in einer Scheune landete und nach Leiferde gebracht wurde, hat auch an den folgenden Tagen noch Gummiringe ausgewürgt, ist aber nun wohl frei davon. Der Jungstorch aus Wienhausen, der kopfüber im Schneegitter eines Pflegeheimes hing, brauchte doch nicht in die Tierärztliche Hochschule nach Hannover überstellt zu werden. Ein zunächst vermuteter Hüftschaden bewahrheitete sich nicht. Er kann wieder normal gehen.
Aus demselben Nest auf dem Kloster stammt der Jungstorch, der heute morgen auf einer Terrasse zwischen zwischen mehreren Gebäuden landete. Dort hatte er nicht genügend Platz, um wieder zu starten. Mitbetreuer Gerd Papenburg gelang es, ihn zu bergen und auf dem örtlichen Sportplatz auszusetzen in der Hoffnung, dass er von dort wieder abfliegen würde. Nach einer Ruhephase schaffte es der Jungstorch, mit Anlauf Luft unter die Flügel zu bekommen. Er flog über die hohen Eichen, kreiste einmal über dem Sportplatz und landete schließlich in größerer Entfernung auf einer Wiese. Somit war auch dieses Problem gelöst. Es wird vermutlich nicht das letzte sein.
Donnerstag, 4. Juli 2019
Start in eine Welt voller Gefahren
Gestern hatte DEW 9T 602 als der erster der vier Jungstörche auf dem Kloster Wienhausen (CE) erstmals einen Abflug vom Nest gewagt und es danach im dritten Versuch geschafft, dort oben wieder zu landen. Dadurch ermutigt war er heute schon weiter unterwegs und versuchte, sich auf dem Dach eines örtlichen Pflegeheimes niederzulassen. Dabei rutschte er ab, das Dach hinunter und blieb schließlich kopfüber im Schneegitter hängen. Es gelang der örtlichen Feuerwehr, ihn von dort mittels einer Leiter zu bergen. Ich habe ihn dann in das NABU ASZ Leiferde gebracht. Bei einer Erstuntersuchung wurden Schürfwunden am und über dem rechten Bein festgestellt. Weil darüber hinaus eine Schädigung im Hüftbereich möglich ist, kommt der Jungstorch morgen nach Hannover in die Tierärztliche Hochschule.
Kaum wieder zuhause eingetroffen erreichte mich die nächste Nachricht. In Jembke (GF) war ein Storch zu Fuß im Dorf unterwegs. Dabei überquerte er sogar die stark befahrene B248. Es gelang, ihn dann in eine Kartoffelscheune (Foto 1 R. Lunde) zu lotsen. Vor Ort zeigte sich: Es war DEW 9T 644, der älteste der drei Jembker Jungstörche Offensichtlich ebenfalls bei seinem ersten Abflug hatte er es nicht geschafft, wieder aufs Nest zurück zu kehren. Dort haben wir ihn dann geborgen. Er wurde ebenfalls nach Leiferde gebracht. In der Scheune hatte er zuvor - vermutlich als Stressreaktion - als Nahrungsreste wieder ausgewürgt ein tödliches Gemisch von Silage (?), Fensterdichtungen und Gummiringen (Foto 2 R. Lunde). Möglicherweise hat das ihm sogar das Leben gerettet. In Leiferde wird auch darauf zu achten sein, ob er noch mehr Unverdauliches gefressen hat.
Mittwoch, 3. Juli 2019
Gifhorner Storchentour: Schon länger keine Jungenverluste
In 37 von 55 besetzten Storchennestern im Kreis Gifhorn wachsen derzeit Junge heran. Meine Rundreise gestern und heute ergab: Trotz Trockenheit und hoher Temperaturen bis über 35° hat es keine Todesfälle mehr gegeben. Offensichtlich können unsere Störche gut damit umgehen. Das gilt auch für die Bruten, die erst Anfang Mai begonnen hatten. So befinden sich in Ettenbüttel, Isenbüttel, Müden-Dieckhorst und Parsau weiterhin je drei Junge. Auch das eine Junge des Paares in Allerbüttel lebt noch. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass weiterhin genügend Nahrung, insbesondere an Mäusen, vorhanden ist. Am nächsten Mittwoch sollen nun auch die Jungen in diesen fünf Nestern beringt werden.
Insgesamt ist der bisherige Verlauf der Storchensaison im Kreis Gifhorn sehr erfreulich. Gegenüber dem letzen Jahr ist die Zahl der Nestpaare von 52 auf 55 gestiegen, die der Jungen beträgt derzeit 82. Sollten bis zum Flüggewerden keine weiteren größeren Verluste eintreten, wäre dies nach dem Rekordjahr 2018 mit 87 flüggen Jungen immer noch das zweithöchste Ergebnis seit 1964.
Beringt wurden heute die beiden Storchenjungen in Bleckmar (CE).
Montag, 1. Juli 2019
Celler Storchentour: Es sieht weiter gut aus
Die gestrige Rundfahrt durch den Kreis Celle führte zu 14 von 17 Storchennestern, in denen seit längerem Storchennachwuchs beobachtet wurde. Dabei zeigte sich: Wie schon vermutet, lebt das einzige Junge in der Neuansiedlung Jann Hinsch Hof in Winsen nicht mehr. Zuletzt gesehen hatte ich es am Tage nach dem Hagelunwetter am 15. Juni. Ob es an dessen Spätfolgen oder aus einem anderen Grund gestorben ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. In den anderen Nestern hingegen war weiter alles in Ordnung. Vielfach stand auch noch ein Elternstorch auf dem Nest - ein Zeichen, dass die Nahrungssituation weiterhin sehr gut ist. Würde das Futter für die Jungen knapp sein, würden oft beide Eltern auf Futtersuche sein. Ist genug da, bleibt meist ein Elternteil auf dem Nest oder in der Nachbarschaft. Auch die heißen Temperaturen - gestern 36° - sind offensichtlich kein Problem. Die Jüngsten (in Meißendorf-Breliendamm, 26 Tage alt - Foto G. Papenburg) ) wurden beschattet . Mittlere Jahrgänge wie auf dem Baumnest in Celle-Stadt (47 Tage alt - Foto D. Kina) kräftigten schon mal ihre Flügel. Und bei den ältesten (Altencelle, 65 Tage alt - Foto G. Papenburg) zeigten hohe Luftsprünge, dass der erste Abflug unmittelbar bevor steht.
Insgesamt ist der bisherige Verlauf der Storchensaison im Kreis Celle sehr erfreulich. Gegenüber dem letzen Jahr ist die Zahl der Nestpaare von 19 auf 22 gestiegen, die der Jungen beträgt derzeit 39. Sollten bis zum Flüggewerden keine weiteren größeren Verluste eintreten, wäre auch dies eine erhebliche Steigerung gegenüber den 29 flüggen Jungen vom Vorjahr.
Viel Mäuse sind der Störche Freud
Eine ähnlich positive Entwicklung beim diesjährigen Storchennachwuchses wie im Kreis Celle wird auch aus vielen anderen Landkreisen in Norddeutschland sowie aus den benachbarten Bundesländern Schleswig-Holstein und NRW gemeldet. Hauptursache dafür ist das große Mäusevorkommen in diesem Jahr. Merke: Ein gutes Mäusejahr ist auch ein gutes Storchenjahr. Anbei ein Foto von Jochen Schröder anlässlich der Jungenberingung mit Uwe Peterson in Albersdorf Kreis Dithmarschen (Schleswig-Holstein). Im Nest lagen 70 (!) Mäuse, teilweise sogar übereinander.