2007 ein ereignisreiches Storchenjahr im Kreis GifhornSehr frühe Rückkehr aus den WinterquartierenBei den Weißstörchen unterscheiden wir zwischen Ostziehern und Westziehern. Die einen nehmen die Route südostwärts über den Bosporus, Israel, Ägypten nach Ostafrika und bis Südafrika. Die anderen ziehen südwestwärts. Sie überwintern teilweise bereits in Spanien oder fliegen weiter über die Meerenge von Gibraltar bis Nord- und Westafrika. Die überwiegende Zahl der Störche im Kreis Gifhorn zählt zu den Ostziehern. Es gibt aber auch Westzieher. Deren Flugstrecke ist natürlich wesentlich geringer, und sie kehren meist auch zeitiger wieder zurück. 2007 trafen die ersten Westzieher so früh wie nie in den zurückliegenden Jahren bei uns ein. Aufgrund günstiger Zugbedingungen erschien das erste Storchenpaar bereits in der letzten Februarwoche auf dem Nest in den Wiesen bei Calberlah. Ähnliches gilt für das benachbarte Wolfsburg. In der letzten Märzwoche kamen die ersten Ostzieher, die letzten dann Anfang Mai in Leiferde. Insgesamt gab es so einen sehr frühen Brutbeginn – eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Brutjahr. Zahl der Brutpaare blieb konstant – mit mindestens einer zweijährigen Mutter und zwei Nestern dicht nebeneinanderDie Zahl der Brutpaare betrug im Kreis Gifhorn wie im Vorjahr zwanzig. Das Nest auf der Kirche in Wittingen war nicht mehr besetzt. Dafür brüteten erstmals zwei Paare in Leiferde, und dies nicht einmal hundert Metern voneinander entfernt. Normalerweise hat bei uns(anders als in den noch optimalen Nahrungsgebieten an der Elbe und weiter ostwärts) jedes Storchenpaar sein festes Revier und wehrt zusätzliche Ansiedlungen ab, weil das Nahrungsangebot meist nur für eine Storchenfamilie reicht. In ganz seltenen Fällen gibt es aber auch Ausnahmen – wie in diesem Jahr in Leiferde. Wiederum nicht gebrütet wurde in den zuletzt 2003/2004 besetzten Standorten Bergfeld, Eischott, Jembke und Rühen. Auffällig ist, dass in den letzten Jahren die körperliche Brutreife der Störche – ähnlich wie bei Menschen - zunehmend früher einsetzt. War vor zehn Jahren ein zweijähriger Brutstorch noch die absolute Ausnahme, so kommt dies inzwischen immer häufiger vor, insbesondere bei den Westziehern. Im Vorjahr gab es eine erfolgreiche zweijährige Brutstörchin in Wolfsburg-Warmenau, in diesem Jahr nun in Triangel. Beides konnte durch die Beringung nachgewiesen werden. Wie viele unberingte Störche darüber hinaus bereits mit zwei Jahren gebrütet haben, ist natürlich nicht festzustellen. Über die Ursachen der Vorverlagerung ist bisher wenig bekannt. Klimawandel, kürzere Zugrouten, evtl. auch das Nahrungsangebot in sog. Storchen-Aufzuchtstationen und Zoos sowie bei den Überwinterern auf den Müllkippen in Spanien könnten eine Rolle spielen. Eine mögliche Ursache könnte auch sein, dass bei größerer Storchendichte früher die Zweijährigen kaum eine Chance hatten, ins Brutgeschäft einzusteigen. Da setzen sich die älteren, erfahrenen Störche durch, deren Zahl aber mit dem allgemeinen Rückgang der Storchenpopulation in den letzten Jahrzehnten natürlich auch abgenommen hat. Erfreuliches Jungenergebnis mit erstmals wieder einer flüggen Fünferbrut und BeringungErfreulich war die Zahl der flüggen Storchenjungen. Sie betrug in dieser Brutsaison vierundvierzig. Hinzu kommen noch die drei Leiferder Jungen, die nach dem Tod der Störchin im NABU Artenschutzzentrum aufgezogen wurden. Es ist dies das beste Brutergebnis seit 2000 (damals neunundvierzig flügge Jungen). Erstmals seit 1998 – damals in Lüben - gab es auch wieder eine erfolgreiche Fünferbrut, diesmal in Wesendorf. Dass Störche fünf Eier legen, kommt häufiger vor. Meist reduziert sich aber die Zahl der Jungen aufgrund der Nahrungsvoraussetzungen und der Witterungsbedingungen. Zudem sind erfahrene Storcheneltern erfolgreicher als junge, unerfahrene. Ursachen für die hohe Jungenzahl 2007 sind der meist frühe Brutbeginn, ein feuchter Sommer mit guten Nahrungsbedingungen (Regenwürmer als Grundnahrung für die Jungen in den ersten Wochen, Amphibien, Mäuse u.a. ). Fünf Junge wurden flügge in Wesendorf, je vier in Klein Schwülper und Parsau (Wiesen), je drei in Ausbüttel-Siedlung, Calberlah (Wiesen), Kaiserwinkel und Osloß, je zwei in Ahnsen, Betzhorn, Giebel (Forsthaus), Lüben, Müden-Dieckhorst, Triangel, Wahrenholz und Westerholz, je einer in Hoitlingen, Knesebeck und Leiferde II, keiner in Hankensbüttel und im Nest Leiferde. Erstmals seit zwanzig Jahren konnten auch wieder die meisten der Jungen beringt werden. Durch die Beringung können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, so über Herkunft und Alter, Zuordnung zu den Nestern, Brutverhalten, bevorzugte Nahrungsgebiete und Zugwege. Häufung von UnglücksfällenIm Gegensatz zum erfreulichen Brutergebnis steht die Zahl der Störche, die im Kreis Gifhorn Unglücksfällen zum Opfer fielen. Allein vier Brutstörche – das sind 10 % der Gesamtzahl (!) - starben in dieser Brutsaison im Kreis Gifhorn. Ursachen waren Kollisionen mit Fahrzeugen (2), Stromtod (1), sowie schwerste Beinverletzungen nicht bekannter Herkunft. Auch zwei flügge Jungstörche überlebten nicht. Diese so bisher noch nicht vorgekommene Unglücksserie trübt die Bilanz des Storchenjahres 2007 im Kreis Gifhorn, das aber insgesamt doch positiv verlaufen ist. Storchengeschehen vor OrtBeim Brutgeschehen an den zwanzig besetzen Nest-Standorten gab es viele interessante Beobachtungen: In Ahnsen erschien ein erster Storch Ende März, verschwand aber zwischenzeitlich wieder. Erst einen Monat später war das Paar komplett und zog dann zwei Junge auf. Am 3. August verstarb ein Elternstorch durch Stromschlag auf einem E-Mast. Der Mast wurde danach von der Land-E umgehend entschärft. Der verbliebene Altvogel konnte die beiden fast flüggen Jungen problemlos allein versorgen. Der Standort des im Dreieck zwischen B4 und Peiner Landstraße gelegenen Nestes in Ausbüttel (Siedlung) bringt für die Störche zusätzliche Gefahren mit sich. Nachdem es auch schon früher einen Todesfall gegeben hatte, wurden in diesem Jahr zwei der drei kaum flüggen Jungen angefahren. Eins kam mit leichten Prellungen davon, ein zweites musste eine Woche lang in der Pflegestation Leiferde betreut werden. Dort freigelassen flog es auf das eine Nest, in dem sich ein Junges befand, und ließ sich adoptieren. Problemlos wurde es mitgefüttert und kehrte auch nicht mehr nach seinem Geburtsort zurück. Der eine der beiden Altstörche in Ausbüttel, bereits im Vorjahr hier Brutvogel, wurde 2001 in Frauendorf/Leipziger Land mit der Nummer DEH M 134 der Vogelwarte Hiddensee beringt. Dreieinhalb Wochen musste das Männchen in Betzhorn warten, bis endlich ein Weibchen eintraf und blieb. Die Zeit reichte aber gut aus, um zwei Junge groß zu ziehen. Bereits am 24. und 26. Februar – und damit als erstes Paar im Kreis Gifhorn - kamen die beiden Störche auf das Nest bei Calberlah. Die umgebenden Wiesen standen noch unter Wasser. Mit der Brut begonnen wurde erst einen Monat danach, als das dann schon fortgeschrittene Frühjahr bessere Voraussetzungen für einen Bruterfolg versprach. Drei der anfangs vier Jungen wurden flügge Der Neststandort ist für die Störche auch darum attraktiv, weil sie genügend Futter in unmittelbarer Nähe finden. Das Männchen mit der Ringnummer DER O 7758 der Vogelwarte Radolfzell, 2000 in Illmensee/Südwürttemberg beringt, brütete in diesem Jahr schon zum 5. Male in Calberlah. Auf dem Schornstein des alten Forsthauses Giebel, das inzwischen einen neuen Besitzer gefunden hat, wurden zwei Junge flügge. Am 01.08. lag dann einer der beiden Altstörche tot auf dem Acker gegenüber an der Straße nach Rühen. Das Obduktionsergebnis steht noch nicht fest. Am wahrscheinlichsten sind innere Verletzungen aufgrund einer Kollision mit einem Fahrzeug. Das Brutgeschehen im Nest am Otterzentrum Hankensbüttel blieb weitgehend undurchsichtig. Bereits Ende März war ein Paar anwesend. Es wurden aber nur sehr geringe Brutaktivitäten festgestellt. Offensichtlich geschah dann ein Partnerwechsel. Ende April erfolgte der Brutbeginn, am 1. Juni war mindestens ein Junges geschlüpft. Am selben Tag gab es aber Storchenkämpfe, denen die Brut zum Opfer fiel. So blieben die Störche in diesem Jahr ohne Nachwuchs. In Hoitlingen traf erst ein Männchen, dann ein neues Weibchen mit dem Hiddensee-Ring DEH H 2403 ein. Es war 2004 in Schollehne/Prignitz beringt worden und demzufolge erst drei Jahre alt . Zunächst wollte er sie nicht. Sie aber suchte hartnäckig seine Nähe. Schließlich rauften die beiden sich doch zusammen. Als am 29.04. schon mindestens ein Ei im Nest lag, attackierte ein anderes Paar. Dabei wurde die Brut zerstört - und von den Eroberern eine neue gegründet. Ein Junges wurde flügge. Dabei zeigte sich, dass ihm an beiden Flügeln Federn fehlten, die es in seiner Flugfähigkeit doch stark einschränkten. Schließlich zogen die Eltern allein gen Süden. Das Junge blieb zurück. Wenige Tage danach stürzte es bei Flugversuchen infolge heftiger Windböen aus größerer Höhe ab und zog sich noch zusätzlich einen Beinbruch zu. Versuche, das immer noch sehr bewegliche Junge einzufangen, gelangen nicht. Am 09.09. verschwand es dann spurlos - mit äußerst geringen Überlebenschancen. Nachdem ihnen in den beiden Vorjahren kein Erfolg beschieden war, gab es für die Störche im Nest in Kaiserwinkel diesmal einen ruhigen Brutverlauf. Drei Junge wuchsen heran und wurden auch problemlos flügge. Seit seinem Bestehen hatte es im Storchennest auf dem Hof Dralle in Klein Schwülper höchstens drei flügge Junge gegeben. In diesem Jahr sorgten gute Nahrungsbedingungen und ein offensichtlich erfahrenes Elternpaar dafür, dass sich vier Junge auf die Reise ins Winterquartier begeben konnten. Dabei wurde eins von ihnen noch am Tage des Abflugs beim Durchzug in Leiferde abgelesen. In Knesebeck waren alle Storchenfreunde gespannt, ob sich nun ein neues Brutpaar für das Nest auf dem hohen Schornstein der Dachdeckerei Lemberger entscheiden würde, nachdem im Vorjahr beide Altstörche durch Blitzschlag umgekommen waren. Ein Storch erschien schon sehr früh am 7. März, doch erst am 15. April hatte sich endgültig ein Paar gefunden. Zumindest einer von ihnen muss noch sehr jung gewesen sein. Darauf deutete ein zeitweises Verlassen des Nestes hin, als das eine Junge gerade zwei Wochen alt war. Dennoch wurde dieses Junge flügge. In mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich und auch tragisch verlief die Brutsaison in Leiferde auf dem Gelände des NABU- Artenschutzzentrums. Zunächst siedelte sich ein Männchen im Nest auf dem Mast an. Eines Tages stand dann oben auch ein Weibchen, allerdings sehr zum Erstaunen der Pflegestation. Dieses Weibchen war 2004 als Jungvogel in der Pflegestation Sachsenhagen mit der Nummer DEW 2X 842 beringt worden und 2005 mit Flügelbruch in Leiferde eingeliefert worden. Niemand hatte vermutet, dass es je wieder fliegen konnte. Doch nun hatte sie es tatsächlich geschafft, war, wenn auch mit Einschränkungen, flugfähig. Drei Junge schlüpften. Wenige Tage darauf wurde das Weibchen tot an einem Wirtschaftsweg in der Nähe gefunden, vermutlich nach Kollision mit einem Fahrzeug. Da ein Storch allein in den ersten Wochen die Jungen nicht bewachen, wärmen, vor Regen schützen und zugleich Futter holen kann, wurden sie mit Hilfe der Feuerwehr geborgen und in der Station aufgezogen. Von dort aus traten sie dann mit anderen die Reise gen Süden an. Der Witwer fand später eine neue Partnerin. Für eine Brut war es aber viel zu spät. Lange vorher, am 2. Mai, war noch ein zweites Paar erschienen. Nach anfangs heftigen Kämpfen mit den etablierten Störchen wurden die beiden dann geduldet und bauten das Nest auf dem hohen Molkereischornstein aus. Über eine Webcam wurde das Brutgeschehen in den Tagesraum übertragen. Trotz des späten Brutbeginns am 14.05. schlüpften drei Junge. Zwei von ihnen überstanden die ersten Wochen nicht, das dritte aber wuchs heran. Als dann der eine Elternstorch sich eine schwere Beinverletzung zuzog (Ursache unbekannt) und keine Überlebenschance besaß, war das Junge alt genug, um vom übrig gebliebenen Elternteil problemlos versorgt zu werden. In den letzten Wochen kam dann mit dem gesund gepflegten Jungstorch aus Ausbüttel noch ein Adoptiv-Geschwister hinzu. Auf das Brutgeschehen im nächsten Jahr darf man gespannt sein: Gibt es wieder zwei Brutpaare in Leiferde, oder war dies nur ein einmaliges Ereignis? Im Vorjahr hatte ein offensichtliches sehr junges Storchenpaar in Lüben Schwierigkeiten mit der Jungenaufzucht. Ein Junges verstarb, das andere wurde schließlich geborgen und nach Leiferde gebracht. In diesem Jahr verlief das Brutgeschehen problemlos. Von Anfang an waren zwei Junge im Nest zu erkennen. Sie wuchsen heran und wurden auch beide flügge. In Müden-Dieckhorst trafen beide Störche zusammen bereits am 24. März ein und waren so nach Calberlah das zweite komplette Paar im Kreis Gifhorn. Entsprechend früh wurde auch bereits am 6. April mit der Brut begonnen. Möglicherweise anfangs drei, danach aber immer zwei Junge waren zu sehen und wurden auch groß. Die Altstörche verließen als letztes Paar den Kreis Gifhorn am 04.09. Erstmals seit Anfang der neunziger Jahre wurden diesmal mehr als zwei Jungstörche in Osloß flügge, nämlich drei. Daran beteiligt war ein neues Weibchen. Im Vorjahr hatte es als Zweijährige erfolgreich in Wolfsburg-Warmenau gebrütet, war in diesem Jahr zunächst sehr zeitig dort erschienen, dann aber bei Storchenkämpfen vertrieben worden. Sie blieb danach in der Region, stellte fest, dass es in Osloß ein Solo-Männchen gab und bildete dann mit ihm zusammen ein Brutpaar. Um das Nest gab es häufiger Kämpfe, die die drei Jungen aber unbeschadet überstanden. Das Weibchen mit dem Ring DEW 2X 206 habe ich selbst im Jahr 2004 in Nienhagen Krs. Celle beringt. Es entstammt einer Fünferbrut und war im Vorjahr auch in seinem Winterquartier nahe Cadiz in Spanien abgelesen worden. Östlich von Parsau brüten seit Jahren Störche auf einem Nest mitten in den Wiesen. Ähnlich wie bei Calberlah haben auch sie die Hauptnahrungsflächen unmittelbar um sich herum. Das kam diesmal vier Jungen zugute, die alle flügge wurden. Nach einiger Zeit waren dann aber nur noch drei Jungstörche in Nestnähe zu sehen. Es ist durchaus möglich, dass der vierte sich bereits sehr früh einem durchziehenden Storchentrupp angeschlossen hat. Auch in Triangel brütete in diesem Jahr ein neues Weibchen. Aufgrund seines Ringes zeigte sich, dass es erst zweijährig war. Mit ihrem offensichtlich erfahrenen Partner zog sie drei Junge auf, von denen aber eins deutlich im Wachstum zurückblieb und schließlich dem starken Regen bei kalten Temperaturen in der Woche nach dem 17.06. zum Opfer fiel. Die beiden schon besser befiederten Geschwister überlebten. Das Weibchen wurde dann am 04.09. auf seinem Zug gen Süden bei Leiferde abgelesen. Es trägt den Hiddensee-Ring DEH H 3671 und wuchs 2005 in Wackersleben/Bördekreis auf. Weil damals der zweite Storch erst sehr spät gekommen war, gab es im Vorjahr keinen Nachwuchs im Nest auf der Kirche in Wahrenholz. Diesmal aber war am 14. April das Paar komplett. Zwei Wochen danach begann es mit der Brut. Zwei Junge wurden flügge. Beim Beringen in Wesendorf wurde offenbar, dass das Nest fünf Jungstörche beherbergte. Da hatten die beiden Eltern viel zu tun, um genügend Nahrung herbei zu bringen. Aber sie schafften es: alle fünf Jungen wurden flügge. Eins von ihnen verunglückte allerdings bei einem seiner ersten Flüge. Die Verletzungen, die es sich bei Windböen durch einen Aufprall auf ein Haus neben dem Nest zuzog, waren so schwer, dass es schließlich in der Tierärztlichen Hochschule Hannover eingeschläfert werden musste. Die vier Geschwister schlossen sich dann am 8. August einem durchziehenden Storchentrupp an und konnten noch am selben Tag auf einer Wiese an der B188 bei Neuhaus abgelesen werden, wo sie mit neun anderen Störchen Station machten. Als zwei Wochen nach dem errechneten Schlupftermin in Westerholz immer noch gebrütet wurde, war klar, dass eine Störung eingetreten sein musste. Weil dann Ende April doch noch zwei Junge schlüpften, musste zwischenzeitlich ein Weibchenwechsel mit Zerstörung der ersten und Beginn der zweiten Brut stattgefunden haben. Nachforschungen ergaben, dass tatsächlich in der fraglichen Zeit Eierschalen unter dem Nest gelegen hatten. Nur wenige Tage nach dem Flüggewerden kehrte nur noch ein Jungstorch auf das Nest zurück. Ob der andere ums Leben kam oder äußerst früh bereits sich durchziehenden Störchen anschloss, konnte nicht geklärt werden. An mehreren Orten tauchten im Laufe der Saison Besuchsstörche auf. Ein noch nicht brutreifes Paar, bei dem das Weibchen mit dem Radolfzell-Ring DER A 2430 im Jahr 2004 in Wassertrüdingen/Württemberg beringt worden war, verweilte mehrere Tage in Bergfeld. Auch das benachbarte Tülau-Fahrenholz bekam Storchenbesuch. Sporadisch standen ein oder zwei Störche auf dem Nest in Schönewörde, zogen dann aber weiter. Mehrere Wochen übernachtete ein Storch in Neudorf-Platendorf. Er kam jeweils mit Anbruch der Dunkelheit und flog am frühen Morgen wieder fort. In Rühen hatten die Störche zuletzt 2003 erfolgreich gebrütet. In diesem Jahr aber gab es wieder einen Hoffnungsschimmer: Ende Mai erschien ein noch nicht brutreifes Storchenpaar. Tagsüber auf Nahrungssuche kehrte es jeweils abends zum Schlafen auf das Nest zurück. Da es bis zum Saisonende blieb, ist es durchaus möglich, dass es im nächsten Jahr wieder kommt und dann brütet. Auf dem ursprünglich wohl mal für sie gebauten Stahlgerüst in den Wiesen am Ortsausgang Weyhausen Richtung Osloß hatten sich noch nie Störche niedergelassen. Um so erstaunlicher war, dass nun im Juli ein Storch begann, auf diesem Gerüst ein Nest zu errichten. Zwar beendete er seine Bautätigkeit bald wieder, blieb aber bis in den August hinein. Ob er im nächsten Jahr wohl wieder erscheint und möglicherweise sogar einen Brutpartner findet? Dann würde sich allerdings auch die Frage stellen, ob das Paar in Osloß diese Ansiedlung gar nicht so weit von ihm entfernt widerspruchslos hinnimmt. Auf einem zweiten Storchennest in den Wiesen südlich von Weyhausen gab es sporadische Nestbesuche. Gesamt-Weißstorchstatistik für den Kreis Gifhorn
Ausblick und DankIm Blick auf die kommenden Jahre ist zu befürchten, dass durch die fortschreitende Aufgabe der Milchviehhaltung auf vielen Höfen weiter Grünland umgebrochen wird. Schon jetzt sind auch dort große Maisschläge und der Anbau anderer nachwachsender Rohstoffe zu beobachten, wo in den Vorjahren noch Störche ihre Nahrung fanden. Wenn die Nahrung aber nicht ausreicht, werden keine Störche mehr kommen. Herzlich gedankt sei Georg und Sabine Fiedler sowie Hans und Gerlind Reither für ihre hilfreiche Unterstützung bei den Aufgaben der Weißstorchbetreuung, dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch für die gute Zusammenarbeit, allen Weißstorch-Herbergseltern und den weiteren Beobachtern vor Ort.
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