3. Quartal 2024
(J1...) = aktuelle Jungenzahl; (J1+...) = weitere/s Junge/s in Pflegestation Leiferde gebracht; (-) = Brutabbruch; Standort ohne Zusatz = Paar hat nicht gebrütet
Im Kreis Gifhorn haben sich Storchenpaare niedergelassen in
Adenbüttel (J3), Ahnsen (-), Allerbüttel (J4), Ausbüttel-Dorf (J3), Ausbüttel-Nord (J1), Ausbüttel-Siedlung (J2), Barwedel (J2), Bergfeld (J3), Böckelse (-), Brechtorf (J1), Brome (-), Calberlah-Wiesen (-), Dannenbüttel (J4), Didderse (J3), Ettenbüttel (J3), Gerstenbüttel (J2), GF-Kästorf (J2+1), GF-Lehmweg (J2), GF-Winkel (J3), Gravenhorst (J3), Groß Oesingen (-), Groß Schwülper (J2), Hahnenhorn (J3), Hankensbüttel (-), Hillerse (J2), Hoitlingen (J3), Hülperode-Grenzweg (-), Hülperode-Zollhaus (-), Isenbüttel (-), Jembke (J2), Klein-Schwülper-Okerstr.19 (J4), Klein Schwülper-Okeraue-Süd (J3), Knesebeck (J1), Lagesbüttel-Rotdornallee (J1), Lagesbüttel-Schunterbrücke (J1), Leiferde-Kirche (J2), Leiferde NAZ-Mast 1 (J3), Leiferde NAZ-Mast 2 (J2), Leiferde NAZ-Schornstein (J1), Leiferde-Plack (J1), Lingwedel-Gamsener Weg (J2), Lingwedel-Ort (J2), Lüben (J3), Müden-Alleraue (J4), Müden-Langenklint (J1), Müden-Molkereiweg (J1), Neudorf-Platendorf Dorfstr. 27 (J2), Neudorf-Platendorf 99C (J4), Neudorf-Platendorf Mooreiche (J1), Neuhaus (-), Ohof (J2), Ohrdorf (J2), Osloß-Mitte (J4), Osloß-Ost, Parsau-Ort (J3), Radenbeck (J2+1), Ribbesbüttel (J2), Rothemühle-Im Winkel (J1), Rothemühle-Mühle, Rothemühle-Okerstr. 51 (-), Rothemühle-Okerstr. 67 (J1), Rötgesbüttel (J2), Rühen (J2), Schönewörde (J2), Tappenbeck (J1), Teichgut (J3), Tiddische (J1), Triangel (J4), Tülau-Fahrenhorst (-), Ummern-Dorfstr.18 (J1), Ummern-Ost (J2), Ummern-West (J3), Volkse (J5), Vollbüttel (J4), Vorhop (J3), Wagenhoff, Wahrenholz-Angelverein (J3), Wahrenholz-Kirche (J3), Walle (J2+1), Wasbüttel (J3), Wesendorf-Mitte (J1+1), Wesendorf-Nord (J4), Westerbeck (J1), Westerholz (J5), Weyhausen-Schule (J2), Weyhausen-West (J3), Wittingen (J2), Zasenbeck (J3).
Im Kreis Celle haben sich Storchenpaare niedergelassen in
Adelheidsdorf (J3), Ahnsbeck (J1), Altencelle (J2), Altencelle-Burg (-), Bannetze-Eiche (J3), Bannetze-Holzweg (J2), Bleckmar (J5) Bockelskamp (-), Bröckel Schornstein, Celle-Stadt (Fritzenwiese, J2), Großmoor (J3), Hambühren (J4), Hohne-Kirche (J1), Hohne-Knickbusch (-), Hornbostel (J2), Jeversen (-), Lachte-Radweg (-), Langlingen-Ort (J3), Langlingen-Schleuse (-), Nienhagen (J2), Nienhagen Eiche, Oldau (-), Osterloh-Gottschalk (J1), Osterloh-Pieper (J2), Schepelse (J5), Schwachhausen (J1), Spechtshorn (J3), Stedden (-), Thören (J1), Wathlingen (J2), Westohe (-), Wienhausen-Kloster (-), Winsen Allerwinkel (J2), Winsen JHH (J2), Winsen-Schornstein (J2), Wolthausen (J2).
Angaben Weißstorchbetreuer Gerhard Papenburg
Achtung Hitze: Wenn es heiß wird, tränken und duschen die Storcheneltern ihre Jungen. Wo keine Wasserfläche dafür in Nestnähe ist, ist es hilfreich, eine Wanne o.ä. mit Wasser für sie hinzustellen. | ||
Montag, 19. August 2024
Neue Partnerin für alleinerziehenden Vater?
Bei der Beringung der Jungen in Gifhorn-Kästorf war die Störchin tot im Nest aufgefunden worden (siehe Bericht 24. Mai). Ein Junges kam nach Leiferde., die anderen beiden wurden fortan vom Männchen "Georg" allein versorgt. Inzwischen sind sie flügge geworden und abgezogen. Nun war Georg ganz allein - aber nicht lange. Ein neues Weibchen entdeckte, dass der Platz neben ihm frei war und versuchte aufs Nest zu kommen. Anfangs wehrte er sie noch ab - es war eben doch nicht die, die er so lange gewohnt war. Sie saß dann auf dem Dach nebenan, blieb aber beharrlich. Gestern traf die Nachricht ein: nun sind sie beide auf dem Nest, und es ist auch schon zur Paarung gekommen. Die Nacht über musste sie aber wieder mit dem Dach vorlieb nehmen. Heute Mittag waren dann erneut beide auf dem Nest (Fotos Jürgen Krenzke). Diese Entwicklung gibt doch Hoffnung - auch für das nächste Jahr.
Samstag, 17.August 2024
Jetzt fehlen nur noch zwei
Aus Neudorf-Platendorf erhielten wir die Nachricht, dass heute auch der Jungstorch vom Nest Mooreiche erstmals abgeflogen und dann wieder gut zurückgekehrt ist. Ein kurzes Video dokumentiert das Geschehen am nun 68. Tag nach dem Schlüpfen.
Damit haben sich im Kreis Gifhorn nur die beiden Jungstörche vom Mast 2 im NABU AZ Leiferde den ersten Abflug vom Nest noch nicht getraut. Wir rechnen aber stündlich damit...
Montag, 5. August 2024
Storcheninvasion in Ohrdorf
Im nun zur Stadt Wittingen gehörenden Ohrdorf waren seit Menschengedenken keine Störche mehr groß geworden. In diesem Jahr aber hat es geklappt. Zwei Junge wurden flügge. Sie und ihre Eltern bekamen am Wochenende zahlreichen Besuch. Eine Gruppe von rund siebzig Störchen landete hier und suchte auf Mäh- und Ernteflächen nach Nahrung. Sie blieben auch über Nacht und verteilten sich dabei auf Hausdächer und Strommasten (Fotos Simone Fölsch).
Zum Wochenbeginn war dann ein Großteil der Gruppe weitergezogen. Vermutlich handelte es sich bei ihnen um eine der Nichtbrütergruppen dieses Jahres, der sich nun auch vermehrt Jungstörche angeschlossen haben. Es können aber auch mehrere solcher Gruppen gewesen sein., die sich in Ohrdorf eingefunden hatten.
Samstag, 3. August 2024
Sie sammeln sich
Inzwischen haben schon etliche der diesjährigen Jungstörche ihren Herkunftsort ganz verlassen und sind weitergezogen. Sie fliegen dann aber nicht schon direkt in ihr Winterquartier, sondern in Gruppen noch durch die Lande und steuern auch Sammelpunkte an. Zu einem solchen gehört auch das Gebiet BS-Rieselfelder, Okeraue und ALBA-Deponie. Hier gibt es genügend Nahrung, um sich noch einmal für die Reise ins Winterquartier zu stärken. Zur Zeit sind in dem Gebiet über 150 Weißstörche, davon gestern ca. 30 auf Acker, 60 auf Dach Alba, 30 auf Müll, 20 an/in Tümpeln (Schätzung und Foto Gerhard Braemer). Und hier bilden sich auch neue, größere Gruppen, die dann losziehen - zunächst die Jungstörche dieses Jahres zusammen mit Übersommerern und Nichtbrütern. Die älteren folgen später - und zwar meistens die Ostzieher vor den Westziehern. Einige wenige von ihnen bleiben aber auch im Winter hier.
Freitag, 2. August 2024
Findus: Afrika durchquert - an der A7 gestorben
Findus, ein 2021 in Nordschleswig (Dänemark) nestjung besenderter Weißstorch, hatte etwas vollbracht, was bis dahin noch nie bei einem Weißstorch nachgewiesen worden war. Zunächst war er auf der Ostroute ins afrikanische Winterquartier geflogen. Dort wechselte er dann auf die Westroute, durchquerte so Afrika und kam nun als Westzieher wieder in Europa an (siehe Bericht 24. April 2023). Das war im Frühjahr. Doch jetzt fand sein kurzes Leben jäh ein Ende: am 23. Juli wurde er vermutlich nach einer Kollision mit einem Fahrzeug an der A7 nördlich von Schleswig tot aufgefunden. In den drei Jahren seines Lebens hatte er bis dahin rund 19000 Flugkilometer bewältigt und dabei 23 Länder durchquert - eine sagenhafte Leistung. Am Beispiel Findus sehen wir aber auch: Störche sind nicht nur auf dem langen Flug ins afrikanische Winterquartier und bei dem Aufenthalt dort gefährdet. Auch bei uns kann sie der Tod ereilen. Im Kreis Gifhorn hat es in diesem Jahr jeweils einen Brutstorch der Nester Brechtorf, GF-Kästorf, Leiferde-Kirche, Leiferde-Plack, Radenbeck und in Rothemühle getroffen.
Dienstag, 30.Juli 2024
Wird auch außerhalb des Nestes gefüttert?
Erwartungsfroh haben sich hier auf der Wiese in Vorhop zwei der drei flüggen Jungstörche vor den Altstorch hingehockt (Foto Sabine Tretschok). Wird er jetzt Futter für sie auswürgen? In der älteren Storchenliteratur habe ich einmal gelesen, dass Elternstörche ihre flüggen Jungen wenn, dann nur auf dem Nest füttern. Der Nachwuchs müsste dazu also schon dorthin zurückkehren. So geschieht es sicher in den meisten Fällen- aber nicht ausschließlich. Ich selbst habe zwar noch keine Fütterungen außerhalb des Nestes beobachtet, aber im Laufe der Jahre doch etliche Belege dafür bekommen. Außerdem ist es ja auch so, dass ein noch nicht ganz flügger Jungstorch, der nach dem ersten Verlassen des Nestes es zunächst nicht schafft, dorthin zurückzukehren, und sich in der näheren Umgebung aufhält, dort von den Eltern weiterhin betreut und auch gefüttert wird. In Vorhop hofften die beiden Jungen auf dem Foto vergebens. Hier auf der Wiese wurde nicht gefüttert.
Weitere - meist traurige - Ereignisse der letzten Tage
Inzwischen ist nur noch einer der drei Jungstörche in Vorhop da. Die anderen beiden sind abgezogen. Dass das mit erheblichen Gefahren verbunden sein kann, zeigte sich leider schon bald danach. Der eine Jungstorch mit der Ringnummer DEW EE 70 wurde vorgestern in Wolfsburg-Hattorf mit einer schweren Flügelveretzung und inneren Verletzungen aufgefunden und nach Leiferde in die Pflegestation gebracht. Dort ist er gestern verstorben. Außerdem hat es noch weitere Todesfälle gegeben. Nahe Vorhop wurde ein unberingter Jungstorch am Fuße eines Strommastes tot aufgefunden. Vermutlich stammt er aus dem nur 4 km entfernten Nest in Knesebeck, wo das einzige Junge nicht beringt worden war. Von einem der seit längerem flüggen Jungstörche des Nestes Weyhausen-West wurden in etwa 1 km Entfernung Überreste einschließlich des beringten Beines gefunden. Somit konnte die Zuordnung erfolgen. Woran der Jungstorch gestorben sein mag, bleibt unklar. Eine Stromleitung gibt es in der Nähe des Fundortes nicht. Bei der Spätbrut in Isenbüttel konnte seit einigen Tagen keine Bewegung im Nest mehr festgestellt werden. Das einzige Junge lebt nicht mehr. Besser erging es dem männlichen Brutstorch von Gravenhorst. Der war auf einem Feld nahe Wasbüttel gefunden worden. Er hatte sich so in die Schnur eines Elektrozaunes verwickelt, dass er nicht mehr fliegen konnte. Helfer vor Ort haben ihn dann davon befreit. Er wurde ins NABU-AZ nach Leiferde gebracht. Da er bis auf eine leichte Flügelverletzung keine schwereren Schäden davongetragen hatte, wurde er gestern in Nestnähe ausgewildert. Nun kann er sich wieder zusammen mit seiner Partnerin den drei bereits flüggen Jungstörchen widmen.
Inzwischen sind in fast allen Weißstorchnestern im Kreis Gifhorn die Jungen flügge. Dies steht noch bevor bei vier Storchenbruten, die später begonnen haben, und zwar in Ausbüttel Nord, Brechtorf, Leiferde NAZ Mast 2 und Neudorf Platendorf Mooreiche. Etliche Jungstörche sind schon ganz abgezogen. Meist schließen sie sich vorbeifliegenden Gruppen an. Der endgültige Antritt der Reise in die Winterquartiere wird nun nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Donnerstag, 18. Juli 2024
Frühere Brutstörchin vertreibt Nachfolgerin und deren Nachwuchs vom Nest
Am Sonntag (14. Juli) wurden Storchenbetreuer Gerd Papenburg Kämpfe vom Storchennest in Wathlingen (CE) gemeldet. Vor Ort stellte er nun fest: Im Nest standen vertraut nebeneinander DEW 9T 692, das Männchen der letzten Jahre, allerdings nicht mit seiner diesjährigen unberingten Partnerin, sondern mit deren Vorgängerin DEW 9T 630 (Foto Gerd Papenburg). Die hatte am Sonntag nach heftigem Kampf ihren Platz von ihrer Nachfolgerin zurückerobert und auch deren beiden schon flüggen Jungen vom Nest vertrieben. Wie aber war es nun dazu gekommen?
DEW 9T 630, in Wathlingen Brutstörchin 2022 und 2023 mit insgesamt vier ausgeflogenen Jungen, hatte den letzten Winter in Deutschland verbracht. Mehrfach wurde sie in der Region Hannover abgelesen, kehrte dazwischen auch mal kurzfristig nach Wathlingen zurück und landete schließlich in Büttelborn (Hessen). Dort überwintern regelmäßig zwischen 200 und 300 Störche. In Büttelborn ist sie dann hängen geblieben und hat mit einem dortigen Männchen in Nest Nr. 40 gebrütet (Foto Horst Usinger)- Am 26 Juni wurden in diesem Nest drei lebende (und ein toter) Jungstorch beobachtet. Vorgestern am 16. Juli nun standen zwei Junge drin (Foto Horst Usinger). Unklar blieb, ob es sich dabei um dortige Junge handelte oder, nicht völlig auszuschließen, um zwei andere bereits ausgeflogene Junge von einem der vielen Nachbarnester. Vieles spricht dafür, dass DEW 9T 630 Nest und - schon flügge? - Junge vorzeitig verlassen hat und dann nach Wathlingen zurückgekehrt ist.
Und was ist nun mit den beiden aus dem Nest in Wathlingen vertriebenen Jungstörchen? Die eine wurde seither nicht mehr gesehen. Der andere hielt sich noch einen Tag in Nestnähe auf, ist aber dann offensichtlich ebenfalls abgezogen. Tja, wenn man zuhause nicht mehr willkommen ist... .
Sonntag, 14.Juli 2024
Das Nest auf dem Kreuz
Storchennester auf Kirchendächern gibt es so manche, Storchennester oben auf dem Kirchenkreuz mit Bruterfolg nur wenige in Deutschland. Nur eins davon wurde ohne menschliche Hilfe allein von den Störchen errichtet: das Nest auf dem Kreuz der St.Viti Kirche in Leiferde (GF).
Dies ist die Chronologie seiner Geschichte:
2019 brütete ein junges Storchenpaar auf einer gekappten Weide im Storchengehege des NABU AZ Leiferde. Bald nach dem Schlüpfen starben die Jungen. Daraufhin verließen die nun kinderlosen Eltern den Ort des Geschehens. Sie versuchten, ein neues Nest zu bauen - und zwar in 16 m Höhe oben auf dem Kirchenkreuz. Das war mühsam. Anfangs fielen die Zweige immer wieder hinab. Doch dann gelang es den Störchen, einige miteinander und mit dem Kreuz zu verbinden. Sie bildeten die Grundlage. Bis zum Ende der Saison war der Rohbau fertig. Eine zweite Brut gab es nicht mehr.
2020 kehrte dieses Paar aber wieder ins NABU AZ zurück und brütete in einer dort neu errichteten Nisthilfe auf Mast. Der Nistplatz Kreuz war somit frei und wurde dann von einem jungen, erst zweijährigen Paar angenommen. Es baute das Nest weiter aus. Gebrütet wurde noch nicht.
2021 war es dann so weit. Nun dreijährig brütete dasselbe Paar erstmals im Nest auf dem Kreuz. Junge schlüpften nicht. Vermutlich waren die Eier nicht befruchtet oder die Embryos durch Unterkühlung im Ei abgestorben.
2022 wiederholte sich dieses Brutgeschehen.
2023 kam ein neues Weibchen, und diesmal klappte es. Zwei Junge wuchsen heran und wurden flügge.
2024 Am 27. März verstarb das Weibchen. Kurz darauf fand sich eine neue Partnerin. Nun zieht diese zusammen mit dem Männchen zwei Junge groß.
Nähere Angaben zu den Störchen auf dem Kreuz:
Das "Gründungspaar" 2019 bestand aus einem unberingten Männchen und der Störchin DEW 6T 506, Jahrgang 2016 aus Meinkot (HE). Die beiden haben nach ihrer Rückkehr 2020 ins NABU AZ dort neun Junge großgezogen. 2024 wurde das Weibchen kurz vor der Eiablage von der Störchin DEW 9T 839, Jahrgang 2020 aus Schönewörde (GF), vertrieben. Diese hat nun zusammen mit dem Männchen zwei Junge.
Im Nest auf dem Kreuz ist das Männchen DEW 8T 081, 2018 in Wendeburg-Zweidorf (PE) beringt, seit 2020 dasselbe geblieben. Seine gleichaltrige Partnerin mit der Ringnummerr DEW 7T 984 aus Heiligendorf (WOB) wurde 2023 abgelöst von der Störchin DEW 9T 663, Jahrgang 2019 aus Ummern (GF). Die hatte zuvor im benachbarten Vollbüttel (GF) gebrütet. Mit ihr zusammen gelang die erste erfolgreiche Brut auf dem Kreuz mit zwei flüggen Jungen. Am 26. März 2024 wurde sie dann schwer verletzt unterhalb der Kirche aufgefunden. Sie überlebte nicht. Kurz danach nahm eine unberingte Störchin den freigewordenen Platz neben dem Männchen ein. Sie ist geblieben.
Freitag, 12.Juli 2024
Zwei weitere Verluste in nur kurzer Zeit
Nach dem Abwurf eines toten Jungen vor einem Monat traf es nun das Nest Müden-Langenklint gleich zweimal innerhalb weniger Tage. Vermutlich beim Flugtraining stürzte am vergangenen Samstag einer der beiden verbliebenen Jungstörche im Alter von 54 Tagen vom Nest. Er kam dabei so unglücklich auf den Boden auf, dass er sich einen komplizierten Beinbruch zuzog. Aufgrund der Schwere dieser Verletzung musste er eingeschläfert werden. Heute nun verunglückte die Brutstörchin mit der Ringnummer DER A4X 07. Auf einem Strommast in Nestnähe bekam sie einen Stromschlag. Offenbar hatte sie mit ihrem Körper zwei stromführende Leitungen überbrückt. Auf der Stelle tot hing sie dann dazwischen (Foto Friedrich Börner). Der Stromversorger LSW barg sie. Er wird nun auf dem Mast Landeabweiser installieren. Die Störchin DER A4X 07 wurde 2021 im 371 km entfernten Plankstadt/Nordbaden nestjung beringt. Somit ist sie nur drei Jahre alt geworden. Es war ihre erste und leider auch ihre letzte Brut.
Mittwoch, 10.Juli 2024
Aug in Aug mit dem Feind
Es begann vor einer Woche. Da klopfte es plötzlich heftig an die Scheiben der Terrassentür eines Hauses im Gamsener Weges in Lingwedel. Draußen stand ein Elternstorch vom Nest auf der anderen Straßenseite und bearbeitete die Glasfront mit kräftigen Schnabelhieben. Es war klar: er hatte darin sein Spiegelbild gesehen, es für einen Konkurrenten gehalten und sofort versucht, den zu vertreiben. Doch der andere erwies sich als zumindest ebenbürtig. Je aggressiver unser Storch gegen ihn vorging, desto aggressiver reagierte der auf der anderen Seite. Als dann der Hausbesitzer auf die Tür zuging und sie öffnete, zog sich der Storch auf den Rasen zurück. Nun war auch der Feind nicht mehr zu sehen. Daraufhin legte unser Storch den Kopf in den Nacken und klapperte laut: "Jawoll, dem habe ich es aber gegeben!". Seitdem kommt er jeden Tag zurück. Mittlerweile ist der Zugang zu allen Fensterflächen mit Bänken und Stühlen zugestellt. Und doch schafft der Storch es ab und zu, die Hindernisse zu überwinden und wieder in den Kampf zu ziehen. Er hat sich dabei schon den Schnabel blutig geschlagen.
Solches Verhalten ist im Tierreich nicht selten. Beispielsweise attackieren Meisen ihr Gegenüber im Autospiegel und hinterlassen dort deutliche Spuren. Bei Störchen habe ich es mehrfach erlebt, so in diesem Jahr auch schon in Vorhop. Dabei kann sich nicht nur der Storch erheblich verletzten. Es kann auch zu erheblichen Schäden zu Beispiel an Autos kommen, in deren Lack er sein Spiegelbild entdeckt. Einige Schutzmaßnahmen wie Auto-Überzüge oder es storchensicher unter zu stellen, können hilfreich sein, und auch, wie hier in Lingwedel, die Zugangsmöglichkeiten zu den Fensterfronten zu versperren oder abzudunkeln. Vor etlichen Jahren hat es in Giebel ((GF) den Versuch gegeben, einen Ablenkspiegel weiter weg aufzustellen. Den attackierte der Storch dann schon, aber von den Autos und dem Motorrad auf dem Hof ließ er trotzdem nicht ab. Es bleibt nur zu hoffen, dass solches Verhalten mit Fortschreiten der Brutsaison dann doch wieder nachlässt und nicht, wie vor einigen Jahren in Wittingen, sich sogar noch im folgenden Jahr fortsetzt.
Montag, 8. Juli 2024
Aus Ungarn zurück in heimatliche Gefilde
Die Störchin DEW 7X 931 wurde 2010 von Georg Fiedler im Nest in Wendeburg (PE) beringt. Als Zweijährige war sie u.a. in Rehburg ( Region Hannover), auf der Deponie Pohlsche Heide (NRW), sowie im Raum Watenbütel (BS) unterwegs. Als Dreijährige bezog sie mit dem Männchen 4X 628 die Nisthilfe in Volkse (GF). Zu einer Brut kam es da aber noch nicht. 2014 war es dann so weit. Bei ihrer Erstbrut zog sie mit ihrem Partner ein Junges groß. 2015 kehrte sie aber nicht mehr dorthin zurück. Drei Jahre lang blieb sie verschollen. Dann kam die überraschende Nachricht nun 780 km entfernt aus Ungarn. Dort wurde sie 2018 in Ajka im Bezirk Vesprem als Brutstörchin abgelesen, ebenso in den folgenden Jahren bis 2022. 2023 dann die erneute Überraschung: Sie tauchte wieder in ihrer alten Heimat auf, wurde von Georg Fiedler am 26. Mai im Bereich der ALBA-Deponie (BS) abgelesen. Weitere Meldungen gab es nicht, zunächst auch 2024 nicht. Am vergangenen Freitag (5. Juli) aber entdeckte Mitbetreuer Friedrich Börner auf der Wiese am Nest in GF-Neubokel ein Storchenpaar. Er konnte die eine Ringnummer ablesen: DEW 7X 931! Am Tag darauf wurden die beiden auch auf dem Nest nachgewiesen (Foto H-C-Albrecht). Bis Ende Juni war dort laut Auskunft des Nestbesitzers nur ab und zu mal ein Einzelstorch zu Gast gewesen. Nun ist also dieses Paar dort.
Dass Störche sich später doch sehr weit entfernt von ihrem Geburtsort niederlassen, ist so selten nicht. Auch im Kreis Gifhorn haben wir derzeit Brutstörche aus Schweden, Dänemark, Bayern und Rheinland-Pfalz. Schon ungewöhnlicher ist, dass eine Brut erst hier und in späteren Jahren doch sehr weit entfernt davon stattfindet. Manchmal bleibt ein Storch auf der Rückreise vom Winterquartier schon unterwegs hängen und lässt sich dann dort nieder. So mag es auch DEW 7X 931 in Ungarn ergangen sein. Dort wurde sie allerdings zunächst nicht abgelesen, ab 2018 aber dann doch bis 2022. Dass sie dann 2023 Ende Mai und damit zu einer Zeit, in der sie eigentlich brüten sollte, wieder in den Reg.-Bezirk Braunschweig zurückkehrte, lässt auf eine Vertreibung und /oder Brutabbruch in Ungarn schließen. Solche traumatischen Erfahrungen können schon dazu führen, dass ein Storch ganz weit weg vom Ort des Geschehens entflieht- sogar bis dahin, von wo er einst gekommen ist. Ich hatte auch mal einen Brutstorch in Ummern, der aus Bayern stammte. Im dritten Jahr musste er nach heftigen blutigen Kämpfen verletzt weichen. Er zog daraufhin wieder zurück in seine bayrische Heimatregion und brütete fortan dort. Dass die Störchin DEW 7X 9311 im Vorjahr und 2024 jetzt zur besten Brutzeit nicht (mehr) brütend wieder hier bei uns angetroffen wird, könnte also durchaus in einem ähnlichen Geschehen ihre Ursache haben.
Freitag, 05. Juli 2024
Aktuelles von den Fünferbruten
In den letzten 25 Jahren schafften es die Storcheneltern im Kreis Gifhorn zweimal, gleich fünf Junge groß zu ziehen: 2007 in Wesendorf und 2010 in Parsau-Wiesen. Zwei weitere Fünferbruten kommen nun in diesem Jahr dazu: in Volkse und in Westerholz. Sie bilden sozusagen die Spitze eines, was die große Anzahl der Jungen anbetrifft, außergewöhnlichen Storchenjahres.
Aus Westerholz kommt die Nachricht, dass heute Morgen alle fünf Jungstörche (Foto von der Beringung siehe 29.05.2024) zusammen den Eltern Futter auf der Wiese suchten. Zunächst kehrten dann die Eltern auf das Nest zurück und - sie paarten sich! Das erstmals seit über 3 Monaten nun plötzlich leere Nest hatte bei ihnen erneut den Impuls zur Fortpflanzung ausgelöst. Als dann die Jungen wieder aufs Nest zurückkehrten, wurden ihre Eltern schnell wieder in die Realität zurückgeholt und widmen sich nun wieder wie zuvor voll und ganz ihrem Nachwuchs. Ein ähnliches Paarungsverhalten kann auch beobachtet werden, wenn durch die Zerstörung der Eier bei Kämpfen oder den Tod der Jungen plötzlich kein Leben mehr im Nest ist. Geschieht der Abbruch nicht lange nach Brutbeginn, gibt es die Hoffnung auf ein Nachgelege. Ist aber die innere biologische Disposition für eine Fortpflanzung in dem Jahr schon zu weit fortgeschritten, hören dann die Paarungen schnell wieder auf.
In Volkse gab es viele Jahre lang überhaupt keinen Storchennachwuchs. Erst seit sechs Jahren wird dort wieder regelmäßig gebrütet. Dabei betrug die höchste Zahl ausgeflogener Jungen bisher drei. Nun sind es gleich fünf (Foto Friedrich Börner), die gerade flügge werden. Damit zeigt sich, dass die anfänglichen Befürchtungen, durch die weitflächigen Überschwemmungen im Frühjahr könne es später zu einem Nahrungsengpass für die Störche und ihren Nachwuchs kommen, nicht eingetreten sind. Im Gegenteil: auch wenn vermutlich viele Mäuse ertrunken sind, Regenwürmer gibt es durchgehend in großen Mengen, und auch viel kleines Wassergetier aufgrund der optimalen Fortpflanzungsbedingungen für Amphibien, Libellen u.a. .
Übrigens: auch im Kreis Celle gibt es erstmals nach 2004 (damals in Nienhagen) in diesem Jahr sogar gleich zwei Fünferbruten, und zwar mit Beckmar und Schepelse an Standorten, wo man dies bisher so auch nicht für möglich gehalten hatte. Es ist eben ein besonderes Storchenjahr.
Mittwoch, 3.Juli 2024
Erstens kommt es anders.... Probleme nun bei den späteren Bruten?
In meinem Text am 27. Juni über die Nahrungsverfügbarkeit für die Störche und ihren Nachwuchs hatte ich im letzten Abschnitt die Frage gestellt, wie sich die da vorhergesagte längere Hitze- und Trockenphase auswirken könnte. Doch die ist nun nicht eingetreten. Stattdessen ist es seit Tagen kalt, und es regnet viel. Nun besteht die Sorge, dass dies Auswirkungen auf die später begonnen Bruten in Ausbüttel-Nord, Brechtorf, Isenbüttel und Neudorf-Platendorf-Mooreiche mit je einem und auf Mast 2 in Leiferde mit zwei Jungen haben könnte. Diese Jungen sind jetzt 3-5 Wochen alt. Sie besitzen damit noch kein voll ausgebildetes wasserabweisendes Gefieder, werden aber bei Regen auch nicht mehr von den Eltern abgedeckt. Ein aktueller Überblick zeigt nun, dass es bis jetzt in keinem dieser Nester weitere Verluste gegeben hat. Nahrungsmäßig besteht offensichtlich auch kein Problem.
Dienstag, 2.Juli 2024
Vier Bergungen in drei Tagen
Am Sonntag (30. Juni) haben wir das tags zuvor tot auf einer nestnahen Wiese gefundene Radenbecker Männchen nach Leiferde gebracht, um die Todesursache feststellen zu lassen. Es war "gut im Futter", wies äußerlich keine Verletzungen auf, eine Stromleitung oder Straße gibt es nicht in der Nähe. Nun soll eine Sektion Näheres ermitteln. Mit diesem Tod stellte sich auch die Frage nach dem weiteren Schicksal der drei nun sieben Wochen alten Jungen im Nest. Da ein Storch auch allein zwei - schon etwas ältere - Junge großziehen kann, haben wir entschieden, das dritte Junge zu bergen und zur weiteren Aufzucht nach Leiferde zu bringen. Dies geschah nun heute bei lang andauerndem Regen und 12° Temperatur. Dabei stellte ich fest, dass die beiden größeren Jungen nebeneinander im Nest lagen, sich also gegenseitig ein wenig Schutz und Wärme gaben. Das kleinste Nestgeschwister lag 20 cm weiter für sich allein. Es ist nun in Leiferde.
Ebenfalls ins NABU-Artenschutzzentrum gebracht haben wir am Sonntag einen Jungstorch vom Nest Wesendorf-Mitte und einen weiteren gestern vom Nest in Walle. Beide wurden halbwegs flügge völlig durchnässt unterhalb des Nestes in Grundstücken gefunden, von wo - auch in näherer Umgebung - ein Re-Start zum Nest so nicht möglich war.