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3. Quartal 2023

Standort ohne Zusatz = Paar brütet nicht; (B) = Brut; (BA) = Brutabbruch; (J1...) = Junge beringt oder in gleichem Alter

Storchenpaare im Kreis Gifhorn
Adenbüttel (BA), Ahnsen (J2), Allerbüttel (J4), Ausbüttel-Dorf (J1), Ausbüttel-Siedlung (J3), Barwedel (J2), Bergfeld (J2), Böckelse (BA), Brechtorf (J2), Brome-Burg (BA), Calberlah-Wiesen (BA), Dannenbüttel (J4), Didderse (BA), Ettenbüttel (J1), Gerstenbüttel (J2), GF-Kästorf (BA), GF-Lehmweg (J2), GF-Neubokel, GF-Winkel (BA), Gravenhorst (BA), Groß Oesingen (BA), Groß Schwülper (J3), Hahnenhorn (J2), Hankensbüttel (J2), Hoitlingen (J3), Hülperode-Grenzweg (J1), Hülperode-Zollhaus (J1), Jembke (J1), Kaiserwinkel (BA), Klein Schwülper Okerstr.19 (BA), Klein Schwülper-Okeraue-Süd (J1), Knesebeck (J2), Lagesbüttel Rotdornallee (J3), Lagesbüttel Schunterbrücke (J3), Leiferde NAZ Mast 1 (J2), Mast 2 (J2), Schornstein (J1), Leiferde Kirche (J2), Leiferde-Plack (BA,BA), Lingwedel (J1), Lüben (J2), Müden-Alleraue (J2), Müden-Langenklint (J2), Neubokel, Neudorf-Platendorf 99C (J4), Neuhaus (J2), Osloß-Ost (J2), Osloß H41 (J4), Parsau (J2), Radenbeck (J2), Ribbesbüttel (J2), Rötgesbüttel (BA,BA), Rothemühle Im Winkel (BA), Rothemühle-Mühle (J3), Rothemühle Okerstr. 51, Rothemühle Okerstr. 67 (J1), Rühen (J2), Schönewörde (J1), Schweimke, Tappenbeck (BA), Teichgut (J3), Tiddische (J2), Triangel (J4), Tülau-Fahrenhorst (J3), Ummern Dorfstr.18, Ummern-Ost (J3), Ummern-West (J3), Volkse (J3), Vollbüttel (J3), Vorhop (J2), Wahrenholz-Kirche (J4), Wahrenholz Angelverein (BA), Wahrenholz Unter den Eichen (BA), Walle-Spargelweg (J3), Wasbüttel (J1), Wesendorf-Nord (BA,J2), Wesendorf-Mitte (J1), Westerbeck (J3), Westerholz (J3), Weyhausen-Süd (Hohe Horst), Weyhausen-West (J1), Wittingen (BA), Zasenbeck (J2)

Storchenpaare im Kreis Celle
Informationen Gerhard Papenburg
Adelheidsdorf (BA), Ahnsbeck (J3), Altencelle (J2), Altencelle-Burg (J3), Bannetze Holzweg (J2), Bannetze Wiesen (BA), Bleckmar (BA), Bockelskamp (J4), Celle-Stadt (J2), Eicklingen (BA), Großmoor (BA), Hambühren (J2), Hohne-Kirche (J4), Hornbostel (J2), Jeversen (J2), Langlingen-Ort (BA), Langlingen-Schleuse (J2), Nienhagen (J3), Oldau (BA), Osterloh-Gottschalk (J1), Osterloh Pieper (BA), Schwachhausen (BA), Spechtshorn (J1), Stedden (BA), Thören (BA), Wathlingen-Molkereistr. (J2), Wienhausen (J2), Winsen JHH (BA), Winsen-Schornstein (J3), Wolthausen (J2)   




Mittwoch, 6. September 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 10. Fortsetzung
Mittlerweile hatte der Nachwuchs des weiß-schwarzen Storchenpaares Namen bekommen: "Ludger" und "Lina". Jungstorch "Ludger" (mehr nach der Schwarzstorch-Mutter geraten), ist nun schon vor einigen Tagen abgezogen. Jungstörchin "Lina" (mehr nach dem Weißstorch-Vater geraten), wurde noch am 2. September am Nest gesichtet. Die Frage stellte sich natürlich: in welcher Gesellschaft (schwarz oder weiß?) und wohin werden die Jungstörche ins Winterqartier fliegen? Kaum erhofft gibt es nun tatsächlich eine erste Antwort darauf. Am 3. September rastete eine fünfköpfige Storchengruppe auf einem Hausdach in Göttingen. Sie bestand aus vier Weißstörchen, zwei davon aus Schweden, sowie "Lina", die anhand ihrer Beringung eindeutig und nachweislich identifiziert wurde. Somit ist die mehr nach dem Vater Weißstorch geratene Jungstörchin "Lina" mit Weißstörchen unterwegs. Vermutlich hat sie sich noch am Samstag einem vorbeifliegenden kleinen Trupp angeschlossen. Die dann erfolgte Rast auf dem Hausdach entspricht Weißstorch-Verhalten. Schwarzstörche machen das normalerweise so nicht. Nun ist die Hoffnung groß, dass es noch weitere Beobachtungen  geben wird.
Donnerstag, 31.August 2023
Sammelstelle Braunschweig-Nord  
Das Gebiet BS-Alba Deponie, Rieselfelder und Okeraue im Norden Braunschweig wird alljährlich zum Treffpunkt für viele Störche vor dem  Abflug ins Winterquartier. Heute zählte Gerhard Braemer, von dem auch die Fotos sind,  mindestens 102 im Bereich der Alba-Deponie, davon 44 beringte.  Nicht mehr dabei sind die Jungstörche dieses Jahres. Sie haben sich schon auf  den Weg gen Süden gemacht. Die Ablesungen lassen erkennen, dass es außer den Braunschweigern vor allem Brutstörche aus den umliegenden Kreisen Gifhorn,  Helmstedt, Wolfsburg und Peine sind, die sich hier sammeln. Aber auch Nichtbrüter sind dabei,  Übersommerer in der Region und Durchzügler, darunter sogar ein einjähriger Schwede. Größere Gruppen ziehen bald weiter, andere folgen bis  weit in den September hin hinein. Und einige wenige (im letzten Jahr zwei) bleiben ganz da  und überwintern hier.
Samstag, 26. August 2023
Wahrscheinlicher Tathergang: ein Seeadler tötete den silikongeschwächten Jungstorch
In Teichgut war ein bereits flügger Jungstorch tot in seinem Nest aufgefunden und zur Untersuchung eingeschickt worden (Bericht 07.08.23). Nun liegt der Prüfbericht des Lebensmittel- und Veterinärinstituts BS/H vor: der Jungstorch war in einem schlechten Ernährungszustand mit wenig Fettreserven. In seinem Magen befand sich ein Klumpen von Silikonstreifen. Todesursächlich war aber nicht der, sondern diese Verletzungen: beiderseits im Brustbereich befanden sich zwei Löcher von  je 0,4 cm Durchmesser mit darunter liegenden Blutungen. Die Bauchdecke war durchbohrt, in Lunge, Leber, Milz befand sich ein mittelgroßer Blutstau. Diese Verletzungen lassen auf einen Beutegreifer als Verursacher schließen - und  da kommt von der ganzen Art und Weise her nur ein (See-) Adler infrage. Unklar ist, ob die Attacke auf den silikongeschwächten Jungstorch auf dem Nest erfolgte oder in Nestnähe und er sich sich dann gerade eben noch aufs Nest retten konnte, wo er dann innerlich verblutete.
    
Silikonstreifen wie die im Magen des Jungstorches gefundenen werden u.a. zum Abdichten von Fenstern und Türen verwendet, bei Renovierungen abgerissen und sollten dann fachgerecht entsorgt werden. Das war hier offensichtlich (noch) nicht erfolgt, als der Jungstorch oder ein Elternteil sie entdeckte und als vermeintliche Nahrung zu sich nahm. Als nicht verdaubar hat der Silikonklumpen im Magen dann die weitere Nahrungsaufnahme blockiert. Das Gebiet Teichgut mit seinen Fischgewässern gehört zum Nahrungsrevier von drei Seeadlerpaaren. Das Storchennest liegt in der Einflugschneise eines dieser Paare.
Freitag, 18. August 2023
Zwei Sektions- (Obduktions-) Berichte: Tod durch Gummeringe und wohl elterliche Einwirkung
Ein Jungstorch vom Nest Gifhorn-Lehmweg war am 4. Juli zwar vom Nest abgeflogen, schaffte es aber nicht wieder hinauf. In der Pflegestation in Leiferde ist er dann gestorben. Nun stellt sich heraus, dass sein Magen voll gefüllt mit Gummiringen war. Diese Fracht  konnte er weder auswürgen noch ausscheiden. Sie war tödlich.  Übrigens: auch von mehreren anderen Neststandorten wurden wieder Gummiringe gemeldet, so unter Nestern, in Gewöllen und auf einem Dachfirst. Inzwischen ist auch ziemlich klar, woher solche Gummiringe kommen. Mit ihnen werden Gemüsebündel zusammengebunden, die bei Nichtverkauf auf Deponien im Biomüll und auf den Kompostierungen landen. Dort entdecken sie die Nahrung suchenden Storcheneltern, sehen sie als essbare Würmer an und verfüttern sie an ihre Jungen. Es ist leider noch nicht gelungen, solche "Nahrungsketten" aufzudecken und zu unterbinden.

In Ummern-Ost wurden am 28. und 29. Juni  zwei der zunächst fünf Storchenjungen im Alter von fast drei  Wochen frischtot unter dem Nest gefunden.  Auffällig waren vor allem bei einem von ihnen deutlich sichtbare (Stich-) Verletzungen am Kopf, die auf mögliche elterliche Schnabel-Einwirkungen schließen ließen (eine Verursachung durch Fremdstörche ist hier angesichts elterlicher Dauerbewachung in diesem Alter kaum anzunehmen). Das nun vorliegende Untersuchungsergebnis lautet :"Todesursache ist ein akutes Herz- und Kreislaufversagen infolge umfangreicher Gewebeverletzungen u.a. in Lunge und Gehirn. Ursächlich sind die vorberichtlich geschilderten Hackverletzungen anzunehmen."  Der Ernährungszustand war mäßig - bis gut. Im Magen wurde ein Konglomerat aus Pflanzenbestandsteilen, einzelnen Getreidekörnern, Sand und Steinen gefunden - was meistens für einen Nahrungsengpass spricht. Daraufhin haben vermutlich die Eltern ihre Jungenzahl von fünf auf drei reduziert. Die sind dann problemlos flügge geworden.     
Mittwoch, 16. August 2023
Auch der "letzte Mohikaner" hat es nun geschafft
In der letzten Woche war nur noch ein einziger Jungstorch im Kreis Gifhorn nicht flügge gewesen, und zwar von der Brut Osloß-Ost (Fotos Rita Lunde). Am vergangenen Sonntag (13. August)  verließ  nun auch er erstmals das Nest - und schaffte es anschließend nach einigen Schwierigkeiten dann auch wieder hinauf. Mit seinen da 76 Tagen seit dem Schlüpfen brauchte er etwas länger als die meisten anderen.  Nun sind also alle Jungstörche im Kreis Gifhorn flügge:  132 an der Zahl. Das bedeutet  gegenüber 2022 (117 flügge Junge) eine weitere Steigerung und resultiert wesentlich mit aufgrund der weiter gewachsenen  Paarzahlen von 74 im Vorjahr auf nun 82 in diesem Jahr.
Freitag, 11. August 2023
Ostzieher unterwegs
Vom Brandenburger Storchenbetreuer und -beringer Falk Schulz kommt die Nachricht: "Hallo, der Storchenzug ist voll im Gange. Heute früh waren 116 Störche auf einem frisch geflügten Acker südlich von Rühstädt auf Nahrungssuche. Wir konnten insgesamt 32 Ringnummern ablesen. Deren Auswertung ergibt: 4 Altstörche, davon 3 aus Rühstädt, sowie 8 Jungstörche aus Rühstädt und 3 aus Kuhblank, Die übrigen waren auswärtige fremde Jungstörche, davon 3 mit Helgoland-Ringen." Die Ringstörche dieser Storchengruppe setzten sich also zusammen aus 4 Altstörchen und ansonsten Jungstörchen dieses Jahres. Das passt zu der Erfahrung, dass Jungstörche vor den Eltern abfliegen und sich dann auf dem Zug zu Gruppen unter der Führung von einigen schon etwas älteren, erfahreneren Störchen zusammenschließen.
Montag, 7.August 2023
Woran starb dieser Jungstorch (und auch sein Nestgeschwister)?
In Teichgut wurde am Freitag festgestellt, dass einer der dortigen Jungstörche - es war DEW 5V 670 - mit ausgebreiteten Flügeln frischtot im Nest lag (Foto Ralf Richter). Er wurde geborgen und zur Untersuchung nach Leiferde gebracht. Woran mag er gestorben sein?  Äußerlich war erst mal nichts zu erkennen. Dieser Jungstorch war nachweislich seit gut zwei Wochen flügge. Es könnte beispielsweise sein, dass er sich nach einer Kollision z.B.mit einem Fahrzeug schwere innere Verletzung zugezogen hat, es zwar noch zurück aufs Nest schaffte, dort aber gestorben ist. Möglich ist auch, dass irgendetwas von dem, was er gefressen hatte, zum Tode führte. Er könnte sich eine Erkrankung zugezogen haben. Es gibt noch viele weitere denkbaren Ursachen. Ich hatte sogar mal einen Jungstorch in Hohne, der kurz vor dem Ausfliegen gestorben war und bei dem ein Herzfehler festgestellt wurde. Hoffentlich kann nun eine Obduktion Aufschluss geben.
    
Bei der Bergung gab es dann noch eine - traurige - Überraschung. Im Nest lagen auch die Überreste von Jungstorch DEW 5V 669. Der war  am 18. Juli zum ersten Mal vom Nest abgeflogen und anschließend nicht mehr gesehen worden. Folglich muss auch er zurückgekehrt und dann zeitnah gestorben sein.  Nun ist nur noch der dritte Jungstorch (DEW 5V 668) da.
    
Jetzt ein günstiger Zeitpunkt zum Aufbruch? Der Zeitpunkt, wann unsere Störche in ihre Winterquartiere abfliegen, hängt auch von den jeweiligen Witterungs- und Flugbedingungen ab. Günstige Luftströmungen können dabei eine wesentliche Rolle spielen. Mit Rückenwind fliegt sichs leichter. Wir haben aktuell starke Winde vom Nordwesten her. Das könnte durchaus bei ersten größeren Mengen von Ostziehern zum Aufbruch in südöstlicher Richtung führen.    
Samstag , 5.August 2023
Sechs Jungstörche im Nest
Das hatten wir bei uns so auch noch nicht:  Auf dem Nest in Triangel wurden gestern 6 Jungstörche gesichtet. Selbst Fünferbruten gibt es bei Weißstörchen nur sehr selten. In den letzten gut 50 Jahren waren es im Kreis Gifhorn lediglich fünf (1971 in Zasenbeck, 1977 in Wahrenholz, 1998 in Lüben, 2007 in Wesendorf, 2010 in Parsau-Wiesen). Und jetzt  nun in Triangel gleich sechs Junge?  Auf dem Foto von Detlef Trum erkennbare Ringnummern lösen das Rätsel:  Zwei der sechs Jungstörche sind aus Triangel. Von denen waren  in diesem Jahr vier flügge geworden. Einer musste dann aufgrund einer schweren Flügelverletzung eingeschläfert werden, ein weiterer ist schon länger ganz abgezogen und hält sich zur Zeit mit vielen anderen Störchen im Bereich BS-Rieselfelder und Alba Deponie auf (Ablesung G.Braemer). Bleiben zwei. Die haben gestern Besuch bekommen von den vier Jungstörchen des 4 km entfernten Nestes in Neudorf-Platendorf 99C. Nach einiger Zeit zogen die dann wieder ab. Übrigens: Das Triangeler Elternpaar stand derweil auf einem Hausdach in der Nachbarschaft und beobachtete von dort aus den unerwarteten Zuwachs in seinem Nest.  
    
Einen weiteren Todesfall bei den schon flüggen Jungstörchen gibt es nun in Teichgut. Ein Junges lag heute mit ausgebreiteten Flügeln tot im Nest. Eine Todesursache ist so nicht zu erkennen. Ebenfalls jetzt  gestorben - aber schon vor dem Ausfliegen - ist einer der drei Jungstörche in Osloß-Ost.  Wohl auch nicht am Leben ist einer der drei flüggen Jungstörche in Ummern-West. Er hatte sich eine schwere Beinverletzung zugezogen. Einfangversuchen entzog er sich durch rechtzeitiges Wegfliegen. Seit mehreren Tagen ist er nun nicht mehr gesichtetworden.
Donnerstat, 3. August 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 9. Fortsetzung
Gestern um 9:42 Uhr war es soweit. Als erster der beiden Jungen der weiß-schwarzen Storchenbrut in Lüder traute sich der größere dunklere Jungstorch - übrigens, durch eine Federanalyse ermittelt, ein Männchen - vom Nest abzufliegen (Information und Foto Arne Torkler). Sehr schnell war auch die Schwarzstorch-Mutter zur Stelle und begleitete ihren Sprößling. Dem gelang es, sicher wieder auf dem Nest zu landen. Dies geschah 73 Tage nach dem Schlüpfen - also in einem Zeitraum, der bei Weiß- und Schwarzstorch nicht unnomal ist. Bei beiden kann der Nachwuchs um einiges eher,  aber manchmal auch noch etwas später flügge werden.  
Sonntag, 23. Juli 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 8. Fortsetzung
Sie kräftigen ihre Flügel. Lange kann es nicht dauern bis zum ersten Abflug vom Nest. Fotos von Gerhard Braemer vom gestrigen Samstag.
Samstag, 22. Juli 2023
DEW 5V 630 nun in guten Händen
Der mit der Nummer 5V 630 im Nest Okerstra0e 67 in Rothemühle beringte Jungstorch bereitete uns schon seit längerem Sorgen. Wir sahen ihn fast nur sitzend oder hockend. Ein Kräftigen der Flügel, um flügge zu werden, wurde nicht beobachtet. Auch als er 70 Tage alt wurde, machte er keine Anstalten zum ersten Abflug. Dann kamen ab Donnerstagmorgen mehrere Meldungen aus Rothemühle von einem Jungstorch, der zu Fuß im Dorf unterwegs sei. Fliegen könne er aber nicht. Am Freitagvormittag gab es weitere Nachrichten. Inzwischen war der Storch von einer Anwohnerin über die häufiger befahrene Okerstraße hinweg auf das Grundstück an der Wassermühle geleitet worden, wo es auch ein Storchennest gibt. In dessen Nähe hielt er sich auf. Die dortigen Storcheneltern sahen es mit Missfallen. Vor Ort konnte ich dann seine Ringnummer ablesen. Es handelte sich tatsächlich um das "Sorgenkind" vom Nest Okerstraße 67. Er machte einen geschwächten Eindruck. Dann zog er weiter auf eine angrenzende große Wiese. Ein Flugversuch endete nach wenigen Metern. Da die örtlichen Gegebenheiten und der körperliche Zustand gegen sein weiteres Verbleiben dort sprachen, haben Rita Lunde und ich mit drei Helfern ihn dann eingefangen und in die NABU-Pflegestation nach Leiferde gebracht. Hier wurden bei der Einlieferung Unregelmäßigkeiten im Gefieder ("verdrehte Federn") festgestellt. Weitere Untersuchungen werden folgen. Wir haben die Hoffnung, dass 5V 630 - heute ist er 74 Tage alt - nun dort flügge wird.
Mittwoch, 19. Juli 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 7. Fortsetzung
Gestern war ich nun selbst zum ersten Mal in Lüder. Die beiden Jungen standen im Nest. Sie sind vom Straßenrand aus gut zu beobachten. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich sich der Nachwuchs des weiß-schwarzen Elternpaares entwickelt hat (Foto Wolfhart Einsel). Nach einiger Zeit gab es Geklapper vom naheliegenden Hausdach her. Dort stand "Heinrich", wie das Weißstorchmännchen im Ort genannt wird. Oben am Himmel kreisten zwei Störche: Die Schwarzstörchin war dabei, einen fremden Weißstorch zu vertreiben. Offensichtlich ist sie für den Aufgabenbereich "Attacke" zuständig. "Heinrich" schaute sich das Ganze von unten aus an. Der Fremdling wurde abgedrängt und verschwand. Dann war wieder Ruhe. Beobachter vor Ort berichten, dass zur Zeit die Fütterung der Jungen in erster Linie in den Händen bzw. dem Schnabel von "Heinrich" liegt. Er würgt hauptsächlich Mäuse und Heuschrecken aus. Schwarzstörche hingegen füttern vor allem Fische - doch die scheint es in erreichbarer Nähe wohl nur noch wenig zu geben. Die Jungen sind jetzt 59 Tage alt. Es stellt sich die Frage: Wann werden sie denn nun flügge? Bei Weißstörchen geschieht dies im Alter von +/- 65 Tagen, doch oft mehr auf 70 Tage zu. Bei Schwarzstörchen ist es ähnlich. Es ist also gut möglich, dass die beiden Jungstörche - vielleicht ja zunächst der größere- in der nächsten Woche den ersten Abflug vom Nest wagen.
Montag, 17. Juli 2023
Was geschah mit dem Jungstorch in Weyhausen-West?
Gestern stand er noch in seinem Nest, der Jungstorch in Weyhausen-West. Allerdings war auffällig, dass er, obwohl schon 75 Tage alt, noch nie geflogen war und dazu bisher auch noch wenig Anstalten gemacht hatte. Heute Morgen entdeckte Regionalbetreuerin Rita Lunde, dass das Nest leer war. Darunter fand sie Überreste vom Jungstorch: einen Flügel, viele abgebissene Federn, den Unterschnabel, abgenagte Knochen, aber keinen übrigen Körper mehr (Foto Rita Lunde). Was war geschehen? Eine Rupfung, die auf einen Seeadler als Verursacher schließen ließe, gab es so nicht. Die abgebissenen Federn stammen von einem vierbeinigen Räuber. Hat vielleicht ein Fuchs den Jungstorch getötet, als der erstmals vom Nest runter, aber nicht ins Fliegen kam? Spielt dabei vielleicht auch eine Rolle, dass der zurückgelassenen Flügel (hier nicht auf dem Bild) wohl nicht voll ausgebildet war? Oder hat sich der Jungstorch bei einem Sturz vom Nest und dem Aufprall auf dem Boden tödliche Verletzungen zugezogen (z.B. Milz- oder Leberriss), die zu innerem Verbluten führten? Das kommt gar nicht so selten vor. Und ein Fuchs hat dann nur die "Entsorgung" vorgenommen? Die Todesursache hier und das weitere Geschehen wird wohl ungeklärt bleiben. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass auch in diesem Jahr in keinem der acht im Bereich Ilkerbruch-Deponie Wolfsburg besetzten Storchennester Junge groß wurden, obwohl zumindest anfangs in mehreren Nestern Junge gesichtet wurden. Ein weiterer Jungenverlust hat sich wohl in Vollbüttel ereignet. Dort wurden in den letzten Tagen nur noch drei der ursprünglich vier Jungen gesehen.
Mittwoch,, 13. Juli 2023
Schwülperaner Storchennachrichten
In der Gemeinde Schwülper mit Ortsteilen sind in diesem Jahr erstmals 12 Storchennester besetzt. Keine Brut bzw. Brutabbruch hat es bei den Paaren Klein Schwülper Okerstr.19, Rothemühle Im Winkel und Okerstr. 51 gegeben. Derzeit befindet sich ein Junges auf dem Nest in Hülperode Grenzweg und Altes Zollhaus sowie Rothemühle Okerstr. 67 und Klein Schwülper Okeraue-Süd. Jeweils drei Junge sind es in Groß Schwülper Schloßgarten, Lagesbüttel Rotdornalle und Schunterbrücke, Rothemühle-Mühle und Walle. Einige sind schon flügge, den anderen steht dies – hoffentlich - noch bevor. Das ist insgesamt ganz erfreulich, aber natürlich auch mit manchen Sorgen und Problemen verbunden.
 
Am vierten Tag hat er's geschafft. Probleme mit dem ersten Abflug gibt es in Walle. Wir hatten schon einen der drei Jungstörche nach verfrühtem ersten Verlassen des Nestes ins NABU ASZ in Leiferde gebracht, (Bericht vom 7. Juli). Am vergangenen Freitag stand dann der zweite unter dem Nest und kam nicht wieder hinauf. Der Versuch, ihn ins weitflächige Kindergartengelände mit besseren Startmöglichkeiten zu setzen, blieb erfolglos. Von dort aus überwand er aber am frühen Montagmorgen einen niedrigen Zaun und zog weit hinaus auf einen naheliegenden Acker. Dort hielt er sich den ganzen Tag auf. Von dort aus brach er am Abend Richtung Nest auf. Erst gehend, dann niedrig fliegend schaffte er es in Nestnähe zunächst auf ein Dach, dann auf ein zweites und von dort aus schließlich ins Nest. Am Dienstagmorgen konnte ich ihn dort neben seinem weiteren Nestgeschwister anhand seiner Ringnummer identifizieren. Übrigens: der Jungstorch von GF-Lehmweg, von dem ich ebenfalls am 7. Juli berichtet hatte, wurde nun doch wieder nach Leiferde zurückgebracht, da er keine Anstalten zum Fliegen und einen kränkelnden Eindruck machte.
 
Immer noch ziemlich verschmutzt. Auch mindestens drei der Schwülperaner Altstörche tragen, vermutlich aufgrund der Anhaftung von Rußpartikeln, immer noch schwarz bzw. schmutziggrau (Bericht vom 24. Juni). Die Einfärbung ist, wenn überhaupt, nur wenig zurückgegangen. Anbei ein heutiges Foto von Gerhard Braemer nahe der Alba-Deponie, bei dem man den Eindruck gewinnen kann, dass der Weißstorch sich einer Ganzkörper-Schwärzung unterzogen hat. Wo und wie die Störche an diese Verschmutzung geraten sind, ist weiter nicht bekannt. Erkrankungssymptome konnten bisher bei den betroffenen Störchen nicht festgestellt werden. Man kann nur hoffen, dass der beim Putzen der Federn aufgenommene Belag bei ihnen nicht zu Schädigungen führt.
 
Ein Sorgenkind befindet sich in Rothemühle auf dem Nest Okerstr. 67. Bei dem dort heranwachsenden Jungstorch fällt auf, dass er fast nur sitzt oder hockt. Im Nest stehend oder gehend haben wir ihn schon länger nicht gesehen. Mit nun 60 Lebenstagen aber sollte er das schon tun und auch die Flügel kräftigen. Doch auch das war bei ihm bislang noch nicht zu beobachten. Wir werden ihn weiter im Auge behalten müssen.
Montag,, 10. Juli 2023
Eine bislang gute Storchensaison in Wahrenberg
Alljährlich fahren Friedrich Börner und ich in das Storchendorf Wahrenberg an der Elbe (bei Wittenberge). Wir nehmen dort eine Bestandserfassung vor und versuchen möglichst viele Storchenringe abzulesen. In den vergangenen Jahren war - anders als beispielsweise in den Storchendörfern Rühstedt und Werben - die Anzahl der Storchenpaare mit 21 stabil geblieben. Diesmal sind nun vier Paare hinzugekommen. Eins besiedelte ein neu errichtetes Nest auf Mast am Deich. Hier werden 2 Junge flügge. Drei andere Paare bauten selbst auf Hausschornsteinen/Gebäuden. Sie blieben ohne Nachwuchs. Vermutlich sind es sehr junge Paare, die erstmals Bruterfahrungen sammeln.
 
Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich in den elbnahen alten Bundesländern ab, ebenfalls in anderen neuen Bundesländern, auch weiter östlich Der gegenüber den letzten Jahren nun gemeldete Anstieg bei den Paaren resultiert sicher aus der weiteren Ausbreitung von Westziehern gen Osten, aber vermutlich nicht nur. Offensichtlich sind auch mehr jüngere Ostzieher zurückgekommen, was seine Ursachen in zuletzt guten Überwinterungsbedingungen in Afrika haben dürfte.
 
In Wahrenberg haben von den 25 Paaren 18 Bruterfolg. Derzeit, Stand 5. Juli 2023, sind 42 Junge in den Nestern, darunter 1 Pflegejungstorch aus Loburg, der bei den Beringungen hier zugesetzt wurde. Sollten sie alle flügge werden, wäre dies nach 2013 (48) und 1998 (47) das drittbeste Ergebnis in der Storchengeschichte Wahrenbergs. Die 42 Jungen wachsen in 1 Viererbrut (Nest Tack © Foto Friedrich Börner), 7 Dreierbruten, 8 Zweierbruten und 1 Einerbrut heran. Damit sind die Brutergebnisse wesentlich besser als derzeit in Werben (16 Paare, 12 Junge- Info Michael Tillmann) und Rühstedt (29 Paare, 30 Junge-Info Falk Schulz).

Samstag,, 8. Juli 2023
Brut Weißstorch x Schwarzstorch - 6. Fortsetzung
Am 20. Mai waren die beiden Jungen der weiß-schwarzen Storchenbrut in Lüder geschlüpft. Sie sind also heute knapp sieben Wochen alt und - sie haben sich körperlich und "farblich" in unterschiedlicher Weise weiterentwickelt. Der eine, etwas größere Jungstorch nimmt mehr eine schwärzliche Färbung an, also in Richtung Schwarzstorch - Mutter. Der andere, mehr hellere kommt in Richtung Weißstorch-Vater. Beide weisen schwarz-weiße Farbmuster unterschiedlicher Art auf. Sie sind jeder auf seine Art eine originale/originelle schwarzweiße Mischung. Ob die Gefiederfärbung schon ein Hinweis darauf sein kann, zu welcher Gruppe sie sich dann zugehörig fühlen? Und was geschieht, wenn sie flügge werden? Wird der Vater sie auf die Wiesen der Umgebung führen - oder die Mutter sie im Wald zu versteckten Bächen und Teichen? Oder lernen diese Jungen beides als "ihre" Nahrungsbiotope kennen? Diese so noch nie dagewesene Brut zwischen Weiß- und Schwarzstorch wirft weiter ganz viele Fragen auf. Wir dürfen gespannt sein.

Freitag, 7. Juli 2023
Die ersten sind (fast) flügge, aber ...
... das ist nicht immer problemlos. Normalerweise wagen Jungstörche im Alter von +/- 65 Tagen den ersten Abflug. In Walle verließ nun der erste Jungstorch bereits mit 58 Tagen sein Mastnest mit den beiden Geschwistern. Er landete auf der anliegenden Spielwiese der KITA. Dort zeigte sich: richtig fliegen kann er noch nicht. Um in der Lage zu sein, aufs Nest zurückzukehren, würde er noch einige Tage brauchen. Unser ursprünglicher Plan war nun, ihn so lange auf der Spielwiese zu belassen. Doch am Folgetag gelang es ihm, den nicht sehr hohen Zaun zu überwinden. Nun stand er unter dem Nest. Von hier aus bestand die Gefahr, dass er zu Fuß auf die Straße und weiter ins Dorf gelangte. Darum haben wir ihn eingefangen und ins NAZ nach Leiferde gebracht. Hier wird er mit anderen Pfleglingen ausfliegen.

Der nächste Anruf kam aus GF-Lehmweg. Einer der beiden Jungstörche hatte es nach dem ersten Abflug tags zuvor nicht aufs Nest zurückgeschafft, und auch am nächsten Vormittag war ihm das nicht gelungen. Er wurde zur Untersuchung nach Leiferde gebracht. Aus dem Schnabel musste ihm verkrusteter Lehm entfernt werden. Weil er sonst in Ordnung war, wurde er am Folgetag zurückgebracht und gegenüber dem Nest auf die Wiese gesetzt. Am Nachmittag bekam er dann dort Besuch von seinem Nestgeschwister. Die beiden suchten gemeinsam auf der Wiese Futter (Foto Rita Lunde). Bei diesem Neststandort sind die Voraussetzungen (nicht innerorts, kein durchgehender Staßenverkehr, ein gewisser Schutz durch Gebäude, freie Flächen in Nestnähe) günstig, dass auch dieser Jungstorch in den nächsten Tagen so weit sein wird, aufs Nest zurückzufliegen. Und die Eltern können solange ein wachsames Auge auf ihn haben.

Übrigens: Zuweilen wird gefragt, ob man einen eingefangenen noch nicht ganz flüggen Storch nicht einfach wieder zurück ins Nest setzen könnte. Aus Erfahrung wissen wir, dass bei einer solchen Aktion bei anderen noch nicht flüggen Nestgeschwistern der Fluchttrieb aktiviert werden kann und sie vom Nest springen. Und dann haben wir nicht ein Problem, sondern gleich mehrere.

Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle (bis 2019) und Gifhorn



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Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle ( bis 2019) und Gifhorn



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