3. Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit flüggen Jungen ()4. Informationen von den einzelnen BrutstandortenAhnsbeck als Brutstandort gefährdetEin Abwärtstrend ist in Ahnsbeck, was die Storchenbesiedlung betrifft, nicht zu verkennen. In den letzten drei Jahren hatte es keine erfolgreiche Brut, aber immerhin noch jeweils über längere Zeit ein Storchenpaar gegeben. Diesmal kam es nur noch zu gelegentlichen Nestbesuchen. Die Gründe liegen vermutlich darin, dass inzwischen kaum noch geeignete Nahrungsflächen in Nestnähe vorhanden sind und auch in der Umgebung weiteres Grünland umgebrochen wurde. Zu hoffen ist, dass die Wiedervernässungsmaßnahmen in den Allerdreckwiesen auch die Lebensbedingungen für die Störche wieder verbessern. Hechtmahlzeit in AltencelleBereits am 26. Februar trafen beide Störche in Altencelle ein. Nahrung fanden sie zunächst trotz des winterlichen Wetters in den Überschwemmungsflächen der Aller. So konnte am 8. März beobachtet werden, wie die beiden sich an einem großen Hecht gütlich taten, der angespült worden war. Erst als sie satt waren, kamen auch die schon wartenden Krähen zu ihrem Recht. Bemerkenswert ist auch, dass eins der beiden Jungen zwei Tage nach dem Abzug wieder aufs heimatliche Nest zurückkehrte und dort noch zehn weitere Tage blieb. Celler Baumbrut wieder erfolgreichNachdem im letzten Jahr erstmals Junge in dem seit 2007 bestehenden Baumnest an der Fritzenwiese in Celles Innenstadt groß geworden waren, flog auch in diesem Jahr ein Junges aus. Ein weiteres Junges musste mit dreifachem Flügelbruch geborgen werden. Fliegen wird es wegen der trotz aller tierärztlichen Bemühungen zurückgebliebenen Behinderungen voraussichtlich nicht. Es lebt nun im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde und wird wohl auch dort in der Gruppe von Storchenpfleglingen bleiben. Vier Junge in GroßmoorBei feuchter Witterung sind die Nahrungsbedingungen in Großmoor trotz weiter zurückgegangener Grünlandflächen immer noch günstiger als an allen anderen Celler Standorten. Das bestätigte sich auch in diesem Jahr wieder. Vier Junge wuchsen heran und wurden sämtlich flügge - das beste Ergebnis im Kreis. Eins von ihnen, danach wegen einer schweren Beinverletzung eingefangen, besaß leider keine Überlebenschance. Zwei der anderen drei Jungen hielten sich nach ihrem Abflug für rund eine Woche in einem Storchentrupp im Schweinebruch auf. Webcam in HohneNachdem im Hohnes Glockenturm eine Webcam installiert worden war, konnte das gesamte Brutgeschehen „life“ auf dem Bildschirm verfolgt werden. Mehr als 10000 Aufrufe aus dem gesamten Bundesgebiet zeugen vom großen Interesse daran So waren erstmals auch genaue Erkenntnisse über den Schlüpftermin, die ursprüngliche Zahl und das Heranwachsen der Jungen möglich. Auch wurde mit viel Anteilnahme verfolgt, dass plötzlich einer der vier Jungen tot im Nest lag, während die drei Geschwister ihre ersten kleinen Rundflüge starteten. Nesttreue in HornbostelStörche sind nicht lebenslang partnertreu, manchmal aber über längere Zeit nesttreu. Den momentanen – hier durch Ringablesung nachzuweisenden - Rekord im Kreis Celle hält das Männchen mit der Nummer DEH H 0788. Es brütet ununterbrochen seit 2002 auf dem Schornstein der Bäckerei Segelke in Hornbostel, seit 2007 zusammen mit dem Weibchen DEW 1X 389. Seit dieses Männchen hier ist, war die Brut in jedem Jahr erfolgreich, und auch 2010 wurden - diesmal drei - Junge flügge. Aufgrund der durchgehenden Besetzung verbunden mit der insgesamt höchsten Jungenzahl ist Hornbostel der beste Brutstandort im gesamten Kreis Celle. Standort Jeversen stabilisiert sichZum dritten Mal in Folge besetzt, zum dritten Mal in Folge mit erfolgreicher Brut - es zeigt sich dass zwischen den beiden Revieren von Marklendorf und Hornbostel tatsächlich noch Platz für eine weitere Storchenfamilie ist. Obwohl den beiden benachbarten Paaren wesentlich größere Nahrungsflächen zur Verfügung stehen, hat sich die 2008 erfolgte Neuansiedlung auf Mast auf dem Hofgelände Hemme in Jeversen mit diesmal zwei flüggen Jungen erneut als weiterhin stabil erwiesen. Keramik im Magen in LanglingenEiner von zunächst vier Jungen in Langlingen verstarb im Alter von vier Wochen, nachdem tags zuvor bei ihm Schluck- bzw. Atembeschwerden beobachtet worden waren. Eine Obduktion erbrachte folgendes Ergebnis: Aufgrund einer Verpilzung seiner Atemwege (Aspergillose) hatte der ohnehin schon geschwächte Jungstorch keine Nahrung mehr zu sich genommen. Sein Magen war leer - bis auf einige kleine Keramikscherbenstückchen. Wie diese ins Nest und von dort in den Magen des Jungstorches gelangt sind, konnte nicht geklärt werden. Die anderen drei Jungen schlossen sich am 10. August einem Durchzüglertrupp an, der auf den Stauwiesen bei Nienhof gerastet hatte. Früher Tod eines Jungstorchs aus NienhagenInsbesondere auf dem Zug ins Winterquartier sind Störche sehr gefährdet. In jedem Jahr erreichen uns Totmeldungen. Die erste diesmal betraf leider einen der beiden Jungstörche in Nienhagen. Am 30.07. abgeflogen wurde er bereits am 16. August in 852 km Entfernung tot in Frankreich aufgefunden. Woran er gestorben ist, ist nicht bekannt. Generell zählen zu den häufigsten Todesursachen Stromschläge beim Versuch, auf Masten zu rasten oder die Kollision mit den Leitungen. Dieser Storch muss sich beim Abflug einem Trupp angeschlossen haben, der direkt Richtung Winterquartier in Spanien unterwegs war. Von anderen wissen wir, dass sie noch wochenlang in wechselnden Gruppen durch die Lande ziehen, bevor sie sich zum endgültigen Aufbruch entschließen. Vergebliches Brüten in OldauDie gute Nachricht zuerst: Nach längerer Pause war das Storchennest in Oldau nun zum zweiten Mal in Folge wieder von einem Storchenpaar besetzt. Allerdings gab es wie im Vorjahr keinen Nachwuchs. Es wurde gebrütet, doch erneut mit fast zwei Monaten Dauer doppelt so lange wie eigentlich erforderlich. Junge schlüpften nicht. Dies lässt auf wiederum unbefruchtete Eier schließen. Denkbar ist auch, dass in der Brutphase zwischenzeitlich das Nest verlassen wurde, so dass die Eier erkalteten. Sollte sich im nächsten Jahr ähnliches abspielen, sollte zur Klärung eine Nestuntersuchung durchgeführt werden. Nesthäkchen mit Lebenswillen in WienhausenStörche legen mit bis zu fünf Eiern zunächst einmal vor. Wetter- und Nahrungsbedingungen entscheiden dann, wie viele Junge letztlich groß werden, wobei meist die Erstgeschlüpften im Vorteil sind. Im Nest auf dem Kloster in Wienhausen wurden zunächst fünf Junge gesichtet: drei etwas größere, die anderen beiden - später geschlüpften - kleiner. Zwei Wochen danach befanden sich nur noch zwei im Nest: ein größerer und ein sehr kleiner. Es war erstaunlich, dass dieser kleine bisher überlebt hatte, während das bei zumindest zwei größeren Geschwistern nicht der Fall war. Das Nesthäkchen war so klein, dass ihm bei der Beringung kein Ring angelegt werden konnte. Die Aussichten, dass es groß würde, standen schlecht. Es ließ sich dann aber auch in der Folgezeit nicht unterkriegen und wurde schließlich mit einiger zeitlicher Verzögerung ebenfalls flügge. Aufmüpfiger Jungstorch in WinsenNormalerweise stellen sich die Jungstörche bei der Beringung aus einem natürlichen Reflex heraus tot und lassen sie regungslos über sich ergehen. Im Nest auf dem Schornstein der Schlachterei Kleinschmidt in Winsen indes war es diesmal anders. Das eine der beiden Jungen wurde unruhig und begann sich mit Schnabelhieben zu wehren. Eine über seinen und den Kopf des Geschwisters gelegte Jacke führte dann aber schnell zur Beruhigung und zum problemlosen Anlegen der Ringe. Übrigens: Falls die Eltern in der Nähe sind, kommen sie meist unmittelbar nach der Aktion wieder zu den Jungen aufs Nest zurück. Trotz vieler zehntausend Beringungen ist kein Fall bekannt, dass Storcheneltern daraufhin ihre Brut verlassen hätten. 5. Alle Storchendaten 2010 für den Kreis Cellex = nicht bekannt 6. Ausblick und Dank2010 war ein außergewöhnliches Storchenjahr. Weil diesmal nahezu alle dafür erforderlichen Faktoren zusammentrafen, gab es im Kreis Celle und darüber hinaus in weiten Gebieten Deutschlands eine Rekordzahl an flüggen Jungen. In „normalen“ oder gar „Störungsjahren“ werden die Ergebnisse wieder anders sein. Dann wird sich herausstellen, wie sich der Verlust an Nahrungsflächen auswirken wird, der in den letzten Jahren insbesondere durch die Aufgabe von Milchviehbetrieben und dem damit oft verbundenen Umbruch von Grünland für die Maisproduktion entstanden ist. Teilweise ist jetzt schon – auch wenn das Ausnahmejahr 2010 dagegen zu sprechen scheint - eine Entwicklung zu beobachten, dass für zunehmend mehr Störche immer weniger geeignete Brutreviere zur Verfügung stehen, Suboptimale Brutreviere indes bedingen eine reduzierte Jungenzahl. Versuche, insgesamt mehr Störche durch Zufüttern und Aufzucht in Zoos und Pflegestationen zu produzieren, verschärfen dieses Problem nur. Herzlich gedankt sei allen Storcheninteressierten vor Ort, die mit ihren Beobachtungen zu diesem Storchenbericht beigetragen haben, Joerg Heyna für seine Hilfe bei den Ringmeldungen, der Staatlichen Vogelschutzwarte und der Unteren Naturschutzbehörde, dem NABU Artenschutzzentrum in Leiferde und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch für die gute Zusammenarbeit sowie der Freiwilligen Feuerwehr Celle und der SVO Celle für ihre Hilfeleistungen im Nestbereich.
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