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Weißstörche in den Kreisen Celle und Gifhorn
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Jahresbericht Landkreis Gifhorn 2008

Trotz langer Trockenheit - 2008 war ein gutes Storchenjahr

Westzieher kehren so früh wie noch nie zurück

Die Entwicklung der letzen Jahre, dass die Westzieher unter unseren Störchen immer früher aus ihrem Winterquartier zurückkehren, setzte sich auch 2008 fort. Während im benachbarten Ilkerbruch das Brutpaar bereits am 11.02. komplett war, trafen auch im Kreis Gifhorn bereits vier Störche im Februar ein, der erste davon am 20.02. in Calberlah. Mitte März und damit ebenfalls so früh wie noch nie zuvor waren schon vier Storchenpaare angekommen – in Calberlah, Triangel, Müden und Leiferde. Sie sind allesamt den Westziehern zuzurechnen.

Die ersten Ostzieher erschienen und dies gleich in größerer Zahl ab dem 27. März. So kam es vielfach zu einem frühen Brutbeginn - einer guten Voraussetzung für ein erfolgreiches Brutjahr.

Zahl der Brutpaare steigt von zwanzig auf dreiundzwanzig, davon zwei Neuansiedlungen

Im Vorjahr ließen sich im Kreis Gifhorn zwanzig Storchenpaare nieder. In diesem Jahr kamen drei hinzu. Zwei Brutpaare direkt nebeneinander, wie es 2007 ausnahmsweise in Leiferde der Fall war, gab es diesmal nicht. Statt dessen waren aber die zwei Neuansiedlungen in Wagenhoff und Vollbüttel erfolgreich. Hinzu kamen nach mehrjähriger Pause wieder Störche nach Parsau/Ort und Radenbeck. Je ein Einzelstorch stand den Sommer über auf dem Nest in Jembke und auf dem Stahlgerüst Weyhausen/West. Das Nest auf der Kirche in Wittingen blieb zum zweiten Mal in Folge leer. Ebenfalls nicht gebrütet wurde in den zuletzt 2003/2004 besetzten Standorten Bergfeld, Eischott und Rühen. Bemerkenswert ist ferner, dass sich über lange Zeit ein Nichtbrütertrupp von zumeist fünf Störchen auf den Allerwiesen bei Dannenbüttel und ein weiterer mit bis zu zehn Exemplaren auf den Okerwiesen insbesondere zwischen Didderse und Neubrück aufhielt.

Mit dem diesjährigen Ergebnis liegt der Kreis Gifhorn im allgemeinen Trend. Im gesamten Nordwestdeutschen Raum ist 2008 ein leichter Anstieg der Storchenpaare, auch mit einigen Neuansiedlungen, oder zumindest ein Gleichstand gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Eine wesentliche Ursache dafür dürfte sein, dass 2004 ein erfolgreiches Storchenjahr mit vielen Jungstörchen war, die nun brutreif geworden sind. Dreiundzwanzig Storchenpaare gab es im Kreis Gifhorn zuletzt 2003.

Mindestens vier zweijährige Störche am Brutgeschehen beteiligt

Nachdem in beiden Vorjahren - durch Beringung nachgewiesen - mindestens ein erst zweijähriger Storch gebrütet hatte, erhöhte sich die Zahl in diesem Jahr auf vier. Wie viele unberingte Zweijährige außerdem beteiligt waren, lässt sich natürlich nicht feststellen. Damit setzt sich auch bei uns die Entwicklung der letzten Jahre fort, dass die körperliche Brutreife der Störche zunehmend früher beginnt. Zwei der vier Bruten mit zweijähriger Beteiligung waren erfolgreich, die anderen beiden nicht.

Erfreuliches Jungenergebnis mit einundvierzig flüggen Jungstörchen

In den ersten drei Wochen füttern die Storcheneltern ihre Junge vorwiegend mit Regenwürmern – und auch danach machen diese einen wesentlichen Bestandteil der Nahrung aus. Die Paare, die in diesem Jahr relativ früh mit der Brut begonnen hatten, profitierten vom da noch hohen Grundwasserstand mit gut durchfeuchtetem Grünland. Als dann aber im Mai die große Trockenperiode einsetzte, wurde die Futtersuche zunehmend schwieriger. Auch im Kreis Gifhorn gab es so eine Reihe von Jungenverlusten, allerdings nicht in dem Maße wie in einigen nordöstlicher gelegenen Regionen. Zwar hatten auch wir ein Nest, in dem kein Junges überlebte, und darüber hinaus 4 Nester, in dem jeweils nur ein Junges flügge wurde, aber sieben Zweier-, fünf Dreier- und zwei Viererbruten sorgten dann doch für das insgesamt erfreuliche Ergebnis von einundvierzig flüggen Jungen. Die je vier Jungen wurden in Parsau/Wiesen und Triangel groß, je drei in Ausbüttel, Calberlah/Wiesen, Leiferde, Osloß und Wesendorf, je zwei in Betzhorn, Hoitlingen; Klein Schwülper, Knesebeck, Lüben, Vollbüttel und Wagenhoff, je einer in Giebel (Forsthaus), Kaiserwinkel, Wahrenholz und Westerholz. Hinzu kommt noch ein weiterer nach Abwurf aus dem Nest im NABU Artenschutzzentrum Leiferde aufgezogener Jungstorch. In Müden-Dieckhorst schlüpfte zwar mindestens ein Junges, starb aber nach wenigen Tagen. Ohne Junge blieben die Storchenpaare in Ahnsen, Hankensbüttel, Parsau/Ort und Radenbeck.

Jungenverluste aus Menschen- und aus Storchensicht

Jungenverluste bei den Störchen werden von uns manchmal doch sehr vermenschlicht. Es ist dann von einer „Storchentragödie“ oder von einem „Drama im Storchennest“ die Rede. Natürlich ist es schade ist um jeden Storch, der nicht überlebt. Aber: solche Jungenverluste sind im Plan der Natur vorgesehen. Mit im Schnitt vier bis fünf Eiern legen die Storcheneltern erst mal vor. Die jeweiligen Nahrungsvoraussetzungen und Witterungsbedingungen spielen dann eine wesentliche Rolle dabei, wie viele der Jungen auch flügge werden. Manchmal wirken Storcheneltern bei deren Reduzierung mit, indem sie ein Junges töten und, falls es noch klein ist, auch gleich verschlingen, oder indem sie es lebend oder tot aus dem Nest werfen. Dabei werden sie nicht von Gefühlen, sondern allein vom Instinkt geleitet - und das ist und bleibt ein wesentlicher Unterschied zwischen Tieren und Menschen. Darum ist es durchaus in Ordnung, wenn wir trotz des Wissens um die biologischen Gesetzmäßigkeiten beim Beobachten solcher Vorgänge doch mit Betroffenheit reagieren.

Größere Jungenverluste in einem Jahr können in den folgenden Jahren durchaus wieder ausgeglichen werden – wenn insgesamt genügend Nahrungsflächen zur Verfügung stehen. Übrigens: Siebenunddreißig der einundvierzig Jungstörche im Kreis Gifhorn konnten in diesem Jahr beringt werden.

Von Unglücksfällen verschont

Zum erfreulichen Brutergebnis für 2008 gehört auch, dass die Störche bei uns von Unglücksfällen verschont blieben. In Gegensatz zum Vorjahr, in dem vier Altstörche und zwei Jungstörche starben, ist diesmal kein Todesfall zu verzeichnen. Zwei Meldungen gab es allerdings, dass am Straßenrand zwischen Weyhausen und Fallersleben ein toter Storch liegen sollte. Der für den Bereich zuständige Storchenbetreuer Georg Fiedler fuhr unverzüglich zu der angegebenen Stelle und entdeckte dort einen überfahrenen ausgewachsenen - Feldhasen.

Storchengeschehen vor Ort

Beim Brutgeschehen an den dreiundzwanzig besetzen Nest-Standorten gab es viele interessante Beobachtungen:

In Ahnsen war im Vorjahr ein Elternstorch, vermutlich das Männchen, durch Stromschlag auf einem E-Masten gestorben. Die Frage war: würde sich nun Ersatz finden? Am 21.03. erschien das Weibchen, zwanzig Tage später gesellte sich doch noch ein Männchen hinzu. Anhand seiner Ringnummer DEW 1X 803 konnte ermittelt werden: Dieser Storch war erst zwei Jahre alt. Es handelte sich um einen der beiden „Blitzschlagwaisen“, die 2006 vom Storchennest in Knesebeck lebend geborgen werden konnten, während beide Eltern tot unter dem Nest lagen. In Leiferde aufgezogen kehrte nun also zwei Jahre danach der eine von ihnen in den Kreis Gifhorn zurück. Das Paar blieb die Saison über zusammen, zu einer erfolgreichen Brut kam es allerdings nicht – wie dies häufiger bei erst zweijährigen Erstbrütern der Fall ist.

Obwohl in unmittelbarer Nestnähe des Storchennestes in Ausbüttel/Siedlung kaum Nahrungsflächen sind, gelang es den Storcheneltern, wie im Vorjahr drei Junge großzuziehen. Zum dritten Mal in Folge daran beteiligt war das 2001 mit der Nummer DEH M 134 in Frauendorf/Sachsen beringte Weibchen. Voller Interesse beobachteten von der gegenüber liegenden Wohnung der Storchenmutti Charlotte Lindert aus am 27.06. auch die Erstklässler der Ribbesbütteler Grundschule das Brutgeschehen.

Nachdem im Vorjahr das Männchen in Betzhorn dreieinhalb Wochen auf ein Weibchen warten musste, trafen in diesem Jahr beide zusammen am 29. März ein. Von den zunächst vier Jungen wurden letztlich zwei flügge. Bei ihren ersten Ausflügen besuchten sie, an ihren Ringen zu erkennen, das benachbarte Storchennest in Wahrenholz und ließen sich, von den dortigen Storcheneltern misstrauisch beäugt, für einige Zeit auf dem gegenüber liegenden Hausdach nieder.

Bereits am 20. und 25. Februar – und damit als erstes Paar im Kreis Gifhorn - kamen die beiden Störche auf das Nest bei Calberlah. Die umgebenden Wiesen standen noch unter Wasser. Am 23. März wurde mit der Brut begonnen. Nahrung war auch schon in unmittelbarer Nestnähe für die dann drei Jungen in ausreichendem Maße vorhanden. Alle drei starteten bereits Ende Mai ihre ersten Flugversuche - zu einer Zeit, als in einigen Nestern im Landkreis die Jungen noch nicht einmal geschlüpft waren. Zum sechsten Mal in Folge an der Brut beteiligt war das Männchen mit der Ringnummer DER O 7758 der Vogelwarte Radolfzell, das 2000 in Illmensee/Südwürttemberg beringt worden war.

Im Vorjahr war ein Altstorch des Storchennestes auf dem alten Forsthaus in Giebel tödlich verunglückt. Den nun freien Platz versuchten mehrere Bewerber einzunehmen. Dies gelang schließlich dem Weibchen mit dem Ring DEH H 3954, das drei Jahre zuvor nestjung in Stegelitz bei Burg beringt worden war und in Giebel nun erstmals brütete. Nachdem es zwischenzeitlich schien, als ob die Brut nicht erfolgreich sein würde, zogen die Eltern dann doch ein Junges groß. Möglicherweise verließ dieses bereits kurze Zeit nach dem ersten Abflug gemeinsam mit den Eltern das Nest.

Zum dritten Mal in vier Jahren wurden im Nest am Otterzentrum Hankensbüttel keine Jungen flügge. Zwar wurde die Brut am 29.04. begonnen, aber bereits vier Tage später wieder abgebrochen. Ob die Ursache dafür möglicherweise Storchenkämpfe und/oder ein Partnerwechsel war oder ob das Paar bzw. ein Partner noch zu jung war, konnte nicht geklärt werden, da keiner der Störche beringt war. Sie blieben zwar die Saison über, besuchten aber das Nest nur noch in zunehmend größeren Abständen.

Wie in den Vorjahren, war das Storchenpaar in Hoitlingen wieder als letztes im Kreis komplett und begann diesmal erst am 6. Mai mit der Brut. Am 7./8. Juni schlüpften zwei Junge. Obwohl in dieser Zeit die Trockenheit schon groß war und noch bis in den Juli hinein anhielt, schafften es die Storcheneltern, beide groß zu kriegen. Dies ist um so mehr erstaunlich, weil es hier im Vergleich mit den anderen Storchenstandorten in Nestnähe nur einen sehr geringen Anteil an Feuchtgrünland gibt.

Nachdem das Storchennest in Jembke in den letzten drei Jahren nicht besetzt war, hielt sich diesmal dort ein Einzelstorch auf. Offensichtlich noch nicht ganz brutreif benutzte er das Nest als Sommerquartier. Von hier aus unternahm er auch mehrtägige Ausflüge, kehrte anschließend aber immer wieder zurück. So besteht fürs nächste Jahr die Hoffnung, dass er - dann reifer - wiederkommt und hoffentlich auch einen Partner findet.

Zunächst zwei Junge wurden in Kaiserwinkel beim Füttern beobachtet. Bemerkenswert war, dass auf dem Nest eine große Sauerampferstaude wuchs, die die Altstörche nicht entfernten. Im Gegenteil: Während normalerweise die Storcheneltern mit angewinkelten Flügeln ihre Jungen vor starker Sonneneinstrahlung schützen, überließen sie diese Aufgabe hier den breiten Blättern des Sauerampfers, zwischen denen die Jungen Schatten fanden. Ein Jungstorch starb dann noch im Alter von fast vier Wochen, der andere wurde flügge.

Zumindest einen Partnerwechsel gegenüber dem Vorjahr gab es im Storchennest auf dem Hof Dralle in Klein Schwülper. Das neue Weibchen mit der Ringnummer DEW 3X 631 wurde 2006 nestjung in der Pflegestation Verden/Aller beringt und hielt sich bereits im Jahr darauf als Einjährige in einem Nichtbrütertrupp bei Peine auf. 2008 als nun Zweijährige wurde sie zunächst am 01.04. auf dem Nest in Immensen bei Lehrte abgelesen. Offensichtlich dort aber wieder vertrieben tauchte sie drei Tage später in Klein Schwülper auf und wurde hier nun die neue Brutstörchin. Mit ihrem vermutlich erfahrenen Partner brütete sie drei Junge aus, von denen zwei groß wurden. Übrigens: mit der nur an einer Stelle anderen Nummer DEW 4X 631 war im Vorjahr eins der vier Jungen im selben Nest beringt worden.

In Knesebeck stellte sich heraus: Das Männchen hatte eine neue Partnerin, denn diese war im Gegensatz zum Weibchen im Vorjahr beringt. Die Vogelwarte Helgoland konnte so Auskunft geben: DEW 2X 971 war 2006 nestjung in Petershagen Krs. Minden-Lübbecke beringt und bereits im Vorjahr als umherziehender Einzelstorch bei Vechelde abgelesen worden. Trotz der Jugend des Weibchens war die Brut erfolgreich: zwei der zunächst drei Jungen wurden flügge. Eine weitere erfreuliche Nachricht ist diese: Eins der 2006 nach dem durch Blitzschlag erfolgten Tod der Eltern lebend geborgenen und dann in Leiferde aufgezogen Jungen siedelte sich dieses Jahr mit Partnerin in Ahnsen an. Nachträgliche Korrektur: bei DEW 2X 971 handelt es sich um ein Männchen.

In Leiferde kam es im letzten Jahr zur für unsere Region außergewöhnlichen Situation, dass zwei Storchenpaare nur 80 Meter voneinander entfernt brüteten. Leider war dann von jedem Paar ein Altstorch durch Unglücksfall ums Leben gekommen, so dass die Chancen für eine Wiederholung im nächsten Jahr ohnehin gering waren. Und so kam es dann auch: Es brütete wie in all den anderen Jahren außer 2007 nur ein Paar - diesmal auf dem Molkereischornstein. Das Brutgeschehen konnte per Video-Übertragung im NABU Artenschutzzentrum gut verfolgt werden. So war auch zu sehen, dass eins der Jungen bald von einem Elternteil aufgefressen wurde - ein Geschehen, das bei Störchen häufiger vorkommt, aber nur selten beobachtet wird. Ein zweites Junges, das in seiner Entwicklung deutlich hinter den übrigen Geschwistern zurückgeblieben war, wurde dann vom Nest aus elf Meter Höhe abgeworfen. Dabei federte der große Kiwistrauch am Fuß des Schornsteins den Sturz so weit ab, dass das Junge noch lebend unten landete. Natürlich war professionelle Hilfe sofort zur Stelle. Und tatsächlich gelang es, den Jungstorch zunächst einmal zu stabilisieren und ihn schließlich so aufzuziehen, dass er mit den andern die Reise ins Winterquartier antreten konnte.

Vier Junge schlüpften im Nest in Lüben. Aber auch hier brachte die Nahrungsknappheit eine Reduzierung auf schließlich zwei mit sich, das letzte noch im Alter von gut vier Wochen kurz vor der Beringung der beiden übrig gebliebenen Nestgeschwister. Die aber wurden problemlos flügge.

In Müden-Dieckhorst traf der erste Storch schon am 25. Februar ein, der andere zwei Wochen später. Bereits Ende März und damit wohl so früh wie noch nie zuvor war Brutbeginn. Es muss dann aber bald Nestkämpfe gegeben haben, denen ein Teil der Eier zum Opfer fiel, deren Schalen unter dem Nest gefunden wurden. Es schlüpfte lediglich ein Junges, das aber bereits nach zehn Tagen auch nicht mehr lebte. Die Eltern blieben dem Nest treu und zogen genau wie im Vorjahr erst am 4. September gen Südwesten. Mittlerweile gibt es den Nest- Schornstein nicht mehr. Auf dem Gelände wird ein Supermarkt gebaut. Mit der Genehmigung zum Abriss ist die Auflage verbunden, dass die Störche auch im nächsten Frühjahr wieder Nistmöglichkeiten vorfinden. In Zusammenarbeit mit dem NABU wurden dafür zwei geeignete Standorte festgelegt: der eine gegenüberliegend, der andere auf Mast in den Allerwiesen. So können die Störche sogar auswählen. Im benachbarten Langlingen im Kreis Celle wurde vor einigen Jahren ebenfalls der langjährige Nestschornstein abgerissen. Die Störche brüten nun auf der benachbarten Putenscheune.

Ende März erschien in Osloß ein Storch. Er ließ sich allerdings nicht auf dem Nest an der Hauptstraße nieder, sondern 300 Meter davon entfernt auf dem Mast am Weg in die Wiesen. Offensichtlich war es ein neuer Storch. Er begann auch, Nistmaterial herbeizuschaffen, musste allerdings weichen, als das Männchen vom Vorjahr zurückkehrte. Mit einem – weil unberingten - neuen Weibchen zog dieses dann im seit Jahren gewohnten Nest zum zweiten Mal nacheinander drei Junge groß. Bei der Beringung wurde im Nest eine größere Wurstpelle aus nicht abbaubarem Kunststoffdarm gefunden. Wenn ein Jungstorch die verschluckt hätte, wäre er vermutlich daran gestorben. So aber konnte sie noch rechtzeitig entfernt werden.

Als an vielen anderen Storchenstandorten infolge der langen Trockenheit, insbesondere was die Regenwürmer betraf, Nahrungsknappheit herrschte, waren die Wiesen um das Störchennest östlich von Parsau immer noch gut durchfeuchtet. So konnten wieder wie im Vorjahr vier Junge groß werden. Ihre Beringung in luftiger Höhe war nicht ganz einfach, gelang aber mit Hilfe einer mehrteiligen Leiter.

Ein zweites Nest im Ort selbst war zuletzt 1999 besetzt. Im Vorjahr wurde am östlichen Ortsrand ein weiteres Nestangebot auf Mast errichtet. Und tatsächlich ließ sich nun dort ein Storchenpaar nieder. Das zweijährige Männchen mit dem Hiddenseering DEH H 5150 wurde 2006 in Gommern bei Magdeburg beringt. In diesem Jahr wurde es zunächst auf dem Nest in Wendschott abgelesen. Von dort vertrieben versuchte es erfolglos, auf dem Forsthaus Giebel zu landen. Im benachbarten Parsau hatte er endlich Erfolg. Das Weibchen, das sich dann hinzugesellte, war aber offensichtlich auch noch völlig brutunerfahren und sehr nervös. Es verließ auch schon mal kurzfristig die beiden Eier, wenn jemand in der Nähe vorüberging. Dies geschah dann auch, als am 07.06. ein heftiges Gewitter mit Hagelschauern tobte. Anschließend lag ein Ei zerstört unter dem Nest, und es wurde nicht mehr gebrütet. Zu hoffen bleibt, dass das Paar – dann gereifter - im nächsten Jahr wiederkommt.

Wie lange braucht ein Storchenpaar, um auf einer Nestgrundlage ein Nest zu errichten, in dem es dann auch brüten kann? In Radenbeck zeigte sich: dazu können schon drei Tage reichen. In dieser Zeit hatte ein junges Storchenpaar, das erst am 15. Mai eingetroffen war, sich sein Nest zurecht gebaut. Die beiden fingen auch tatsächlich in der letzten Woche des Monats noch mit der Brut an. Bei einem so späten Beginn ist aber ein Erfolg so gut wie unmöglich .So wurde die Brut, wie zu erwarten war, nach einigen Tagen wieder abgebrochen. Das Paar blieb aber bis auf gelegentliche auch mehrtägige Ausflüge die Saison über dem Nest treu.

Erfolgreich brütete im vergangenen Jahr in Triangel das damals zweijährige Weibchen, das 2005 in Wackersleben/Bördekreis mit der Hiddenseenummer DEH H 3671 beringt worden war. In diesem Jahr kehrte es wieder zurück. Zusammen mit dem wohl schon seit Jahren ansässigen Männchen brütete es fünf Junge aus. Das Nesthäkchen wurde dann bald aufgefressen. Die anderen vier Jungen aber entwickelten sich prächtig und wurden allesamt flügge. Das hatte es in Triangel bisher noch nicht gegeben. Der bisherige Jungenrekord lag bei dreien. Die Jungen zogen bereits am 30. Juli ab. Offensichtlich müssen sie sich sehr bald getrennt haben, denn zwei von ihnen wurden am 2. bzw. 3. August in verschiedenen Storchentrupps bei Isenbüttel bzw. Dedeleben abgelesen. Die Eltern folgten wie auch andere Westzieher erst einen Monat später.

Kurze Zeit gab es Ende April in Volkse die Hoffnung, dass sich vielleicht ein Storchenpaar ansiedeln könnte. Von den lange überschwemmten Wiesen und Äckern an der Oker angelockt hielten sich dort bis zu sechs Störche auf, von denen ein Paar an zwei Stellen im Ort leichte Nestbauaktivitäten zeigen. Nach vier Tagen zogen sie dann aber weiter. Offensichtlich waren die beiden noch zu jung - und die Nahrungsvoraussetzungen insgesamt doch zu eingeschränkt.

In Leiferde brüten Störche, im sieben km entfernten Ausbüttel/Siedlung ebenfalls. Dazwischen gibt es mit dem Viehmoor und ausgedehnten Grünlandflächen für die Störche günstige Nahrungsvoraussetzungen. Es stellte sich die Frage, ob diese vielleicht auch für ein drittes Paar ausreichen würden. Nach intensiven Überlegungen wurde der Versuch gestartet: Unter Mithilfe von LSW, NABU und Dorfbewohnern wurde etwa in der Mitte zwischen beiden Orten in Vollbüttel auf dem Gelände der Kläranlage ein Nest auf Mast errichtet. Ältere Einwohner erinnerten sich: Zuletzt hatten 1945 im Ort Störche gebrütet, die dann von den einrückenden Amerikanern abgeschossen wurden. Groß war die Freude, als das neue Nest nun tatsächlich angenommen wurde. Am 23. und 25. April trafen die beiden Störche ein und bildeten ein Paar. Trotz der bald einsetzenden langen Trockenheit gelang es ihnen, zwei Junge groß zu ziehen.

Noch nie hatte im allerdings erst vor achtzig Jahren gegründeten Wagenhoff ein Storchenpaar gebrütet. Bei mehreren Inspektionsfahrten durch die Gemarkung stellte ich einen doch noch erheblichen Anteil an Grünlandflächen fest, die für ein Storchenrevier möglicherweise ausreichen könnten. So entstand die Idee, im Ort ein vom NABU finanziertes Nistangebot zu machen. Mit Zustimmung und Unterstützung der LSW wurde es auf dem günstig gelegenen Trafohaus in der Hauptstraße angebracht. Und tatsächlich: Das Nest wurde bereits im ersten Jahr angenommen. Der erste Storch kam am 12. April, der zweite vier Tage später. Sie brüteten drei Junge aus, von denen zwei flügge wurden. Natürlich war das Storchennest die ganze Saison über die Attraktion im Ort. Die Anlieger und auch viele andere Dorfbewohner nahmen lebhaft Anteil am Brutgeschehen, und auch mancher um das Wohlergehen der Störche besorgte Anruf erreichte mich als Storchenbetreuer.

Auch in Wahrenholz wurde wieder gebrütet. Es konnte aber von Anfang an nur ein Junges beobachtetet werden, das im Nest auf der Kirche gefüttert wurde. Möglicherweise sind weitere Nestgeschwister sehr bald nach dem Schlüpfen in den anschließenden kühlen Tagen gestorben. Das eine Junge hingegen schaffte es: Es wurde flügge.

Nach der vorjährigen Fünferbrut in Wesendorf waren natürlich alle gespannt, wie viele Junge es in diesem Jahr sein würden. Zunächst aber gab es eine Überraschung: Das letztjährige Weibchen kehrte nicht zurück. Das Männchen fand eine neue Partnerin, diesmal mit Ring. Aufgrund der Nummer DEW 1X 962 konnte festgestellt werden, dass sie 2004 in Verden/Aller beringt worden war und 2007 nichtbrütend auf Stippvisite in Eischott und bei Oebisfelde abgelesen wurde. Die Brut in Wahrenholz war also ihre erste - und mit drei flüggen Jungen auch gleich erfolgreich. Nachträgliche Korrektur: bei DEW 1X 962 handelt es sich um ein Männchen.

Lange sah es so aus, als ob beide Junge im Nest in Westerholz groß werden würden. Dann starb aber das eine von ihnen doch noch in einem Alter von gut vier Wochen. Weil an sich in dieser Zeit kein unmittelbarer Nahrungsmangel herrschte, blieb die Todesursache unklar. Denkbar ist, dass dies durch den Verzehr von durch die Eltern mitgebrachtem Hart-Schaumstoff geschehen ist, von dem bei der Beringung noch Reste im Nest gefunden und natürlich sofort entfernt wurden.

Auf dem offensichtlich für die Störche errichteten Stahlgerüst am westlichen Ortseingang von Weyhausen hatte sich bereits im letzten Jahr ein Einzelstorch für längere Zeit aufgehalten und ein wenig Nistmaterial eingetragen. In diesem Jahr war der Storch fast die ganze Saison über da, ohne aber einen Partner zu finden. Nestbauaktivitäten fanden auch nur in geringem Maße statt. Auf das nächste Jahr darf man gespannt sein.

Gesamt-Weißstorchstatistik für den Kreis Gifhorn

Jahr

1934

1960

1967

1971

1990

1998

2000

2005

2007

2008

Paare

47

40

26

21

19

22

22

18

20

23

FlüggeJunge

 116

31

35

63

32

58

49

21

44

41

 

 

Ausblick und Dank

Im Blick auf die kommenden Jahre wird zu beobachten sein, welche Auswirkungen der Umbruch von weiterem Grünland und die Nutzung von bisherigen Brachen insbesondere zum Anbau nachwachsender Rohstoffe für die Störche haben werden und ob es dadurch punktuell zur Aufgabe von Brutstandorten kommen wird. Interessant wird auch sein, ob der 2008 zu beobachtende leichte Anstieg des Populationsdrucks und damit auch die Möglichkeit der Besiedlung suboptimaler Brutstandorte insbesondere durch junge Storchenpaare in naher Zukunft anhalten wird.

Herzlich gedankt sei Hans und Gerlind Reither sowie Georg und Sabine Fiedler für ihre hilfreiche Unterstützung bei den Aufgaben der Weißstorchbetreuung, dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde, dem NABU-Kreisverband, der Staatlichen Vogelschutzwarte, dem Umweltamt Gifhorn und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch für die gute Zusammenarbeit, den Freiwilligen Feuerwehren Gifhorn, Vorsfelde und Wittingen und dem Dachdeckereibetrieb Nabein aus Wesendorf für ihre Hilfeleistungen im Nestbereich, sowie allen Weißstorch-Herbergseltern und weiteren Beobachtern vor Ort.