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Weißstorchjahresbericht 2012 für den Landkreis Gifhorn

Rekordjahr bei den Weißstörchen.
35 Paare ließen sich im Kreis Gifhorn nieder - 62 Junge wurden flügge.

Der Aufwärtstrend der letzten Jahre setzte sich auch 2012 fort. Das Vorjahresergebnis mit 27 Storchenpaaren erfuhr mit nun 35 Paaren gleich einen Anstieg um 28%. Damit weist der Kreis Gifhorn 2012 die höchste Steigerungsrate in ganz Niedersachsen auf. Die diesmal 62 flüggen Jungen stellen ebenfalls ein Rekordergebnis dar. Ähnlich gute Bestandszahlen gab es zuletzt in den Jahren 1964/65.
Saisonverlauf  
  • Rückkehr mit späterer Ankunft bei Ostziehern
  • Zahl der Storchenpaare steigt auf 35 an, darunter erneut 4 mit Neuansiedlungen
  • Bei guten Nahrungsbedingungen halten sich witterungsbedingte Jungenverluste in Grenzen:
  • In 26 Nestern werden insgesamt 62 Junge flügge
  • Gleich zwei Brutstörchinnen fallen aus, die Eier werden geborgen

Rückkehr mit späterer Ankunft bei Ostziehern
Ende Februar erschienen die ersten Westzieher. Die ersten Ostzieher trafen ab dem 4. April und damit gut eine Woche später als im Vorjahr ein. Da hatten schon 20 ihrer westziehenden Artgenossen ihre Nester besetzt. Die Ankunft zog sich dann bis in den Mai hinein, so dass es noch zu einigen Spätbruten kam. Insgesamt aber fand die Rückkehr zeitig statt, und damit war eine erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Storchensaison gegeben.

Zahl der Storchenpaare steigt auf 35 an, darunter erneut 4 mit Neuansiedlungen
Insgesamt 35 Storchenpaare - und damit noch einmal 8 mehr als im Vorjahr - ließen sich im Kreis Gifhorn nieder. Bemerkenswert ist, dass mit Hülperode, Neudorf-Platendorf, Vorhop und Weyhausen/Südost diesmal wieder vier Standorte neu besiedelt wurden, die seit vielen Jahrzehnten nicht oder sogar überhaupt noch nie besetzt gewesen waren. Auch auf einigen in den Vorjahren nicht besetzten Nestern wie Bergfeld, Jembke, Kaiserwinkel und Leiferde/Mast 1 siedelten sich wieder Störche an. Somit hat sich die Zahl der Storchenpaare im Kreis Gifhorn seit 2005 (18) nahezu verdoppelt.

Die Gründe für diesen enormen Zuwachs sind vielfältig. Zum einen profitieren wir von der steigenden Zahl der Westzieher. Die überwintern zum Teil bereits in Spanien und Frankreich. Für die Heimreise zu uns benötigen sie gerade mal zwei Wochen. Die Verluste im Winterquartier und auf dem Zug sind wesentlich geringer als bei den Ostziehern, die teilweise bis Südafrika fliegen. So kommen wesentlich mehr - auch jüngere - Störche als in den Jahren zuvor zurück und suchen geeignete Brutreviere.

Zum anderen nimmt die Anzahl übersommernder Nichtbrüter insbesondere im Bereich der Braunschweiger Rieselfelder und der Okeraue sowie im Großraum Weyhausen zu. Etliche von ihnen tauchen im folgenden Jahr dann wieder in der Region auf und wollen mit ins Brutgeschäft einsteigen. Darauf sind wir im Kreis Gifhorn gut vorbereitet. Insbesondere auch mit Hilfe der LSW sind in den letzten Jahren 20 neue Nisthilfen errichtet, von denen nun bereits 15 angenommen wurden. Ich sehe eine wesentliche Aufgabe als Weißstorchbetreuer auch darin, initiativ und beratend bei Ansiedlungsprojekten an geeigneten Standorten mitzuwirken.

Bei guten Nahrungsbedingungen halten sich witterungsbedingte Jungenverluste in Grenzen: In 26 Nestern werden insgesamt 62 Junge flügge.
Im Frühjahr gab es eine lange Trockenperiode. Dennoch fanden in den meisten Fällen die Storcheneltern für ihre Jungen noch genug Nahrung, die ja in deren ersten Wochen vor allem aus Regenwürmern besteht. Die Phase der Schafskälte verbunden mit viel Regen zu Beginn des Juni bewirkte schon in manchen Fällen eine Reduzierung der Jungenzahl, wobei die Bruterfahrung der Eltern mit eine Rolle spielt. Bei den Niederschlägen in den folgenden Wochen hielten sich Kälte und Dauer in Grenzen. Nun wurden auch wieder viele Regenwürmer gefüttert. Hauptgrund für die insgesamt gute Nahrungssituation aber war ein regional hoher Mäusebestand. Davon profitierten außer den Störchen beispielsweise auch die Waldohreulen und die Turmfalken mit besonders guten Brutergebnissen.

Witterungsmäßig kam in diesem Jahr dem Kreis Gifhorn seine geographischen Lage zugute. Die meist vom Westen her aufziehenden Tiefdruckgebiete hatten sich bei uns schon etwas abgeschwächt. In weiter nordwestlich gelegenen Bereichen Niedersachsens gab es hingegen bei den Störchen teilweise erhebliche Jungenverluste.

Je ein Junges wurde flügge in Dannenbüttel, GF-Kästorf, Hankensbüttel und Rötgesbüttel, je zwei waren es in Ahnsen, Didderse, Ettenbüttel, Giebel, Hülperode, Knesebeck, Leiferde, Osloß, Ummern, Vollbüttel und Wasbüttel, je drei in Ausbüttel, Calberlah/Wiesen, Hoitlingen, Jembke, Klein Schwülper, Lüben, Wahrenholz und Westerholz, je vier in Parsau/Wiesen, Triangel und Wesendorf. Hinzu kommen noch 2 in Leiferde aufgezogene und ausgewilderte Junge.

Nachdem verspätet doch eine Beringungserlaubnis eingetroffen war, konnte ich von den 62 Jungen im Kreis Gifhorn noch 42 beringen.

Sehr hoch ist allerdings die Quote von fast einem Viertel nicht erfolgreicher Storchenpaare. Auch hier sind die Ursachen vielfältig: Nicht zur Brut schritten wegen zu später Ankunft und/oder weil zumindest ein Partner noch nicht brutreif war, die Paare in Kaiserwinkel, Leiferde/Mast 1, Vorhop und Weyhausen/Süd. Ein Brutabbruch erfolgte noch in der Bebrütungsphase in Weyhausen/West und bei der Spätbrut in Bergfeld, sowie wenige Tage nach dem Schlüpfen der Jungen in Hillerse und Neudorf-Platendorf. In Parsau/Ort mussten die Eier nach dem Verlust der Störchin ausgehorstet werden.

Besuchsstörche über längere Zeit gab es in Brenneckenbrück, Rothemühle und Rühen.

Gleich zwei Brutstörchinnen fallen aus, die Eier werden geborgen
Drei Tage zuvor hatte das Storchenpaar in Dannenbüttel mit dem Brüten begonnen. Dann starb am 20. April das Weibchen durch Kreislaufversagen infolge von Legenot. In Parsau/Ort wurde ab dem 22. Mai die Brutstörchin vermisst. Vermutlich fiel sie einem Unglück zum Opfer. Da ein Storch allein keine Brut hochbringen kann, habe ich in beiden Fällen die Eier geborgen und zum Ausbrüten nach Leiferde gebracht.

Einen weiteren Todesfall gab es in Lüben. Der kräftigste der drei flüggen Jungstörche wurde tot neben einem Abspannmast aufgefunden. Die Obduktion ergab, dass er nicht direkt durch Stromschlag, sondern aufgrund innerer Verletzungen gestorben ist.
Storchengeschehen vor Ort
Beim Brutgeschehen an den besetzen Nest-Standorten gab es viele interessante Beobachtungen:

In Ahnsen kam nun schon zum fünften Mal in Folge das beringte Männchen DEW 1X 803, diesmal am 27.02. Erst 45 Tage danach erschien das Weibchen. Während der Brutzeit gab es zweimal in unmittelbarer Nestnähe ein Feuerwerk. Die Störche verließen daraufhin das Nest mit den Eiern und kehrten erst nach einiger Zeit zurück. Dies geschah gerade noch so rechtzeitig, dass die Brut nicht erkaltete. Zwei Junge schlüpften und wurden flügge.

Beide Störche in Ausbüttel/Siedlung trafen am 8. März ein. Sie gehören also zu den Westziehern. Es gelang den beiden, drei Junge groß zu ziehen. Dies geschah somit nun schon zum sechsten Mal in Folge. Das ist um so erstaunlicher, weil es in Nestnähe keine Grünflächen mehr gibt. Offensichtlich finden die Storcheneltern aber in der weiteren Umgebung und hier insbesondere in den Isenbütteler Wiesen genügend Nahrung. Die gefährliche Stromleitung mit dem Abspannmast an der Einfahrt zur Siedlung wurde in diesem Sommer in die Erde verlegt.

Acht Jahre lang war das Nest in Bergfeld bis auf gelegentliche Besuchsstörche leer geblieben. Diesmal kam im Mai erstmals wieder ein Paar, baute das Nest aus und begann Mitte des Monats tatsächlich noch zu brüten. Kurz vor dem erhofften Schlupftermin erfolgte aber der Brutabbruch. Beide Störche erschienen zunächst noch sporadisch und dann nicht mehr. Vermutlich waren die Eier des noch sehr jungen Paares nicht befruchtet gewesen.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gab es in Betzhorn kein Storchenpaar und somit auch keine Brut. Der Grund: Das langjährige Männchen wechselte auf das nur 1 km entfernte Nest in Wahrenholz, wo die Störchin solo war. Fortan nutzten die beiden auch den Nahrungsraum Betzhorn und ließen eine Ansiedlung eines weiteren Paares dort nicht zu.

Am 19. Juni erschien ein Storchenpaar in Brenneckenbrück. Es blieb und baute die dort vorhandene Nisthilfe weiter aus. Einer der beiden trug die Ringnummer DEW 4X 628. Daran wurde ersichtlich, dass es sich um das Paar handelte, das sich zuvor sieben Wochen in Vorhop aufgehalten hatte. Da die beiden bis auf gelegentliche Abstecher noch bis in den August hinein blieben, kann auf ein Wiederkommen im nächsten Jahr gehofft werden – oder sollten sie doch wieder nach Vorhop zurückkehren?

Ein Wechsel erfolgte auf dem Nest in den Wiesen bei Calberlah. Das unberingte Weibchen der Vorjahre kam nicht wieder. Diese Chance nutzte das beringte Weibchen aus Rötgesbüttel. Es verließ das dortige Nest mit Partner und versuchte, die vakante Stelle in Calberlah einzunehmen. Anfangs sträubte sich hier das langjährige Männchen gegen die neue Partnerin. Die beiden gewöhnten sich dann aber doch bald aneinander. Sie zogen drei Junge auf.

Turbulent ging es auf dem Nest in Dannenbüttel zu. Nach einigen Tagen wechselte das vorjährige Weibchen auf das Nest in Warmenau. Bald darauf war dann auch das Männchen nicht mehr da. Ein neues Paar kam und begann mit der Brut. Davon starb das Weibchen infolge Legenot. Die beiden bereits gelegten Eier kamen in die Brutmaschine nach Leiferde. Nur Stunden später war bereits eine Nachfolgerin da. Erneut wurde gelegt. Zwei Junge schlüpften, von denen eins flügge wurde. Aus den in Leiferde erbrüteten Eiern schlüpften zwar auch Junge, überlebten aber letztlich nicht.

Einen diesmal ruhigen Brutverlauf ohne Komplikationen gab es in Didderse. Zwei Junge schlüpften, wuchsen heran und wurden letztlich auch flügge.

In Ettenbüttel gab es gegenüber dem Vorjahr zumindest ein neues Männchen. 2010 in WOB-Brackstedt beringt war es mit seinen erst zwei Jahren allerdings mit der Vaterrolle noch überfordert. Zur Brutablösung und später zur Fütterung kam es nur unregelmäßig, so dass die Hauptlast des Brutgeschäfts vom Weibchen getragen werden musste. Dennoch wurden von anfangs drei Jungen letztlich zwei flügge. Es ist dies die erste erfolgreiche Storchenbrut in Ettenbüttel seit mehr als fünfzig Jahren.

Von dem im Vorjahr mit vier Jungen erfolgreichen Storchenpaar im Nest auf dem ehemaligen Forsthaus Giebel kehrte nur das Männchen zurück. Das neue Weibchen DEH H 4377 wurde 2006 in Schwartow (MV) beringt und hielt sich vor zwei Jahren schon mal besuchsweise auf dem Nest im benachbarten Kaiserwinkel auf. Die Gegend war ihm also schon vertraut. Das Paar zog diesmal zwei Junge auf.

Die erhoffte Steigerung gegenüber den Vorjahren in Gifhorn-Kästorf fand tatsächlich statt. Erstmals schlüpften nicht nur Junge, sondern eins wurde tatsächlich flügge. Eine Zeitlang sah es sogar nach einem noch besseren Brutergebnis aus. Von den zunächst vier geschlüpften Jungen überlebte dann aber nur eins die dritte Woche. Es ist dies die erste erfolgreiche Brut im Ort seit vielen Jahrzehnten.

Auch wenn diesmal nur ein Junges in Hankensbüttel flügge wurde - nach drei Jahren ohne Bruterfolg und dann den beiden Jungen im letzten Jahr hat sich das Storchengeschehen im Nest am Otterzentrum wieder stabilisiert. Anfangs waren es sogar 2 Junge, von denen aber eins die zweite Woche nicht überlebte.

In Hillerse war die Hoffnung groß, dass die Störche nach dem Vorjahr noch ohne Brut in diesem Jahr erstmals seit langem wieder erfolgreich sein könnten. Anfangs sah es gut aus. Zunächst erschien ein neues Männchen. Dann kam das Weibchen vom Vorjahr. Es wurde gebrütet. Definitiv schlüpften Junge und wurden auch gefüttert, sie verstarben aber schon nach wenigen Tagen. Ob der Grund in der Unerfahrenheit der Eltern oder im Nahrungsmangel vor Ort - oder in beidem - liegt, bleibt offen. Nach dem Tode der Jungen trennten sich die Eltern. Das Weibchen siedelte nach Leiferde über. Das Männchen schloss sich einem Nichtbrütertrupp in der Braunschweiger Okeraue an.

In Hoitlingen waren die Störche meist erst sehr spät gekommen. Es wurden, wenn überhaupt, dann nie mehr als zwei Junge flügge. In diesem Jahr aber war es anders. Bereits Anfang April trafen zwei Störche ein, von denen, weil nun unberingt, zumindest das Weibchen gegenüber dem Vorjahr gewechselt haben musste. Zeitig begannen die beiden mit der Brut. Vier Junge schlüpften, wuchsen heran. Auch wenn dann eins noch im Alter von fast vier Wochen starb - drei flügge Junge sind in Hoitlingen das beste Brutergebnis überhaupt.

Auch die ältesten Einwohner in Hülperode können sich nicht erinnern, dass jemals im Ort Störche gebrütet haben. Nun gibt es aber zu beiden Seiten mit der Okeraue und den Rieselfeldern wichtige Nahrungsflächen. So entstand die Idee, dazwischen am Grenzweg eine Storchen-Nishilfe aufzustellen. Dies geschah im vergangenen Herbst. Und tatsächlich wurde das neue Nest bereits in der ersten Saison angenommen. Das Storchenpaar, bei dem das erst dreijährige Männchen aus Fallersleben-Düpenwiesen stammt, zog zwei Junge groß.

Vor zehn Jahren hatte es in Jembke die letzte erfolgreiche Storchenbrut gegeben. Der Standort schien verwaist. Um so größer war diesmal die Freude, als in der zweiten Aprilhälfte ein Paar erschien, das Nest ausbaute und ab dem 8. Mai – als letztes im Kreis - noch mit der Brut begann. Es wurden sogar 5 Eier gelegt, von denen eins später unbefruchtet unterhalb des Nestes gefunden wurde. Vier Junge schlüpften, drei konnten letztlich groß gezogen werden. Da dies auch im benachbarten Hoitlingen der Fall war, muss es in diesem Jahr im Bereich der Kleinen Aller außergewöhnlich gute Nahrungsbedingungen (Feldmäuse?) gegeben haben.

In den letzten beiden Jahren blieb das Nest in Kaiserwinkel bis auf gelegentliche Besuchsstörche leer. Das setzte sich zunächst auch diesmal so fort. Am 14. Mai erschien dann aber doch ein Paar. Für eine Brut war es da schon zu spät. Offensichtlich handelte es sich um noch sehr junge Störche. Da die beiden aber bis fast zum Ende der Saison blieben, besteht gute Hoffnung, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen.

Zum fünften Mal in Folge brütete das Weibchen DEW 3X 631 in Klein Schwülper, und das vermutlich nun auch schon mehrere Jahre mit demselben unberingten Männchen. Bei so erfahrenen Eltern ist die Chance auf ein gutes Brutergebnis natürlich größer als bei jungen Erstbrütern. Die beiden waren dann auch wie im Vorjahr wieder mit drei flüggen Jungen erfolgreich. Nach dem Abzug ihrer Jungen folgten die Eltern erst gegen Ende der ersten Septemberwoche.

Im Vorjahr hatte es in Knesebeck nur gelegentlich Besuchsstörche im Nest auf dem Schornstein der Dachdeckerei Lemberger gegeben. Zunächst war es in diesem Jahr ähnlich. Dann kam aber am 26. April doch noch ein Paar, bei dem der eine Partner erst drei Jahre alt war und aus Nordsachsen stammte. Die beiden blieben. Ab dem 7. Mai wurde gebrütet. Zwei Junge flogen aus.

In besonderer Weise machte sich der diesjährige Storchenboom auf dem Gelände des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde bemerkbar. Im Nest auf der Molkerei wurden letztlich zwei von zunächst vier geschlüpften Jungen flügge. Praktisch die ganze Saison über gab es Kämpfe der Eltern mit anderen Störchen, die sich ebenfalls ansiedeln wollten. Ein Paar besetzte die Nisthilfe auf Mast I und baute sie aus. Zu einer Brut kam es allerdings nicht. Bemerkenswert dabei ist, dass das Männchen dieses Paares in Leiferde als Pflegestorch war und nun hierher zurückgekehrt war. Ein drittes Paar machte Nestbauversuche auf einer gekappten Weide mitten im Gehege der Pflegestörche, verschwand dann aber wieder. Zuletzt hielt sich ein viertes Paar auf Mast II auf. Bei dem Weibchen handelte es sich um die diesjährige Brutstörchin aus Hillerse. Nach dem Verlust ihrer Jungen war sie nach Leiferde zurück gekehrt, wo sie sich schon Anfang April mehrere Tage aufgehalten hatte.

Zum dritten Mal in Folge wurden drei Junge in Lüben flügge. Leider war wie im Vorjahr einem von ihnen nur ein kurzes Leben beschieden. Es wurde in Dorfnähe tot neben dem Abspannmast vor einem Grünlandbereich gefunden. Die Obduktion ergab als Todesursache allerdings keinen Stromschlag, sondern neben äußeren auch schwere innere Verletzungen, die letztlich zum Tode geführt hatten. Vermutlich hat sich die der Jungstorch zugezogen, nachdem er beim Versuch, auf dem Mast zu landen, ins Gestänge gerutscht war. Es laufen Gespräche mit der LSW, wie ein ähnlicher Unfall in Zukunft vermieden werden kann.

Im zweiten Jahr wurde die neue Nisthilfe am Siedlerweg in Neudorf-Platendorf erstmals besetzt. Das wohl noch sehr junge Paar begann am 7. Mai mit der Brut. Definitiv sind auch Junge geschlüpft, wie die Fütterungen ab dem 10. Juni bewiesen. Wenige Tage später aber müssen die Jungen gestorben sein. Die Eltern kamen nur noch sporadisch zum Nest und zogen bald darauf ganz ab. Vermutlich handelte es sich bei den beiden um noch unerfahrene Erstbrüter.

Die ersten Störche erschienen in Osloß bereits im März, blieben aber nicht. Am 11. April war dann das Paar komplett. Es dauerte aber noch fast drei Wochen, bis endgültig mit der Brut begonnen wurde. Zwei Junge schlüpften und wurden flügge.

Nach der 2011 erstmals seit 1998 wieder erfolgreichen Brut in Parsau/Ort war die Hoffnung auf eine Fortsetzung auch in diesem Jahr groß. Zunächst lief alles nach Plan. Ein Paar erschien. Zumindest das Weibchen war neu. Es war 2009 in Dreilützow (MV) beringt worden, also erst drei Jahre alt. Ab dem 7. Mai wurde gebrütet. Dann kam am 22.05. die Nachricht: das Männchen wird auf dem Nest nicht mehr abgelöst, das Weibchen ist verschwunden. Da es auch am folgenden Tag nicht zurückkehrte, habe ich die drei Eier geborgen und zum Ausbrüten nach Leiferde gebracht. Zwei Junge wurden flügge. Da das Weibchen auch später nirgends mehr gesichtet wurde, muss davon ausgegangen werden, dass es nicht mehr lebt. Das Männchen blieb für den Rest der Saison solo.

Auch diesmal gab es mit vier flüggen Jungen wieder ein erfreuliches Brutergebnis für das Nest Parsau/Wiesen. Bald nach dem Abflug der Jungen kam aus Dolgow (Wendland) die Nachricht, auf dem dortigen Nest seien neben den einen Jungen zwei fremde Jungstörche gelandet und würden schon mehrere Tage von den nun quasi Adoptiveltern durchgefüttert. Anhand der gemeldeten Ringnummern stellte ich fest: Es handelte sich dabei um zwei der vier Parsauer Jungen. Offensichtlich hatten sie beschlossen, sich vor der dann großen Reise doch noch einmal gründlich stärken zu lassen.

Gleich zwei Wechsel gab es auf dem Nest in Rötgesbüttel. Zuerst erschien das 2011 von hier vertriebene Männchen, dann auch das Weibchen vom Vorjahr. Dieses zog aber bereits nach einem Tag weiter und wurde Brutstörchin in Calberlah/Wiesen. Nach einigen Tagen zog auch das Männchen ab und kehrte zu seinem vorjährigen Brutstandort GF-Kästorf zurück. Nach einigen Tagen Leerstand erschien ein neues Paar, das dann auch zur Brut schritt. Von den beiden geschlüpften Jungen wurde eins flügge.

Auf einem Hausschornstein Im Winkel in Rothemühle hielten sich längere Zeit ein bzw. zwei Störche auf. Es kam sogar zu Nestbauversuchen, obwohl der Abstand zum besetzten Nest in Klein Schwülper gerade mal 800 Meter beträgt. Daraufhin wurde auf dem Grundstück eine Nisthilfe auf Mast aufgestellt. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, ob sie trotz der Nähe zum Nachbarnest besiedelt wird - oder ob das dortige Paar dies nicht zulässt.

In Rühen erschien am 1. Juni ein Paar. Tagsüber war es unterwegs. Nachts schlief es auf dem Nest. Da es bis Mitte Juli blieb, besteht die Hoffnung auf eine Wiederkehr im nächsten Jahr.

Diesmal sechs Tage vor dem Männchen erschien das Weibchen in Triangel, sie zum sechsten Mal, er zum vierten Mal in Folge. Die beiden begannen dann auch als erste im Kreis Gifhorn bereits am 23. März mit der Brut. Als erfahrenem Elternpaar gelang es ihnen, alle vier geschlüpften Jungen groß zu ziehen. Bemerkenswert dabei ist, dass das Männchen wie im Vorjahr mehrfach bei der Futtersuche auf der rund 12 km entfernten Kompostierungsanlage der Deponie Wolfsburg abgelesen wurde.

Im Vorjahr war es in Ummern aufgrund des zu späten Eintreffens des Weibchens nicht zu einer Brut gekommen. Diesmal aber klappte es. Bereits am 16. April war das Paar komplett. Von den zunächst drei Jungen starb eins noch im Alter von vier Wochen nach sechs Stunden Dauerregen am Tag zuvor. Die beiden Geschwister aber überlebten. Es ist dies - nach 2010 - die zweite erfolgreiche Storchenbrut im Ort seit mehr als einem halben Jahrhundert.

In jedem Fall das beringte Männchen und – aufgrund seines scheuen Verhaltens - wohl auch dasselbe Weibchen des Vorjahres brüteten in Vollbüttel im Nest auf dem Gelände der Kläranlage. Lange Zeit konnten vier Junge beobachtet werden. Letztlich zwei flügge Junge sind aber ein gutes Ergebnis für diesen neuen Standort zwischen den beiden Storchenrevieren Leiferde und Ausbüttel/Siedlung.

Die in Vorhop aufgestellte neue Nisthilfe wurde bereits im ersten Jahr angenommen. Zunächst erschienen einige Störche zu Besuch. Am 3. Mai kam dann ein Paar und blieb. Anfangs schien es, als würden die beiden tatsächlich noch zur Brut schreiten. Das war dann aber nicht der Fall. Sieben Wochen nach ihrer Ankunft verließen sie den Ort wieder - und siedelten nach Brenneckenbrück über.

Bei einer Nestkontrolle im zeitigen Frühjahr fand ich in Wahrenholz die Überreste eines schon lange verstorbenen Altstorches, vermutlich die des Männchens vom Vorjahr. Das Männchen war als Westzieher zuvor immer sehr früh gekommen. Als er in diesem Jahr ausblieb, nutzte nach einigen Tagen das Männchen vom benachbarten Nest in Betzhorn die Chance und siedelte zu dem Solo-Weibchen über. Die beiden zogen drei Junge groß.

Zum zweiten Mal in Folge erfolgreich brütete das Storchenpaar auf dem Nest in der Wiese östlich von Wasbüttel. Vermutlich schlüpften zunächst drei Junge. Zwei von ihnen wuchsen heran. Sie wurden wieder im Rahmen eines Storchenfestes unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung beringt. Diese erfreuliche Entwicklung lässt hoffen, dass Wasbüttel zu einem stabilen Brutstandort wird.

Zunächst ließ sich die Störchin DEW 3X 973 in Nienhagen (Kreis Celle) nieder, bis sie von dort vom vorjährigen Weibchen vertrieben wurde. Dann siedelte sie nach Winsen/Aller über. Nach einer Woche verließ sie auch dieses Nest samt Partner – und kehrte zurück nach Wesendorf. Hier hatte sie nämlich im Vorjahr zusammen mit dem Männchen DEW 1X 962 erfolgreich gebrütet. So fanden die beiden nach den Abstechern ihrerseits doch wieder zueinander - und zogen diesmal sogar vier Junge groß.

In den letzten zehn Jahren waren in Westerholz nie mehr als zwei Junge aufgewachsen. Diesmal aber flogen erstmals wieder drei Junge aus - auch ein Beleg für die insgesamt gute Nahrungssituation des Jahres. Bei dem beringten Weibchen handelte es sich dabei um das des Vorjahres, während dies beim unberingten Männchen offen bleiben muss.

Auch diesmal wurde im 2011 erstmals besetzten Nest in Weyhausen/West wieder gebrütet. Allerdings gab es dann noch vor dem Schlüpfen der Jungen einen Brutabbruch - möglicherweise als Folge von Kämpfen. Das Paar blieb aber bis zum Saisonende.

Außerdem siedelte sich ein zweites Paar in den Wiesen Weyhausen/Südost an und baute die dortige Nisthilfe auf Mast aus. Zeitweise sah es sogar so aus, als könnte es hier noch zu einer Spätbrut kommen. Das war aber dann doch nicht der Fall. Das wohl noch sehr junge Paar blieb ebenfalls bis in die letzten Augustwochen, so dass auf eine Wiederkehr im nächsten Jahr gehofft werden darf.
Flügge Storchenjunge im Kreis Gifhorn in den letzten zehn Jahren

    (- = nicht besetzt, 0 = Paar ohne Bruterfolg)
____________Ort____________
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Summe
Ahnsen200200302
13
Ausbüttel/Siedlung0300333333
21
Bergfeld40----
0
4
Betzhorn132422300-
17
Calberlah/Wiesen0022334433
24
Dannenbüttel------0201
3
Didderse-------212
5
Ettenbüttel







-2
2
Eischott1---------
1
Forsthaus Giebel0203211342
18
Gifhorn-Kästorf------0001
1
Hankensbüttel2102000221
10
Hoitlingen10-212-013
10
Hülperode








2
2
Jembke00-------3
3
Kaiserwinkel2300312--0
11
Klein Schwülper00-1422333
18
Knesebeck23201212-2
15
Leiferde/Mast 114330----0
11
Leiferde/Schornstein----132322
13
Lüben1310221333
19
Müden-Dieckhorst20022010--
7
Osloß0-22330412
17
Parsau/Ort-----00-20
2
Parsau/Wiesen3432443534
35
Rötgesbüttel-------021
2
Rühen10-----0-0
1
Triangel3202243324
25
Ummern/Ost-------202
4
Vollbüttel-----20212
7
Wagenhoff-----20---
2
Wahrenholz0220210223
14
Wasbüttel--------32
5
Wesendorf--23533334
26
Westerholz022212223
17
Weyhausen-West--------10
1
Wittingen0210------
3
Summe
26
34
21
34
44
41
31
53
44
62
390
Die produktivsten Standorte der letzten zehn Jahre sind Parsau/Wiesen mit 35, Wesendorf mit 26 und Triangel mit 25 flüggen Jungen.
Gesamt-Weißstorchstatistik für den Kreis Gifhorn
Jahr
1934
1960
1967
1971
1990
1998
2000
2005
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Paare
4740
26
21192222182023244262735
flügge
Junge
11631
35
6332584921444130534462
Ausblick und Dank
Der Weißstorchbestand nahm in den alten Bundesländern auch 2012 weiter zu. Vieles spricht dafür, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren weiter fortsetzt. Um so mehr bleibt es unsere Aufgabe, die vorhandenen Storchen-Nahrungsflächen zu erhalten und darüber hinaus frühere wieder herzustellen und neue zu schaffen.

Herzlich gedankt sei Doris Kina für die Erstellung und Pflege dieser Homepage, Jörg Heyna für die Hilfeleistung bei den Ringmeldungen, dem Landkreis Gifhorn und seinem Umweltamt, dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde, der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch, der AG AviSON, dem heimischen Energieanbieter LSW, den Freiwilligen Feuerwehren Gifhorn, Vorsfelde und Wittingen für ihre Hilfeleistungen im Nestbereich, sowie den Weißstorch-Herbergseltern und allen weiteren Beobachtern vor Ort.

Hans Jürgen Behrmann
Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle (bis 2019) und Gifhorn



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Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle ( bis 2019) und Gifhorn



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