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Weißstörche in den Kreisen Celle und Gifhorn
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Jahresbericht Landkreis Celle 2001

1. Alle Daten - alle Zahlen

Alle Daten - alle Zahlen

x = nicht bekannt, (Datum) = Storch blieb nicht

2. Nach drei guten Storchenjahren: Zahl der Paare und Jungen 2OO1 rückläufig. Bestes Brutergebnis diesmal in Winsen. Storchengeschehen kann auch im Internet verfolgt werden.

In den Jahren 1998-2000 gab es im Kreis Celle jeweils zehn Storchenpaare mit insgesamt mehr als zwanzig Jungen. Im Jahr 2001 kamen nur neun Paare, von denen schließlich sieben insgesamt achtzehn Junge großzogen .Zu den Gründen für diesen leichten Rückgang gehört zum einen die Tatsache, dass im nun brutreif gewordenen Jahrgang 1997 weniger Junge als sonst flügge geworden waren. Außerdem fielen diesmal etliche Jungstörche dem naßkalten Wetter um Pfingsten herum zum Opfer.

Auffällig ist, dass im Nordwesten des Landkreises nur in Winsen Junge groß wurden - dort allerdings gleich vier an der Zahl. Im zuletzt so stabilen Brutstandort Hornbostel hielt sich nur ein Einzelstorch auf. Das Paar in Oldau brütete nicht. In Langlingen fielen alle Jungen der schlechten Witterung zum Opfer.

Wie das Brutgeschehen in einem Storchennest wirklich abläuft, konnte im vergangenen Jahr im Internet verfolgt werden. Per Video gab es rund um die Uhr einen Einblick in ein Nest im Spreewald. Dabei zeigte es sich: Die Störchin legte alle 48 Stunden ein Ei - insgesamt waren es fünf. Nach dem zweiten Ei wurde mit dem Brüten begonnen. 32 Tage darauf schlüpfte das erste Junge, am nächsten Tag das zweite und dritte. Die letzten beiden folgten – entsprechend der Dauer ihrer Bebrütung - im Abstand von jeweils zwei Tagen. Exakt den gleichen Lege- und Schlupfablauf gab es im Storchennest in Wolfsburg-Warmenau zu sehen.

Auch der Storchenzug in den Süden konnte und kann noch im Internet verfolgt werden - unter www.sosstorch.ch von besenderten Störchen aus der Schweiz, unter www.naturdetektive.de aus den neuen Bundesländern. Dabei zeigt es sich: immer mehr Westzieher fliegen nicht mehr nach Afrika, sondern bleiben bereits in Südspanien und ernähren sich dort hauptsächlich auf Mülldeponien. Die besenderten Ostzieher halten sich zur Zeit (10. Januar) bis auf eine Ausnahme noch im mittleren Afrika im Tschad und im Sudan auf. Möglicherweise fliegen sie gar nicht mehr bis Südafrika, sondern treten von ihren jetzigen Aufenthaltsorten den Rückflug nach Europa an.

3. Einzelberichte von den Neststandorten im Celler Land

Acht Tage nach dem Männchen traf am 28. April ein Storchenweibchen in Ahnsbeck ein. Es trug den Helgolandring 912 A, war 1997 im Kreis Minden-Lübbecke geboren und nun mit vier Jahren brutreif geworden. Zwei Tage später aber wurde dieses Weibchen – möglicherweise von seiner Vorgängerin aus dem Vorjahr - vertrieben, landete am 1. Mai auf dem Nest in Klein-Häuslingen (Kreis SFA). Mit dem dortigen Männchen zog es drei Junge groß, deren biologischer Vater aber durchaus noch das Ahnsbecker Männchen sein kann. Mit den drei Jungen vor Ort wäre es dann sechsfacher Vater gewesen.

Als in Altencelle die Jungen erstmals alle über den Nestrand schauten, zeigte sich: Das älteste Junge war fast doppelt so groß wie die beiden anderen, von denen eins bald starb. Für diesen extremen Größenunterschied gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder hat es nach dem ersten Ei eine - eventuell auch durch einen Partnerwechsel bedingte - Legepause gegeben. Denkbar ist auch, dass zwischen dem ersten und den beiden anderen Jungen noch mindestens zwei andere Junge schlüpften, aber nur kurzzeitig überlebten. Dem Alter entsprechend wurde das kleinere Storchenjunge auch erst zehn Tage später flügge. Am 19. August landete es dann bei einem ungeschickten Flugmannöver mitten in der Aller, konnte aber von hilfreichen Kanuten geborgen werden.

In Eschede fand die letzte erfolgreiche Brut vor fünf Jahren statt. Auch diesmal kam es nur zu gelegentlichen Kurzbesuchen durchziehender Störche. Angesichts des weiter schwindenden Grünlandanteils vor Ort werden die Aussichten auf eine Wiederbesiedlung zunehmend geringer.

In Großmoor war 1999 ein zweijähriges Storchenmännchen mit dem Ring DEW T 072 (Helg. 072 T) Vater geworden. Im Jahr 2000 kehrte er zurück, wurde dann aber vertrieben und brütete erfolgreich in Jembke im Kreis Gifhorn. Dort hat es ihm so gut gefallen, dass er in diesem Jahr gar nicht erst nach Großmoor, sondern gleich nach Jembke flog und mit seiner dortigen Partnerin drei Junge großzog. Das Paar in Großmoor brachte ebenfalls drei Junge zum Ausfliegen. Eins von ihnen blieb solange, bis nach den beiden Geschwistern auch die Eltern gen Süden abgeflogen waren. Erst dann machte es sich ebenfalls auf die Reise.

Nachdem im Vorjahr in Hohne erstmals seit 1965 wieder eine erfolgreiche Brut stattgefunden hatte, war die bange Frage, ob es sich hierbei wohl nur um ein einmaliges Ereignis gehandelt haben könnte. Indes: Auch im Jahre 2001 wurde wieder im Nest auf der Kirche gebrütet. Am 7. Mai stellte sich ungewohnter Besuch ein: Ein Pelikan kam angeflogen und setzte sich aufs Kirchendach. Dieser offensichtlich auf Störche geprägte Großvogel war zuvor schon in Schleswig-Holstein, den östlichen Bundesländern und Polen beobachtet worden. Er begleitete den jeweils abfliegenden Storch auf Nahrungssuche, nur daß er statt auf den Wiesen sein Futter in der daneben fließenden Wiehe suchte. Am Tage darauf flog der Pelikan weiter und wurde noch häufiger im Bereich zwischen Elbe und Elbe-Seitenkanal gesichtet. Die Hohner Störche aber zogen diesmal zwei Junge groß.

In den letzten Jahren war der Standort Hornbostel immer Garant für eine erfolgreiche Storchenbrut gewesen. In diesem Jahr erschien der erste Storch am 7. April und begann sich häuslich einzurichten. Vier Tage später aber war er wieder verschwunden, wobei unklar bleibt, ob er weiter gezogen oder möglicherweise verunglückt ist. Ende April kam wieder ein Storch - vielleicht ja das Weibchen vom letzten Jahr - und blieb. Ein Partner aber fand sich - bis auf gelegentliche Kurzbesuche - nicht. Mehrfach wurde beobachtet, dass ein fremder Storch aufs Nest wollte, aber wieder vertrieben wurde. Darum gab es in diesem Jahr erstmals seit 1992 in Hornbostel keinen Storchennachwuchs.

Störche, die aus Zoos oder Zuchtstationen stammen und an den Menschen gewöhnt wurden, haben häufig ihren Zugtrieb verloren. Sie überwintern dann in unseren Breiten und erscheinen darum viel früher wieder bei uns als ihre ziehenden Artgenossen. So geschah es auch mit dem Storch mit dem Ring Radolfzell DER O 6695. Im Vorjahr auch schon sehr früh in Wienhausen erschienen, wurde er dann vertrieben, siedelte sich in Langlingen an und zog dort mit seiner Partnerin zwei Junge groß. In diesem Jahr tauchte er bereits am 7. März dort auf - und mußte fünf Wochen warten, bis ein Weibchen hinzukam. Längere Zeit blieb unklar, ob überhaupt eine Brut stattfinden würde. Das Weibchen war offensichtlich noch sehr jung. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum es dem Paar nicht gelang, ihre dann doch geschlüpften Jungen in der naßkalten Zeit um Pfingsten herum ausreichend zu versorgen. Die Jungen starben und wurden aus dem Nest geworfen. Ebenfalls erfolglos blieb der Brutversuch eines Turmfalkenpaares, das sich im schmalen Zwischenraum zwischen Schornsteinspitze und Storchennestaufsatz häuslich einrichtete. Was in Wienhausen seit mehreren Jahren erfolgreich klappt, scheiterte in Langlingen daran, dass sich der eine Turmfalke in einer Drahtschlaufe am Schornsteinrand verfing und umkam. Wenn im Frühjahr das zu hoch gewordene Storchennest abgetragen wird, wird diese Gefahrenquelle mit beseitigt.

Noch nie seit der Wiederbesiedlung im Jahre 1994 fanden sich die Störche in Nienhagen so früh wie in diesem Jahr auf dem Nest im Schafstallweg ein. Bereits am 2. April war das Paar komplett. Zwei Junge wurden flügge, von denen eins am 9. August bei Bennebostel in eine Stromleitung flog und dabei umkam. Es muß das Ziel sein, solche Gefahrenquellen – die Leitung führt mitten durchs Wiesengelände hindurch - durch Erdverkabelung zu entschärfen. Leider scheint dies nach Auskunft der Stromversorgung Celle erst möglich, wenn die Ostumgehung gebaut wird.

In den letzten beiden Jahren brütete in Oldau ein im Kreis Minden-Lübbecke beringtes Männchen. In diesem Jahr aber kehrte es nicht zurück. Ein neues Männchen erschien Ende April. Erst am 8. Mai gesellte sich ein Weibchen hinzu. Eine Brut kam nicht mehr zustande, zumal offensichtlich ein Storch noch nicht brutreif war und immer mit seinem Partner mit flog. Die beiden blieben aber bis zum Abflug Ende August zusammen. Eine gravierende Störung erfolgte am 24. Juni, als in Nestnähe ein Feuerwerk stattfand. Die Störche gerieten in Panik, verließen im Dunkeln ihr Nest und kehrten erst am darauf folgenden Abend wieder zurück. Wären im Nest Eier oder Junge gewesen, hätte dies zum Verlust der Brut geführt. Grundsätzlich gilt für alle Storchenstandorte: Während der Brutzeit darf es in Nestnähe kein Feuerwerk geben. Auch das Abschießen von Kanonen muss dort auf jeden Fall unterbleiben.

Das Nest auf dem Kloster in Wienhausen wurde wie auch in den Jahren zuvor wieder als erstes im Kreis Celle besetzt. Von den zunächst geschlüpften fünf Jungen wurden schließlich zwei flügge. Es ist dies in der Natur bei den Störchen so angelegt, dass zunächst einmal bis zu fünf, ganz selten auch sechs Junge schlüpfen. Wieviele von ihnen dann tatsächlich groß werden, das richtet sich nach den jeweiligen Nahrungs- und Witterungsbedingungen. Bemerkenswert war, dass sich die Storcheneltern nach Abflug ihrer Jungen Mitte August noch einen ganzen Monat Zeit ließen, bis sie endlich - viel später als die anderen Störche im Kreis Celle - am 15. September die Reise in den Süden antraten.

Nach Eintreffen beider Partner war in Winsen bereits fünf Tage gebrütet worden. Dann erfolgte ein Brutabbruch. Eine Woche später wurde erneut mit dem Brüten begonnen. Vier Junge schlüpften, und alle vier wurden auch flügge - 2001 das beste Ergebnis im Kreis Celle. Was aber hatte sich genau im Nest auf dem Schornstein der Schlachterei Kleinschmidt ereignet? Nachforschungen ergaben, dass dem ersten Brutabbruch heftige Kämpfe mit anderen Störchen vorausgegangen waren. Dabei wurden die Eier zerstört. Es ist denkbar, dass dann das Weibchen nach einer schöpferischen Pause noch einmal nachgelegt hat. Bei vier Eiern wahrscheinlicher aber ist, dass zumindest das Weibchen gewechselt haben muß.

4. Ausblick

Prophezeiungen über die weitere Entwicklung der Störche im Kreis Celle erscheinen schwierig. Hoffnung geben die geburtenstarken Jahrgänge 1998-2000. Zur Besorgnis Anlass gibt die Tatsache, dass durch die sich auch 2001 fortsetzende Aufgabe von Milchviehbetrieben auch weitere für das Überleben der Störche notwendige Grünlandflächen verloren gingen. Entscheidend wird sein, ob es in den nächsten Jahren gelingt, die noch vorhandenen Nahrungsflächen zu erhalten.

Weißstorch-Statistik für den Kreis Celle

Weißstorch-Statistik für den Kreis Celle
Anmerkungen

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen ( )

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen