2. Quartal 2023
Ort ohne Zusatz = Paar brütet nicht; (B) = Brut; (BA) = Brutabbruch; (J1...) = Junge beringt oder in entsprechendem Alter
Storchenpaare im Kreis Gifhorn: Aktueller Stand
Adenbüttel (BA), Ahnsen (J2), Allerbüttel (J4), Ausbüttel-Dorf (J1), Ausbüttel-Siedlung (J3), Barwedel (J2), Bergfeld (J2), Böckelse (BA), Brechtorf (J2), Brome-Burg (BA), Calberlah-Wiesen (BA), Dannenbüttel (J4), Didderse (BA), Ettenbüttel (J2), Gerstenbüttel (J2), GF-Kästorf (BA), GF-Lehmweg (J2), GF-Neubokel, GF-Winkel (J1), Gravenhorst (BA), Groß Oesingen (BA), Groß Schwülper (J3), Hahnenhorn (J2), Hankensbüttel (J2), Hoitlingen (J3), Hülperode-Grenzweg (J1), Hülperode-Zollhaus (J1), Jembke (J1), Kaiserwinkel (BA), Klein Schwülper Okerstr.19 (BA), Klein Schwülper-Okeraue-Süd (J1), Knesebeck (J2), Lagesbüttel Rotdornallee (J3), Lagesbüttel Schunterbrücke (J3), Leiferde NAZ Mast 1 (J2), Mast 2 (J2), Schornstein (J1), Leiferde Kirche (J2), Leiferde-Plack (BA,B), Lingwedel (J1), Lüben (J2), Müden-Alleraue (J2), Müden-Langenklint (J2), Neubokel, Neudorf-Platendorf 99C (J4), Neuhaus (J2), Osloß-Ost (J3), Osloß H41 (J4), Parsau (J2), Radenbeck (J2), Ribbesbüttel (J2), Rötgesbüttel (BA,B,BA), Rothemühle Im Winkel (BA), Rothemühle-Mühle (J3), Rothemühle Okerstr. 51, Rothemühle Okerstr. 67 (J1), Rühen (J2), Schönewörde (J1), Schweimke, Tappenbeck (BA), Teichgut (J3), Tiddische (J2), Triangel (J4), Tülau-Fahrenhorst (J3), Ummern Dorfstr.18, Ummern-Ost (J3), Ummern-West (J3), Volkse (J3), Vollbüttel (J4), Vorhop (J2), Wahrenholz-Kirche (J4), Wahrenholz Angelverein (BA), Wahrenholz Unter den Eichen (BA), Walle-Spargelweg (J3), Wasbüttel (J1), Wesendorf-Nord (BA,B), Wesendorf-Mitte (J1), Westerbeck (J3), Westerholz (J3), Weyhausen-Süd (Hohe Horst), Weyhausen-West (J1), Wittingen (BA), Zasenbeck (J2)
Storchenpaare im Kreis Celle: Aktueller Stand
Informationen Gerhard Papenburg
Adelheidsdorf (BA), Ahnsbeck (J3), Altencelle (J2), Altencelle-Burg (J3), Altenhagen, Bannetze Holzweg (J2), Bannetze-Wiesen, Bleckmar (BA), Bockelskamp (J4), Celle-Stadt (J2), Eicklingen (BA), Großmoor (BA), Hambühren (J2), Hohne-Kirche (J4), Hornbostel (J3), Jeversen (J2), Langlingen-Ort (BA), Langlingen-Schleuse (J2), Nienhagen (J3), Oldau (BA), Osterloh-Gottschalk (J1), Osterloh Pieper (BA), Schwachhausen (BA), Spechtshorn (J1), Stedden (BA), Thören (BA), Wathlingen-Molkereistr. (J3), Wienhausen (J2), Winsen JHH (BA), Winsen-Schornstein (J3), Wolthausen (J2)
Freitag,, 30. Juni 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 5. Fortsetzung
Die beiden Jungen im Storchennest in Lüder wachsen weiter heran. Die Frage steht im Raum: Wie konnte es überhaupt zu dieser so noch nie dagewesenen Konstellation kommen? Diese Frage bezieht sich natürlich vor allem auf das Schwarzstorchweibchen. Schließlich gelten Schwarzstörche als extrem scheu und haben ihr Nest tief versteckt im Walde. Dieses Weibchen aber verhält sich ja völlig anders. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass nicht weit davon entfernt schon zuvor ein Schwarzstorch durch sein ungewöhnliches Verhalten aufgefallen ist. Mein Betreuerkollege Thomas Koberstein berichtet aus der Altmark (Sachsen-Anhalt):
"Für mich ist das Geschehen in Lüder insofern interessant, weil ich die Schwarzstörchin vermutlich seit 2020 gut kenne. Sie zeigte in der Vergangenheit bereits „abnormes“ Verhalten, war sehr angriffslustig gegenüber Weißstorchpaaren, nicht aber zu Einzelstörchen und kaum argwöhnisch gegenüber Menschen. So war sie 2021 im Tierpark Salzwedel, auf der Kirche in Tylsen oder auf Angriff gebürstet in Bonese (siehe Foto!). Die räumliche Nähe (12 km) zum Nest in Lüder bestärkt mich in der Annahme, dass es sich bei der Störchin in Lüder um genau den Schwarzstorch handeln könnte, der damals den Angriff geflogen hat.“
Schwarzstorchattaken auf ein Weißstorchnest hat es schon mehrfach gegeben - so 2021 in Hambühren im Kreis Celle (siehe Bericht 27.04.2021) und über mehrere Jahre hin im Kreis Lüchow-Dannenberg. Im Tierpark Salzwedel 2021 war es kein Angriff. Der "wilde" Schwarzstorch (offensichtlich ein Weibchen) baggerte eine Zeitlang das dortige in Pflege befindliche Weißstorch-Männchen an, zog dann aber weiter. Und in Lüder ging die Initiative ebenfalls von dem Schwarzstorch-Weibchen aus. Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, das muss es nicht sein. Eine Erklärung, warum es sich dennoch immer um dasselbe Schwarzstorchweibchen handeln könnte, legen insbesondere die Beobachtungen von Thomas Koberstein nahe: Die Attacken in Tylsen und Bonese (hier sitzt der 2. Storch tief im Nest) erfolgten jeweils auf das dortige Paar, galten aber eigentlich dem Weibchen. In Salzwedel und Lüder aber ist nur ein solo Weißstorchmännchen - und somit eine ganz andere Ausgangssituation für die einen Partner mit Nest suchende Schwarzstörchin. Warum es bei ihr aber ein Weißstorchmännchen sein soll, das bleibt rätselhaft. Vielleicht hatte sie einen frühen menschlichen Kontakt verbunden mit einer Vergesellschaftung mit Weißstörchen.
Donnerstag,, 29. Juni 2023
Beringungen abgeschlossen - erster flügger Jungstorch schwer verletzt
Da steht sie nun, die Störchin in Radenbeck, oben auf der Fichte und verfolgt in sicherem Abstand die Beringung ihres Nachwuchses. Die beiden Jungen bekommen die Nummern DEW 5V 678 und 679. Sie sind die letzten von insgesamt 82 Jungstörchen, die in diesem Jahr im Kreis Gifhorn von meinem Celler Betreuerkollegen Gerd Papenburg beringt wurden. Da meine Beringungserlaubnis nicht verlängert wurde, er aber auch für Gifhorn eine Erlaubnis hat, bin ich froh, dass er auch hier die Beringungen durchführen konnte. Bei derzeit 135 Jungen auf den Nestern hätten wir natürlich gern noch weitere Junge beringt. Das war aber nicht möglich, weil uns von der Beringungszentrale Helgoland nur diese Anzahl Ringe zur Verfügung gestellt wurde.
Von den in diesem Jahr beringten Storchenjungen ist inzwischen je einer in Gerstenbüttel und in Rothemühle Okerstr. 67 im Nest gestorben. Wohl auch keine Überlebenschance hat einer der vier bereits flüggen Jungen in Triangel. Ihn habe ich heute mit einem offenen Flügelbruch auf einem Feld zwischen der B188 und den Häusern geborgen und in die Pflegestation nach Leiferde gebracht. Bei der Schwere dieser Verletzung muss er wohl eingeschläfert werden.
Dienstag,, 27. Juni 2023
Drei Problemanzeigen, drei Entwarnungen
Aus Neudorf-Platendorf wurde mir gemeldet, dass ein Storch nun schon zwei Stunden auf einer Wiese nahe der Bahn stehen würde, ohne sich fortzubewegen. Selbst als ein Zug nur wenige Meter von ihm entfernt vorbeifuhr, habe er sich nicht gerührt. Ob er vielleicht krank sei? Ich habe der Anruferin gesagt, es könne gut sein, dass der Storch an Mauselöchern auf Nahrung wartet oder sich einfach nur ausruht. Um aber eine mögliche Verletzung/ Erkrankung auszuschließen, möge sie die Flugprobe machen, d.h. direkt auf ihn zugehen. Wenn er dann ohne Probleme abfliegt, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, würde er ein Problem haben, und man würde weitersehen. Gesagt, getan. Sie näherte sich ihm - und er flog weg.
Erneut kam aus Walle die Nachricht, dass sich in den Wiesen ein - auf Nachfrage - rechts beringter Storch aufhalte, der einen kranken Eindruck mache, lange an einer Stelle stehen würde, Menschen nahe an sich heranlasse und beim Weggehen stark humpele. Außerdem sei er sehr verschmutzt. Die Antwort: dieser Storch ist uns bekannt. Es handelt sich hier um das Weibchen vom nahegelegenen Nest in Rothemühle Im Winkel, das seit Jahren unter einer zunehmenden Bein-Schiefstellung leidet. Wir haben sie im Blick, ein aktuelles Eingreifen ist nicht erforderlich. Neu in diesem Fall war die geschilderte starke Verschmutzung. Somit gehört auch diese Störchin zu den (wohl mit Ruß) kontaminierten Weißstörchen, von denen ich am Samstag berichtet habe.
"Ich mache mir Sorgen um den einen Jungstorch in unserem Nest. Während die anderen schon länger fliegen, steht er immer noch allein da oben. Ist irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung?" fragte eine Nestbeobachterin aus Wesendorf. Ich konnte sie beruhigen: in diesem Nest gibt es nur einen Jungstorch, und der wird frühestens in einer Woche flügge. Die anderen Störche, die vom und zum Nest fliegen, sind seine Eltern.
Montag,, 26. Juni 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 4. Fortsetzung
Nun sind die Jungen in Lüder fünf Wochen alt - und entwickeln sich weiter in unterschiedlicher Weise. Hier drei Fotos von heute von einer Storchenbrut, die es so in freier Natur noch nie gegeben hat. Der Fotograf Gerhard Braemer schreibt dazu: "Sieht nach spektakulärer intermediärer Zweifarbigkeit bei dem Größeren aus: grauer Kopf, schwarz/weißer Rücken." Mit fortschreitendem Wachstum werden die Unterschiede zwischen den beiden Jungen sicher noch größer.
Sonntag,, 25. Juni 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 3. Fortsetzung
Bisher hatte ich in meinen Beiträgen vom 19. April, 21. April und vom 7. bis 13. Mai berichtet, dass sich auf dem Weißstorchnest in Lüder/UE) ein Paar zusammengefunden hat, bestehend aus einem Weißstorchmännchen und einem Schwarzstorchweibchen. So etwas hat es in freier Natur noch nicht gegeben. Am 19. April war dann Brutbeginn. Vermutlich drei Eier wurden gelegt. Ob in solchen Mischpaar-Eiern überhaupt Leben wachsen kann? Ja, es konnte. Ab dem 20. Mai wurde gefüttert. Die nächste spannende Frage war: Wie sieht denn der Nachwuchs aus - mit schwarzen Schnäbeln wie Weißstorchjunge oder mit gelben wie bei den Schwarzstörchen? Es zeigte sich: keins von beiden. Das eine, etwas größere Junge hat einen mehr grauen, das andere einen mehr ins gelbliche gehenden Schnabel. Auf dem Foto von Gerhard Braemer sind die Jungen gut zwei, mittlerweile fünf Wochen alt. Vor einer Woche wurden sie beringt. Sollten sie flügge werden, könnte anhand der Ringnummer auch der weitere Lebensweg verfolgt werden. Es bleibt spannend.
Samstag,, 24. Juni 2023
Schwarze Weißstörche
Von den Nestern Rothemühle Im Winkel, Groß Schwülper Schlossgarten, sowie "bei Schwülper" wurde je ein "schwarzer Weißstorch" gemeldet. Die Verunreinigung des Gefieders muss schon vor den starken Regenfällen am Donnerstag und Freitag geschehen sein, denn die erste Meldung stammt vom Mittwochnachmittag. Bemerkenswert: Die Verunreinigung wurde durch die Regengüsse nicht abgewaschen. Heute nun haben wir durch Vera Jortzick entsprechende Fotos aus den Rieselfeldern bekommen. Mögliche Erklärungen: Durch einen Brand auf der ALBA-Deponie sind viele Rußpartikel in Gewässer vor Ort gelangt, die von den Störchen aufgesucht werden. Oder die Störche haben direkt im Rauch gestanden. Auch aus Wendeburg gibt es die Nachricht von einem - allerdings nicht so stark wie auf dem Foto - verschmutzen Brutstorch.
Sonntag,, 18. Juni 2023
Tod durch einen Bezoar
In Gerstenbüttel wurde heute Morgen einer der drei Jungstörche tot abgeworfen. Er starb im Alter von ca. 40 Tagen, war also schon fast sechs Wochen alt. Bei der Untersuchung im NAZ Leiferde wurden in seinem Schlund Gräser festgestellt - und eine Verdickung im Magenbereich, verursacht durch einen Bezoar. Der entsteht, wenn ein Jungstorch in Ermanglung weiterer Nahrung Teile der Innenauspolsterung des Nestes hinunterschlingt. Diese formen sich im Magen zu einem Klumpen, der weder verdaut noch wieder ausgewürgt werden kann. Damit ist der Ernährungsvorgang blockiert. Der Storch verhungert, selbst wenn er dann wieder Nahrung aufnimmt. Dem tot abgeworfenen Jungstorch in Gerstenbüttel hing noch ein Regenwurm aus dem Schnabel.
Samstag, 17. Juni 2023
Spätere Bruten mit Problemen
Für die Jungen der Storchenpaare, die früh mit der Brut begonnen haben, war die Nahrungssituation überwiegend gut. Anfangs profitierten sie von dem bei der Frühjahrsbestellung der Maisäcker anfallenden Kleingetier (Würmer, Käfer). Auf da noch feuchtem Grünland gab es die für die ersten drei Wochen lebensnotwendigen Regenwürmer. Neue Nahrungsquellen folgten, als gemäht wurde. Der Mäusebestand ist zumindest gebietsweise nicht nur für Turmfalken und Eulen, sondern auch für Störche günstig. Inzwischen kommen auch die Heuschrecken hinzu. Diese guten Nahrungsbedingungen führten dazu, dass in 22 Nestern, in denen bis zum 10. April Brutbeginn war, bisher insgesamt 62 Junge beringt werden konnten. Das ist ein Durchschnitt von fast 3 Jungen pro Nest.
Bei den Bruten, die danach begannen, liegt der derzeitige Durchschnitt bei nur noch 2 Jungen. Die Grundnahrung Regenwürmer steht in den nun trockenen Grünlandflächen kaum noch zur Verfügung. Hinzu kommt, dass es sich bei den Störchen mit späterem Brutbeginn zumeist um junge, noch unerfahrene Paare handelt. Oft waren für sie als zuletzt Eingetroffene die Standorte mit besseren Nahrungsvoraussetzungen dann auch bereits vergeben.
In den letzten Tagen sind nach Groß Oesingen mit Brome-Burg und Gravenhorst zwei weitere Neststandorte vom Brutabbruch betroffen, an denen bereits Junge geschlüpft waren. Als nicht ungewöhnlich ist zu werten, wenn sich nun in einigen Nestern mit Jungen über zwei Wochen die Jungenzahl verringert, z.B. von 3 auf 2. Störche legen ja 2 bis 5 Eier, damit die zum Erhalt der Art nötige Anzahl an Jungen flügge werden. Diese betrug lange im Schnitt 2 Junge pro Paar. Nun ist aber der Weißstorchbestand bei uns - vor allem aufgrund der günstigen Überwinterungsbedingungen der westziehenden Störche schon in Europa - in den letzten Jahre deutlich angestiegen. Derzeit würden bei ihnen zur Arterhaltung noch ca. 1,5 Junge pro Paar nötig sein. Werden im Schnitt mehr flügge, erhöht sich der Bestand weiter.
Dienstag, 13. Juni 2023
Brutabbrüche und ihre Ursachen
Seit dem 2. Juni fütterte das Storchenpaar in Groß Oesingen. Am 9. Juni konnte ich mindestens ein Junges sehen, vom Männchen bewacht. Am Tag darauf waren beide Altstörche verschwunden, im Nest regte sich nichts mehr. Es ist dies der 14. Brutabbruch in diesem Jahr im Kreis Gifhorn - bei 82 Storchenpaaren. Und die Saison ist ja noch nicht zuende. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es bei 72 Paaren letztlich 18 Brutabbrüche.
Brutabbrüche bei Störchen sind - wie auch bei anderen Vögeln - also gar nicht so selten. Die Ursachen können sehr verschieden sein. Dazu zählen - bisher in diesem Jahr - noch nicht voll ausgebildete Brutreife und Unerfahrenheit der Eltern, taube (unbefruchtete) Eier: Adenbüttel, Rothemühle Im Winkel; der Ausfall eines Brutstorches durch Verletzung oder Tod: Leiferde-Plack;, die Zerstörung der Brut bei Kämpfen: Rötgesbüttel (1.), Wesendorf-Nord; durch Unwetter (z.B. Stark- und Dauerregen, Hagelschauer): GF-Kästorf, Wahrenholz Angelverein; Instabilität des Nestes: Wahrenholz Unter den Eichen; Nahrungsknappheit, Tod der Jungen durch elterliche Fütterung mit Unverdaulichem (z.B. Gummibändern), Jungentod durch Aspergillose (Schimmelpilzerkrankung der Atemwege - relativ häufig): vermutlich Böckelse, Didderse, Tappenbeck. Beim Brutabbruch nun in Groß Oesingen ist eine Ursache nicht zu erkennen, ebenfalls nicht in Rötgesbüttel (2.) und Wittingen.
Sonntag, 11. Juni 2023
Doch keine Bigamie - aber es gibt sie
Im Beitrag am 20. Mai berichtete ich vom Storch DEW 6T 430, der mit seiner Partnerin die Nisthilfe in Ausbüttel-Dorf weiter ausgebaut hatte. Es wurde gebrütet. Zeitgleich kam dann mehrere Male die Nachricht, dass 6T 430 sich intensiv um Nest und Störchin in Isenbüttel bemühte, dort auch übernachtete, und dies auch, nachdem in Ausbüttel Junge geschlüpft waren. Ein Fall von Bigamie? Allerdings wurden die Jungen in Ausbüttel im normalen Rhythmus versorgt. Dabei gelang es nun, das Storchenmännchen noch einmal abzulesen. Die Überraschung war groß. Nicht 6T 430 wachte im Nest, sondern DEW 5T 295. Der hatte im Nachbarort Rötgesbüttel gebrütet, war aber von seinem Vorgänger vertrieben worden. Von uns unbeobachtet hatte er dann seinerseits 6T 430 in Ausbüttel vertrieben und mit der dortigen Störchin gebrütet. Somit ist 6T 430 bei seinen dann folgenden Kontakten in Isenbüttel vom Vorwurf der Bigamie freizusprechen.
Aber gibt es das überhaupt, Bigamie bei Störchen? Ja, äußerst selten, aber es kommt vorher. Ich selbst konnte den Fall im Storchendorf Wahrenberg/Elbe nachweisen. In Nest 1 kam das vorjährige Männchen, in Nest 2 das vorjährige Weibchen nicht wieder zurück. Daraufhin zog das Männchen von Nest 2 zum Weibchen auf Nest 1. Es wurde gebrütet. Dann erschien auf Nest 2 ein neues Weibchen. Das Männchen kehrte dorthin zurück. Es war ja schließlich eigentlich "sein" Nest. Doch seine diesjährige Partnerin in Nest 1 ließ er auch nicht im Stich. Er brütete dann im Wechsel auf beiden Nestern. Das muss schon ziemlich anstrengend für alle drei gewesen sein, aber sie hielten durch. Als in Nest 1 Junge schlüpften, versorgte er sie mit - allerdings in - zu - großen Abständen. Zwischenzeitlich musste er ja auf Nest 2 brüten. Die Jungen in Nest 1 starben nach wenigen Tagen an Unterversorgung. Daraufhin widmete sich das Männchen nun ganz der neuen Partnerin in "seinem" Nest. Drei Junge schlüpften, zwei wurden flügge. Die Störchin in Nest 1 fand später einen neuen Partner. Gebrütet wurde dort aber nicht mehr.
Dienstag, 6. Juni 2023
Ein reichhaltiges Frühstück
Aus Wierstorf (Gemeinde Obernholz) kam gestern die Nachricht, dass seit etlichen Tagen ein Storch im Dorf umherlaufen, aber nicht wegfliegen würde. Vor Ort machte Mitbetreuerin Sabine Tretschok die "Flugprobe". Schließlich kommt es ja nicht selten vor, dass Störche, die angeblich nicht fliegen können, dies dann doch tun, wenn man direkt auf sie zugeht. In diesem Fall ließ der Storch eine Annäherung bis auf drei Meter zu, um sich dann zu Fuß langsam zu entfernen. Er war offensichtlich flugunfähig und schwach. So kam es zum Beschluss, ihn einzufangen und nach Leiferde zu bringen. Dies gelang gegen Abend unter der Mithilfe von fünf Dorfbewohnern.
In der NABU Pflegestation in Leiferde wurde festgestellt, dass der Storch extrem abgemagert war- und er hat wohl einen Knochenbruch im Flügelbereich. Nach der Erstversorgung nahm er heute Morgen Nahrung auf - und verzehrte nacheinander 20 (zwanzig!) Eintagsküken. Als nächstes erfolgt die tierärztliche Untersuchung.
Was war geschehen in Wierstorf? Vor gut zehn Tagen war dort ein Nichtbrütertrupp aufgetaucht und hatte in der Nähe nach Nahrung gesucht. In den folgenden Tagen zogen die Störche (anfangs waren es 13) wieder ab. Nur einer blieb zurück. Er konnte nicht mehr fliegen. Wie er sich die Flügelverletzung zugezogen hatte, ist unklar. Jedenfalls spricht seine starke Abmagerung dafür, dass er schon seit einiger Zeit kaum Nahrung zu sich genommen hat. Ohne Hilfe hätte er nicht mehr lange gelebt.
Zehn Erstansiedlungen im Gifhorner Land
Von den aktuell 82 besetzten Storchennestern im Kreis Gifhorn (Vorjahr 72) sind 10 Standorte zum ersten Mal überhaupt besetzt.
09.06.2023 Für die Nisthilfe im benachbarten Ausbüttel-Dorf hat sich das vorjährige Männchen von Ribbesbüttel entschieden, weil sein dortiger Platz bereits besetzt war. Ein Weibchen fand sich bald. Dann kam ein Männchentausch. Seitdem ist hier der vertriebene Brutstorch aus Rötgesbüttel. Das Weibchen blieb. Seit dem 26.Mai werden Junge gefüttert
18.06.2023 Lange sah es so aus, als ob es für das junge Paar in Brome an der Burg trotz Paarungen und Nestausbau zur Brut noch nicht kommen würde. Seit dem 7. Mai aber sitzt ständig ein Partner und seit dem 10. Juni werden Junge gefüttert. Am 14.06. erfolgte der Brutabbruch.
Auf dem Nest in GF-Neubokel traf heute vor 38 Tagen ein Storchenpaar ein, bei dem zumindest ein Partner erst zweijährig ist. Die beiden sind geblieben, gebrütet wird nicht.
09.06./13.06.2023 In Groß Oesingen wurde auf Initiative aus dem Ort ein Nest auf Mast am Rand der Wieheaue aufgestellt - und schon im ersten Jahr von einem Storchenpaar angenommen. Es erfolgte dann ein Wechsel bei den Männchen. Das im Nachbardorf Lingwedel zu spät gekommene dortige Männchen eroberte nun hier das Nest mit Partnerin. Ab dem 30. April wurde gebrütet, inzwischen sind Junge geschlüpft. Leider erfolgte am 10. Juni der Brutabbruch.
In Schweimke hatten sich noch nie Störche angesiedelt. Da es dort noch viel Grünland gibt, wurde nun ein Versuch gestartet und ein Nest auf Mast installiert. Nach einigen Kurzbesuchen blieb ab 22. April ein Paar, bei dem das beringte Männchen drei Jahre alt war. Trotz Paarung, Nestausbau und längerem Probesitzen kam es nicht zur Brut. Nach 37 Tagen zog das Paar am Pfingstmontag weiter, nachdem es sich zuvor noch mehrerer durchreisender Störche erwehren musste.
Ob im Einzugsgebiet der Kleinen Aller zwischen den Neststandorten Jembke, Barwedel und Hoitlingen noch Platz sein könnte für ein weiteres Storchenpaar? In Tiddesche wurde der Versuch gestartet - und glückte. Ein Paar kam am 19. März, richtete sich ein und brütete. Inzwischen werden dort Junge gefüttert.
Nun schon ein drittes Storchenpaar es seit dem 16.Mai in Ummern. Ein dreijähriges Männchen und ein unberingtes Weibchen haben ein Nest auf einem Eichen-Seitenast gebaut. Für eine Brut reicht es aber nicht mehr.
Schon über 20 Jahre existiert die Nisthilfe auf dem Gelände des Angelvereins in Wahrenholz, ohne dass Störche ein ernsthaftes Interesse daran gezeigt hätten. In diesem Jahr begann ein wohl noch junges Paar, die Nest-Grundlage zu bebauen. Es kam zur Brut, Junge schlüpften, die allerdings einem Starkregen zum Opfer fielen.
09.06.2023 Auch in Wahrenholz siedelte sich sogar ein drittes Paar an. Es baute sein Nest in über 20 m Höhe auf einem schrägen Seitenast einer Eiche und begann mit der Brut. Das Nest erwies sich aber als nicht hinreichend standsicher. Es stürzte aufgrund von heftigen Windböen ab. Die beiden Eier wurden zerstört, inzwischen hat das Paar einen neuen Nestbauversuch an anderer Stelle auf der Eiche unternommen.
Mittwoch, 31. Mai 2023
Beringungszeit
Die günstige Zeit zum Beringen der Jungen im Storchennest ist in deren Alter von vier bis sechs Wochen. Dann stellen sie sich tot, wenn sie eine Bedrohung (Feind in der Luft; Beringer, der sich ihnen nähert) empfinden. Später setzt der Fluchtreflex ein, der zum Abspringen vom Nest führen könnte.
Meine Erlaubnis als Beringer ist am 1. Mai ausgelaufen. Wir sind froh, dass der Celler Storchenbetreuer Gerd Papenburg die Genehmigung erhalten hat, auch im Kreis Gifhorn zu beringen. Allerdings wurden ihm hierfür von der Beringungszentrale Helgoland nur 70 Ringe zur Verfügung gestellt. Somit kann bei uns in diesem Jahr bei einer Erwartung von deutlich über 100 Storchenjungen in etlichen Nestern nicht beringt werden.
Gestern hat die Beringung begonnen. Ringe erhielten die je zwei Jungen auf Mast 1 und Mast 2 im NABU AZ Leiferde sowie in Gifhorn-Lehmweg. Je vier Junge waren es in Triangel und in Neudorf-Platendorf (anbei ein Foto von Gerd Papenburg). Heute folgten Dannenbüttel (4) und Hoitlingen (3). Für morgen sind die Nester in Wahrenholz, Westerholz, Ausbüttel-Siedlung, Leiferde-Schornstein und Volkse geplant.
Pfingstsonntag, 28. Mai 2023
Der Storch im Adlernest
Im Kreis Gifhorn haben wir in den letzten Jahren insbesondere im Gebiet zwischen dem Ilkerbruch und dem Drömling mehrere durch den Seeadler verursachte Weißstorchverluste gehabt. Zuletzt traf es gerade flügge gewordenen Jungstörche bei Allerbüttel, Weyhausen und Tülau-Fahrenhorst (siehe u.a. die Berichte vom 04.08.2022). Solche Angriffe wurden auch aus dem Ostdrömling (S.A.) gemeldet.
Nun geschah dieses: Jonas II, Brutstorch in Köckte (Ostdrömling), war einer der inzwischen zahlreichen Weißstörche, die mit einem Sender ausgestattet wurden. Auf diese Weise konnten alle seine Wege nachvollzogen werden. Der Storchhof Loburg berichtet: "Am 9. Mai hat Jonas II vermutlich durch einen Angriff eines Seeadlers (Haliaeetus albicilla) sein Leben auf einem Feld verloren. Wahrscheinlich wurde er bei der letzten Futtersuche des Tages für den Nachwuchs überrascht. Nur Federn blieben zurück an der Stelle. Der Adler nahm den Storch mit, der Sender befindet sich jetzt im Seeadlerhorst (!). Vorerst kann der Sender auch nicht geborgen werden zum Schutz der Seeadlerbrut. Ähnlich erging es ja 2022 einem seiner Kinder. XY 985 wurde etwa 13 km südöstlich ebenfalls Opfer eines Beutegreifers bzw. Greifvogels (höchstwahrscheinlich Seeadler)".
Brutabbruch nach Starkregen
Im Kreis Gifhorn hat es einen weiteren Brutabbruch gegeben. Bis Anfang der Woche lief das Brutgeschehen in der erstmals besiedelten Nisthilfe auf dem Gelände des Angelvereins in Wahrenholz normal. Junge waren geschlüpft und wurden gefüttert. Dann zog Mitte letzter Woche eine Starkregenfront über das Gebiet. Binnen weniger Stunden prasselten 52 Liter pro qm herab. Ob die Eltern bei dem Unwetter das Nest zumindest kurzfristig verlassen haben, bleibt unklar. Jedenfalls ist seitdem kein Leben mehr im Nest. Die etwa zehn Tage alten Jungen werden an durch Unterkühlung und Stress verursachtem Kreislaufversagen gestorben sein. Es ist dies nach GF-Kästorf am 11. Mai der zweite Brutabbruch in diesem Jahr aufgrund von Starkregen.
Mittwoch, 24. Mai 2023
Warum DEW 3X 631 und Partner nun auf tauben Eiern brüten
Zuweilen brüten Störche lange über den errechneten Schlupftermin (32 Tage nach Ablage des zweiten Eies) hinaus. Dann ist zu vermuten, dass die Eier nicht befruchtet waren. Grund dafür kann sein, dass einer der Partner noch nicht ganz brutreif ist. Es kann aber auch sein, dass ein Partner generell unfruchtbar ist - wie das Männchen DEW 4T 450 in Leiferde. Zuweilen ist ein Partner aufgrund einer körperlichen Behinderung nicht in der Lage, sich richtig zu paaren. Dieses geschieht nun bei der Störchin DEW 3X 631. Sie wurde 2006 in Verden /Aller nestjung beringt und ist seit 2008 Brutstörchin zunächst in Klein Schwülper und danach in Rothemühle. Bis 2021 hatte sie mit ihrem Partner 40 Junge großgezogen. In den letzten Jahren entwickelte sich bei ihr aufgrund einer Beinschiefstellung eine zunehmende körperliche Behinderung. Sie humpelt immer mehr, kann das Bein kaum belasten. Dies wirkt sich auch auf die Paarungen aus, bei denen sie nicht richtig stehen kann. So lagen im letzten Jahr bei der Beringung außer einem lebenden Jungen auch vier taube Eier im Nest. In diesem Jahr wird schon seit dem 25. März, also nun zwei Monate durchgehend gebrütet. Junge sind nicht geschlüpft und werden auch nicht schlüpfen. Alles spricht dafür, dass diesmal alle Eier nicht befruchtet sind.
Es ist schon erstaunlich, dass die Störche nicht merken, dass in den Eiern, die sie bebrüten, gar kein Leben heranwächst. Darum brüten sie einfach weiter und oft lange über die von der Natur vorgesehene Zeit hinaus. Sie hören erst damit auf, wenn der Bruttrieb nachlässt.
Dienstag, 23. Mai 2023
Jungenverluste mit und ohne Erklärung - aber auch weitere Vierer
In schon über 60 der 80 mit einem Storchenpaar besetzten Nester im Kreis Gifhorn sind nun Junge geschlüpft, weitere werden folgen. Nicht gebrütet wird in GF-Neubokel, Kaiserwinkel, Rothemühle Okerstr. 51, Schweimke und Weyhausen-Süd (Hohe Horst), weil von den dortigen Paaren mindestens ein Partner noch nicht brutreif ist.
Totalverluste bei den geschlüpften Jungen gab es inzwischen mehrere. In GF-Kästorf führte der Starkregen am 11. Mai zum Tod der Jungen durch Kreislaufversagen aufgrund von Stress und Unterkühlung. In Didderse, Tappenbeck und Wittingen, wo ebenfalls nachweislich Junge geschlüpft waren, erfolgte der Brutabbruch, ohne dass erkennbar war, warum die Jungen gestorben sind. Mehrere Nester weisen nur noch ein Junges auf, so in Wesendorf-Mitte und auf dem Gelände des NABU AZ Leiferde. Bei Fridolin und Mai im Nest auf dem Schornstein schlüpften zunächst vier Junge. In Abständen starben drei von ihnen, eins ist übriggeblieben. Unklar ist, warum gerade hier die starke Reduzierung erfolgte. Eine Infizierung durch Aspergillose, eine Schimmelpilzerkrankung der Atemwege, kommt hier eher nicht in Betrag, Nahrungsmangel eigentlich auch nicht.
Erfreulich ist, dass zur Zeit in mindestens sieben Nestern sogar vier Junge gefüttert werden, und zwar in Allerbüttel, Lagesbüttel-Schunterbrücke, Neudorf-Platendorf, Osloß, Triangel, Wahrenholz-Kirche und Walle - was sicher auch mit daran liegt, dass die Nahrungsbedingungen derzeit günstig sind.
Samstag, 20. Mai 2023
DEW 6T 430 gibt Rätsel auf
In den letzten beiden Jahren war das Männchen DEW 6T 430 (Jahrgang 2017 aus Triangel) Brutstorch in Ribbesbüttel, 2021 ohne Erfolg, 2022 erstmals mit 1 flüggen Jungen. Als er in diesem Jahr am Nest eintraf, hatte dort schon ein anderes Männchen seinen Platz eingenommen. 6T 430 wich in das 1,5 km entfernte Ausbüttel-Dorf aus und baute die dortige Nisthilfe zum Nest aus. Es fand sich auch bald ein Weibchen, die nun achtjährige DEH HN 159 aus S.A.. Seit dem 24. April wird gebrütet.
In der letzten Zeit aber wurde 6T 430 nun schon etliche Male auf dem noch freien Nest im 2,5 km entfernten Isenbüttel abgelesen. Dort hielt er sich auf, war mit Nestausbau beschäftigt, flog aber dann wieder zurück zum Brutwechseln nach Ausbüttel. Seit einigen Tagen gibt es nun auch ein neues Weibchen in Isenbüttel. Er versucht dort mit ihr anzubändeln, sie ist nicht interessiert (Foto Rita Lunde) - jedenfalls bisher...
Ungewöhnlich ist es schon, dass ein brütendes Storchenmännchen noch eine Bindung an ein zweites Nest - und möglicherweise ja demnächst auch an die dortige Störchin - hat. Vor allem: was geschieht, wenn zum nächsten Wochenende in Ausbüttel die ersten Jungen schlüpfen? Was wird dann aus seiner Verbindung nach Isenbüttel und vor allem: wird er und wenn ja, wie, ausreichend seiner Aufgabe bei der Fütterung und Aufzucht der Jungen in Ausbüttel gerecht? Man darf gespannt sein.
Mittwoch, 17. Mai 2023
Bestandserfassung zum Zähltermin
In der Weißstorch-Bestandserfassung wird unterschieden zwischen Nestpaaren und Besuchspaaren. Nestpaare müssen mindestens 4 Wochen Nestbindung in der Zeit vom 16.04 bis 15.06. aufweisen. Kommen sie nach dem 17.05., ist das nicht mehr möglich. Die dann eintreffenden Störche werden nun als Besuchsstörche registriert, wenn sie bis zum 15.06 an mindestens 5 aufeinander folgenden Tagen Nestbindung haben. Sinn dieser Differenzierung ist es, Doppelzählungen zu vermeiden.
Am 17.05 gab es im Kreis Gifhorn 80 (Vorjahr 72) und im Kreis Celle 30 (29) Nestpaare. Diese Zahl kann sich noch verringern, wenn Paare weiterziehen, bevor sie die vier Wochen Nestbindung erreicht haben.
Dienstag, 16. Mai 2023
Regenwürmer sind wichtig
Auf die Frage "Was fressen Störche?" lautet die spontane Antwort meistens: "Frösche". Aber die - zumindest die Grasfrösche - gibt es schon längst nicht mehr überall. Ein ganz wesentlicher Nahrungsfaktor sind Feldmäuse, ab Juli auch Heuschrecken. In den ersten Wochen der Jungenaufzucht indes füttern die Storcheneltern ihren Nachwuchs außer mit Käfern und anderem Kleingetier vor allem mit Regenwürmern. Die gibt es für die früh geschlüpften Jungen anfangs auch auf Maisäckern, die erst spät umgebrochen und bestellt werden. Entscheidend für einen Bruterfolg ist aber das Vorhandensein von ausreichend Feuchtgrünland. Die Regenwürmer dort können auch um einiges größer werden als die bei uns im Kleingarten - siehe Foto Rita Lunde. Bei längerer Trockenheit indes ziehen sie sich in tiefere Erdschichten zurück und sind dann kaum noch erreichbar. Dann haben die Storcheneltern Probleme, ihren Nachwuchs über die ersten Wochen zu bekommen.
In diesem Jahr ist die Nahrungssituation bisher relativ günstig. Stärkere Regenfälle im März sorgten für länger anhaltende Feuchtigkeit im Boden. Nach einer Trockenperiode war es wichtig, dass es vor allem am vergangenen Donnerstag wieder kräftig geregnet hat. Zuvor wurden schon die ersten Grasflächen gemäht, in den Tagen seitdem wird dies fortgesetzt. Dabei fällt einiges an Nahrung auch für Störche ab - und anschließend laden die nun feuchten abgeernteten Flächen zum Erbeuten von Regenwürmern ein. Somit haben auch die Jungen, die in diesen Tagen schlüpfen, aktuell gute Aufwuchsbedingungen. Anbei ein Foto von Detlef Trum von aktuell vier Jungen im Nest Triangel. Derzeit ebenfalls vier Junge sind auch in den Nestern Lagesbüttel-Schunterbrücke, Neudorf-Platendorf 99C, Osloß, Wahrenholz und Walle.
Bestätigung tauber Eier
Das NAZ Leiferde berichtet: Die aufgrund des Todes der Störchin DEW 5T 405 geborgenen und im NAZ weiter bebrüteten Eier vom Nest Leiferde-Plack waren wie erwartet nicht befruchtet. Somit ist dies in den letzten sechs Jahren die vierte Brut mit Partner DEW 4T 450 auf tauben Eiern. Der Grund dafür kann nur darin liegen, dass das Männchen unfruchtbar ist.
Sonntag 7. bis Samstag 13. Mai 2023
Eine Woche voller (Storchen-) Ereignisse
Hier ein kleiner Auszug von dem, was sich in den letzten Tagen ereignet hat:
Am Sonntag-Vormittag war die Welt noch in Ordnung in Wahrenholz bei dem Storchenpaar, das in über 20 Metern Höhe auf einem schrägen Eichenast ein Nest gebaut und mit der Brut begonnen hatte. Am Nachmittag gab es starke Windböen. Das Nest stürzte ab, die beiden Eier wurden zerstört. Das Storchenpaar kehrte noch mal kurz zum Ort des Geschehens zurück, wurde aber seitdem nicht mehr gesehen. Ebenfalls am Sonntag ist nun endlich die langjährige Brutstörchin DEW 7X 968 auf ihrem Stammnest in Betzhorn eingetroffen - rund 7 Wochen später als in all den Jahren zuvor. Ein Grund für diese enorme Verspätung ist nicht ersichtlich. Der stark bekotete Ring spricht eigentlich für eine Überwinterung in Afrika. Ringablesungen andernorts aus den Wochen zuvor liegen nicht vor. Das Nest in Betzhorn war bis dahin leer geblieben.
In Weyhausen-Süd konnte sich ein junges Paar nicht auf dem Nest Hohe Horst niederlassen, weil das von Nilgänsen belegt war, und hatte eine auf die Schnelle errichtete Nisthilfe auf dem Schulgelände (siehe Bericht 30. April) bezogen. Übers Wochenende waren die Nilgansküken geschlüpft und dann alle herabgesprungen. Das Nest war wieder frei. Das bemerkte das Storchenpaar von der Schule - und ist nun am Montag dorthin umgezogen. Zu einer Brut wird es wohl in diesem Jahr noch nicht kommen. Vermutlich handelt es sich um ein "Verlobungspaar", bei dem mindestens ein Partner noch nicht ganz brutreif ist.
Eine Woche lang hielt sich ein Storchenpaar im Nest auf dem Trafo-Gebäude in Wagenhoff auf, allerdings vor allem in der Nacht. Tagsüber waren die beiden meist zu zweit unterwegs. Nestbauaktivitäten konnten nicht festgestellt werden. Das spricht für ein "Verlobungspaar". Am Dienstag und dann auch die folgenden Tage wurde das junge Paar nicht mehr gesichtet. Es war weitergezogen.
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 2. Fortsetzung
Was macht das Paar in Lüder (GF), das aus Weißstorchmännchen und Schwarzstorchweibchen besteht? Die Anfrage am Mittwoch bei Schwarzstorchbetreuer Arne Torkler ergab: das Brutgeschehen dieses "unnormalen" Paares verläuft bisher ganz normal. Auffällig ist das aggressive Verhalten des Weibchens gegen alles, was in Nestnähe umherfliegt. Aber das ist für Schwarzstörche wohl nicht ungewöhnlich. Da die Brut am 19. April begonnen hatte, könnten um den 21/22.Mai herum Junge schlüpfen - wenn das denn in dieser Konstellation möglich ist.
Am Donnerstag regnete es fast den ganzen Tag über, in manchen Gebieten auch mit heftigem Starkregen verbunden. Bei solchen Bedingungen sind insbesondere die Nestlinge ab einem Alter von drei Wochen gefährdet. Jüngere Storchenjunge werden meist noch von den Eltern abgedeckt, ältere dann nicht mehr. Ihr anfangs noch nicht voll ausgebildetes Federkleid kann sie aber nicht hinreichend schützen. Sie sterben dann an Stress und Unterkühlung.
Bei den Kontrollen am Freitag mussten wir dann feststellen, dass von den drei Jungen im Nest GF-Kästorf keins mehr lebte. Die Anfrage vor Ort ergab: Am Tag zuvor hatte es hier wie aus Kübeln geschüttet. Das war den Jungen zum Vergängnis geworden. Auch ihre bruterfahrenen Eltern hatten sie nicht schützen können. Die nächste Hiobsbotschaft kam aus Betzhorn: Bei Kämpfen um das Nest war ein Storch auf den Hof gestürzt. Stark blutend lag er immer wieder zuckend auf der Seite im Hof, konnte sich nicht fortbewegen. In die Pflegestation nach Leiferde gebracht wurde dort noch versucht, ihn zu stabilisieren - leider vergeblich. Die Verletzungen waren zu schwer gewesen.
Am Samstag fragte ich in NAZ Leiferde nach, ob aus den 2 Storcheneiern im Brutkasten Junge geschlüpft seien. Am 10. April waren sie nach dem tödlichen Unfall der Störchin DEW 5T 405 vom Nest Plack im Ort geborgen, in die Pflegestation gebracht und seitdem dort bebrütet worden (Beitrag vom 10. April). Nun waren die 32 Tage bis zum Schlüpfen abgelaufen. Es sind aber keine Junge geschlüpft. Sicherheitshalber werden die Eier noch geröngt. Als Ergebnis ist zu erwarten: Sie waren nicht befruchtet. Grund dafür ist das Männchen DEW 4T 450. Seit 2018 waren die beiden ein Paar. In dieser Zeit wurde dreimal auf tauben Eiern gebrütet. In den beiden Jahren, in denen dann auf einmal doch noch Junge schlüpften, besteht die Vermutung, dass das Weibchen zwischenzeitlich eine kurze Bindung mit einem anderen Männchen in der Umgebung eingegangen sein könnte.
Und was hat sich sonst noch so getan in diesen Tagen? In mehr als der Hälte aller Nester sind nun Junge geschlüpft - und täglich werden es mehr. Zugleich sind nun aber - außer denen in GF-Kästorf - auch weitere Junge gestorben und vom Nest abgeworfen, so zwei in Rühen und eins in Lagesbüttel-Schunterbrücke. Im per Webcam einsehbaren Nest von Fridolin und Mai in Leiferde lebt von ursprünglich vier Jungen nun nur noch ein Junges.
Mittwoch, 3. Mai 2023
Verlobungspaare und andere
Bis auf wenige Ausnahmen brüten nun die Storchenpaare in den Kreisen Gifhorn und Celle. Einige andere sind erst vor kurzem eingetroffen. Hier wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, ob sie noch mit der Brut beginnen. Es gibt jedoch auch Paare, die bauen am Nest und paaren sich, brüten dann aber doch nicht. Bei ihnen ist meist mindestens ein Partner noch nicht ganz brutreif. In diesen Fällen sprechen wir von Verlobungspaaren.
Aktuell könnten dazuzählen die neuen Paare in Brome-Burg (Foto) und Rothemühle-Okerstraße 51. Bei letzterem kennen wir auch aufgrund ihrer Beringung das Alter. Beide sind drei Jahre alt, vermutlich Westzieher. Die Brutreife setzt bei westziehenden Weißstörchen allerfrühestens mit zwei Jahren ein. Viele starten mit drei Jahren ihren ersten Brutversuch, der dann aber auch nicht immer klappt. Bei ostziehenden Störchen beginnt die Brutreife mit drei Jahren. Bis dahin bleiben sie oft noch in ihrem afrikanischen Winterquartier. Westzieher hingegen kommen zuweilen schon mit einem Jahr und vermehrt bereits mit zwei Jahren aus ihren - häufig spanischen - Winterquartieren zurück und übersommern dann bei uns.
Ein weiterer Grund fürs Nichtbrüten kann auch sein, dass das Weibchen an anderer Stelle bereits einen Brutabbruch hinter sich hat und ein zweites Mal in diesem Jahr keine Eier mehr legt.
Sonntag, 30. April 2023
Aktion Nisthilfe Weyhausen in nur sieben Stunden
Ein junges Storchenpaar hatte beschlossen, sich im Gebiet Weyhausen-Süd niederzulassen. Leider konnten sie auf dem dortigen Mast nicht landen. Es ist von Nilgänsen besetzt. Daraufhin versuchten die beiden, auf dem Schornstein von zwei nahe gelegenen Häusern selbst ein Nest zu bauen - mit mäßigem Erfolg. Am Freitagmorgen kam dann von der 1 km entfernt liegen Schule die Nachricht, dass Störche versuchen würden, auf einer gekappten Eiche ein Nest zu errichten, aber die angebrachten Zweige würden immer wieder herunterfallen. Darauf startete unsere über das Geschehen informierte Weißstorch-Regionalbetreuerin Rita Lunde die Aktion Nisthilfe Weyhausen. Es gelang ihr mit hilfreicher Unterstützung vor Ort, eine Europalette und nötiges Zubehör zu organisieren, als Storchennest herzurichten und mit Hilfe eines Hubsteigers auf der gekappten Eiche zu installieren. Nachmittags um 17:00Uhr - und damit nur sieben Stunden nach dem Beginn - war das Werk vollbracht. Kurz darauf kam auch das wohnungssuchende Storchenpaar und nahm die neue Nisthilfe in Beschlag.
Montag, 24. April 2023
Findus schaffte es als erster: Rund herum ums Mittelmeer
2021 schlüpfte der Weißstorch Findus in Dänemark. Er flog dann die Westroute und überwinterte in Spanien. Von dort kehrte er im Frühjahr 2022 nach Dänemark zurück. Im Spätsommer zog er wieder ab - nun aber auf der Ostroute. Er überwinterte in Zentralafrika. Von dort aus brach er in diesem Frühjahr Richtung Heimat auf - nun aber auf der Westroute. Über Algerien und Marokko und die Meerenge von Gibraltar erreichte er Spanien und ist nun weiter auf dem Heimflug Richtung Dänemark. Dieses Fluggeschehen ist eine absolute Sensation. Es konnte und kann dokumentiert werden, weil Findus in Dänemark mit einem GPS-Sender ausgestattet wurde.
Storchenexperte Michael Kaatz schreibt dazu: "Ich habe bisher mehr als 500 europäische Störche mit GPS-Sendern und Datenloggern ausgestattet. Bislang wissen wir von zwei Störchen, die ihre Zugroute gewechselt haben und in einem Jahr über Frankreich nach Spanien und im nächsten Jahr über die Türkei und Israel nach Afrika gezogen sind. Sie kehrten jedoch immer auf der gleichen Route ins Brutgebiet zurück. Bislang ist noch kein Storch mit einem GPS-Sender über die eine Route nach Afrika gereist und über die andere zurückgekehrt. Findus ist der erste eindeutige Beweis dafür, dass dies möglich ist."
Aber wie konnte es dazu kommen? Zentralafrika ist ein Bereich, den sowohl Ostzieher, als auch Westzieher erreichen können. Vermutlich ist dort Findus diesmal als Ostzieher auf westziehende Störche getroffen, hat sich ihnen angeschlossen und ist mit ihnen auf der Westroute weitergeflogen. Bei jüngeren Störchen - und er ist ja erst zwei Jahre alt - kann außer dem Erbgut auch das Mitziehen mit älteren erfahrenen Störchen bei der Entscheidung für die Ost- oder Westroute - und in diesem Fall nun auch zurück - eine Rolle spielen.
Freitag, 21. April 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 1. Fortsetzung
Ja, noch hält die so noch nicht dagewesene Verbindung zwischen dem Weißstorchmännchen und dem Schwarzstorchweibchen in Lüder (UE). Und: nun wird tatsächlich gebrütet, heute schon den dritten Tag. Dass dies auch Probleme mit sich bringt aufgrund von unterschiedlichen Verhaltensweisen der beiden Partner, zeigte sich nun auch bei der Brutablösung. Bei Weißstörchen geschieht diese etwa alle drei Stunden. Bei Schwarzstörchen, die auf Nahrungssuche viel weiter und länger unterwegs sind, können es sechs Stunden und mehr sein. Schwarzstorchbetreuer Arne Torkler beobachtete: Das Schwarzstorchweibchen flog ab zur Nahrungssuche. Das Weißstorchmännchen übernahm das Brüten. Vier Stunden lang saß er fest auf den Eiern. Als sie dann immer noch nicht erschienen war, stand er mehrere Male ganz kurz auf, setzte sich aber schnell wieder. Das Geschehen passte einfach nicht zu seinem gewohnten angeborenen Wechselrhythmus. Sechseinhalb Stunden musste er warten. Dann kam sie zurück. Sofort flog er - nun richtig hungrig geworden - vom Nest ab und suchte Nahrung auf der Wiese. Für die nächsten Stunden übernahm sie das Brüten. Nicht beobachtet werden konnte, ob er dann nach drei Stunden zurückkehrte, um sie abzulösen - und ob sie dann schon dazu bereit war oder ob er sich noch weitere drei Stunden gedulden musste. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht in dieser Beziehung.
Donnerstag, 20. April 2023
Die ersten Jungen sind geschlüpft
Etwas später als im letzten Jahr sind nun gestern in unserer Region die ersten Storchenjungen in per Webcam einsehbaren Nestern geschlüpft. Die erste Meldung kam vom Celler Storchenbetreuer Gerhard Papenburg. Im Nest auf der Kirche in Hohne (CE) wurden zwei Junge gesichtet - siehe Screenshot! Heute sind es nun schon drei. 2022 war der 11. April das erste Schlupfdatum. Im Nest Kaufmann in Wendeburg (PE) erblickten gestern zwei und heute Nachmittag ein dritter Jungstorch das Licht der Welt. Im Kreis Gifhorn gefüttert wird seit gestern in Osloß (Beobachtung Rita Lunde). Nach dem Schlüpfen der ersten drei Störche werden, so wie die Eier gelegt wurden, weitere Junge im Abstand von je zwei Tagen folgen.
Mittwoch, 19. April 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch
Dass ein Schwarzstorch schon mal versucht, auf einem Weißstorchnest zu landen, das kommt ab und zu vor. Im Kreis Lüchow-Dannenberg gab es sogar schon mal mehrere Jahre lang einen schwarzen Störstorch. Eine Verpaarung zwischen Weiß- und Schwarzstorch in freier Natur hat es aber wohl so noch nicht gegeben. Doch eben dieses geschieht derzeit auf dem (Weiß-) Storchennest in Lüder (UE - nahe Kreisgrenze GF). Da hat das dortige Weißstorchmännchen, dessen Partnerin noch nicht eingetroffen ist, dem mehrtägigen Werben eines Schwarzstorchweibchens nachgegeben. Nun sind die beiden ein Paar.
Es stellen sich mehrere Fragenkomplexe, der erste: Gibt es eine Erklärung für dieses ungewöhnliche Verhalten der Schwarzstörchin? Dass sie in einem Zoo oder in einer Pflegeeinrichtung zusammen mit Weißstörchen aufgewachsen ist und dadurch geprägt wurde, ist unwahrscheinlich. Dann würde sie beringt worden sein. Könnte sie vielleicht als Brutstörchin von einem nicht allzu weit entfernten Nest vertrieben worden sein und nun mangels Alternativen in Brutstimmung diese Alternative gewählt haben? Auch das ist bisher so noch nicht vorgekommen. Es gibt in dieser Frage keine zufriedenstellende Antwort.
Frage zwei: Kann es zwischen Weiß- und Schwarzstorch tatsächlich Nachwuchs geben? Das wären dann Hybriden. Ja, so etwas ist in Gehegehaltung schon mal vorgekommen. Also biologisch möglich ist es schon.
Frage drei: Wie kommen die beiden in ihrer Beziehung mit ihren doch sehr unterschiedlichen Verhaltensmustern klar?
- Weißstörche haben sich an den Menschen gewöhnt, Schwarzstörche aber sind sehr scheu und heimlich. In Lüder ist es für die Anwesenheit der Schwarzstörchin sicher von Vorteil, dass das (Weiß-)Storchennest etwas abseits von öffentlichen Wegen steht.
- Weißstörche nehmen zur Begrüßung den Kopf in den Nacken und klappern. Schwarzstörche senken den Kopf und stoßen ein pfeifendes Geräusch aus. Schwarzstorchbetreuer Arne Torkler stellte vor Ort fest: Wenn das Schwarzstorchweibchen auf dem Nest eintrifft, wird es mit Geklapper begrüßt. Wenn er eintrifft, senkt sie den Kopf und pfeift. Offensichtlich ist für beide das Anderssein des Partners in dieser Hinsicht kein Hinderungsgrund.
- Weißstörche suchen ihre Nahrung möglichst in Nestnähe, Schwarzstörche fliegen dafür oft etliche km. Das ist, wie Arne Torkler beobachtet hat, auch hier der Fall.
Es bleibt spannend, wie es nun weitergeht mit dem Storchenpaar in Lüder. Sollte allerdings das Weibchen der Vorjahre noch eintreffen, wird die schwarzweiße Paarbeziehung wohl schnell ein Ende haben.
Sonntag, 16. April 2023
Dritter Brutabbruch in Folge - nun hat wieder "der Alte" gewonnen
Wenn ein später eintreffender Ostzieher "seinen" Platz schon von eher eingetroffenen Westzieher besetzt vorfindet, ist der Konflikt vorprogrammiert. In Rötgesbüttel war bis 2020 ein unberingtes Männchen Brutstorch. 2021 fand es bei seiner Ankunft das schon brütende westziehende Männchen DEW 2T 295 vor. Nach heftigsten Kämpfen eroberte "der Alte" seinen Platz zurück. Es kam zum Brutabbruch und Nachgelege. Zwei Junge wurden flügge. 2022 war "der Junge" 2T 295 wieder zuerst da. Aber diesmal behielt er die Oberhand, als dann "der Alte" eintraf und angriff. Die Brut ging dabei allerdings erneut zu Bruch. Es erfolgte ein Nachgelege, doch Nachwuchs gab es nicht mehr. In diesem Jahr 2023 brütete "der Junge" mit seiner Partnerin bereits 10 Tage. Doch dann kam die Nachricht: Beide Störche stehen schon längere Zeit im Nest und haben wieder begonnen, sich zu paaren. Das ist immer ein sicheres Zeichen für Brutabbruch. Und in der Tat zeigte sich vor Ort: Ein Wechsel war erfolgt. 2T 295 war nicht mehr da. "Der Alte" hatte wieder seinen Platz eingenommen. Ob es erneut ein Nachgelege gibt? "Der Junge" hingegen hat sich auf das 5 km entfernte noch nicht besetzte Nest in Isenbüttel zurückgezogen. Möglicherweise wird er ja von dort aus versuchen, "seinen" Platz in Rötgesbüttel doch noch wieder zu erobern.
Freitag, 14. April 2023
Rätselhaftes Storchengeschehen
Zum Storchennotfall am Mittwoch in Oerrel habe ich inzwischen weitere Informationen erhalten. Danach wurden am Nachmittag vom nördlichen Ortsrand her zwei Störche gesichtet, von denen einer den anderen in der Luft heftig attackierte. Darauf landete dieser auf dem Hof "Im Springgrund 29", wo gerade die Hühner gefüttert wurden, der andere Storch sechs Meter daneben. Der erste Storch hatte ein blutiges Brustgefieder. Er floh von dem anderen weg in das nächste Gebüsch und verkroch sich dort. Der andere flog dann aufs Scheunendach und klapperte heftig. Dann flog er ab und kreiste noch eine Zeitlang über dem Ort des Geschehens, bevor er verschwand. Der verletzte Storch verließ nach einiger Zeit wieder das Gebüsch und zog zu Fuß auf einen nahegelegenen Acker. Durch mein Spektiv konnte ich eine tiefes Einstichloch im Brustbereich feststellen. Der Storch putzte sein blutiges Brustgefieder. Bei meiner Annäherung zog er sich weiter auf den Acker zurück, flog aber noch nicht. Gegen Abend hatte er sich dann so weit erholt, dass er gen Osten abzog.
Vieles an dem Geschehenen ist ungewöhnlich: Zwar kommen Luftattacken bei Störchen vor, aber wenn, dann beim Kampf um ein Nest. Das nächste Nest ist allerdings 3,5 km entfernt in Lingwedel. Dass ein Storch über solche Entfernungen einen anderen weiterverfolgt, ist mir weder aus eigenem Erleben noch von der Literatur her bekannt. Der Stich in die Brust müsste dann entweder in Lingwedel oder in der Luft auf dem Flug bis Oerrel passiert sein. Auch so noch nie beobachtet habe ich, dass ein Storch auf der Flucht vor einem anderen sich in einem Gebüsch versteckt. Dass sich ein solches Kampfesgeschehen unterwegs zwischen zwei Durchzüglern abgespielt haben könnte, macht auch wenig Sinn. Somit bleibt doch manches rätselhaft.
Mittwoch, 12. April 2023
Drei weitere Notfälle in zwei Tagen
Nach dem Tod der Brutstörchin vom Nest Plack in Leiferde am Ostermontag gab es am Dienstag weitere Notfälle:
Von dem Verbindungsweg zwischen Abbesbüttel und Grassel wurde ein Storch mit Beinverletzung gemeldet. Vor Ort zeigte sich, dass der Storch auf einem Bein nicht auftreten kann. Möglicherweise handelt es sich um einen Fußbruch oder eine starke Fußprellung. Bei meiner Annäherung flog er auf und landete 50 Meter weiter auf einem frisch bearbeiteten Acker. Eine Bergung war so nicht möglich. Der Storch wird weiter vor Ort beobachtet.
Am Dienstagabend kam aus Rühen die Nachricht, dass der eine Brutstorch durch das marode Dach der Nachbarscheue gebrochen sei, nun feststecke und sich vergeblich bemühe, wieder frei zu kommen. Dies gelang ihm - es war schon dunkel geworden - dann doch noch. Allerdings hat er dabei einige Blessuren abbekommen. Das Foto zeigt einen tieferen Einriss in der Leistengegend. Fliegen kann er damit. Wie es mit dem Gehen aussieht, ist unklar.
Am heutigen späten Nachmittag wurde aus dem Ort Oerrel gemeldet, dass einer von zwei vorbeifliegenden Störchen auf einem Hof notgelandet sei und sich dann dort im Gebüsch verkrochen hätte. Seine Brust sei blutig. Bei meinem Eintreffen hatte sich der Storch wieder etwas berappelt, war aufgestanden und auf einen nahegelegenen Acker gewechselt. Ein tiefes Einstichloch im Brustbereich war deutlich zu erkennen. Der Storch putzte die blutigen Federn. Einzufangen war auch er nicht. Auch hier wird weiter beobachtet. Vermutlich rührt die Verletzung von Kämpfen um das nahegelegene Nest in Lingwedel her. Dort hatte ein Wechsel stattgefunden.
Montag, 10. April 2023
Keine gute Osternachricht: Brutstörchin tot
Heute Vormittag ist die Störchin DEW 5T 405 nach einem Wandanflug in unmittelbarer Nähe des Baumnestes Plack in Leiferde abgestürzt. Sie konnte nur noch tot geborgen werden. Zusammen mit ihrem langjährigen Partner DEW 4T 450 hatte sie gerade begonnen zu brüten. Da ein Storch allein natürlich keine Brut aufziehen kann, wurden heute Mittag die Eier - zwei an der Zahl - von Mitbetreuerin Rita Lunde mit Hilfe der Drehleiter der FFW Feuerwehr Gifhorn geborgen und im NAZ Leiferde in den Brutkasten gelegt. Dort werden dann hoffentlich in 32 Tagen die Störchenküken schlüpfen. Es ist durchaus möglich, dass das nun verwitwete Männchen noch rechtzeitig in dieser Saison eine neue Partnerin findet.
Samstag, 8. April 2023
Gefährliche Nestbauversuche
In Bergfeld versucht sich außer dem Paar Ackerende noch ein weiterer Storch anzusiedeln. Als Standort hatte er einen Abspannmast am Ortsausgang Richtung Tiddesche ausgewählt und begann dort oben ein Nest zu bauen (Foto C. Peters). Das ist allerdings problematisch. Die LSW meldete bereits einen Kurzschluss und hat daraufhin zur Gefahrenabwehr die Zweige entfernt und zum Verhindern der Landung Büschelabweiser installiert (Foto Rita Lunde). Betreuerkollege Georg Fiedler, Experte für solche Fälle, stimmt der Nestentfernung zu: Zwar sind die senkrecht führenden Drähte mit Isolierschlauch versehen. Aber alle - horizontalen - Isolatoren sind extrem kurz. Hier sehe ich das Risiko, dass Zweige diese Isolatoren überbrücken und ein fertiges Nest eine direkte Verbindung zu den unter Spannung stehenden Drähten geschaffen hätte. Auf der unteren Traverse könnten herabgefallene und liegengebliebene lange Zweige auch problematisch sein. Deshalb halte ich für gerechtfertigt, dass der Nestbau verhindert wurde.
“Die Maßnahme mit den Büschelabweisern sieht er hingegen kritisch. Er schreibt: "Zur Verhinderung eines Nestbaus taugen sie nicht. Sie werden verbaut und dienen dem Reisig sogar als seitliche Stütze. Der Nestbau in Bergfeld lässt sich nur durch "Andreaskreuze" - ich empfehle zwei - verhindern".
Er fügt dann noch das Foto aus WOB-Kästorf bei, wo das Storchenpaar trotz Büschelabweisern erneut mit dem Nestbau begann und inzwischen dort brütet.
Bezüglich der Maßnahme in Bergfeld werden wir darum uns noch einmal an die LSW wenden.
Donnerstag, 6. April 2023
Ankunft von West- und Ostziehern
Bei den Westziehern treffen nach den älteren, erfahrenen Brutstörchen inzwischen nun auch jüngere - vor allem auch Drei- und Vierjährige - ein, die ins Brutgeschäft einsteigen möchten bzw. im vergangenen Jahr dies erstmals versucht haben. Zum aktuellen Stand der Ostzieher schreibt Stefan Kroll in seiner Homepage "www.stoerche-doberan.de" in seinem Eintrag am 5.April:
Die erste größere Ostzieherwelle hat Deutschland erreicht. Gestern und heute ist ein größerer Schwung Ostzieher in Nord- und Ostdeutschland eingetroffen. Diese Störche profitierten von einer günstigen Witterungsphase nördlich der Karpaten, die ihnen für einige Tage gute Zugbedingungen über Polen, Tschechien und Ostdeutschland bescherte. Es handelt sich bei ihnen vor allem um alte, erfahrene Brutvögel, die zielgerichtet ihre Nester ansteuern.
Dagegen stecken zahlreiche weitere Störche in den Karpaten fest. Für morgen sind dort im Umfeld eines recht ortsfesten Tiefdruckgebiets verbreitet Schneefälle zu erwarten. Erst in etwa drei bis vier Tagen ist hier mit einer deutlichen Wetterbesserung zu rechnen. Danach werden diese Störche nochmals etwa eine Woche unterwegs sein. Dementsprechend sind sie frühestens zur Monatsmitte zurück zu erwarten. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass wir anders als im Vorjahr keinen kompakten, sondern einen verteilten, sich über einen längeren Zeitraum hinziehenden Einflug der Ostzieher haben werden. Der entscheidende Grund dafür ist das sehr wechselhafte, insgesamt unterkühlte Wetter in den Karpaten."
Montag, 3. April 2023
Störchin in Orange
Am 30. März landete auf dem Nest in Teichgut (GF) die ostziehende Störchin DEW 9T 536. Sogleich fiel bei ihr ins Auge die ungewöhnliche orangene Färbung des Hals- und oberen Brustgefieders (Foto Kirsten Richter). Zwei Tage zuvor war schon die Störchin in Lagesbüttel-Rotdornallee mit der gleichen auffälligen Färbung zurückgekehrt. Wo mögen sie sich diese zugezogen haben? Beide Störchinnen sind Ostzieher, sind also auf dem Heimweg von Afrika über die Türkei wieder zu uns gekommen. Von den Ostziehern wird gerade auch von diesem Heimzug berichtet, dass viele von ihnen auf Mülldeponien unterwegs zwischengelandet sind und sich dort für den weiteren Flug gestärkt haben (Info Kai Thomsen). Es ist gut möglich, dass sie dort mit orangefarbigen Flüssigkeiten in Kontakt gekommen sind. Oder sollte die Ursache bereits bei uns in Deutschland liegen? Deponien gibt es ja sogar nahe bei. Ich habe mal Betreuerkollegen in anderen Bundesländern angefragt, ob auch bei ihnen in den letzten Tagen Störche mit orangener Färbung aufgetaucht sind. Übrigens: vor einigen Jahren gab es schon mal Störche mit damals blauem Gefieder. Denen muss ähnliches passiert sein.