Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen ( )2. Celler Weißstörche im Abwind: Nur sieben Nester waren 2006 besetzt – Jungenverluste bei den Frühbrütern - fünfzehn Jungstörche wurden flüggeVor vierzig Jahren gab es noch fünfundzwanzig Storchenpaare im Celler Land. Dann setzte - insbesondere auch durch die Auswirkungen der Allerregulierung und ungünstige Bedingungen in den afrikanischen Überwinterungsgebieten - eine stetige Abwärtsbewegung ein. Der absolute Tiefpunkt mit nur fünf Paaren war im Jahr 1990. Anschließend erfolgte ein leichter Aufwärtstrend mit einem stabilen Bestand von neun bis zehn Paaren, der sich aber nach 2000 wieder verschlechterte. Zunächst gab es in Oldau keine Brut mehr. In den letzten zwei Jahren blieb Winsen verwaist, im vergangenen Jahr auch Langlingen. Als Alarmzeichen ist dabei zu werten, dass an diesen „uralten“ Neststandorten nur kurzfristig Besuchsstörche eine Stippvisite machten, aber kein Paar länger blieb. Somit schritten im Jahr 2006 nur noch sieben Storchenpaare im Celler Land zur Brut. Nur fünfzehn Jungstörche wurden flügge. Mit ein Grund dafür ist sicher der weitere Wegfall von Nahrungsflächen. Statt extensivem Feuchtgrünland und Brachen gibt es zunehmend mehr Maisäcker insbesondere für die neuen Biogas-Anlagen. Deutschlands Storchenschützer befürchten, dass dies bei fortschreitender Entwicklung auch gravierende Auswirkungen auf den Storchenbestand haben wird. Für die Nienhagener und Altenceller Störche werden zusätzliche Nahrungsflächenverluste durch den Bau der Ostumgehung hinzukommen. Hier bleibt abzuwarten, ob die geplanten Kompensationsmaßnahmen dann ausreichen, um die Störche zu halten. Hatten im Jahr 2005 die Ostzieher (über den Bosporus nach Afrika) unter den Störchen durch eine vielfach verspätete Heimkehr geringere Bruterfolge, traf es 2006 mehr die Westzieher. Viele von ihnen überwintern bereits in Südspanien. Sie brauchen nicht einmal zwei Wochen für die Rückkehr, treffen somit meist früher wieder bei uns ein und beginnen dann auch eher mit der Brut. Dadurch waren aber 2006 viele gerade ihrer Jungen im kritischen Alter der nasskalten Witterung Ende Mai/Anfang Juni ausgesetzt. In nicht wenigen Nestern gab es Totalverluste, so auch bei uns im Großmoor. Bei den Paaren mit späterem Brutbeginn waren die Jungenzahlen durchaus zufriedenstellend, zumal durch die feuchte Witterung genügend Regenwürmer als Grundnahrung der ersten Wochen zur Verfügung standen. Übrigens: an der Vogelgrippe ist kein Storch gestorben. 3. Informationen von den einzelnen BrutstandortenTod auf dem Kirchendach in GroßmoorStorchenpaare bleiben auf dem Flug gen Süden und im Winterquartier nicht zusammen. Wenn dann im Frühjahr zwei Störche gemeinsam auf einem Nest eintreffen, ist wahrscheinlich mindestens einer von ihnen ein anderer als im Vorjahr. Will anschließend ein dritter Storch das Nest erobern, kann es sich durchaus um einen später eingetroffenen Brutstorch des Vorjahres handeln. Manchmal gibt es erbitterte Kämpfe, zuweilen sogar mit tödlichem Ausgang. So geschah es im März in Großmoor. Zwei Tage nach Ankunft eines Paares erschien ein weiterer Storch, der immer wieder versuchte, aufs Nest zu kommen. Bis tief in die Nacht wogte der Kampf. Am nächsten Morgen lag ein Storch tot im Nest. Todesursache war ein Schnabelstich direkt zwischen die Augen. Ob es sich um den Angreifer handelte, war nicht zu klären. Die beiden anderen Störche zogen drei Junge auf, die dann leider der nasskalten Witterung Ende Mai zum Opfer fielen. Er zog zu ihr nach NienhagenIn Nienhagen erschien zunächst ein Einzelstorch. Er wurde von einem Pärchen vertrieben, bei dem zumindest das Männchen neu war. Aufgrund seines Ringes stellte sich heraus, dass es in den letzten beiden Jahren im Storchendorf Rühstädt/Elbe gebrütet hatte. Möglicherweise ist es ja diesmal bereits hier hängen geblieben, weil es unterwegs die Nienhagener Störchin kennen gelernt hatte und sich ihr dann angeschlossen hatte. Die beiden zogen drei Junge auf, die bereits Ende Juli abzogen. Wer zu spät kommt in Wienhausen….Bereits im Vorjahr war das Weibchen, das 2002 und 2004 in Wienhausen gebrütet hatte, zu spät gekommen und hatte gegen ihre Nachfolgerin keine Chance. In diesem Jahr erging es ihr genauso. Sie zog sich daraufhin für gut eine Woche an den Ortsrand von Oppershausen zurück, flog dann aber weiter und fand schließlich in Abbensen/Peine einen neuen Partner, mit dem sie noch ein Junges großzog. Im Nest auf dem Klosterdach wurden drei Junge flügge, obwohl bei den Kämpfen zu Beginn mindestens ein Ei zerstört worden war. In Altencelle wechseln die WeibchenStorchenpaare sind nicht lebenslang partnertreu. Dennoch kann es geschehen, dass sich Störche viele Jahre lang für denselben Neststandort entscheiden und somit dort auch als Paar zusammen bleiben. Dies trifft aber für Altencelle nicht zu. Während - aus seinem ganzen Verhalten zu schließen - offensichtlich seit Jahren dasselbe Männchen kommt, erschien auch 2006 wieder ein anderes Weibchen als jeweils in den Vorjahren. Dabei ist es bei Störchen ähnlich wie bei Menschen: Bei manchen funkt es sofort, andere brauchen ihre Zeit, um zusammen zu finden. Nach einem Tag des sich aneinander Gewöhnens blieben die beiden dann zusammen. Sie überstanden manchen Kampf mit einem immer wieder angreifenden Drittstorch, der möglicherweise auf einer Eiche in Bockelskamp zeitweilig sein Nachtquartier hatte, und zogen zwei Junge groß. Langlingen blieb verwaistIm Vorjahr hatte noch ein Storchenpaar im neuen Nest auf der Putenscheune gebrütet, letztlich aber doch keinen Erfolg gehabt. In diesem Jahr kam erst ein Storch, zog aber bald wieder ab. Anschließend kamen lediglich ab und zu Besuchsstörche, so dass das Nest über längere Zeit immer wieder leer blieb. Dies ist für den traditionellen Storchenstandort Langlingen ein ungewohntes Geschehen, das zu einiger Sorge Anlass gibt. Und so hofft nun das ganze Dorf, dass 2007 doch wieder ein Storchenpaar kommt und bleibt. Nilgans besucht Nest in AhnsbeckZunächst erschien ein Einzelstorch, dann ein Paar. Nach einem Tag war die Entscheidung zugunsten der Neuankömmlinge gefallen. Eines Tages mitten in der Brutphase landete eine Nilgans auf dem Nest. Unklar blieb, ob der Brutstorch daraufhin kurzfristig das Nest verlassen hatte oder ob er einfach tief geduckt auf den Eiern sitzen geblieben war. Wie dem auch sei: Die Nilgans zog wieder ab, und die Storchenbrut hatte keinen Schaden genommen. Ungewöhnlich war dann, dass die drei Jungen sich bereits 14 Tage nach dem ersten Ausfliegen einem durchziehenden Storchentrupp anschlossen, obwohl sie bis dahin nur sehr wenige Flugerfahrungen gemacht hatten. Herzfehler beim Hohner JungstorchUnter keinem guten Stern stand das Brutgeschehen bei den Störchen in Hohne. Zwei Junge überlebten die ersten Wochen nicht. Das dritte rutschte bei seinem ersten Flugversuch vom Dachfirst eines Hauses und landete im Vorgarten. Auf eine nahe gelegene Wiese gebracht wurde es dort von den Eltern weiter gefüttert und lernte schnell, richtig zu fliegen. Es kehrte aber nicht mehr aufs Nest zurück, sondern übernachtete auf umliegenden Hofgebäuden. Dann zog es sich einen Schwingenbruch zu und musste in die Pflegestation Leiferde gebracht werden. Dort verstarb es nach einiger Zeit aus zunächst unerklärlichen Gründen. Die Obduktion in der Tierärztlichen Hochschule Hannover ergab: Tod infolge eines sehr seltenen (angeborenen?) Herzfehlers. Väterliches Erbgut dominiert in HornbostelDie Entscheidung, ob Jungstörche zu Ost- oder Westziehern werden, hängt wesentlich mit von den Erbinformationen ab, die sie von ihren Eltern bekommen haben. Was aber geschieht, wenn wie in Hornbostel der Storchenvater die Westroute, die Mutter aber die Ostroute fliegt? Aufgrund ihrer Beringung konnten die drei Jungstörche am 17.08.06 in Rheinhessen abgelesen werden - auf dem Zug gen Westen - und einer von ihnen später in Südspanien, einer Region, in der im November auch erstmals der Vater nachgewiesen und somit als Westzieher bestätigt werden konnte. So ist es kein Wunder, dass er wie in jedem Jahr auch 2006 wieder sehr zeitig in Hornbostel aufgetaucht war, dann aber noch drei Wochen auf seine Partnerin aus dem Osten warten musste. Leeres Nest an der Winsener KreuzungSeit vielen Jahrzehnten ging der Blick des Autofahrers an der Hauptkreuzung in Winsen hoch zu den Störchen im Nest auf dem Schornstein der Fleischerei Kleinschmidt. Bereits im vergangenen Jahr fand dort keine Brut statt. Immerhin aber war über lange Zeit ein Storchenpärchen anwesend. 2006 aber war auch dies nicht mehr der Fall. Das Nest blieb - bis auf gelegentliche Stippvisiten von Besuchsstörchen - die Saison über leer. Es steht zu befürchten, dass nun auch Winsen als Storchenstandort bedroht ist. Darum ist es wichtig, den weiteren Umbruch von Feuchtgrünland zu stoppen und auch die nestnahen Nahrungsflächen zu erhalten. Übersommerer in OldauIn Oldau tauchte bereits zeitig im Frühjahr ein offensichtlich noch nicht brutreifes Storchenpärchen auf, das zwischenzeitlich auch in Winsen gesichtet wurde. Es zog dann aber bald weiter. Im Laufe des Sommers hielten sich immer mal wieder Störche im Nest auf. Offensichtlich reichen die Oldauer Nahrungsflächen in normalen Jahren nicht mehr für eine Brut, wohl aber für einen zeitweiligen Aufenthalt von Nichtbrütern. Nichtbrütertrupp bei Altenhagen Am 9.Mai suchte auf einem Acker bei Altenhagen ein Trupp von 17 Störchen Nahrung. Während solche Trupps noch nicht brütender Störche weiter östlich häufiger vorkommen, zählen sie bei uns im Kreis Celle zu den eher seltenen Ereignissen. 4. Von Müllkippenbesuchern, einer zweijährigen Mutter und Alfred, dem Pommesstorch: Ringstörche im Kreis CelleDEH H 0788 Vogelwarte Hiddensee: Das 1999 in Skeuditz/ Sachsen beringte Männchen brütete nun zum fünften Mal in Folge in Hornbostel. Erstmals konnte es auch in seinem Winterquartier nachgewiesen werden – inmitten von 5000 Störchen auf einer Müllkippe bei Chiglana nahe Cadiz in Südpanien. DEW 2X 924 - DEW 2X 926 Vogelwarte Helgoland: Auf dem Zug gen Südwesten rasteten die drei Jungstörche aus Hornbostel am 17.08.06 zusammen mit neun anderen Jungstörchen auf einem Hausdach in Rieschweiler-Mühlbach (Rheinhessen-Pfalz). Bereits 17 Tage danach konnte DEW 2X 925 bei Cadiz/ Südspanien abgelesen werden. DEW T 201 Vogelwarte Helgoland: Dieses Storchenmännchen wurde 2000 im Tierpark Eekholt in Schleswig-Holstein geboren, machte 2002 als Zweijähriger eine Stippvisite in Werben Krs. Stendal und brütete 2004 und 2005 im Storchendorf Rühstädt an der Elbe. Diesmal aber sagte ihm auf dem Rückflug bereits das Nest und/oder die Partnerin in Nienhagen so zu, dass er hier bei uns blieb und mit ihr zusammen drei Junge groß zog. DEW 2X 206 Vogelwarte Helgoland: stammt aus der Fünferbrut 2004 in Nienhagen, wurde im Jahr darauf bei Cadiz in Spanien abgelesen, tauchte am 5. April 2006 in Leiferde auf und ließ sich am Tag darauf in Wolfsburg-Warmenau nieder. Dort zog sie als 2-jährige (!) Mutter zusammen mit ihrem Partner zwei Junge groß. Es ist äußerst selten, aber mit leicht zunehmender Tendenz, dass Störche bereits mit zwei Jahren erfolgreich brüten. DEW 2X 213 Vogelwarte Helgoland, ein Jungvogel 2004 aus Altencelle, wurde nun zwei Jahre darauf am 19.08.2006 in Francastel/Frankreich abgelesen, ist also ein Westzieher, während die Altenceller Jungstörche 2005 die Ostroute einschlugen. DEW 2X 907 Vogelwarte Helgoland: diesen Hohner Jungstorch des Jahres 2005 zog es bereits als Einjährigen wieder zurück. Er hielt sich mehrere Wochen mit einem Nichtbrütertrupp im Elbebereich nahe Hitzacker auf. DEW 2X 917 Vogelwarte Helgoland, diesjähriger Jungvogel aus Nienhagen, verunglückte am 16.8. auf dem Flug gen Spanien durch Kollision mit einer Hochspannungsleitung im Kreis Arnsberg/ NRW tödlich DEW 3X 048 Vogelwarte Helgoland, in Fachkreisen bekannt als „Alfred, der Pommesstorch“, wurde 2005 in Hamburg-Kirchwerder in Menschenobhut aufgezogen, aber offensichtlich zu sehr auf sie geprägt. So gewöhnte er sich an, täglich an einer Imbissbude sich eine Currywurst mit Pommes abzuholen. Er wurde dann eingefangen und verbrachte den Winter in der Pflegestation Leiferde. Dort wurde er im Frühjahr wieder freigelassen. Am 15.07.06 wurde aus Hohne ein Storch gemeldet, der sich dort ohne Scheu bewegte und sogar ein Fischfilet aus der Hand fraß. Es war „Alfred, der Pommesstorch“. Er flog dann weiter, suchte auch wieder seine Imbissbude in Hamburg auf und ist nun erneut in Leiferde im Winterquartier. 5. Alle Daten, alle Zahlen 2006 im Kreis Cellex = nicht bekannt Herzlich gedankt sei allen Storcheninteressierten vor Ort, die mit ihren Beobachtungen zu diesem Storchenbericht beigetragen haben, sowie insbesondere Hans und Gerlind Reither, Adele Borschel und Helmut Eggers für ihre Ringablesungen.
|
|
|
|
|
| |