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Weißstörche in den Kreisen Celle und Gifhorn
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Jahresbericht Landkreis Celle 2000

1. Alle Daten - alle Zahlen

Alle Daten - alle Zahlen

x = nicht bekannt, (Datum) = Storch blieb nicht

2. Zahl der Storchenpaare bleibt stabil – Westzieher kommen früher und nehmen zu

Im Kreis Celle hielten sich wie in den Vorjahren wieder 10 Storchenpaare auf. Bemerkenswert: Alle bekamen auch Junge groß. Die Gesamtzahl der flüggen Jungen ist mit 24 nach 1981 (25) und 1998 (26) die dritthöchste in den letzten 20 Jahren. Damit liegt der Kreis Celle im bundesrepublikanischen Trend. Mehrere Störche kamen noch früher als im Vorjahr zurück. Dabei handelt es sich offensichtlich um Westzieher.

Im Spätsommer fliegen unsere Störche gen Süden. Um nach Afrika zu gelangen, müssen sie das Meer überqueren. Sie tun dies an den jeweils engsten Stellen und benutzen dazu zwei Routen. Die Ostzieher fliegen durch die Balkanländer, überqueren die Meerenge am Bosporus und gelangen über Israel, Ägypten teilweise bis Südafrika. Die Westzieher nehmen ihren Weg über Frankreich, Spanien, die Meerenge von Gibraltar und überwintern im mittleren Afrika. Der Kreis Celle liegt in einem Zug-Mischgebiet. Die meisten Störche ziehen –und vererben dies auch weiter- gen Osten. Es gibt aber auch Westzieher bei uns. Sie haben in den letzten Jahren bei uns zugenommen, und sie treffen zunehmend früher ein. Der Grund dafür liegt zum einen darin, dass immer mehr Benutzer der Westroute gar nicht mehr nach Afrika fliegen. Sie bleiben schon in Südspanien und ernähren sich vor allem auf Müllkippen. Hinzu kommen die Störche, die aus Zoos und anderen Aufzuchtstationen stammen und bei denen der Zugtrieb ganz oder teilweise verloren gegangen ist. Da sie im Frühjahr keinen – oder einen kürzeren Weg haben, tauchen sie bereits Anfang März bei uns auf – Wochen vor ihren Artgenossen insbesondere von der Ostroute, die den weiten Weg aus Afrika bewältigen müssen. Dadurch kann es zu Störungen im Brutgeschehen kommen. Die Frühankömmlinge besetzen erst einmal die Nester, müssen aber oft lange auf einen Partner warten. Nicht selten finden dann auch Kämpfe mit später eintreffenden Störchen statt, wobei so manches Gelege zu Bruch geht.

Bis 1998 waren im Kreis Celle nur die Störche in Wienhausen sichere Westzieher. So tauchten sie im Jahr zuvor bereits auf, als die ersten Trupps aus dem Osten auf ihrem Rückweg gerade mal in der Türkei und Israel angelangt waren. 1999 erschien dann in Großmoor ein beringter Storch. Aufgrund seines Ringes konnte festgestellt werden: Er war zwei Jahre zuvor im Zoo von Münster aufgewachsen, war von dort abgeflogen und wurde einige Monate später in einer Zuchtstation in Holland abgelesen. Vermutlich ist er nie bis Afrika gelangt. Dieser Storch mit der Ringnummer DEW T 072 (Helgoland 072T) brütete 1999 erfolgreich. In diesem Jahr besetzte er bereits am 12.03. das Nest auf der Kirche – und wartete. Am 02.04. kam ein anderes Paar, das ihn vertrieb. DEW T 072 zog weiter ostwärts, wurde am 09.04. in WOB-Warmenau gesichtet und ließ sich dann in GF-Jembke nieder. Dort zog er mit seiner Partnerin ein Junges groß.

Einen Monat früher als in all den Jahren zuvor tauchte am 17.03. der erste Storch in Nienhagen auf. Er wurde dann aber vertrieben, als am 12.04. der erste Storch vom Vorjahr eintraf.

Nur wenig besser erging es dem Storch mit der Ringnummer Radolfzell DER 0 6559. Er war in der Zuchtstation Schwarzach an der Mosel groß geworden. Nun, als Dreijähriger, erschien er am 17.03. in Wienhausen. Eine Woche später stellte sich ein Weibchen ein, möglicherweise das vom Vorjahr. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden die beiden zueinander. Als das erste Ei im Nest lag, tauchte ein zweites Paar auf. Es gab heftige Kämpfe über viele Stunden. Endergebnis: Das zweite (vorjährige?) Männchen erwies sich als stärker. Das Ei wurde aus dem Nest geworfen. DER 0 6559 wurde vertrieben und bezog im benachbarten Langlingen Quartier. Zwei Tage später traf auch dort ein Weibchen auf, Gemeinsam zogen die beiden zwei Junge groß.

Eine ähnliche Entwicklung wie im Kreis Celle hat sich bereits zuvor in den westlicher gelegenen Regionen vollzogen. Auch hier tauchten vermehrt und früher Störche auf, die zum Teil von Menschenhand aufgezogen worden waren. Es ist zu vermuten: Wenn die Zahl dieser Störche weiter zunimmt und auch immer mehr bereits in Spanien überwintern, wird sich auch bei uns der Gesamtpopulation weiter zugunsten der Westzieher verschieben – und das Durcheinander wird zunehmen.

3. Weitere Berichte von den Brutstandorten im Kreis Celle

Die letzte erfolgreiche Brut in Hohne fand 1965 statt. In den folgenden Jahren tauchten dann zwar immer mal wieder Störche auf, schritten aber nicht zur Brut. Nur im Jahr 1985 schlüpften dort zwei Junge, von denen aber eins verstarb und das andere in eine Pflegestation gebracht werden musste. Um so gespannter war die gesamte Bevölkerung, als sich in diesem Jahr erstmals wieder ein Paar zur Brut anschickte. Anfänglich gab es Nestkämpfe mit dem Paar aus Ahnsbeck. Deren Nahrungsrevier hatte bis zum Eintreffen der Hohner Störche auch die Wiesen und den Sportplatz an der Wiehe umfasst. Mit der Eiablage waren die Kämpfe dann zuende. Zur großen Überraschung aller wurden im Nest auf der Kirche vier Junge groß und auch flügge. Damit war das Hohner Paar in diesem Jahr das erfolgreichste im Kreis Celle. Im benachbarten Ahnsbeck schlüpften drei Junge, von denen zwei flügge wurden.

In Altencelle hatten die Störche nach vielen Jahren Pause dann ab 1995 wieder regelmäßig gebrütet. In den folgenden Jahren waren aber jeweils höchstens nur zwei Junge groß geworden. In diesem Jahr nun zeigte sich: Bei günstigen Bedingungen können es auch drei werden.

Nachdem sich in Großmoor nach der Vertreibung des vorjährigen Männchens ein neues Paar gebildet hatte, wuchsen dort im Nest auf der Kirche zwei Junge auf. Als die beiden im Alter von ca. 6 ½ Wochen bereits fast ausgewachsen waren, fehlte plötzlich ein Jungstorch. Querstehende Federn ließen vermuten, dass er tot im Nest liegen musste, zumal unter dem Nest nichts gefunden wurde. Bei einer Kontrolle im Herbst ergab sich allerdings, dass auch im Nest keine Überreste lagen. Eine Erklärung könnte sein, dass der Jungstorch starb, von den Eltern aus dem Nest geworfen und dann von einem Fuchs mitgenommen wurde. Möglicherweise ist der tote Jungstorch auch im Nest verwest, und die Überreste wurden später von Krähen u.a. abgetragen. In Großmoor bewahrheitete sich die Einschätzung: In feuchten Jahren können die vielen Wiesen und Weiden einen guten Bruterfolg ermöglichen. In Jahren wie 2000 mit langer Trockenheit aber wird sich bemerkbar machen, dass hier im Vergleich mit anderen Neststandorten weniger Wasserflächen wie Teiche, Altarme und Gräben vorhanden sind.

In Hornbostel lag über mehrere Wochen ein vermutlich unbefruchtetes Ei am Nestrand. Anfang Juni beobachtete ich, dass ein Altstorch Bindegarn ins Nest eintrug. Dies kann für die Jungen gefährlich werden, wenn sich dann das Garn bei ihnen um Gliedmaßen wickelt und sie abschnürt. Vorsichtshalber führte ich dann mit Hilfe der Feuerwehr eine Nestkontrolle durch. Dabei stellte ich fest, dass alle drei Jungen wohlauf waren. Vom Bindegarn war nichts mehr zu entdecken.

In Langlingen profitierten die Störche von der teilweisen Reaktivierung des alten Stausystems bei Nienhof. Angesichts der großen Trockenheit wurde Wasser vom Zugkanal in die Weiden und Wiesen geleitet. Auf den dadurch gut durchfeuchteten Flächen und in den Wasserlachen fanden außerdem die Störche aus Müden, ein Kranich sowie viele Enten, Stare und Rabenvögel Nahrung.

In Oldau traf wieder das vor nun 9 Jahren im Kreis Minden-Lübbecke beringte Männchen vom Vorjahr ein. Nach dem Schlüpfen wurden zunächst immer zwei Junge beobachtet. Als dann bald das erste tot abgeworfen wurde und auch das zweite im Juni am Ende der großen Hitzeperiode gestorben war, schien die Brut erloschen zu sein. Zur großen Verwunderung und Freude stellte sich etliche Tage später heraus, dass noch ein weiterer Jungstorch vorhanden war. Er überlebte und würde flügge.

Das Storchenpaar im benachbarten Winsen konnte zwei Junge groß ziehen.

4. Ausblick

Prophezeiungen über die weitere Entwicklung der Störche im Kreis Celle erscheinen schwierig. Hoffnung geben die geburtenstarken Jahrgänge 1998-2000. Zur Besorgnis Anlass gibt die Tatsache, dass durch die sich auch 2001 fortsetzende Aufgabe von Milchviehbetrieben auch weitere für das Überleben der Störche notwendige Grünlandflächen verloren gingen. Entscheidend wird sein, ob es in den nächsten Jahren gelingt, die noch vorhandenen Nahrungsflächen zu erhalten.

Weißstorch-Statistik für den Kreis Celle

Weißstorch-Statistik für den Kreis Celle
Anmerkungen

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen ( )

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen