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Weißstorchjahresbericht 2022 für den Landkreis Celle

Foto Gerd Papenburg
Saisonverlauf  
  • Anstieg bei der Anzahl der Brutpaare von 26 (2021) auf 27 (2022)
  • Anzahl der ausgeflogenen Jungstörche: 31 plus 1x Winsen Schornstein
  • Frühe Ankunft von 2 Störchen in KW 5
  • Viele Brutabbrüche auf Grund von Nahrungsmangel und Krankheit
  • Winsener Störchin tot – Grund war Nahrungsmangel

Weiterer Anstieg an Brutpaaren
Auch 2022 erhöhte sich die Anzahl der Brutpaare. Mit 27 Paaren wurde die Anzahl aus dem Jahr 1967 überschritten. Schaut man auf das Diagramm, ist ein starker Anstieg in den letzten Jahren zu sehen. Woran liegt das?

Viele westziehende Störche fliegen nicht mehr bis Afrika, sondern überwintern in Spanien, Portugal oder Frankreich und entgehen dadurch den vielen Gefahren längerer Zugstrecken. Einige bleiben sogar in Deutschland, und so waren im vergangenen Winter in Büttelborn zeitweise ca. 200 Störche zu sehen.

Ein neues Nest wurde in Meißendorf Brückenstr. geschaffen. Ein neuer Standort ist nur sinnvoll, wenn auch gute Nahrungsflächen zur Verfügung stehen, was hier der Fall ist.

Anzahl der Brutpaare im Landkreis Celle

Rückkehr der Brutstörche aus dem Winterquartier


Schon in der 05. KW und damit zwei Wochen früher als 2021 trafen die ersten beiden Störche im Landkreis Celle ein. Hierbei handelte es sich um das Paar aus Großmoor. Eine Woche später kamen ein unberingter Storch in Altencelle und das Männchen in Hohne an. In der 07. KW erreichten weitere dreizehn Störche ihr Nest, so dass am Ende der Woche sechs Brutpaare komplett waren. In den vier Folgewochen kamen 9 Störche an, am Ende der 11. KW waren 10 Brutpaare komplett. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Paare in Hohne, Großmoor, Nienhagen und Altencelle schon mit der Brut begonnen. Knapp die Hälfte der erwarteten Störche waren nun schon auf den Nestern. In der 12. KW kamen weitere 12 Störche an. Unter ihnen waren die ersten Ostzieher sowie Jungstörche, die in diesem Jahr zum ersten Mal brüten könnten. Am Ende der Woche waren sieben weitere Nester komplett. Aber noch acht weitere Wochen trafen immer wieder Störche ein und bezogen ihre Nester. Während also einige Störche noch ankamen, wurde ab der 15. KW auf den ersten Nestern schon gefüttert. Diese Wochen waren aber auch von Kämpfen um Nester geprägt.

Brutabrüche auf Grund verschiedener Ursachen
Von den 27 eingetroffenen Brutpaaren nahmen alle Paare das Brutgeschehen auf. Später kamen noch zwei Paare dazu, die die Standorte Wienhausen Kloster und Offensen bis zum Saisonende belegten.

Nahrungsmangel war in diesem Jahr ein Hauptgrund des schlechten Brutergebnisses. Wenn man bedenkt, dass ein Storchenjunges beim Schlupf zwischen 60 und 80 Gramm wiegt wird klar, dass es in der ersten Zeit „kleine“ Nahrung benötigt. Durch die Trockenheit waren aber die Regenwürmer in tiefere Erdschichten „abgetaucht“ und für die Futter suchenden Störche nicht erreichbar. Insekten waren auch nicht im Überfluss zu finden.

Geschwächt durch den Nahrungsmangel waren die Jungvögel dann leider anfälliger für Krankheiten. In manchen Nestern kam noch die Unerfahrenheit der Eltern hinzu.

Das Ergebnis      
Erstmalig wurden die Nester in Eicklingen, Spechtshorn und Wathlingen Uetzer Weg bezogen.

Insgesamt sind 31 Jungstörche in den Nestern groß geworden. Auf dem ersten Blick vielleicht kein schlechtes Ergebnis. Bedenkt man aber, dass im Durchschnitt pro Brutnest nur 1,2 Junge ausgeflogen sind, dann erkennt man, dass es kein gutes Storchenjahr war. Futtermangel und Krankheiten sind dafür die Ursache.

Vier Junge gab es auf keinem Nest.

Drei Junge wurden in Adelheidsdorf, Altencelle Burg, Hohne und Langlingen Schleuse groß.

Zwei Junge gab es auf sechs Nestern, und zwar in Ahnsbeck, Altencelle, Eicklingen, Jeversen, Wathlingen Molkereistr. und Wolthausen.

Ein Junges wurde jeweils in Bannetze Holzweg, Bleckmar, Bockelskamp, Celle Stadt, Großmoor, Hambühren und Winsen JHH groß.

Aber aus zehn Nestern, in denen zuvor gebrütet wurde, ist in diesem Jahr kein einziger Jungstorch ausgeflogen.

Erfreulich ist zu vermelden, dass in diesem Jahr bis zum 06.08.22 kein Jungstorch beim Verlassen des Nestes zu Schaden kam. Und dass, obwohl z.B. der jüngste aus Altencelle Burg aus einem Fischteich geborgen werden musste und in Wathlingen ein Jungstorch zu Fuß Gärten und Straßen durchstreifte.

Am 06.08 erhielt ich einen Anruf, dass in Westohe ein Storch auf der Wiese steht ohne sich zu rühren. Vor Ort war auf dem ersten Blick kein Problem zu erkennen. Erst als ich ihm zu nahe kam und er wegflog, sah ich dass ein Bein ungewöhnlich herabhing. Da er aber niemanden näher an sich heran ließ, konnte er auch nicht eingefangen und zum Tierarzt gebracht werden. Bei diesem "Unglücksraben" handelte es sich um den diesjährigen Jungstorch vom Nest Winsen JHH. Es bleibt zu hoffen, dass seine Einschränkung von selbst verheilt ist.

Was war in dieser Storchensaison besonders?
Für mich waren es die Erfahrungen, die ich im Rahmen von den "Nestrenovierungen" machen durfte. Bei den angesprochenen Bürgermeistern stieß ich auf offene Ohren und auch Privatpersonen (meist die, an deren Wohnort das Nest stand) waren z.B. bereit, die Kosten für einen Hubsteiger zu übernehmen. Danke, Danke, Danke!

Aber auch die Zusammen Arbeit bei "Problemfällen" hat mich positiv beeindruckt, z.B.  bei der Bergung des Winsener Jungstorches (siehe Standort Winsen) und dem Abbau eines Nestes in Winsen, welches von den Störchen auf einem Strommasten gebaut wurde. Sie hatten ihren Nistplatz so gewählt, dass sie in Gefahr waren, durch einen Stromschlag zu sterben.

Foto Gerd Papenburg

Hier ging es nicht nur darum das Nestmaterial zu entfernen, sondern auch Maßnahmen zu ergreifen, dass nicht wieder erneut Nistmaterial  aufgetragen werden konnte.

Da der Weißstorch unter Schutz steht, waren Genehmigungen notwendig. Hier waren wir auf die Hilfe der Unteren Naturschutzbehörde angewiesen. Was sonst Wochen dauern kann, wurde innerhalb von wenigen Tagen erledigt, und schon lag die Genehmigung vor. In der Zwischenzeit hatte auch der Stromnetzbetreiber alles vorbereitet, so dass am 6. Mai die erforderlichen Arbeiten durchgeführt werden konnten. Für die Arbeiten vor Ort hatte ich Unterstützung durch Rainer Wauer (Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Winsen), der auch im Anschluss den Standort im Auge behielt.

Patenschaften
Eine etwas andere Patenschaft
Kennengelernt haben wir uns beim Nestabtrag an der Hohner Kirche: Im Korb des Hubsteigers stand Hagen Kellner neben mir, der Bruder des Firmeninhabers der Fa. Marc Kellner Garten- und Landschaftspflege. Während der Arbeiten am Nest in großer Höhe stellte er viele Fragen, und am Ende wusste ich: Da hat einer sein Herz für die Störche entdeckt. Dass das Engagement für die Störche in Hohne noch viel größer werden würde, ahnte ich da noch nicht.

Einige Tage nach dem Nestabtrag bekam ich einen Anruf von O. Hase. Er erzählte mir, dass die Fa. Kellner die Patenschaft für das Hohner Nest übernehmen möchte. Bei einem Treffen vor der Hohner Kirche konnte ich Hagen dankend eine Patenschaftsurkunde überreichen. Ganz praktisch wurde es dann, als die Beringung der Hohner Jungstörche anstand: Mit einem Mitarbeiter der Firma Kellner ging es wieder hoch zum Nest, beobachtet von den Familien Kellner und weiterer Storcheninteressierter.

Und auch bei der Bergung des jüngsten Hohner Storches war die Fa. Kellner tatkräftig vor Ort und stand morgens vor sieben Uhr mit Mitarbeitern und Hubsteiger unter dem Nest bereit, um mich zu unterstützen.

Als Storchenbeauftragter kann man sich keine bessere Patenschaft wünschen. Danke, dass ihr sie übernommen habt!

Winsener Jungstorch
Foto Gerd PapenburgNachdem der Winsener Jungstorch (nach dem Tod seiner Mutter) geborgen und nach Leiferde ins Artenschutzzentrum gebracht worden ist, vergingen noch 4,5 Wochen, bis die Beringung anstand. Wer könnte hier die Patenschaft übernehmen? In den vergangenen Jahren waren es die Feuerwehr Celle, die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Barnbruch und die SVO Celle gewesen. In diesem Jahr aber sollte es eine Privatperson treffen. Die Wahl fiel auf Ingrid Schröter, Nestbeobachterin und Storcheninteressierte aus Winsen. Ingrid hat ein großes Herz für die Störche. Sie stellte unter anderem den Neststandort in Westohe zur Verfügung und beteiligte sich zudem an den Nestkosten. Deshalb wurde es Zeit, ihr einmal "Danke" zu sagen. Und was gibt es Schöneres als einen Storch bei der Beringung im Arm zu haben? Da hieß es: Einmal einem Storch ganz nahe sein!
Infos von den einzelnen Standorten

Adelheidsdorf
Am 9. Februar wurde der erste Storch bei der Nahrungssuche auf der Wiese am Nest gesichtet. Einige Tage später war das Paar komplett.

Dann aber kam der 18. Februar und mit ihm Sturm Zeynep. Am Tag darauf erhielt ich einen Anruf, dass das Mastnest umgefallen sei. Schnell hatte Gerd Kempken Hilfe organisiert und am Nachmittag stand das Nest wieder. Das Storchenpaar ließ sich aber nicht mehr blicken. Die Abwesenheit der Störche wurde genutzt, um mit Hilfe der Feuerwehr Wathlingen noch einen Nestkranz aufzubringen.

Am 27. Februar erreichte mich die Nachricht, dass ein Storchenpaar das Nest belegt hat. Sie fingen auch an zu brüten. Aber am 28. März lagen zerstörte Eier unter dem Nest. Die Ursache war wahrscheinlich ein Storchenkampf. Einige Tage später wurde aber wieder gebrütet und am 08. Mai konnte ich beobachten, dass gefüttert wurde. Drei Junge wurden groß und am 15. Juni beringt.

Ahnsbeck
Am 14. und 15. Februar trafen zwei unberingte Störche ein. Ab dem 24. März wurde gebrütet. Zwei Junge schlüpften und wurden auch groß.

Altencelle
Am 12. Februar traf der erste Storch ein. Vier Tage später war das Paar komplett. Ab dem 21. April wurde gefüttert. Ein Junges verstarb und wurde über das Veterinäramt Celle zur Untersuchung der Todesursache eingeschickt. Das Ergebnis: Eine Entzündung der Nieren und Milz hatten hier zum Tod geführt. Die beiden anderen Jungstörche wurden aber groß und konnten von mir am 31. Mai mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Celle beringt werden.

Altencelle-Burg
Am 20. März erschien der erste Storch auf dem Nest. Es dauerte noch 14 Tage, bis das Paar komplett war. Dann aber wurde gebrütet und ab dem 14. Mai gefüttert. Die Aufzucht verlief zunächst ohne Probleme. Am 22. Juli erhielt ich einen Anruf, dass ein Jungstorch bei seinem ersten Flug in einem eingezäunten Teich gelandet war. Bei meiner Ankunft stand er im Wasser. Ich konnte ihn bergen, und der Jungstorch verbrachte die Nacht unterhalb des Nestes. Am Tag darauf benötigte er dann einige Versuche, um wieder aufs Nest zu gelangen. Er war wohl etwas zu früh zu seinem ersten Flug gestartet.

Bannetze Holzweg
Am 19. April erschienen zwei unberingte Störche auf dem Nest und fingen an das Nest herzurichten. Aber die Brutstörchin des letzten Jahres kam und nahm ihren Platz ein und brütete dann auch. Ab dem 26. Mai wurde beobachtet, dass gefüttert wurde. Waren es anfänglich zwei Junge, verstarb einer leider. Am 25. Juni konnte der verbliebene Jungstorch aber beringt werden.

Bannetze Wiese
Am 22. März. kam der erste Storch an, und damit 6 Tage früher als im Jahr zuvor. Vier Tage später erreichte der zweite Storch das Nest. Ab dem 8. April wurde gebrütet und ab dem 11. Mai wurde gefüttert. Zwei Junge konnte man im Nest sehen, aber sie verstarben nach einigen Tagen leider beide. So blieb, wie schon 2021, ein Bruterfolg aus.

Bleckmar
Auch in diesem Jahr gab es ein Kommen und Gehen. Mal war ein unberingter Storch auf dem Nest, ein anderes Mal war es ein beringter. Dazu gehörte auch DEW 9T 696, der 2019 in Bleckmar beringt wurde. Er zog aber weiter nach Adendorf. Am Ende war es dann ein unberingtes Paar, das auf dem Nest stand und anschließend brütete. Auch auf diesem Nest wurde nur ein Jungstorch groß.

Bockelskamp
DER AV 762, der das erste Mal 2018 in Bockelskamp gebrütet hatte, kam in diesem Jahr am 19. Februar auf dem Nest an. Einige Tage später gesellte sich ein unberingtes Weibchen dazu. Nach dem Verhalten zu urteilen, handelte es sich um die Brutstörchin der letzten Jahre, denn sie fing nach der Ankunft gleich an, das Nest zu putzen. Die beiden brauchten in diesem Jahr etwas länger und fingen erst ab dem 2. April mit der Brut an. Es schlüpften zwei Junge, von denen aber nur eines groß wurde.

Celle Stadt
Am 15. Februar erreichte das Männchen das Nest. Am 1. März erschien ein Weibchen, blieb aber nur über Nacht und zog dann weiter. Erst am 15. März war das Brutpaar komplett. Anfangs waren zwei Köpfchen von Jungstörchen zu sehen, aber einer verstarb. Am 27. Juli flog dann der flügge gewordene Jungstorch ab und wurde nicht mehr auf dem Nest gesehen.

Eicklingen
DEW 1T 083 hatte in den letzten Jahren in Wathlingen gebrütet. Als er nun zu seinem Nest kam, war dieses bereits von einem dreijährigen Männchen besetzt. Nach zwei Versuchen das Nest zurück zu erobern, gab er auf und nahm am 4. April das Nest in Eicklingen an. Am 15. April  kam dann eine Störchin dazu und blieb.

Foto Gerd Papenburg

Als die Jüngsten des Jahres schlüpften drei Junge ab dem 5. Juni Am 16. Juni lag leider ein Junges tot unter dem Nest. Auch dieses wurde vom Veterinäramt Celle zur Untersuchung eingeschickt. Todesursache war hier eine durch einen Pilz verursachte Lungenentzündung. Die beiden anderen Jungstörche wurden aber flügge.

Großmoor
Am 6. Februar kamen beide Brutstörche an. Damit waren die beiden das erste komplette Brutpaar im Landkreis Celle. Ca. einen Monat nach ihrer Ankunft begannen sie mit der Brut und ab den 13. April wurde gefüttert. Von den anfänglich drei Jungen blieb nur einer am Leben. Bei der Beringung mit der Freiwilligen Feuerwehr Wathlingen musste ich leider feststellen, dass dieses eine Jungtier sehr mager war. Der diesjährige Futtermangel machte sich schon bemerkbar.

Hambühren
Am 13. März erschien der erste Storch und damit eine Woche früher als 2021. Der zweite folgte am 29. März. Ab dem 16. April wurde gebrütet und es schlüpften drei Junge, von denen aber nur eines am Leben blieb. Bei seiner Beringung musste ich feststellen, dass er Plastikfäden im Schnabel hatte, die ich entfernen konnte. Vielleicht sein Glück, denn bei einigen Obduktionen von toten Störchen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt, dass deren Mägen mit Fäden und (Gummi-) Bändern gefüllt waren. In einem so mit unverdaulichem Unrat gefüllten Magen kann ein Storch keine Nahrung mehr aufnehmen und verhungert qualvoll.

Hohne
So etwas nennt man eine Punktlandung:  Am 12. Februar wurde das Nest in Hohne zu 2/3 abgetragen, und bereits am Abend konnte man über die Webcam einen Storch auf dem Nest stehen sehen: das Männchen war eingetroffen. Am 14. Februar kam auch das Weibchen an. Ab dem 11. März begannen sie mit der Brut, und ab dem 13. April begann der Schlupf der vier Jungen. Am 19. Mai wurden sie als die ältesten Jungstörche im Landkreis Celle des Jahres 2022 beringt. Für die Fangemeinde, die die Beringung über die Webcam mitverfolgten, war das ein besonderer Tag. Aber schon am darauf folgenden Wochenende wurde bei einem Jungstorch ein Flügelzucken festgestellt, das sich verschlimmerte. Mit Unterstützung der Fa. Kellner aus Eldingen wurde der Storch geborgen und nach Leiferde ins NABU-Artenschutzzentrum zur Untersuchung gebracht. Bei der Untersuchung konnte aber kein offensichtliches Problem festgestellt werden, und so entschlossen wir uns, ihn zur Beobachtung im Artenschutzzentrum zu lassen. Nach einigen Tagen hörte das Zucken auf. Dafür verweigerte er jetzt die Nahrung. Aber auch das gab sich und er wuchs und wurde ins Außengehege entlassen. Einige Zeit später lag er morgens tot im Gehege. Da keine äußeren Verletzungen festgestellt wurden, wurde er zur Untersuchung eingeschickt. Die Rückmeldung sagt, dass eine Entzündung des Darms vorlag. Aber was ich noch erschreckender fand war, dass in seinem Magen Glasscherben gefunden wurden.

Hornbostel
Das Paar, das seit 2019 an diesem Standort brütet, traf zeitgleich am 20. Februar ein. Ab dem 31. März wurde gebrütet und es schlüpften drei Junge. Zwei verstarben in der zweiten Lebenswoche. Am 25. Juni, als der verbliebene Jungstorch  beringt werden sollte, lag dieser tot im Nest. Die Obduktion ergab, dass er an einer Darmentzündung verstorben war, die durch Nahrungsmangel begünstigt wurde.

Jeversen
Über einen Monat musste das Männchen, das am 18. Februar angekommen war, auf ein Weibchen warten, denn das traf erst am 24. März ein. Es wurde gebrütet und ab dem 1. Mai gefüttert. Bei der Beringung am 11. Juni erhielten zwei Jungstörche ihren Ring, die mit Abstand gut genährt waren. Zu beobachten war schon im letzten Jahr, das statt Mäuse hier Frösche gefüttert wurden. Und davon gibt es in der Umgebung augenscheinlich sehr viele.

Langlingen-Schleuse
Zwei Nilgänse stehen auf dem Nest! Das war die erste Info, die ich am 13. März erhielt. Und diese schienen auch dort brüteten zu wollen.

Am 24. März zeigten sich dann zwei unberingte Störche auf dem Nest. Anfang April begannen sie mit der Brut und ab dem 6. Mai wurde gefüttert. Da sich das Nest auf einer abgesägten Eiche befindet und man es schlecht einsehen kann, war lange unklar, wie viele junge Störche sich im Nest befanden. Als sie größer wurden erkannt man drei, und diese wurden auch flügge.

Langlingen Ort
Am 12. April kam das beringte Männchen zum Nest. Drei Tage später traf ein Weibchen ein, aber nicht das vom letzten Jahr, sondern ein noch sehr junges. Ab dem 26. April wurde gebrütet, es konnte aber nie eine Fütterung beobachtet werden. So war klar: Hier ist niemand geschlüpft. Wahrscheinlich hatte das Weibchen seine Brutreife noch nicht ganz erlangt.

Meißendorf-Breliendamm und Meißendorf Brückenstraße
An beiden Standorten wurden nur Besuchsstörche gesehen. Den Grund, warum diese nicht blieben, kann ich nicht benennen, da ja am Standort Breliendamm schon erfolgreich gebrütet wurde.
Der Standort Brückenstraße ist noch neu und wurde im letzten Jahr auf dem Stallgebäude von Herrn Lindhorst aufgesetzt.

Nienhagen
Spannend war hier, ob "Bob", so wird das Männchen der letzten Jahre genannt, überhaupt wieder kommen würde. Mit seinen nun 22 Jahren ist er der älteste bekannte Storch im Landkreis Celle. Aber am 14. Februar stand ein Storch auf dem Nest, der unten am Fuß einen Metallring hat, und das war ganz klar das Erkennungszeichen: "Bob" ist wieder da! Und wie es so seine Art ist, fing er auch gleich an das Nest zu renovieren. Drei Tage später traf seine Partnerin ein. Ab den 19. März wurde gebrütet, und ab dem 21. April waren zwei kleine Köpfe zu sehen. Tage später waren es sogar vier kleine Störchlein. Aber einige Tage später war leider nur noch einer lebend im Nest. Die anderen waren nachweislich an Aspergillose verstorben. Die Aspergillose ist eine Erkrankung des Atmungstraktes, eine Infektion erfolgt über das Einatmen von Schimmelpilzsporen. Sind Jungstörche bereits durch Futtermangel, Krankheit oder Wettereinflüsse geschwächt, kann die Aspergillose zum Tod führen.

Am 24. Mai sollte nun der letzte junge Storch beringt werden. Oben am Nest war schnell klar: Er ist viel zu leicht und zu klein für sein Alter. Voller Hoffnung wurde er trotzdem beringt. Aber leider ist er am 25. Mai auch verstorben. Damit ist in diesem Jahr kein Storch aus dem Nienhagener Nest ausgeflogen.

Offensen
Am 18. Februar wurde ich benachrichtigt, dass in der Nacht beim Sturm Ylenia das Nest umgestürzt ist. Karl Luttermann hat schnell seinen Bruder und weitere Helfer aktiviert, und so wurde das Nest umgehend wieder aufgerichtet. Am 26. Februar traf mit DEW 7T 786 das Männchen vom Vorjahr ein. Er verließ das Nest aber am 1. März wieder. Am 17. Mai kamen zwei Störche, die bis zum Ende der Saison blieben, aber nicht brüteten.

Oldau
Am 23. und 26. März kam das Paar an. Von Beginn an war der Nahrungsmangel so groß, dass das Storchenmännchen artuntypisch am Straßenrand im Grünstreifen nach Insekten suchte. Die Nahrungsknappheit führte hier letztendlich zum Brutabbruch.

Osterloh
Immer wieder sind Störche auf dem Nest zu sehen und übernachten auch. Es wurde aber kein Paar sesshaft.

Spechtshorn
Die Besetzung des Nestes ist neu in dieser Saison ist. Ab dem 18.0 April waren zwei unberingte Störche auf dem Nest zu sehen. Zunächst waren keine Nestbautätigkeiten zu beobachten. Dann wurde aber ein kleines Nestpolster gebaut. Ab dem 26. April wurde gebrütet. Nach einem Monat schlüpften zwei Junge, die aber verstarben. Wahrscheinlich war wenigstens einer der Elternstörche zu jung und unerfahren, um mit der schlechten Nahrungssituation klar zu kommen. Hoffen wir auf 2023!

Stedden
Das beringte Weibchen des Vorjahres kam nicht wieder. Dafür stand am 12. April ein unberingtes Weibchen neben dem unberingten Männchen. Am 28. April begann das Paar mit der Brut. Leider verletzte sich das Weibchen, so dass es einen halben Tag lang nicht mehr auf das Nest kam. Wahrscheinlich behinderte die Verletzung das Weibchen bei der Brut, sodass über die Zeit hinaus gebrütet wurde. Es schlüpfte kein Jungstorch.

Thören
Wie in den vergangenen Jahren kamen nur Besuchsstörche zum Nest.

Wathlingen Molkereistraße
Lange Zeit gab es einen häufigen Besucherwechsel von Jungstörchen am Nest. Aber ab dem 29. März waren es zwei dreijährige Störche, die sesshaft wurden. Spannend würde es noch werden, wenn das Männchen des Vorjahres wieder kommen würde. Am 14. April traf er als Ostzieher an seinem Nest ein, musste aber nach heftigen Kämpfen als Verlierer von dannen ziehen - der Jungstorch hatte gesiegt.

Foto Gerd Papenburg

Ab dem 16. April wurde gebrütet, und ab dem 18. Mai wurde gefüttert. Bis zum 29. Juni, dem Tag der Beringung, waren drei Jungstörche auf dem Nest zu sehen gewesen. Einer der drei muss jedoch tagsüber verstorben sein, denn er wurde gegen Abend bei der Beringung tot aufgefunden. Eine Ursache war nicht ersichtlich.

Am 26. Juli erhielt ich mehrere Anrufe mit dem Hinweis, dass ein Jungstorch durch Wathlingen läuft. Nach dem Versuch ihn einzufangen, konnte er zum Glück doch selbständig auffliegen und fand den Weg zurück zum Nest.

Wathlingen Uetzer Weg
Ein zweites Storchenpaar für Wathlingen, das war eine kleine Sensation! Ab dem 12. April waren zwei Störche auf dem Nest zu sehen. Mindestens ein Storch war noch sehr jung, und die Versorgung der Jungen nach dem Schlupf am 28. Mai klappte nicht optimal, so dass die Jungen innerhalb der ersten Woche verstarben. Auch hier heißt es: Daumen drücken für einen besseren Bruterfolg im nächsten Jahr.

Westohe
Auch in diesem Jahr gab es am Standort nur Besuchsstörche. Nahrungssuchend wurden hier die Störche aus Bannetze, Jeversen und Winsen Jan Hinsch Hof beobachtet. Es blieb auch mal ein Storch über Nacht, aber keiner dauerhaft.

Wieckenberg Wiesen
Das Paar des Vorjahres, DEW 2V 163 sowie eine unberingte Störchin, schritten in diesem Jahr zur Brut. Ab dem 12. Mai wurde gefüttert, aber nach einer Woche wurde es still im Nest: die Jungen waren verstorben.

Wienhausen Kloster
Bis zum 15. Mai konnten nur Gaststörche auf dem Nest beobachtet werden. Dann aber traf ein Paar ein, das fest am Standort blieb, aber nicht brütete.

Winsen Schornstein
Am 19. und am 24. Februar kam das Brutpaar der letzten Jahre zum Nest. Ab dem 24. März wurde gebrütet, und ab dem 25. April wurde gefüttert. Über die Webcam waren zwei Köpfchen zu sehen. Der Nahrungsmangel machte sich auch hier bemerkbar, und die Störchin suchte z.B. zwischen Südwinsen und Oldau Nahrung auf dem Grünstreifen neben der Straße.

Wie gefährlich das nicht nur für sie war, stellte sich dann am 6. Mai heraus. In den frühen Morgenstunden wurde die Störchin von einem Auto erfasst und getötet. Leider bekam ich erst gegen 13:00 Uhr die Meldung, dass ein toter Storch an der Straße lag. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, um welchen Storch es sich handeln würde. Deshalb wurde Rainer Wauer informiert, der sich auf die Suche machte. Gleichzeitig machte ich mich auf den Weg nach Winsen. Dort angekommen war klar, dass es sich um die Störchin vom Winsener Schornstein handelte. Da sich im Nest zwei Junge befanden und ein Storch allein nicht gleichzeitig das Nest bewachen und Nahrung suchen konnte, entschied ich mich, die Jungen zu bergen. Für die Rettung nahm ich Kontakt mit der Feuerwehr Winsen auf, die eine Drehleiter aus Celle aktivierte. Außerdem telefonierte ich mit der Unteren Naturschutzbehörde, um mir die Erlaubnis zur Bergung der Jungstörche zu holen. Zeitlich ging nun zwar alles ganz schnell, aber für einen der Jungstörche waren wir doch zu spät dran: das seit dem frühen Morgen allein gebliebene Männchen hatte aus Überforderung den kleineren der beiden bereits aus dem Nest geworfen. Der im Nest verbliebene Jungstorch wurde geborgen und nach Leiferde ins Artenschutzzentrum gebracht. Dort wuchs er heran und wurde am 20. Juni 2022 beringt (Näheres unter Patenschaft).

Eine Bemerkung sei mir hier erlaubt: Es kann jedem passieren, dass ein Tier überfahren wird. Aber bitte informieren Sie in so einem Fall umgehend die zuständigen Verantwortlichen, denn das kann Leben retten! Wenn die Bergungsaktion in Winsen schon am Morgen gestartet wäre, hätten zwei Jungstörche gerettet werden können.

Winsen JHH
Nachdem sich ein Specht in den vergangenen Jahren mit den Masten beschäftigt hatte, wurde es Zeit ihn auszuwechseln. Hierfür konnten wir Herrn Lindhorst als Sponsoren gewinnen, der die Kosten für das Nest und den Wechsel des Mastes übernahm. Der Mast selbst wurde von der SVO Celle gespendet. Den Nestbau übernahm die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Barnbruch, die in diesem Jahr das 300ste Nest auslieferte. Am 16. Februar wurde der Mast mit dem Nest aufgestellt.

Das Männchen des Vorjahres traf am 17. März ein, und am 23. März gesellte sich ein neues Weibchen dazu. Ab dem 15. April begannen sie mit der Brut, und ab den 17. Mai konnte man die Fütterung beobachten. Von den zwei geschlüpften Jungstörchen verstarb einer, der zweite wurde groß.

Wolthausen
Seit 2016 brütet am Standort die Storchin mit der Ringnummer 7X985 gemeinsam mit einem unberingten Partner. In den vergangenen Jahren wurden sehr oft zwei Junge groß, und so auch in diesem Jahr. Nach Auskunft der Nestbeobachter bestand die Hauptnahrung auch hier aus Fröschen.

Lfd. Nr.
Horst
Ring (Brut.)
Storch A
Ring (Brut.)
Storch B
Ankunft
Storch 1
Ankuft Storch 2
Status
Flügge
Jungvögel
1Adelheidsdorfberingt
unberingt
27.02.202227.02.2022HP3
2Ahnsbeckunberingt
unberingt
14.02.202215.02.2022HP2
3Altencelleunberingt
unberingt
12.02.202216.02.2022HP2
4Altencelle-Burgunberingt
DEW 9T 641
12.03.202225.03.2022HP3
5Bannetze Holzwegunberingt
DEW 4T 45919.04.202219.04.2022HP1
6Bannetze Wiesenunberingt
unberingt
22.03.202226.03.2022HP0
7Bleckmarunberingt
unberingt
21.03.202213.04.2022HP1
8BockelskampDER AV 762
unberingt
19.02.202227.02.2022HP1
9Celle-Stadt (Fritzenwiese)unberingtunberingt
15.02.202215.03.2022HP1
10EicklingenDEW 1T 083
unberingt
15.04.202204.04.2022HP2
11Großmoorunberingt
unberingt
06.02.202206.02.2022HP1
12Hambührenunberingt
unberingt
13.03.202229.03.2022HP1
13Hohneunberingt
DEW 2T 58912.02.202214.02.2022HP3
14HornbostelDEW 1X 389DEW 2T 64020.02.202220.02.2022HP0
15Jeversenunberingt
unberingt
18.02.202224.03.2022HP2
16Langlingen Schleuseunberingt
unberingt24.03.202224.03.2022HP3
17Langlingen OrtDEW 7X 946DEH CR 1012.04.202215.04.2022HP0
18NienhagenDEW 201 T
unberingt14.02.202217.02.2022HP0
19OffensenDEW 9T 495unberingt
17.05.202217.05.2022HB2
20OldauDEW 4T 432unberingt23.03.202226.03.2022HP0
21Osterloh

18.05.202218.05.2022HB2
22Spechtshornunberingt
unberingt18.04.202218.04.2022HP0
23Steddenunberingt
unberingt12.04.202212.04.2022HP0
24Wathlingen MolkereistraßeDEW 9T 630
DEW 9T 69229.03.202229.03.2022HP2
25Wathlingen Uetzer Wegunberingtunberingt
12.04.202212.04.2022HP0
26Wieckenberg WiesenDEW 2V 163
unberingt23.03.202223.03.2022HP0
27Wienhausen Klosterunberingtunberingt15.05.202215.05.2022HB2
28Winsen Allerblickunberingtunberingt
30.04.202230.04.2022HB2
29Winsen JHHDEW 7X 781DEW 1V 38217.03.202223.03.2022HP1
30Winsen SchornsteinDEW 7X 951unberingt19.02.202227.02.2022HP0
30WolthausenunberingtDEW 7X 98516.02.202202.03.2022HP2
Gesamtzahl der Horstpaare (HPa)  27
Anzahl der Horstpaare mit Bruterfolg (HPm) 17
Anzahl der Horstpaare ohne Bruterfolg (HPo) 10
Gesamtzahl der flüggen Jungvögel 31
Jahr
Paare
Junge
Jahr
Paare
Junge
Jahr
Paare
Junge
1907
87unbekannt
2000
1024
2015
1529
1934
3372
2001
918
2016
1516
1960
3152
2002
820
2017
1920
1965
2542
2003
825
2018
1929
1970
1526
2004
922
2019
2239
1975
1114
2005
816
2020
2335
1980
1217
2006
715
2021
2637
1985
710
2007
1013
2022
2731
1990
515
2008
1120


1994
1014
2009
1213


1995
1017
2010
1124


1996
911
2011
1222


1997
912
2012
1416


1998
1026
2013
1722


1999
1021
2014
1514


Was wird das nächste Jahr bringen?
Sieht man die Jungenanzahl der letzten Jahre und die großen Gruppen der sich in Niedersachsen aufhaltenden „Junggesellen und -gesellinnen“, wird die Anzahl der Storchenpaare vermutlich weiterhin steigen. Das bedeutet aber auch, dass neben mehr geeigneten Nistplätzen auch ein größeres Nahrungsangebot nötig wäre! Hier stellt sich der Klimawandel mit langen Trockenperioden und daraus folgendem Futtermangel als problematisch dar. Mehr brütende Storchenpaare bedeutet also nicht automatisch, dass es mehr ausfliegende Jungstörche geben wird - das hat uns 2022 bereits gezeigt.

        
Danke sage ich
  • den Verantwortlichen in den Gemeinden und Samtgemeinden für alle Unterstützung
  • den Unternehmen, die uns mit Hubsteigern halfen
  • dem Veterinäramt Celle für die Zusammenarbeit bei der Ermittlung der Todesursachen von Störchen
  • der Unteren Naturschutzbehörde für die gute Zusammenarbeit
  • der CZ für die informativen Beiträge, die veröffentlicht wurden
  • dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde, die wieder bei der Aufzucht halfen
  • der SVO Gruppe Celle für die Mithilfe bei der Erstellung neuer Standorte
  • den Freiwilligen Feuerwehren Celle und Wathlingen für ihre Hilfe
  • den NABU-Ortsgruppen für die gute Zusammenarbeit
  • der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch für die Hilfe
  • H.-J. Behrmann für die auf seiner Homepage veröffentlichten Beiträge über die Störche im Landkreis Celle
  • den Standortbesitzern und Beobachtern vor Ort, die mich in meiner Arbeit als Storchenbetreuer unterstützt haben, indem sie mich mit wertvollen Informationen über die Störche versorgten.
  • und nicht zuletzt all denen, die mit Ringablesungen und Nestinformationen geholfen haben         

Gerhard Papenburg
Weißstorchbetreuer für den Kreis Celle
E-Mail: stoerche-nienhagen@gmx.de
Telefon 0174 7510925


Foto Gerd Papenburg
Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle (bis 2019) und Gifhorn



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Hans-Jürgen Behrmann
Weißstorchbetreuer für die Landkreise Celle ( bis 2019) und Gifhorn



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