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3. Quartal 2014

Nestpaare im Kreis Gifhorn
(-) nicht brütend oder ohne Bruterfolg
(1) aktuelle Zahl der Jungen im Nest

Ahnsen (1) Ausbüttel (2), Bergfeld (-), Betzhorn (2), Calberlah (-), Dannenbüttel (2), Didderse (1), Ettenbüttel (-), GF-Kästorf (2), GF-Winkel/Ort (neu! / Einzelstorch), Giebel (3), Hahnenhorn (neu! / -), Hankensbüttel (2), Hillerse (-), Hoitlingen (2), Hülperode (4), Isenbüttel (neu! / 2), Jembke (-), Kaiserwinkel (-), Klein Schwülper (4), Knesebeck (2), Leiferde/Schornstein (1), Leiferde/Mast (2), Leiferde/Baum (2), Lüben (2), Neudorf-Platendorf (neu! / 2). Neuhaus (neu! / -), Osloß (3), Parsau/Ort (-), Radenbeck (1), Rötgesbüttel (2), Rothemühle (neu! / -), Rühen (-), Schönewörde (neu! /-), Triangel (-), Ummern (1), Volkse (neu! /1), Vollbüttel (2), Vorhop (2), Wagenhoff (2), Wahrenholz (-), Wasbüttel (1), Wesendorf (3), Westerholz (3), Weyhausen/Süd (1), Weyhausen/West (3), Wittingen (neu! / 2)

Nestpaare im Kreis Celle
(-) nicht brütend oder ohne Bruterfolg
(1) aktuelle Zahl der Jungen im Nest

Adelheidsdorf (neu! / -), Altencelle (-), Bannetze (neu! / 1), Celle-Stadt (-), Großmoor (3), Hohne (1), Hornbostel (-), Jeversen (3), Langlingen (1), Nienhagen (-), Oldau (-), Thören (neu! /2), Wienhausen (-), Winsen (2), Wolthausen (1)

22. September 2014
Das Ende von DEW 8X 464
DEW 8X 464 war ein Jungstorch in Thören (CE). Er fiel aus dem Nest, wurde in Leiferde eine Woche lang gepflegt, wieder ins Nest eingesetzt und von dort aus mit seinem Geschwister flügge. Dann kehrte er eines Tages mit hängendem, nicht mehr funktionsfähigen linken Bein Bein aufs Nest zurück. Fortan stand er oft auf einem Bein auf einem Acker in Nestnähe, ließ sich aber nicht einfangen. Am 22. August zogen Eltern und beide Junge ab. Wenige Tage darauf wurde DEW 8X 464 völlig entkräftet in Seelze bei Hannover gefunden und zu einem Tierarzt gebracht. Dessen Diagnose lautete: Ausgekugelte Hüfte. Damit besaß der Storch keine Überlebenschance. Er musste eingeschläfert werden.
 
Ob ich nun auch noch von DEW 2T 533, dem Jungstorch aus Rötgesbüttel mit einer ebenfalls schweren Beinverletzung, Nachricht bekomme?
16. September 2014
Der Transatlantik-Storch
Von einem GPS-Sender eines schwedischen Projektstorches besagten die Daten, dass dieser offensichtlich über den Atlantik bis nach Amerika geflogen war. Nun meiden Weißstörche als Segelflieger ja normalerweise die Überquerung größerer Wasserflächen. Darum brüten sie auch nicht in England - und der Flug eines Storches gar bis Amerika ist noch nie nachgewiesen worden. Sollte, obwohl eigentlich kaum denkbar, nun doch erstmals einer stattgefunden haben?
 
Auf Nachfrage von G. Braemer bei der schwedischen Weißstorch-Expertin Berith Cavallin stellte sich heraus: Der Sender eines Projektstorches des Jahrgangs 2011 war wegen eines Defekts von Schweden zur Reparatur nach Amerika geschickt worden, hatte aber dabei weiter Daten geliefert. Somit ist nun klar: Nicht der Storch war über den Atlantik nach Amerika geflogen, sondern der Sender.
15. September 2014
Nun sind wohl alle weg
Waren Anfang September vor meinem Urlaub doch noch einige Weißstörche anzutreffen, sind jetzt wohl alle - zumindest in meinen Betreuungsgebieten - abgezogen.
 
Um den 6. September herum und damit rund zwei Wochen eher als im vergangenen Jahr verließ der große Storchentrupp den Bereich BS-Rieselfelder/Okeraue/Alba Deponie (Nachrichten von V. Jortzick und G. Braemer). Zugrichtung: Westen.
 
In Großmoor löste sich die Situation mit dem Jungen, das immer noch und zuletzt dann nur noch mit einem Elternteil vor Ort war, so: Am 2. September flog der zweite Altstorch ab. Einen Tag später folgte dann endlich der Junge. Warum der so lange geblieben war, ist unklar. Wahrscheinlich war er körperlich einfach nicht fit für die lange Reise.
 
So jedenfalls verhielt es sich wohl auch bei dem einen Jungstorch in Jeversen, der zwei Wochen nach seinen beiden Geschwistern erst am 11. August abgeflogen war. Vermutlich aufgrund eines Unfalls im Hofbereich schien er schon zuvor nicht mehr voll bei Kräften zu sein. Bestätigt wurde diese Vermutung eine Woche später. Da wurde dieser Jungstorch völlig entkräftet bei Großmoor aufgefunden. Auch in der Tierärztlichen Hochschule in Hannover konnte er nicht mehr gerettet werden.
 
Als letzter Storch im Kreis Celle verließ am 5. September nach seiner Partnerin auch das Männchen des von Nienhagen nach Adelheidsdorf umgezogenen Paares den dortigen Standort.
 
Nicht auszuschließen ist, dass auch weiterhin der eine oder andere Nachzügler unsere Region überquert und auf einem Dach oder Nest rastet - wie am 13. September in GF-Kästorf. Da seine Ringnummer DEW 6X 220 nicht aus unserem Bereich stammt, warte ich nun auf die Antwort der Vogelschutzwarte, woher er wohl kommen mag.
31. August 2014
Die letzten Mohikaner
Von Tag zu Tag werden es weniger Störche. Im Kreis Gifhorn stehen nach dem vorgestrigen Abzug des Paares aus Schönewörde nachts nur noch das Männchen in Betzhorn, das Paar in Volkse und evtl. auch noch das in Didderse auf dem Nest.
 
Im Kreis Celle hielt sich heute vom nach Adelheidsdorf übergesiedelten Paar aus Nienhagen nur noch das Männchen T 201 am Rande einer Grünfläche auf. Im benachbarten Großmoor ist die Situation weiter so, dass das dritte Junge immer noch nicht abgezogen ist - und weiterhin ein Altstorch aufpasst. Hier darf man gespannt sein, ob das Junge doch noch - dann wohl zusammen mit dem Altstorch - abfliegt, oder ob dieser dann endlich doch solo aufbricht.
30. August 2014
Zwei Schweden in den Rieselfeldern
Gegenwärtig halten sich noch bis zu dreißig Störche nördlich von Braunschweig im Bereich Okeraue/Alba-Deponie/Rieselfelder auf. Zwei von ihnen fallen dadurch auf, dass sie außer dem schwarzen Elsaring über dem einen Knie über dem anderen Knie drei Farbringe tragen. Die beiden stammen aus einem Wiederansiedlungsprojekt in Schweden und sind drei Jahre alt. Jeder Farbring steht für eine Zahl, die dann auch - jeweils mit einer 1 davor - auf dem Elsaring steht. Der eine hat die Farbkombination schwarz-rot-weiß, die die Nummer SVS 1 230 bedeutet. Es ist die diesjährige Brutstörchin aus Leiferde, die dort im Nest auf dem Mast mit ihrem unberingten Partner zwei Junge groß zog. Die Farbringe beim anderen sind schwarz-rot-orange. Mithin hat er die Nummer SVS 1 237. Dieser Storch wurde 2014 bereits im spanischen Winterquartier, in Dänemark und Schweden abgelesen. Er hat noch nicht gebrütet.
28. August 2014
Gute und schlechte Nachrichten
Nachdem nun fast alle Ostzieher und der größte Teil der Westzieher in ihre Winterquartiere aufgebrochen sind, kommen auch die ersten Nachrichten von unterwegs. Früher waren das meistens Totfund-Meldungen. Seit die Störche mit den gut sichtbaren Elsa-Ringen über dem Knie beringt werden, gibt es wesentlich mehr Lebendablesungen. Heute erreichte mich eine gute und eine traurige Nachricht von den von mir in diesem Jahr beringten Jungstörchen.
 
DEW 2T 546, aus Wasbüttel (GF) stammend, wurde am 16. August in Nowy Browiniec in Polen inmitten einer größeren Gruppe gemeldet. Zuletzt hatte ich ihn noch am 9. August in der 32er Gruppe bei Weyhausen abgelesen. In den sieben Tagen danach hat er somit 540 km gen Osten zurückgelegt.
 
Am 15. August tot aufgefunden wurde hingegen DEW 2T 521, einer der beiden Jungstörche der Neuansiedlung in Isenbüttel (GF). Er lag - nur 69 km von seinem Geburtsort entfernt - an einer Bahnstrecke in Seelze (Han.) und wurde wahrscheinlich Opfer des Zugverkehrs.
 
Damit sind von den 65 flüggen Jungstörchen im Kreis Gifhorn bereits jetzt drei nicht mehr am Leben. Ein vierter, der Jungstorch DEW 2T 533 aus Rötgesbüttel mit der schweren Beinverletzung, war in der letzten Woche von den Wiesen westlich von Weyhausen wieder in seinen Geburtsort zurückgekehrt, bald darauf aber auch dort nicht mehr gesichtet worden. Seine Überlebenschancen sind als äußerst gering einzuschätzen. Gleiches gilt für den beinverletzten Jungstorch aus Thören (CE). Seit einer Woche sind dort die Eltern und beide Jungen abgezogen.
 
Übrigens: der dritte Jungstorch aus Großmoor (CE) ist immer noch da. Möglicherweise ist nun ein Elternteil abgeflogen.
26. August 2014
Eltern im Wartestand
In Großmoor (CE) waren die drei Jungen schon seit dem 20. Juli flügge. Zwei von ihnen waren zwischenzeitlich für mehrere Tage abgezogen, kehrten aber am 20. August noch einmal für drei Tage zurück, so dass die Familie wieder zu fünft war. Am 23. August flogen die beiden endgültig ab. Das dritte Geschwister hingegen (es war bei der Beringung etwas kleiner als die anderen und auch nach dem Flüggewerden nicht so mobil wie sie) ist immer noch da. Gestern Mittag saß es mal wieder im Nest, während die Eltern auf Laterne und Dach daneben standen. Irgendwie schien es mir, als ob sie ausdrücken wollten: "Nun flieg auch du doch endlich los! Wir können doch nicht ewig mit der Abreise warten! " Das Junge hingegen räkelte und putzte sich.
 
Zumindest das Männchen - es ist Ostzieher - wird wohl schon die innere Uhr spüren, während wie das Weibchen auch etliche der anderen Westzieher im Kreis Celle ihre Reise noch nicht angetreten haben.
25. August 2014
Besucht und mitgenommen
Paare mit Spätbruten warten in der Regel so lange, bis auch ihre Jungen fit sind für die große Reise. Während sonst meist die Jungen vor den Alten abziehen, fliegen in diesem Fall oft Eltern und Kinder gemeinsam ab. So war es nun auch in Wittingen. Am 10. August verließen die beiden Jungen erstmals ihr Nest. Vierzehn Tage danach am gestrigen Sonntag erschien auf dem Durchzug eine fünfköpfige Storchengruppe und kreiste hoch in der Luft. Zunächst standen beide Altstörche zusammen mit ihren Jungen auf dem Nest und klapperten heftig. Ob und wenn ja, in welcher Weise es eine Kommunikation mit den Durchzüglern gab, ist nicht zu klären. In jedem Fall aber verließen dann Eltern und Junge das Nest, schlossen sich der Gruppe an und zogen gemeinsam mit ihr weiter.
24. August 2014
Brutabbruch und Nestbindung
Wie geht das Leben bei den Störchen weiter, die vom Totalverlust ihrer Brut betroffen wurden? Ich habe dies bei den elf Paaren in meinen beiden Betreuungsgebieten weiter verfolgt.
 
  1. Das alte erfahrene Paar in Altencelle (CE) blieb trotz der toten Jungen im Nest, obwohl es Alternativnisthilfen in der Nähe gibt.

  2. Das neue Paar in Celle Stadt verließ wenige Tage danach das Nest, nachdem es zuvor die toten Jungen abgeworfen hatte. Fortan blieb das Nest verwaist.

  3. In Hornbostel (CE) blieben die toten Jungen im Nest - und das seit acht Jahren dort brütende Paar blieb auch.

  4. In Nienhagen (CE) wurde der tote Jungstorch nicht abgeworfen. Das alte, erfahrene Paar wechselte nach gut zwei Wochen den Standort. Es vertrieb ein Nichtbrüterpaar im 2,5 km entfernten Adelheidsdorf und ließ sich dort nieder. Ab und zu kehrt es auf sein Stammnest zurück - insbesondere zur Verteidigung, wenn Fremdstörche in der Nähe sind.

  5. Das Paar in Wienhausen (CE) warf die toten Jungen ab und blieb. Lediglich Ende Juli wechselte es für vier Tage und Nächte auf die 2,5 km entfernte freie Nisthilfe in Offensen.

  6. Das erfahrene Paar in Calberlah/Wiesen (GF) blieb, war aber ganz oft unterwegs.

  7. Das seit drei Jahren in Ettenbüttel (GF) brütende Paar blieb mit lockerer Nestanbindung noch einige Zeit nach dem Abwurf. In den letzten Wochen siedelte es auf die freie Nisthilfe im 4 km entfernten Müden über.

  8. In Kaiserwinkel (GF) starb das eine Junge bald nach dem Schlüpfen. Nach einiger Zeit baute das Paar in 300 m Entfernung auf einem Strommast ein neues Nest und zog dorthin um.

  9. In Rühen (GF) starben die beiden Jungen nach kurzer Zeit. Fortan war das Paar meist tagsüber unterwegs, kam aber zum Schlafen zurück.

  10. In Triangel (GF) starben die vier Jungen im Alter von fast fünf Wochen. Fürs Abwerfen waren sie schon zu groß. Das im sechsten Jahr in dieser Zusammensetzung dort brütende Paar kehrte in den nächsten Tagen weiter zum Nest zurück. Im Juni vertrieben die beiden dann das junge Nichtbrüterpaar auf der neuen Nisthilfe im 2 km entfernten Neuhaus und blieben dort.

  11. In Wahrenholz (GF) bestand eine lockere Nestbindung auch dem Verlust der Jungen.
 
Zusammenfassend kann man sagen, dass nur eins der betroffenen Paare (Celle/Stadt) abgezogen ist - vermutlich war es ein junges Erstbrüterpaar. Alle anderen sind geblieben, wobei es keine Rolle spielte, ob die toten Jungen weiter im Nest lagen oder abgeworfen wurden. Der Umzug auf ein anderes Nest innerhalb des Nahrungsreviers war wohl auch durch die dann dort bessere Nahrungssituation für ein Paar ohne Junge bedingt.
 
Zu der Fragestellung "Brutabbruch und Nestbindung" verweise ich auch auf die Überlegungen in meiner HP unter dem Thema "Können Störche trauern?" am 01.06.2014.
22. August 2014
Anschluss gefunden - Rückkehr nach Hause
  1. Wie in den Jahren zuvor machen wir auch jetzt wieder die Erfahrung, dass später flügge gewordene Jungstörche noch Anschluss finden an vor allem aus Altstörchen bestehende Gruppen. Von G. Braemer kommt die Nachricht, dass gestern bei Hülperode zu einer solchen Gruppe von achtzehn Störchen auch DEW 2T 553 und DEW 8X 461 gehörten. DEW 2T 553 ist der Jungstorch aus Ahnsen. Von unserer dortigen Beobachterin G. Spiering stammen diese Informationen: Am 10. August war der Jungstorch erstmals geflogen. Am 18. August übernachtete er noch im Nest, seit dem 19. August waren dies wieder die Eltern - ein Zeichen dafür, dass das Junge nun abgezogen war, und zwar neun Tage nach dem ersten Abflug.

    DEW 8X 461 ist die Ringnummer eines im NABU Artenschutzzentrums Leiferde gepflegten und ausgewilderten Jungstorches. Am vergangenen Wochenende übernachtete er noch auf einem Hausdach in Nähe der Station. Nun hat also auch er Anschluss an die Gruppe bei Hülperode gefunden.

  2. Rund zehn Tage stand der am linken Bein schwer verletzte Jungstorch DEW 2T 533 aus Rötgesbüttel fast reglos auf einer Wiese westlich von Weyhausen. Abends flog er - mit hängendem Bein - auf die benachbarte Nisthilfe. Gestern nun kehrte er nach Rötgesbüttel zurück. Heute Vormittag hielt er sich dort auf einer Wiese am Ortsrand auf, wo er dann von einem weiteren Storch "abgeholt" wurde. Vermutlich übernachtet er nun wieder auf seinem dortigen Geburtsort, während der eine noch nicht abgeflogene Altstorch auf dem Dach nebenan steht. Es zeigt sich, dass der verletzte Storch auch nach zwei Wochen noch nicht wesentlich geschwächt ist. Ein Einfangen ist weiter nicht möglich.
 
20. August 2014
Von innen aufgespießt
Der eine Jungstorch in Neudorf-Platendorf (GF) war zwei Wochen nach seinem Nestgeschwister erst mit 80 Tagen flügge geworden. Er flog danach aber nur wenig und hielt sich meist in Nestnähe auf.
 
Gestern Morgen wurde dieser Jungstorch auf dem Rücken liegend tot auf der Wiese neben dem Nest aufgefunden. Eine Todesursache war so erst mal nicht zu erkennen. Bei einer genaueren Untersuchung im NABU Artenschutzzentrum Leiferde zeigte sich, dass eine kleine Spitze aus seinem Rücken hervorlugte. Daran gezogen kam ein 12,5 cm langer und 3 mm breiter abgebrochener Holzspieß zutage. Er führte, wie die weitere Obduktion dann zeigte, durch den Magen hindurch, erreichte aber nicht die Brust. Da die Spitze des Holzspießes außen war, konnte er nicht - mit was für einem Gerät auch immer - in den Rücken hineingeschossen worden sein oder sich von außen hineingebohrt haben. Somit bleibt wohl nur dies als Erklärung: Der Storch muss mit einer beim Grillen irgendwo liegen gebliebenen Wurst gefüttert worden sein, die er mitsamt Spieß (Grillspuren sichtbar) gefressen hat. Allmählich ist dann dieser Spieß durch den Magen hindurch nach außen gedrückt worden. Schon in der Zeit zuvor dadurch behindert ist er gestern daran gestorben.
19. August 2014
Nun fliegt auch der letzte
Bei den Paaren, die davor mit der Brut begonnen hatten, dauerte es im Schnitt um die 68 bis 73 Tage, bis die Jungen erstmals vom Nest flogen. Anders verhält es sich bei den Spätbruten mit Beginn zwischen dem 1. und 7. Mai. Bei fünf von sechs dieser Paare wurden die Jungen - und das ist schon bemerkenswert! - um etliche Tage eher flügge. Dies dauerte im Kreis Gifhorn in Ahnsen 63, in Volkse 65, in Weyhausen/Süd (Hohe Horst) 62, in Wittingen sowie im Kreis Celle in Bannetze ebenfalls 63 Tage. Einzige Ausnahme dort: In Langlingen wurde der erste Abflug gestern gemeldet - nach 71 Tagen.
 
Woran mag die doch erheblich kürzere Zeit bei den Spätbruten liegen? Vielleicht daran, dass es mit Ausnahme von Wittingen (2) jeweils nur ein Junges war, das flügge wurde und das demzufolge auch mehr zu fressen bekam, als wenn es mit anderen teilen musste? Oder dass in diesem Jahr die Nahrungssituation zum Schluss günstiger wurde? Oder gab es gar angesichts der fortgeschrittenen Zeit einen von der biologischen Uhr bestimmten Druck auf die Eltern, mehr und rascher zu füttern?
 
In der Literatur habe ich zu diesen Fragestellungen bisher noch nichts gefunden.
18. August 2014
Erste Zugrückmeldung bei den Ostziehern
Am 29. Juli überflog eine größere Storchengruppe die Region westlich von Celle und nahm dabei zwei Jungstörche aus Jeversen, den einen aus Wolthausen und wohl auch die beiden aus Winsen mit. Nun bekomme ich die Meldung, dass DEW 2T 504, der Jungstorch aus Wolthausen, am 11. August in einer Gruppe von Störchen bei Rapice-Lubuskie in Polen abgelesen wurde. Der Ort liegt 328 km von Wolthausen entfernt. Ich gehe davon aus, dass sich DEW 2T 504 somit auf dem Zug ins Winterquartier befindet. Dies passt zu den Informationen aus Sachsen-Anhalt u.a., dass in den Tagen sehr viele Störche abgezogen sind. Die Storcheneltern in Wolthausen halte ich - aufgrund ihrer Ankunftsdaten in den letzten Jahren - für Ostzieher. Ihr Nachwuchs hat somit dieselbe Richtung eingeschlagen. Die Eltern sind dann am 14. August gefolgt.

Zugstau bei den Westziehern
Die ersten Gruppen der Westzieher hingegen haben zur Zeit ein Problem: Sie kommen nicht gegen die starken bis stürmischen Westwinde an. So werden mehrere größere Gruppen gemeldet, die sich schon seit einigen Tagen in denselben Regionen aufhalten. Dazu zählen die Bereiche Rötgesbüttel-Ausbüttel-Ribbesbüttel, Edemissen sowie mehrere in NRW. Ist das Flugwetter wieder günstiger, werden sie ihren Flug gen Südwesten fortsetzen.
17. August 2014
Thören - der dritte Notfall
  1. Bei dieser Neuansiedlung im Nordwesten des Kreises Celle fiel am 29. Juni ein Jungstorch aus dem Nest. Er wurde eine Woche lang in Leiferde betreut und von mir am 5. Juli wieder eingesetzt.

  2. Bei ihrem ersten Abflug vom Nest am 3. August schafften es beide Jungstörche am Abend nicht, wieder aufs Nest zu gelangen. Der damals wieder eingesetzte Jungstorch marschierte durchs offene Tor in den Pferdestall, hatte dort letztlich ohne Folgen eine Begegnung mit einem Hund und wurde auf meinen Rat hin über Nacht einbehalten. Am frühen nächsten Morgen freigelassen, schaffte er es am Vormittag problemlos, wieder auf dem Nest zu landen - wie später sein Nestgeschwister auch.

  3. Heute erneut ein Notanruf: Der damals wieder eingesetzte und inzwischen längst flügge Jungstorch hat eine Beinverletzung. Gegen Mittag schon wurde beobachtet, dass er nicht richtig auf dem Nest stehen konnte. Vier Stunden später flog er ab, landete auf einem Stoppelacker - und blieb dort liegen. Als er nach 20 Minuten immer noch da lag, wurde ich informiert. Ich empfahl, auf den Storch zuzugehen. Entweder war er schon sehr schwach und konnte ergriffen werden - oder er würde wieder abfliegen. Dann könnte man momentan nichts machen.

    Bei Annäherung flog der Storch auf in Richtung Nest, landete dort - und sackte zusammen. Später, als ich kam, saß er immer noch dort oben. Als ein Altstorch im Nest landete, wollte er aufstehen. Das gelang ihm aber erst nach mehreren Versuchen. Ein Bein stand im Winkel ab. Dann sackte er wieder zusammen, wobei der eine Flügel über dem Nestrand lag. Das sieht nicht gut aus.
   
16. August 2014
Sie sind doch noch da
Gestern fand ich die gemeldete Storchengruppe weder auf Masten zwischen Ribbesbüttel und GF-Winkel noch auf den Wiesen nördlich von Rötgesbüttel. Heute gegen Abend kam erneut ein Anruf: "Da stehen schon wieder um die 30 Störche auf den Wiesen zwischen Ausbüttel und Rötgesbüttel." Diesmal hatte ich Glück. Sie standen noch da, von der B4 eigentlich gut zu beobachten - wenn nicht so ein starker Wind gewesen wäre. So wurde das Ablesen zur Geduldsprobe. Es war auch keine einheitliche Gruppe, sondern auf mehrere Stellen verteilt. Immerhin: Acht Nummern konnte ich ablesen. Dabei zeigte sich: Dieses waren - bis auf eine einzige Ausnahme - ganz andere Störche als die in der 32er Gruppe am 8. August und der 8er Gruppe am 11. August. Es handelte sich hier um gegenüber den dort abgelesenen um später ausgeflogene Junge aus Dannenbüttel, Hohne, Neudorf-Platendorf, Osloß und Wagenhoff. Von den Altstörchen konnte ich als einzigen das Männchen aus Vollbüttel (DER A 8118/9) ablesen. Die Störche flogen dann nach Westen ab und verteilten sich auf die Felder. Unklar bleibt, wo sie dann wohl übernachten.
15. August 2014
Drei mal Rötgesbüttel
  1. Gegen Mittag kam aus Rötgesbüttel die Meldung: "Auf der Wiese am Ortsrand standen heute Vormittag über dreißig Störche. Jetzt sind sie gerade wieder aufgeflogen." Als ich zwanzig Minuten später dort eintraf, waren alle verschwunden. Vermutlich war es die Storchengruppe, die gestern Abend auf den Strommasten zwischen Ribbesbüttel und Winkel einflogen (Meldung P. Derpmann-Hagenström), die ich aber heute gegen 7:30 Uhr dort nicht mehr entdecken konnte.

  2. Die Lage bei DEW 2T 533, dem am Knie verletzten Jungstorch aus Rötgesbüttel, ist weiter unverändert. Auch heute Vormittag stand er regungslos im fußtiefen Wasser auf der jenseits der Aller liegenden Wiese zwischen Osloß und Weyhausen. Vermutlich sind es die Schmerzen im angeschwollenen linken Knie, die ihn daran hindern, umherzugehen oder gar aufzufliegen. Das würde er, wie wir am Montag erlebt haben, nur dann tun, wenn jemand versucht, sich ihm zu nähern. Somit gibt es - trotz mancher gut gemeinter Ratschläge - weiter keine Möglichkeit, helfend einzugreifen.

  3. Während früher doch nur wenige Störche bereits als Einjährige aus ihrem Winterquartier zurückkehrten, hat sich ihre Zahl in den letzten Jahren offensichtlich erhöht. Diese Änderung im Zugverhalten betrifft vor allem Westzieher, aber durchaus auch Ostzieher. Bemerkenswert ist, dass gleich beide flüggen Jungstörche des letzten Jahres in Rötgesbüttel bereits in diesem Jahr wieder bei uns nachgewiesen wurden: DEW 1T 699 im Juli in einem Storchentrupp bei Breitenrode (Ost-Drömling, SAH) und am 8. August in der 32er Gruppe bei Weyhausen und nun gestern DEW 1T 700 (Meldung G. Braemer) in einer 15er Gruppe nördlich von Hülperode. Aufgrund der Ankunftszeit der Eltern 2013 spricht mehr dafür, dass es sich bei ihnen um Ostzieher handelt.
   
11. August 2014
Viele sind weg - zwei leider nicht
Die 32er Weißstorchgruppe westlich von Weyhausen war heute nicht mehr da. Somit ist auch sie, die vor allem aus Jungstörchen aus der Region bestand, weitergezogen. Dafür gibt es eine neue 8er Gruppe, der u.a. Jungstörche aus WOB-Brackstedt und Dannenbüttel sowie einer aus NRW angehören.
 
Nicht dabei ist der eine der beiden Jungen aus GF-Kästorf. Er erlitt am Freitagabend beim Landen auf einem Abspannmast am östlichen Ortsrand von Neudorf-Platendorf einen tödlichen Stromschlag. Die LSW ist zwecks Entschärfung der Gefahrenquelle informiert.
 
Ebenfalls nicht auf den Zug gehen wird der eine Jungstorch aus Rötgesbüttel. Er stand heute den ganzen Tag über allein und regungslos auf der Wiese bei Weyhausen, auf der sich vorgestern noch der große Trupp aufgehalten hatte. Beim Versuch, sich ihm zu nähern, humpelte er kurz und flog dann auf. Dabei zeigte sich: Das linke Bein hing nach unten runter. Außerdem war im Kniebereich eine starke Schwellung zu erkennen. Eine Bergung des schwer verletzten Storches ist zur Zeit leider nicht möglich, da er voll flugfähig ist und bei Annäherung sogleich das Weite sucht.
10. August 2014
Sind sie nun weg?
Jörg Heyna meldet, dass am Freitag (8. August) 90% der Jungstörche aus Schleswig-Holstein abgezogen sind. Gestern waren bei uns noch die beiden großen Storchengruppen mit vielen Jungstörchen bei Weyhausen und im Bereich Okeraue/ALBA-Deponie anwesend. Gegen Mittag und dann am Abend konnte ich noch so manche Ringnummer ablesen.
 
Heute Abend aber blieben nördlich von BS alle Schlaf-Masten zwischen der A2 und Walle unbesetzt. Auf den Lampen der Deponie standen zwar einige Störche, einen größeren Einflug konnte ich aber nicht beobachten. Ich warte noch auf einen Lagebericht aus Weyhausen. Vieles spricht vieles dafür, dass nun auch bei uns die meisten Jungen zusammen mit einigen Nichtbrütern abgezogen sind. In den nächsten Tagen werden weitere folgen, und schließlich auch die Altstörche - wohl wieder bis in den September hinein. Welche Richtung die abgezogenen Störche aus Schleswig-Holstein und die aus unserer Region genommen haben und wo sie sich zur Zeit befinden, ist momentan nicht bekannt.
9. August 2014
Wo kommen sie her?
In den letzten beiden Tagen hat sich die Zahl der Weißstörche im Bereich westlich von Weyhausen auf über dreißig erhöht. Eigentlich sind es zwei Gruppen, die sich zwischenzeitlich auch mal mischen, dann aber wieder mehr für sich sind. Die eine - kleinere - Gruppe besteht aus Nichtbrütern. Nur wenige sind beringt, darunter DEW 9X 690 (2011 Parsau/Ort) und DEW 1T 699 (2013 Rötgesbüttel). Diese waren zuvor im Juli in einer großen Gruppe im Ost-Drömling abgelesen worden.
 
Die andere Gruppe besteht weitestgehend aus Jungstörchen dieses Jahres. Fast alle sind beringt. Nur einer der Abgelesenen kommt von weiter her aus Petershagen-Rosenhagen (NRW). Alle anderen stammen aus der Region (Leiferde, Vechelade, Wasbüttel, Wesendorf, Westerholz, Weyhausen, WOB-Kästorf). Die Region um Weyhausen mit ihren zur Zeit feuchten und zum Teil überschwemmten Wiesen dient also für sie als Sammelpunkt. Es wird sich zeigen, ob sie sich von hier schon auf die große Reise begeben oder erst noch weiter durch die Lande ziehen.
6. August 2014
"Wird das nicht zu spät für sie?"
So werde ich in diesen Tagen manchmal im Blick auf die Jungstörche gefragt, die noch nicht flügge sind. Dies trifft zur Zeit noch zu auf den Storchennachwuchs in Langlingen (CE) sowie in Ahnsen, Osloß, Volkse, Weyhausen/Süd und Wittingen (GF). "Es ist doch zu hören und zu lesen, dass viele schon gänzlich abgezogen sind. Könnte es nicht passieren, dass die, die jetzt überhaupt noch nicht geflogen sind, nachher den Anschluss verpassen? Müssen wir uns Sorgen um sie machen?"
 
Nein, müssen wir nicht. In mehr als 25 Jahren als Weißstorchbetreuer habe ich es noch nicht erlebt, dass bei Spätbruten die Jungen schließlich allein gelassen wurden, weil die Eltern nicht mehr länger mit dem Abflug Richtung Winterquartier warten konnten. In solchen Fällen sind sie geblieben, und wenn die Jungen dann fit für die große Reise waren, meist gemeinsam mit ihnen abgezogen. Beispiel Didderse 2011: Brutbeginn war der 20. Mai. Das eine Junge ist dann Anfang September mit den Eltern abgeflogen. Im Übrigen warten Altstörche - meist Westzieher - ohnehin nicht selten bis weit in den September hinein mit der Abreise. Da besteht dann auch noch die Möglichkeit, dass sich ihnen andere anschließen.
 
Was ist aber dann, wenn ein Jungstorch nicht voll flugfähig ist? In Eschede (CE) fehlten 1996 dem einen Jungstorch die mittleren Schwungfedern. Er traute sich nur kleine Flugrunden zu. Nachdem der zweite Junge schon länger abgezogen war, folgte Mitte August auch der eine Altstorch. Der andere blieb. Am 31. August flog auch er ab - mit dem Jungen. In Hoitlingen (GF) hatte 2007 der Jungstorch in beiden Flügeln größere Federlücken. Er flog meistens nur im Nahbereich des Nestes. Schließlich zogen beide Eltern ab. Er blieb, stürzte später bei einer Windböe aus großer Höhe ab und brach sich ein Bein. Einfangen ließ er sich nicht. Am 9. September verschwand er spurlos - sicher nur mit minimalen Chancen zu überleben.
3./4. August 2014
Erstflug mit Hindernissen
74 Tage nach dem Schlüpfen verließen gestern die beiden Jungstörche in Thören (CE) erstmals das Nest. Sie drehten ihre ersten Runden, ließen sich dann auf einem Acker in Nestnähe nieder, starteten ab und zu einem Kurzflug. Einer flog auch in Nesthöhe an diesem vorbei. Aufs Nest aber kehrte keiner zurück. Dann wurde es unübersichtlich. Ein Jungstorch landete auf der Dorfstrasse und spazierte dort entlang. Der andere rutschte bei einer versuchten Landung vom Hausdach ab, landete von dort irgendwie in der Küche (!) des Hofes, der andere marschierte in den Pferdestall, wo er auf einen Hund traf. Und zwischendurch aufgeregte Menschen, die auf verschiedene Weise irgendwie helfen wollten. Kurzum: Chaos allerorten.
 
Es wurde dunkler, eine Rückkehr aufs Nest immer unwahrscheinlicher. Darum mein telefonischer Rat: Die Jungen einfangen - schließlich gibt es auch Füchse in der Umgebung - über Nacht in den Stall bringen und am Morgen wieder raus lassen. Bei einem Jungen klappte es, der andere entwischte wieder. Ob er die Nacht überstehen würde?
 
Heute am frühen Morgen wurden die Türen vom Pferdestall geöffnet. Der Jungstorch marschierte raus. Eine Zeitlang danach: Auf dem Stoppelacker beieinander standen - die Eltern mit ihren beiden Jungen. Erleichterung. Als ich am Vormittag vorbeischaute, kam gerade ein Storch zum Nest geflogen und landete dort problemlos. Es war einer der Jungstörche - übrigens der, den ich nach seinem Absturz vom Nest und der Pflege in Leiferde vor 30 Tagen dort wieder eingesetzt hatte. Der andere stand noch auf dem Feld. Soeben (17:30 Uhr) der Anruf: Mittlerweile sind wieder beide Jungen auf dem Nest.
3. August 2014
Die Jungen fliegen zuerst
Es löst doch immer wieder Erstaunen aus, wenn Menschen hören: Bei den Störchen fliegen die Jungen vor den Eltern ab. Ja, aber wer zeigt den Jungen dann den Weg bis hin in die Überwinterungsgebiete?
 
Nun, dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Der wesentlichste: Die Richtung - und dabei auch die Unterscheidung in Ost- und Westzieher ist bei den Störchen wie bei vielen Zugvögeln im Erbgut angelegt. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden dazu etliche Versuche gemacht. So wurden 1933 144 Jungstörche aus Ostpreussen (Ostzieher) im Rheinland fliegen gelassen. Sie schlugen in mehreren Verbänden die einprogrammierte Richtung nach Südosten ein - nur eben tausend km weiter westlich. Sie stießen auf die Alpen und schafften es, sie zu überqueren. In Oberitalien verlor sich dann ihre Spur.
 
Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Entscheidung der Flugrichtung kann auch der vorbeiziehende Trupp sein, dem sich die Jungstörche anschließen und bei dem sie dann bleiben. Und schließlich kann auch die Großwetterlage eine Rolle spielen.
 
Jungstörche, die im letzten Jahr in Leiferde gesund gepflegt und erst flügge geworden waren, als die anderen Störche schon abgezogen waren, schlossen sich einer Gruppe an, die sich noch bis zum 20. September im Bereich Rieselfelder/Okeraue (BS) aufhielt. Dann erst machte sich die ganze Gruppe auf die Reise - gen Westen.
2. August 2014
Jetzt fliegt er wirklich
Wie ich schon beim Beringen sah, war der Jungstorch in Hohne (CE) doch gegenüber Gleichaltrigen um einiges in der Entwicklung zurück. Darum dauerte es auch mit dem ersten Ausfliegen. Vor einigen Tagen rief ich bei einer Familie in Nestnähe an. Die Ehefrau war am Telefon. Auf meine Frage, ob der Junge schon mal geflogen sei, antwortete sie zu meinem Erstaunen: "Der fliegt doch schon seit ein paar Wochen." Das konnte ja nun irgendwie nicht stimmen. Zehn Minuten später meldete sich der Ehemann: Ob ich es sei, mit dem gerade seine Frau gesprochen hätte? Ich bejahte. Und er: "Sie hat Ihren Namen nicht richtig verstanden und dachte, jemand fragte nach unserem Jungen. Der macht nämlich gerade einen Flugkurs in Frankreich und ist dabei schon etliche Male geflogen, der Jungstorch auf der Kirche aber noch nicht."
 
Heute Vormittag um exakt 10:52 Uhr war es dann so weit. Von Storchenfreundin Ilona per Webcam beobachtet flog der Jungstorch erstmals vom Nest ab. Kurz danach kam auch die Bestätigung vor Ort. Seit dem Schlüpfen am 14. Mai sind 78 Tage vergangen - ein weiterer Beweis, wie unterschiedlich die Zeitspanne zwischen Schlupf und erstem Nestverlassen sein kann.
1. August 2014
Die große Reise hat begonnen
Gestern sah ich auf meiner Rundfahrt durch den Kreis Celle in Jeversen nur noch einen der drei Jungstörche, in Wolthausen den einen nicht und in Winsen auch keinen der beiden. Die Ursache dafür ist nun gefunden: Vorgestern überflog ein größerer Storchentrupp die Region. Etliche Junge schlossen sich an. Vor gut zwei Wochen waren sie erstmals vom Nest geflogen. Nun hat für sie die große Reise begonnen.
 
Bei meiner heutigen Rundfahrt durch den Kreis Gifhorn fiel mir auf, dass ich von den Jungstörchen, die schon länger flügge sind, keinen - weder im Nest noch in der Umgebung - entdecken konnte. Dies spricht dafür, dass auch hier die ersten Jungen abgezogen sind.
 
Übrigens: Ein Beleg, dass die Jungen abgeflogen sind, ist, wenn die Altstörche nun über Nacht wieder auf ihrem Nest sind. In den letzten Wochen hatten sie meist auf den Dächern in der Nähe übernachtet. Jetzt ist das Nest wieder frei. Zuweilen genießen sie auch das nun ungestörte Beisammensein, um sich noch mal zu paaren.
 
Inzwischen wurden die ersten größeren Storchenansammlungen gesichtet, so heute im Kreis Lüchow-Dannenberg an der Elbe eine Gruppe von sechzig, darunter etliche diesjährige Jungstörche. Sie befinden sich noch nicht auf direktem Wege ins Winterquartier, sondern werden wohl noch einige Tage in wechselnden Zusammensetzungen durch die Lande ziehen.
31. Juli 2014
Wie sieht's aus bei den Störchen im Kreis Celle?
  • Adelheidsdorf: Seit Mitte Juni ist statt des jungen Nichtbrüterpaares nun das verwaiste Paar aus Nienhagen hier.
  • Altencelle: Das Paar ist nach dem Verlust seiner Jungen Ende Mai weiterhin anwesend.
  • Altencelle-Burg: Hier hält sich seit mehreren Wochen ein Besucher-Paar auf.
  • Bannetze: Das eine Junge wird voraussichtlich in etwa zehn Tagen flügge.
  • Celle Stadt: Unmittelbar nach dem Verlust der Jungen haben die Altstörche das Nest verlassen. Seitdem steht es leer.
  • Großmoor: Alle drei Jungen waren heute mit den Eltern in Nestnähe auf der Weide.
  • Hohne: Täglich wird mit dem ersten Flug des Jungen gerechnet.
  • Hornbostel: Das verwaiste Paar war heute Mittag nicht auf dem Nest.
  • Jeversen: Von den drei flüggen Jungen stand heute nur noch eins auf der Wiese.
  • Langlingen: Das eine Junge wird wohl noch zwei Wochen bis zum ersten Abflug brauchen.
  • Nienhagen: Seit Mitte Juni ist das dann kinderlose Paar ins benachbarte Adelheidsdorf umgezogen.
  • Oldau: Nach langem vergeblichen Brüten auf wohl wieder tauben Eier ist das Paar geblieben.
  • Thören: Die beiden Jungen werden vermutlich in den nächsten Tagen flügge.
  • Wienhausen: Das verwaiste Elternpaar ist seit Sonntag nicht mehr da.
  • Winsen: Beide flüggen Jungen waren heute Mittag nicht zu sehen.
  • Wolthausen: Jungstorch und Eltern waren nicht auf dem Nest.
30. Juli 2014
DEH HH 849 wurde ausgelesen
Zwei Senderstörche mit Datenlogger haben wir in diesem Jahr im Kreis Gifhorn. Nach der Ankunft waren die Logger auf Brutzeit umprogrammiert worden. Damit werden alle punktuellen Aufenthalte aufgezeichnet und somit auch die Flugbewegungen erkennbar. Sie können dann später ausgelesen werden - mit wichtigen Erkenntnissen über den Brutstandort und insbesondere bei der Erkundung der genutzten Nahrungsflächen. Das Auslesen und Umprogrammieren dann auf Zug und Winterquartier muss natürlich rechtzeitig vor dem Abflug geschehen. Für DEH HH 849, Storchenmännchen in Vorhop, wurde dies vorgestern Nacht durchgeführt. Dort wachsen nach der Neuansiedlung 2012 in diesem Jahr zum zweiten Male Junge heran. Unklar ist bisher: Bis wohin erstreckt sich das Revier für dieses Paar? Wo suchen die Störche (genau genommen: DEH HH 849) die Nahrung für sich und ihren Nachwuchs - im Nestnahbereich, nach Nordwesten zur Ise hin oder möglicherweise gen Süden Richtung Breites Moor? Welche Rolle spielen dabei Grünland - und eventuell auch Ackerflächen? Gibt es Bereiche, in denen das Storchenmännchen überhaupt nicht auftaucht? Nun warte ich gespannt auf die Auswertung.
27. Juli 2014
Wir möchten auch ein Storchennest bei uns aufstellen
Jetzt mitten in der Storchensaison erreichen mich häufiger Anfragen bezüglich der Errichtung einer Storchennisthilfe. Dann mit Rat und Tat zu helfen, gehört mit zu meinen Aufgaben als Weißstorchbetreuer. Zuweilen hilft schon ein Telefonat zur Abklärung. Wenn nötig, verschaffe ich mir auch vor Ort ein Bild.
 
Zunächst gilt es zu klären, ob in der Nähe genügend Nahrungsflächen vorhanden sind. 60 bis 80 ha. möglichst Feuchtgrünland mit Feuchtbiotopen sollten es schon sein. Außerdem ist die Chance einer Neuansiedlung nur sehr gering, wenn sich in der Nachbarschaft schon ein Storchenpaar befindet. Wir sind eben nicht an der Elbe oder in Masuren. Bei uns hat jedes Paar sein Revier, das es gegen weitere Paare verteidigt. Zwischen den besetzten Standorten liegen darum fast immer mehrere Kilometer. Im Kreis Gifhorn mit seinen nun 44 Paaren gibt es nur zwei Ausnahmen: Die drei Paare in Leiferde, das mit seinen rund zwanzig Pflegestörchen ohnehin Koloniecharakter hat. Und dann die nur 700 m Abstand des neuen Nestes in Rothemühle zum Nest in Klein Schwülper. Hier mag die gute Nahrungsgrundlage in den nahegelegenen Rieselfeldern/Okeraue der Grund sein.
 
Bei Anfragen in letzter Zeit zeigte sich: Wenig aussichtsreich sind Ansiedlungsversuche in Hardesse (bei Ahnsen, GF) - nur wenig von hohen Bäumen umgebenes Trockengrünland, sonst Acker), in Transvaal (GF) - ca. 15 ha Trockenpferdeweide, Acker, Waldflächen und kaum sonstiges Grünland, ähnlich in Wieckenberg (CE). An allen diesen Orten haben auch der Vergangenheit noch nie Störche gebrütet.
 
Für das Paar am Otterzentrum in Hankensbüttel gibt es nur ca. 60 ha. Grünland. Ein zweites Nest in diesem Gebiet (Steimke) wurde bisher nicht angenommen. Die Aussicht, dass eine nun geplante dritte Nisthilfe direkt im Ort besetzt wird, sind sehr gering.
 
Positiver sehe ich die Situation in Teichgut und möglicherweise auch in Ehra (GF). Im Laufe der Woche werden wir uns die Gegebenheiten vor Ort genauer anschauen. Auch im Kreis Celle gibt es weitere Überlegungen: Ins Auge gefasst ist Hambühren. Bis zur nächsten Saison werden noch so manche Lokaltermine stattfinden, beflügelt von der Hoffnung, dass die zahlreichen Neu- und Wiederansiedlungen der letzten Jahre auch weiterhin ihre Fortsetzung finden.
 
Übrigens: Weitere Jungenverluste hat es offensichtlich auch in der letzten Woche nicht gegeben.
23. Juli 2014
Wann werden sie denn nun flügge?
Von Vera Jortzick kam heute die Nachricht, dass sie die vier Jungen vom Nest im Grenzweg Hülperode am Shellteich gesehen hat. Die sind nun also alle flügge, und zwar, von den Schlupfterminen zwischen dem 12. und 14. Mai an gerechnet, nach ungefähr 70 Tagen. Dies trifft in etwa auch auf die anderen meiner Storchenbruten in den letzten Jahren zu. Dabei spielt auch die Anzahl der Geschwister und die Menge der zur Verfügung stehenden Nahrung eine Rolle. Nun fällt mir auf, dass in der neueren Fachliteratur wesentlich kürzere Zeiten stehen. Bei Gerhard Creutz, Der Weißstorch, Neue Brehm Bücherei 1988 werden für das Flüggewerden 54 bis 65 Tage angegeben, bei Holger Schulz, Der Weißstorch, Weltbild-Verlag 1993, 56 bis 63 Tage. Und das ist doch ein erheblicher Unterschied zu meinen Beobachtungen.
 
Ich möchte den Dingen auf den Grund zu gehen. Ein erstes Ergebnis: Im früheren NBB-Weißstorch-Buch von Friedrich Hornberger 1967 ist die Rede von ca. 70 Tagen (!). Offensichtlich sind anschließend die wesentlich kürzeren Zeiten in der Literatur aufgetaucht und ungeprüft übernommen worden. Um weiter Klarheit zu bekommen, werde ich bei Betreuerkollegen und anderen Beobachtern nachfragen, welche Erfahrungen sie gemacht haben. Übrigens: Der in diesem Jahr bisher am frühesten flügge Jungstorch ist mit 65 Tagen der in Wolthausen (CE).
20. Juli 2014
Kleine Kinder, kleine Sorgen ...
Als Storchenbetreuer verfolge ich das Brutgeschehen von Beginn an. Ich freue mich, wenn die Jungen heranwachsen, ich bin traurig über die, die es nicht schaffen - obwohl ich weiß, dass dies zum natürlichen Geschehen auch mit dazugehört. Wenn dann die Zeit des Flüggewerdens kommt, ergeben sich neue Fragen: Schaffen die Jungen das? Oder gibt es Probleme? Was ist, wenn ein Jungstorch das Nest nicht verlässt, obwohl das von seinem Alter her längst der Fall sein müsste? Was ist, wenn ein Jungstorch es nicht mehr schafft, aufs Nest zurückzukehren? Werden die flüggen Jungen die Wochen nach dem ersten Ausfliegen gut überstehen? Hier ein Auszug der letzten Tage:
     
In Klein Schwülper konnte das Junge mit der Federanomalie eingefangen und in die Pflegestation nach Leiferde gebracht werden.
     
Nahe Leiferde starb ein schon flügger Pflegestorch durch Stromschlag auf einem Mast. Der Stromversorger LSW wurde eingeschaltet.
     
In Wolthausen (CE) hatte das Junge am Dienstagmorgen das Nest erstmals verlassen und war dann den ganzen Tag über nicht mehr zu sehen. Am Abend stand es aber wieder oben -   und so ist es geblieben.
     
Aus Rötgesbüttel kam von I. Höpfner (mit Foto) die Anfrage, was die weißen Streifen auf dem Flügel des einen Jungstorches zu bedeuten hätten. Steckten da möglicherweise die Federn in den Kielen, was auf Anfrage auch von Leiferde nicht völlig ausgeschlossen wurde? Das wäre entwicklungsmäßig nicht gut gewesen. Doch dann kam die Nachricht, dass - im Alter von 74 Tagen doch relativ spät -  heute wohl beide Jungen ihre ersten kleinen Ausflüge erfolgreich bestanden hatten.
     
In Hedeper (WF) im Betreuungsgebiet von G. Fiedler verhedderte sich heute ein Jungstorch bei seinem Ausflug in einem Rapsfeld, das gerade gemäht werden sollte. Er konnte dann aber noch rechtzeitig geborgen werden. Allerdings hatte er viel Kraft verloren und schaffte es zunächst nicht, wieder zum Nest zurückzukehren. Gegen Abend gelang es ihm dies aber doch. Was aber wäre  gewesen, wenn er das nicht geschafft hätte? Ihn draußen zu lassen und ihn der Gefahr auszusetzen, von einem Fuchs gerissen zu werden? In einem  ähnlichen Fall vor Jahren in Langlingen (CE) wurde der entkräftete Jungstorch abends in einen Stall getrieben und am nächsten Morgen wieder rausgelassen. Da hatte er sich so weit wieder erholt, dass er aufs Nest zurückkehrte. Der Jungstorch in Hedeper schaffte es vorher und übernachtet nun - durch die Webcam zu beobachten - zusammen mit dem Geschwister und einem Elternteil auf dem Nest.
Auch wenn die Jungen flügge werden - das sich Sorgen und Kümmern geht weiter.
17. Juli 2014
Und dann waren es plötzlich fünf
Als das Storchenweibchen am Mittag zurückkehrte, erwarteten es außer den beringten drei eigenen Jungen auch noch zwei unberingte fremde Junge. Was macht ein Altstorch in diesem Fall? Er handelt so, wie es ihm die Natur vorgegeben hat: Eine Unterscheidung zwischen eigenen und fremden Jungen ist nicht vorgesehen. Gefüttert wird alles, was Hunger hat. Und so geschah es dann auch - wobei das Gedränge groß war.
 
Diesen Vorgang beobachteten Friedrich Börner und ich gestern bei unserem zweiten diesjährigen Besuch in 39615 Wahrenberg bei Wittenberge/Elbe am Nest Mohr. Des Rätsels Lösung bekamen wir dann auch bald heraus: Auf dem 200 m entfernten Nest Erth stand nur noch ein Junges. Die anderen beiden, gerade flügge geworden, fehlten. Sie also waren zum Nachbarnest umgezogen. Dort blieben sie übrigens auch noch die Nacht über, um dann heute Vormittag in ihr Geburtsort zurückzukehren.
 
Die aktuelle Brutstatistik für die Weißstörche in Wahrenberg ist erfreulich. 19 Paare sind ein neuer Rekord. In 15 Nestern wachsen insgesamt z.Zt. 37 Junge heran. Wenn es so bleibt, ist dies das bisher viertbeste Brutergebnis überhaupt.
 
Übrigens: Auch das nur 20 km Luftlinie entfernte Storchendorf Rühstädt verzeichnet mit 37 Paaren wieder einen Anstieg gegenüber den letzten Jahren. Derzeit 56 Junge dort sind ein durchschnittliches Ergebnis.
15. Juli 2014
Nun ist er doch runtergekommen
… der bisher noch nicht flügge vierte Jungstorch mit dem lückigen und zerfransten Federkleid in Klein Schwülper. Wieder aufs Nest gelangte er allerdings nicht. Er wurde heute Vormittag entdeckt, als er über das Hofgelände lief. Wie gestern für diesen Fall auch schon angedacht, sollte versucht werden, ihn einzufangen. Dies gelang dadurch, dass er in den Stall gelotst wurde. Dort war er erst mal sicher und wurde dann von Mitarbeitern der Pflegestation in Leiferde abgeholt. Die erste Untersuchung ergab, dass dieser Jungstorch DEW 7X 997 (der kleinste der vier) unterernährt und körperlich geschwächt war. Inwieweit hierdurch auch die Gefiederanomalien entstanden sind, ist unklar. Ein Befall durch Federlinge war nicht zu erkennen. Nach der Grundversorgung (Entwurmung u.a.) wird er nun in Leiferde weiter betreut. Dabei wird sich herausstellen, ob ein richtiges Flüggesein noch in diesem Spätsommer möglich ist oder ob doch eine längere Pflege erforderlich ist.
14. Juli 2014
Warum fliegt er nicht?
85 Tage sind seit dem Schlüpfen des vierten Jungstorchs in Klein Schwülper vergangen. Die drei Geschwister sind seit gut zwei Wochen flügge. DEW 7X 997 aber hat das Nest bisher noch nicht einmal verlassen. Ich habe ihn mir heute mal längere Zeit angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass sein Federkleid doch sehr lückig ist und die Federn insbesondere im Bereich der Flügelenden ziemlich zerfranst aussehen. Ursache dafür könnte eine ernährungsbedingte Mangelerkrankung in der Wachstumsphase sein. Denkbar ist auch ein starker Parasitenbefall durch Federlinge, die sich von den Federn ernähren. Es spricht vieles dafür, dass der Jungstorch beim Kräftigen der Flügel auf dem Nest momentan noch spürt: Es reicht so nicht, um den Abflug zu wagen. Da er weiter auf dem Nest gefüttert wird (das könnte auch noch Wochen so laufen), ist eine unmittelbare Gefahr für ihn nicht gegeben. Vielleicht unternimmt er ja doch bald den ersten Abflug. Dann wird die Frage sein, ob er es auch schafft, wieder aufs Nest zurückzukehren. Wenn nicht, wäre es angebracht, zu versuchen, ihn einzufangen und in die Pflegestation nach Leiferde zu bringen.
11. Juli 2014
DEW 2T 561
... lautet die Ringnummer für den letzten der insgesamt 73 von mir in diesem Jahr beringten Weißstorchjungen in den Kreisen Celle (14) und Gifhorn (59). Er und sein Nestgeschwister in der Neuansiedlung in Wittingen sind aktuell 35 Tage alt. Als jüngste werden hoffentlich auch sie in gut vier Wochen flügge.
 
Die Beringungen erfolgten mit Hilfe von Drehleitern der Freiwilligen Feuerwehren Celle, Gifhorn, Wathlingen und Wittingen, sowie Hubsteigern der LSW bzw. in einem Fall privat. Für diese Hilfen bin ich dankbar. Ohne sie wären die Beringungen nicht möglich gewesen. Nicht beringt werden konnten die Jungen in Giebel und Hoitlingen (dort diesmal kein Fahrzeug zur Verfügung), sowie von Hankensbüttel und Leiferde/Mast (keine Zufahrt) und Weyhausen/Süd (Weide derzeit nicht befahrbar).
 
Mittlerweile leben von den zuvor beringten Jungen fünf nicht mehr: Drei (Ausbüttel 2, Leiferde 1) aufgrund des kalten Dauerregens Ende Mai und zwei (Betzhorn und Vorhop 1), weil dort offensichtlich das Nahrungsangebot nur für jeweils zwei Junge ausreichte. Seit Anfang Juli sind bisher keine weiteren Jungen mehr gestorben.
10. Juli 2014
Feuerwerk in Storchennestnähe
Deutsche Siege bei der WM lösen - auch bei mir - große Freude aus. Erfolge werden unterschiedlich gefeiert, beispielsweise mit Autokorsos oder an einigen Orten durch mitternächtliches Feuerwerk. Sollte dies allerdings in der Nähe besetzter Storchennester geschehen, wird es problematisch. Aus gegebenem Anlass habe ich heute an die Redaktionen der Gifhorner Tageszeitungen diese Mail geschickt:

 
Liebe Redaktionen,

auch bei noch so großer Freude über deutsche Tore und Siege bei der WM:

Als Weißstorchbetreuer für den Kreis Gifhorn möchte ich darauf
hinweisen, dass das - ohnehin verbotene - Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Nähe besetzter Storchennester bei den Störchen zu Panikreaktionen bis hin zum Absturz der noch nicht flüggen Jungen führen kann. Und das kann doch wohl niemand wollen!

Mit der Bitte um zeitnahe Veröffentlichung grüßt herzlich
Hans-Jürgen Behrmann

 
Meine Erfahrungen mit der Problematik sind diese:

 
  1. Vor vielen Jahren bei einem Feuerwerk auf dem Schützenplatz in Oldau (CE) in weniger als 100 m Entfernung vom Storchennest: Als um Mitternacht die Raketen in unmittelbarer Nähe vorbeisausten, verließ das damalige Nichtbrüterpaar das Nest, übernachtete am Dorfrand und kehrte erst am Abend des folgenden Tages wieder zurück.

  2. Bei einem Feuerwerk in Großmoor (CE) in rund 400 Metern Entfernung vom Nest: Rechtzeitig informiert beobachtete ich gleichzeitig das Geschehen im Nest: Altstorch und Junge zeigten nicht das geringste Anzeichen einer Beunruhigung.

  3. Als vor zwei Jahren in Ahnsen (GF) mitten in der Bebrütungsphase in unmittelbarer Nestnähe ein Feuerwerk abgebrannt wurde, verließen die Störche in Panik das Nest mit den Eiern. Nach Abschluss des Feuerwerks kehrten sie irgendwann im Dunkeln glücklicherweise so rechtzeitig zurück, dass die Brut noch nicht unterkühlt war. Diese Erfahrung führte in der SG Meinersen zu dem Beschluss, Feuerwerk in der Setz- und Brutzeitig grundsätzlich nicht mehr zu genehmigen.
   
9. Juli 2014
Kontrollfahrt zu den Nestern im Kreis Gifhorn
Bei meiner heutigen Rundfahrt zu den 32 Storchennestern, in denen aktuell Junge heranwachsen, konnte ich feststellen: Seit Monatsbeginn hat es keine weiteren Verluste mehr gegeben. Somit beläuft sich die Zahl der Jungen weiterhin auf 65.
 
Durch Abgleich der Ringnummern bekam ich nun eine Antwort auf die Frage, welcher der bei der Beringung noch jeweils drei Jungstörche in Betzhorn und Vorhop dann doch noch Ende Juni gestorben war. In beiden Fällen handelte es sich um den im Vergleich mit den Nestgeschwistern kleinsten, wobei die Größenunterschiede nur sehr gering gewesen waren (ich beringe die Jungen mit fortlaufenden Nummern in der Reihenfolge ihrer Größe und fange beim jeweils größten an).
 
Die Jungstörche werden meist im Alter von 60 bis 70 Tagen flügge. Darum war ich auch nicht überrascht, dass drei der vier Jungen in Klein Schwülper sich nicht mehr im Nest, sondern auf einer Pferdeweide in der Nähe befanden. Dort ließen sie sich dann vom Vater füttern, während die Mutter in der Nähe Wache hielt. Das vierte Junge stand weiterhin im Nest. In der ersten Zeit geschieht die Fütterung von gerade flüggen Jungen zumeist auf dem Nest. Wenn die Jungen irgendwo in der Nähe ein Elternteil Richtung Nest fliegen sehen, fliegen sie schnell hinterher und werden dann dort oben gefüttert. Fütterungen in der Landschaft, wie ich sie heute beobachten konnte, kommen seltener vor.
8. Juli 2014
Riesenei in Osloß
Beim Beringen der Jungstörche finde ich in den Nestern ab und zu auch mal ein Ei. Meistens sind diese unbefruchtet. In Osloß gestern lag ein Ei seitlich im Gezweig des Nestes. Als ich es in der Hand hielt, fiel mir auf: Das ist doch ziemlich schwer - und es schülpert beim leichten Schütteln nicht wie ein unbefruchtetes Ei. Innen drin wird ein nahezu ausgewachsener und dann vor dem Schlüpfen abgestorbener Embryo sein. Ob das Ei nun durch elterliche Einwirkung oder bei Kämpfen über den Rand hinaus befördert worden und dann an der Außenseite hängen geblieben war, muss offen bleiben.
 
Das Gewicht dieses Eies beträgt 120 gr. Es ist 81,4 mm lang und 53,4 mm breit - und damit, was den Weißstorch anbelangt, ein Riesenei. Es erreicht fast die Maximalwerte, die in der Literatur mit 129 gr. Gewicht (bei Brutbeginn, es nimmt aber dann noch etwas ab), 81,5 mm Länge und 56,0 mm Breite angegeben werden.
5. Juli 2014
Abgestürzter Jungstorch wieder eingesetzt
Vor einer Woche war das eine der beiden Storchenjungen in Thören (CE) im Alter von da fünfeinhalb Wochen aus dem Nest gefallen und mit beiden Beinen voraus auf dem Boden gelandet. In der Pflegestation Leiferde wurde festgestellt, dass es den Sturz unbeschadet überstanden hatte. Somit bestand die Möglichkeit, es wieder ins Nest einzusetzen.
 
Dabei gilt die Regel, dass ein Junges nicht wieder in dasselbe Nest zurückgebracht werden soll, wenn es zuvor von einem Elternteil abgeworfen worden war. Dies traf auf Thören jedoch nicht zu. Hier hatten offensichtlich Störungen durch drei Fremdstörche in Abwesenheit der Eltern zum Absturz geführt.
 
Somit habe ich heute mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Celle den Jungstorch wieder eingesetzt. Für mich war diese Aktion in den rund 25 Jahren als Storchenbetreuer die erste ihrer Art und doch mit erheblicher Anspannung verbunden. Wie würde sich der Jungstorch verhalten? Würde er unruhig werden und sich mit dem Schnabel sich zur Wehr setzen wie schon zuvor? Bestand gar die Gefahr, dass er, kaum eingesetzt, wieder runterspringen würde? Und wie würden er und das Nestgeschwister aufeinander reagieren?
 
Wir haben den Jungstorch im Korb der Drehleiter mit hochgenommen. Zunächst wurde das Nestgeschwister beringt, das sich dabei wie erhofft tot stellte. Anschließend hob ich das Junge aus der Transportkiste, legte es im Nest neben das andere und über beide eine Jacke, so dass sie nicht mehr sehen konnten. Das trägt erfahrungsgemäß zur Beruhigung bei. Als wir dann die Jacke wieder wegnahmen, blieben beide Jungen ruhig nebeneinander liegen - und wir fuhren erleichtert runter. Nun haben die Eltern wieder mehr zu tun.
 
Das Einsetzen von Pflegestörchen in andere Nester wird beispielsweise vom Storchenhof Loburg schon seit Jahren praktiziert, ohne dass es dabei zu Komplikationen gekommen ist. Störche können nicht zählen und nehmen auch andere Junge an, wenn diese sich so verhalten, wie sich eben Jungstörche zu verhalten haben. Und dafür sorgt schon die Natur. Für Wiedereinsetzungen ins eigene Nest hingegen wie in Thören gelten eigene Regeln - siehe oben!
3. Juli 2014
Zweitnest auf Strommast
Störche, die ihre Brut verloren haben, können die dadurch entstandene und eigentlich so von der Natur nicht vorgesehene "freie Zeit" in verschiedener Weise ausfüllen. Das Paar in Kaiserwinkel hat sich daran gemacht, in rund 200 m Entfernung von ihrem Nest ein Zweitnest zu errichten, auf dem sie nun auch bereits übernachten. Dieses Nest (siehe Foto!) befindet sich auf einem Strommast. Besteht jetzt dort für die Störche eine Gefahr?
 
Zusammen mit dem Stromversorger LSW und dem in der Materie erfahrenen Betreuerkollegen Georg Fiedler sind wir zu diesem Ergebnis gekommen: Es handelt sich um einen Holzmast ohne Abspann in die Erde. Eine unmittelbare Gefahr für die Störche, dort oben einen Stromschlag zu bekommen, ist somit nicht gegeben. Bei einem weiteren Ausbau des Nestes könnte es nur irgendwann, wenn die Zweige auf beiden Seiten über die Isolatoren hinaus Kontakt mit den Leitungen haben, bei Nässe zu einem Kurzschluss kommen. Ein aktueller Handlungsbedarf besteht aber nicht. Wenn im Spätsommer die Störche abgezogen sind, soll das Zweitnest entfernt werden. Anschließend werden durch die Anbringung von sog. Andreaskreuzen die Landung und somit auch neue Nestbauaktivitäten blockiert.
1. Juli 2014
Gesamtzahl der Jungen im Nest schrumpft weiter
Waren kürzlich im Kreis Gifhorn noch 71 Junge in den Nestern, hat sich die Zahl in den letzten Tagen auf aktuell 65 reduziert. Unter den nun gestorbenen befinden sich auch je ein Junges in Betzhorn und in Vorhop. Bei deren Beringung in der vorigen Woche deutete noch nichts auf ein baldiges Ableben hin. Anhand der Ringnummern werde ich feststellen können, ob es das jeweils kleinste Junge getroffen hat. Da Witterungsgründe ausscheiden, ist meine Vermutung, dass in diesen beiden Nestern die Nahrungsgrundlage zum weiteren Heranwachsen von gleich drei Jungen nicht ausreichte. In Alter ab ca. 5 Wochen beginnt die größte Wachstumsphase der Jungen mit einem täglichen Nahrungsbedarf von 1 kg. Die Eltern hingegen benötigen nur die Hälfte! Ebenfalls vom Jungensterben betroffen sind oft Spätbruten, bei denen beide Eltern oder zumindest ein Partner noch sehr jung sind, so in Ahnsen und Weyhausen/Süd/Hohe Horst.

Im Kreis Celle ist die Jungenzahl in Langlingen nun auf 1 und insgesamt aktuell auf 13 gesunken - und das bei 15 Paaren, von denen 14 mit der Brut begonnen hatten! In Thören wird sich wohl bis zum Wochenende herausstellen, ob das eine am Sonntag aus dem Nest gefallene und nach Leiferde gebrachte Junge wieder eingesetzt werden kann.

Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle (bis 2019) und Gifhorn



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Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle ( bis 2019) und Gifhorn



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