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Weißstörche in den Kreisen Celle und Gifhorn
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Jahresbericht Landkreis Celle 2005

1. Weißstorch-Statistik für den Kreis Celle

Weißstorchstatistik für den Kreis Celle
Anmerkungen

 

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen ( )

Vergleich der Nestpaare insgesamt seit 1907 im Kreis Celle mit Jungen

2. 2005

    - Ein Störungsjahr für die Störche
    - Nur sechs Paare im Kreis Celle waren erfolgreich
    - Sechzehn Jungstörche wurden flügge
    - Vogelgrippe: eine Gefahr für die Störche?

Das Störungsjahr

In manchen Jahren kehren die Störche verspätet und oft auch in geringerer Zahl als sonst aus dem Winterquartier zurück. Solche Jahre werden als Störungsjahre bezeichnet. Die Ursachen dafür können in den Überwinterungsgebieten und unterwegs auf dem Zug liegen. Die Folge sind dann weniger Brutpaare und meistens auch weniger Junge.

2005 war ein solches Störungsjahr für die Störche - allerdings nur für die Ostzieher. Deren Flugroute führt über den Balkan, den Bosporus, die Türkei bis nach Ostafrika und teilweise Südafrika - und zurück. Die Westzieher hingegen überwintern im Süden Spaniens oder in Westafrika. Während nun die Westzieher pünktlich und in gewohnter Anzahl zurück kehrten, war dies bei den Ostziehern nicht der Fall. Regional unterschiedlich kamen in Nord- und Ostdeutschland zwischen 10 und 30 Prozent weniger Störche an als im Vorjahr. Außerdem gab es vielfach Verspätungen.

Das letzte Störungsjahr hatten wir 1997. Die Ursache damals war vor allem ein durch Kälte und Nässe bedingter extremer Zugstau im Bereich Syrien - Türkei. Teilweise mehr als vier Wochen kamen die Störche nicht weiter, ja manche flogen sogar ein Stück wieder gen Süden. Durch die dann verspätete Ankunft bei uns gab es weniger erfolgreiche Brutpaare als sonst.

Die Ursachen für das Störungsjahr 2005 sind nicht so einfach festzustellen. Ende März bestand ein etwa einwöchiger Zugstau in Syrien. Dauerregen im rumänischen Karpatenbereich sorgte ebenfalls für einen bis zu zwei Wochen dauernden Stop. In der zweiten Aprilhälfte aber hatten sich die Staus aufgelöst. Dennoch kamen weiter viele Störche bei uns verspätet an oder blieben ganz aus. So ist zu vermuten, dass die Ursachen dafür bereits in den Überwinterungsgebieten zu suchen sind. Aus Ostafrika wird von einer großen Dürreperiode berichtet. Sie kann zur Schwächung oder gar zu erheblichen Ausfällen bei den Störchen dort geführt haben, die dann die Ursache für den verspäteten und zahlenmäßig geringeren Rückzug waren. Mitgewirkt haben möglicherweise auch ungünstige thermische Bedingungen auf dem Rückflug. In der Presse war auch von Vermutungen die Rede, die Störche könnten durch den Verzehr vergifteter Heuschrecken umgekommen sein. Dies ist aber wenig wahrscheinlich. Auch in den Überwinterungs- bzw. Zugbereichen der Weststörche fanden Heuschreckenbekämpfungen statt- und bei diesen Störchen gab es keine nennenswerten Ausfälle.

Auf den Kreis Celle hatte das Störungsjahr weniger Auswirkungen als auf die östlicher gelegenen Gebiete. Dies liegt darin begründet, dass wir ein Mischgebiet sind, in dem sowohl Ost-, als auch Westzieher brüten. 2005 zeigte sich, dass - auch jüngere - Weststörche an mehreren Stellen die durch das Fehlen von Oststörchen entstandenen Lücken auffüllten. Ohnehin hat es in den letzten Jahren eine Steigerung des Anteils der Westzieher gegeben. Sie haben durch die zunehmende Überwinterung bereits in Südspanien einen viel kürzeren und gefahrloseren Weg zurück und können daher auch eher die Brutplätze besetzen. Dennoch: Erstmals seit vielen Jahren blieb das Storchennest auf dem Schornstein der Schlachterei Kleinschmidt in Winsen ohne Brutpaar. Erst am 21. Mai kam ein Storch, dem sich zwei Monate später doch noch ein zweiter hinzu gesellte. Eine Brut war darum nicht möglich. Da es auch sonst aufgrund von Storchenkämpfen, Schlechtwetterphasen und tauben Eiern weitere Ausfälle gab, wurden im Kreis Celle letztlich nur 16 Junge in sechs Nestern flügge- ein. In Anbetracht der besonderen Umstände dieses Jahres dann doch noch zufrieden stellendes Ergebnis.

Vogelgrippe – eine Gefahr auch für die Störche?

Angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe stellt sich die Frage, ob möglicherweise auch die Oststörche gefährdet sein könnten, wenn sie ab Mitte März auf ihrem Heimflug die Türkei passieren. Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover halten dies für wenig wahrscheinlich. Die Übertragungswege des Virus sind immer noch weitgehend unklar. Fest steht, dass bei keinen der Zugvögel wie Krähen, Gänsen und Kranichen, die in Massen auch durch Gegenden, in denen die Vogelgrippe nachgewiesen wurde, gezogen sind, bisher Verluste geschweige denn Epidemien bekannt geworden sind.

3. Informationen von den einzelnen Brutstandorten

Langlinger Paar auf tauben Eiern

Im Spätherbst war in Langlingen auf dem Hof Mylius der alte Brennereischornstein mit dem Storchennest abgetragen worden. Ein neues Nest fand seinen Platz auf dem Dach der Putenscheune. Es wurde auch angenommen, nun allerdings von anderen Bewohnern. Hatten in den letzten Jahren immer ein beringtes Männchen und ein unberingtes Weibchen gebrütet, war es in diesem Jahr umgekehrt. Dabei wirkte das Weibchen sehr jung und unerfahren. Es besaß einen ganz schmalen Ring, wie ihn normalerweise Störche in Zoos haben. Leider war es nicht möglich, diesen Ring abzulesen. Als nun fast drei Wochen nach dem errechneten Schlupftermin immer noch gebrütet wurde, war klar: In diesem Jahr wird es nichts mit dem Storchennachwuchs. Vermutlich waren die Eier nicht befruchtet.

Großmoorer Junge blieben gesund

Im Vorjahr waren die Jungen im Nest auf der Kirche in Großmoor an Aspergillose, einer Pilzerkrankung der Atemwege, gestorben. Daraufhin wurden im Winter vorsichtshalber 2/3 des Nestes abgetragen - wobei sich auch die Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover nicht einig waren, ob eine solche Maßnahme zum Schutz künftiger Bruten erforderlich sei. Auf jeden Fall gab es diesmal keine Verluste bei den Jungen. Alle vier wurden flügge. Damit hat Großmoor als Neststandort mit den meisten Storchenjungen in den letzten acht Jahren nun Hornbostel überflügelt.

Wienhäuser Junge bei Nestkämpfen getötet

Zumindest das Weibchen war, weil unberingt, ein anderes beim Storchenpaar auf dem Kloster Wienhausen. Zunächst verlief die Brut problemlos. Als aber die ersten Jungen gerade geschlüpft waren, griff ein fremder Storch das Nest an. Dabei wurden die Jungen getötet und die Eltern vertrieben. Sie kehrten zurück, als der Eindringling wieder abgezogen war, und blieben bis Ende August. Das Weibchen des Vorjahres erschien doch noch sehr verspätet Mitte Juli und ließ sich, weil ihr Platz in Wienhausen schon von einer anderen besetzt war, im benachbarten Bockelskamp nieder.

Hohner Nesthäkchen schaffte es nicht

Lange Zeit sah es so aus, als ob sich drei Junge im Storchennest auf der Hohner Kirche befänden. Dann wurde zwischen ihnen noch ein viertes Köpfchen entdeckt. Beim Beringen zeigte es sich, dass dieses vierte Junge gegenüber seinen Geschwistern in der Entwicklung doch sehr zurückgeblieben war. Eine Woche danach waren es dann aber doch nur noch drei Junge. Das Nesthäkchen lebte nicht mehr. Seine Geschwister hingegen wurden problemlos flügge.

Ahnsbecker Nest in wenigen Tagen wieder aufgebaut

In den letzten Jahren war das Nest auf dem Feuerwehrturm in Ahnsbeck doch sehr hoch und damit auch sehr schwer geworden. Deshalb wurde es im zeitigen Frühjahr bis fast aufs Grundgerüst abgetragen. Zunächst erschien ein sehr junges Storchenpaar, das mehrfach zwischen Ahnsbeck und Langlingen hin und her wechselte. Es wurde dann von einem anderen – möglicherweise dem vorjährigen – Paar abgelöst, das sich sogleich an den Wiederaufbau des Nestes machte. Schon nach wenigen Tagen begann die Brut. Zwei Junge wurden flügge.

Neue Partnerin in Altencelle

In Altencelle kommt vermutlich schon seit Jahren dasselbe Männchen. Bei den Weibchen aber gab es mehrere Wechsel. Dies war auch 2005 so, denn im Gegensatz zum Vorjahr trug das Weibchen diesmal keinen Ring. Von den vier geschlüpften Jungen wurden drei flügge – für Altencelle mit einem jährlichen Jungendurchschnitt von zwei ein erfreuliches Ergebnis.

Diesmal kein Rekord in Nienhagen

Im Vorjahr hatte Nienhagen das Rekordergebnis von fünf ausgeflogenen Jungen zu verzeichnen. Diesmal wurden nie mehr als zwei gesehen. Vermutlich war das nasskalte Wetter in der Schlupfphase die Ursache dafür. Diese beiden aber wuchsen problemlos heran und traten dann bereits am 8. August als erste von allen Celler Jungstörchen den Flug in den Süden an.

Spätes Glück in Hornbostel

Besonders unter dem Störungsjahr hatte das Storchenmännchen in Hornbostel zu leiden. Selbst Westzieher musste es sechs Wochen warten, bis dann – völlig erschöpft - seine Partnerin als Ostzieherin gerade noch rechtzeitig erschien, um mit ihm zwei Junge aufziehen zu können. Generell gilt: je später im Mai eine Storchenbrut beginnt, desto geringer sind die Aussichten auf einen erfolgreichen Verlauf.

Keine Brut in Winsen

Ein nicht besetztes Storchennest auf dem Schornstein der Schlachterei Kleinschmidt in Winsen - das hatte es schon ganz lange nicht gegeben. Manche Winser vermuteten die Ursache in dem seit dem letzten Jahr hochgewachsenen Gras auf dem Nest und forderten, das Nest wieder „ordentlich“ herzurichten. Dies ist aber nicht notwendig, weil die Störche, wenn sie brüten wollen, auch ein „verwildertes“ Nest in kürzester Zeit wieder brutfertig herrichten können. Nein, die Hauptursache lag sicher im Störungsjahr für die Oststörche. Hinzu kommt, dass der Standort Winsen auch aufgrund vieler sehr weit entfernter Nahrungsflächen für die Störche nicht so günstige Brutvoraussetzungen bietet. Hoffnungsfroh für das nächste Jahr stimmt aber, dass dann im Mai und Juli doch noch zwei Störche kamen und blieben.

Besuch in Oldau

In Oldau wurde zuletzt im Jahre 2000 erfolgreich gebrütet- doch auch nur mit einem flüggen Jungen. Dies lässt auf ein begrenztes Nahrungsangebot schließen. So werden wohl künftig höchstens in Jahren mit besonders günstigen Bedingungen Bruten möglich sein. Immerhin hielt sich diesmal von Anfang Juli bis Ende August ein Paar mit Nestbindung dort auf.

4. Ringstörche im Kreis Celle

DER O 6559 Vogelwarte Radolfzell: Das Langlinger Männchen der letzten 5 Jahre kehrte nicht wieder zurück und wurde auch sonst nirgends abgelesen.

DEH L 950 Vogelwarte Hiddensee: Das 2001 in Arnesta/Brandenburg beringte vorjährige Weibchen in Altencelle tauchte nicht wieder auf.

DEH H 0788 Vogelwarte Hiddensee: Das 1999 in Skeuditz/Sachsen beringte Männchen ist seit 2002 Brutvogel in Hornbostel und kehrte auch 2005 dorthin zurück.

DEH KA 4136 Vogelwarte Hiddensee: Dieses 1995 in Rühstädt/Brandenburg beringte Weibchen brütete 1998 in Uetze-Obershagen, 1999 in Giesen/Hildesheim, 2002 und 2004 in Wienhausen. 2005 kam es erst am 17.7. dort an. Da das Nest besetzt war, blieb es dann im benachbarten Bockelskamp.

DEW 2X 206 Vogelwarte Helgoland: Der 2004 in Nienhagen beringte Jungstorch wurde im September 2005 bei Cadiz/Südspanien abgelesen und hielt sich in der Nähe der Stelle auf, wo schon ein Jahr zuvor sein Nestgeschwister DEW 2X 209 festgestellt worden war. Dies lässt darauf schließen, dass die Nienhagener Jungstörche als Westzieher gar nicht mehr nach Afrika gezogen, sondern mit vielen anderen Überwinterern bereits in Spanien geblieben sind.

DEW 2X 222 Vogelwarte Helgoland: Dieser 2004 in Hohne beringte Jungstorch ist vermutlich auch nicht nach Afrika gezogen. Als Einjähriger wurde er im Juni 2005 in einem Trupp mit dreizehn Nichtbrüterstörchen in Luxemburg abgelesen. Sie hielten sich dort in einem angestauten Bachtal auf und flogen nach 10 Tagen weiter. – Diese Beobachtung beweist wieder einmal, dass bei weitem nicht alle Jungstörche erst mal mindestens drei Jahre in ihren Überwinterungsgebieten bleiben.

DEW 2X 229 und DEW 2X 230 Vogelwarte Helgoland: Die beiden 2005 in Nienhagen beringten Jungstörche schlugen auf ihrem Zug ins Winterquartier wie ihre Geschwister im Vorjahr die südwestliche Richtung ein. Sie wurden nämlich bereits am Tage ihres Abzuges dann 43 km entfernt in Schloss-Ricklingen/Garbsen inmitten eines Trupps von 12 Störchen abgelesen, die sich dort auf den Hausdächern niedergelassen hatten.

DEW 2X 902 Vogelwarte Helgoland: In Altencelle als Jungstorch beringt wurde er am zwei Tage nach seinem Abflug gen Süden am 24.8.05 tot unter einer Stromleitung in Sachsen gefunden. Er gehörte folglich zu den Ostziehern.

5. Alle Daten - alle Zahlen 2005 im Kreis Celle

Alle Daten - alle Zahlen 2005 im Kreis Celle

x = nicht bekannt, (Datum) = Storch blieb nicht